St. Klara (Nürnberg)

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St. Klara (Nürnberg)

St. Klara ist eine römisch-katholische Kirche in der Altstadt von Nürnberg. Das Gebäude steht im Stadtteil Altstadt St. Lorenz an der Königstraße zwischen Lorenzkirche und Frauentor. Der im Jahr 1270 begonnene Bau ist eines der ältesten erhaltenen Sakralgebäude der Stadt und diente zunächst als Gotteshaus des Klarissenklosters. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster aufgelöst und die Kirche ab 1574 als evangelische Predigtkirche genutzt. Nachdem Nürnberg im Jahr 1806 an Bayern fiel, profanierte man das Gebäude, seit 1854 ist es wieder katholische Kirche. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche bei einem Bombenangriff schwer beschädigt, in der Nachkriegszeit baute man sie in ihrer vorherigen Gestalt wieder auf. 1979 ging das Kirchenrektorat an die Jesuiten über. Seit 1996 ist St. Klara Offene Kirche mit einem breit gefächerten spirituellen und kulturellen Angebot.


1274 bis 1574: Klosterkirche

Eine Kirche im Zusammenhang mit dem späteren Klarissenkloster (damals noch ein Konvent von Magdalenerinnen) ist erstmals in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1246 erwähnt. Um 1270 begannen Bauarbeiten für ein neues Kirchengebäude, an denen auch Arbeiter der Bauhütte von St. Sebald beteiligt waren. Am 10. September 1274 weihte der Bamberger Bischof Berthold von Leiningen Hauptaltar und Chor der heiligen Maria Magdalena. Das Langhaus der Kirche wurde im Wesentlichen vom Vorgängerbau übernommen, die neue Apsis daran angebaut. An der Westseite des Langhauses war ein zweistöckiger Nonnenchor eingebaut. Es handelte sich hierbei um ein Oratorium, das vom öffentlich zugänglichen Teil des Kirchenraumes abgegrenzt war und den Nonnen für ihre Gottesdienste und sonstigen sakralen Handlungen zur Verfügung stand. Der untere, ebenerdige Teil des Nonnenchores wurde als Gruftkirche genutzt.

Im Jahr der Chorweihe hob das 2. Konzil von Lyon alle Bettelorden auf, die nach 1215 gegründet worden waren, somit auch den Orden der Magdalenerinnen, zu dem der Konvent bis dahin gehört hatte. Deswegen ersuchte die damalige Priorin um Aufnahme des Klosters in den Klarissenorden. Diese wurde auf Anweisung von Papst Nikolaus III. am 29. Januar 1279 durch den Bischof Berthold von Leiningen vollzogen und die Kirche erhielt das Patrozinium der Klara von Assisi.

Nach weiteren Bauarbeiten an Kirche und Kloster erfolgte 1339 die Weihe der Kirche und des östlich von ihr gelegenen Kirchhofs (Friedhof für Laien, die nicht zur Klostergemeinschaft gehörten), auch der Kreuzgang und der westlich von der Kirche gelegene Friedhof des Klosters wurden geweiht.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts fand ein Ausbau statt. Der Nonnenchor wurde umgestaltet; den unteren Teil verlegte man in eine an der Nordseite des Langhauses angebaute Kapelle (die heutige Caritas-Pirckheimer-Kapelle), der obere Teil wurde abgerissen und in größeren Ausmaßen neu errichtet, zu seiner Beleuchtung wurden neue, gotische Fenster mit Maßwerk in die Westfassade eingebaut. Da durch den Wegfall des unteren Nonnenchores das gesamte Langhaus für die Öffentlichkeit zugänglich war, wurde das in den Kreuzgang des Klosters führende Westportal der Kirche vermauert.

An der Nordwand wurde zusätzlich zur Kapelle noch eine Sakristei (1434) angebaut. Auch der Silberturm, neben der Kirche das einzige noch erhaltene Bauwerk des Klosters, entstand in dieser Zeit. Bei ihm handelt es sich um ein zweigeschossiges Türmchen mit rechteckiger Grundfläche und Satteldach, das westlich an die Kapelle angebaut ist. Außerdem wurde das Chorjoch im Äußeren auf die Höhe des Langhauses angehoben und beide Gebäudeteile unter einem Satteldach vereinigt. Die bisherigen romanischen Rundbogenfenster wurden im Zuge der Bauarbeiten zu gotischen Spitzbogenfenstern mit Maßwerk umgebaut.

Nach der Reformation 1525 wuchs der Druck der Stadt Nürnberg auf den Konvent, das Kloster aufzulösen und sich dem lutherischen Bekenntnis anzuschließen. Unter der Äbtissin Caritas Pirckheimer konnte man sich zwar gegen eine sofortige Schließung wehren, jedoch durften keine Novizinnen mehr aufgenommen werden, so dass das Kloster mit dem Tod der letzten Nonne 1596 aufgelöst wurde.


1574 bis 1806: Protestantische Predigtkirche

St. Klara war infolgedessen in den Besitz der Stadt Nürnberg übergegangen und wurde bereits ab 1574 als evangelische Predigtkirche benutzt. Dafür wurden Veränderungen am Gebäude vorgenommen, die jedoch aus der heutigen Gestalt der Kirche nicht mehr ersichtlich sind. Unter anderem wurde eine Kanzel eingebaut. Der Universalgelehrte Christoph Gottlieb von Murr schreibt zu den Baumaßnahmen in seiner Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in des H.R. freyen Stadt Nürnberg von 1778 ohne weitere Erläuterung, die Kirche sei „inwendig 1574 verändert“ worden.

1701 wurde die Kirche renoviert, bei dieser Gelegenheit wurde eine Empore an der Nordseite eingebaut, zu der man auch über eine Treppe an der Außenwand Zugang hatte. Empore und Treppe wurden Anfang des 19. Jahrhunderts wieder abgerissen.


1806 bis 1854: Profane Nutzung

Im Jahr 1806 wurde die Reichsstadt Nürnberg aufgelöst und fiel an das Königreich Bayern. Infolgedessen wurde das Gebäude profaniert. Man nutzte es hauptsächlich als Lager für die Waren von Kaufleuten, später wurden dort auch Messen veranstaltet, bei denen die Nürnberger Industrie ihre Produkte vorstellte. Nach 1848 wurden kurzfristig auch militärische Güter dort gelagert.


1854 bis heute: Katholische Kirche

Da die Zahl der Katholiken in Nürnberg stark anstieg, ordnete der bayerische König Maximilian II. im Jahr 1854 an, dass das Gebäude wieder als katholisches Gotteshaus genutzt werden sollte. Die Klarakirche war damit nach der Frauenkirche (bereits ab 1810 katholisch), zu der sie fortan auch als Filialkirche gehörte, die zweite katholische Kirche in Nürnberg nach der Reformation. Die Weihe erfolgte nach dreijähriger Restaurierungs- und Umbauzeit am 13. Mai 1857.

Die Gebäude des Klarissenklosters wurden mit Ausnahme von Kirche und Silberturm um 1900 abgebrochen.

Bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg am 16. März 1945 wurde das Gebäude schwer beschädigt und brannte bis auf den Chor, die Sakristei und die Langhausmauern aus. 1948 bis 1953 wurde die Kirche in ihrer vorherigen Gestalt wiederaufgebaut. Bei Grabungsarbeiten auf dem ehemaligen Friedhof des Klosters wurden 1959 die Gebeine von Caritas Pirckheimer gefunden, diese wurden im Chor der Kirche bestattet.

Im Jahr 1979 übertrug man das Kirchenrektorat an die Jesuiten, die mit der Kirche schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs eng verbunden waren. So leitete der Jesuitenpater Georg Deichstetter von 1947 bis 1951 die Marianische Kongregation, die in St. Klara ihr geistliches Zentrum hatte. In dieser Funktion sammelte er Geld für den Wiederaufbau der Kirche. 1961 bereits wurde neben der Kirche das Caritas-Pirckheimer-Haus, ein Bildungs- und Tagungszentrum der Jesuiten eingeweiht.

Seit 1996 ist die Klarakirche Offene Kirche und Sitz der Katholischen City-Seelsorge Nürnberg. Verantwortlicher Seelsorger ist Pater Ansgar Wiedenhaus SJ.

In den Jahren 2006 und 2007 wurde der Bau grundlegend saniert. Dabei wurden unter anderem Volksaltar, Ambo sowie die Kirchenbänke ersetzt sowie die Heizung und die Fenster des Gebäudes erneuert. Ein neues Beleuchtungskonzept trägt den verschiedenen Verwendungszwecken des Kirchenraums Rechnung. Der Hauptaltar wurde mitsamt seines Podestes entfernt. Der Eingangsbereich und die Pirckheimerkapelle wurden komplett neu gestaltet. Die nach dem Zweiten Weltkrieg vermauerten Arkaden zwischen Pirckheimerkapelle und Langhaus wurden wieder geöffnet und dienen als Eingang ins Kirchenschiff. Während der Umbauarbeiten fanden die Gottesdienste und sonstigen Veranstaltungen der Offenen Kirche St. Klara in der nahe gelegenen evangelisch-reformierten Marthakirche sowie in der katholischen Kirche St. Elisabeth statt.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/UpperPalatine

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