St. Michael Obenende

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St.Michaels-Kirche

Die im Jahre 1909 erbaute St. Michaels-Kirche befindet sich am Papenburger Obenende im Landkreis Emsland. In Kombination mit dem benachbarten Alten Turm zählt sie zu den Wahrzeichen dieses Papenburger Stadtviertels.


Gründe für den Neubau

Am Ende der 1880er-Jahre setzte sich die Überzeugung durch, dass der Neubau einer Kirche erforderlich sei, da es sich nicht lohnte die Bausubstanz der alten St. Michaels-Kirche zu reparieren. Weil mit dieser zusätzlich weitere negative Aspekte zusammenhingen, wie z.B. der Platzmangel durch den immer weiter steigenden Zuwachs der Gemeinde und den dadurch ausgelösten Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeindemitglieder, obwohl sogar schon eine dritte Sonntagsmesse eingeführt worden war, erwies sich die Idee einer neuen und größeren Kirche als deutlich vorteilhaft.


Finanzierung

Für einen Teil der Finanzierung war ein extra dafür gegründeter „Pfennig-Sammel-Verein" verantwortlich, der durch den Bischof Bernhard Höting angeregt und später von Vikar David Tapmeyer geführt wurde. Schon 1891 konnte ein Baufonds von 52.000 Mark aus den Ansammlungen des Vereins der Königlichen Klosterkammer in Hannover gemeldet werden.


Die Planung der Kirche

Obwohl bis 1900 sämtliche Baupläne erstellt worden sind, war an eine Bauausführung nicht zu denken, da weiterhin finanzielle Mittel trotz der großen Sammelaktion fehlten und die Aufladung einer unerträglichen Schuldenlast der Gemeinde vermieden werden sollte. 1907 entschied sich der Kirchenvorstand für einen Plan des Architekten Wilhelm Plaßmann-Sunder, der sich gegen weitere Architekten durchgesetzt hatte. Der Münsteraner entwickelte einen Entwurf einer neuromanischen dreischiffigen Basilika mit Vierung. Dieser stellte Querhäuser und Chor mit einem abrupten Abschluss, ein flachgedecktes Langhaus und kreuzgewölbte Seitenschiffe dar. Die zwölf Säulen um den hinteren Mitteleingang stehen symbolisch für die zwölf Apostel, für die tragenden Säulen der christlichen Kirche und somit auch für Fülle und Vollkommenheit.


Beginn der Bauarbeiten

Im September 1908 starteten nun endlich die Bauarbeiten nach der ortspolizeilichen Genehmigung, die bereits am 29.06. durchgeführt wurde. Inzwischen waren durch den „Pfennig-Sammel-Verein" 43.500 Mark zusammengekommen und durch die Vermietung der Sitzbänke der alten Kirche weitere Einnahmen erzielt, wodurch eine Bausumme von 192.000 Mark zur Verfügung stand. Am Ostermontag am 12. April 1909 kam es durch Dechant Anton Schulte zur Grundsteinlegung. Um später den Anblick der großen, roten Mauerflächen interessanter wirken zu lassen, verputzte man absichtlich Felder mit Bimssandmörtel. Als Vorbild diente der romanische Dom zu Limburg an der Lahn. Für die Glasmalerarbeiten der Fenster hat man für 3.270 Mark den Glasmaler Josef Menke beauftragt, der die Fenster hinter dem Hauptaltar mit den Bildnissen der Erzengel Gabriel, Raphael und dem Namenspatron Michael schmückte. Am Muttergottesaltar wird die Geburt Jesu und die Krönung Mariens dargestellt, wobei die anderen Fenster in Kathedralglas gefertigt wurden. Beleuchtet wurde die Kirche erstmals mit unzähligen Gas-Stehlichtern. Besonders ist auch der Innenraum der Kirche mit der beeindruckenden Malerei. An der Holzdecke ist ein blauer Himmel mit vielen kleinen Figuren zu erkennen, welche die 30 Sternbilder wie beispielsweise Stier, Widder, die Jungfrau mit Einhorn und Pegasus darstellen. Im Mittelpunkt der Decke steht: „Wachet! Denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde". Für diese Ausmalung sorgte der Münsteraner Maler Gerhard Lamers, der ein Meisterschüler der Düsseldorfer Akademie gewesen ist und sich hingebungsvoll und mit viel Mühe dieser Aufgabe widmete. Im Herbst wurden die drei Glocken aus dem Turm der alten Kirche im neuen Gotteshaus mit viel Aufwand montiert. Nach ungefähr einem Monat war das Geläut am 6.Oktober erstmals am Obenende zu hören. Weil die Orgel der alten Kirche nicht übernommen werden konnte, da die Übertragung zu mühsam und kostspielig gewesen wäre, und der Kauf einer neuen ebenfalls aus finanziellen Gründen nicht möglich war, wurde vorerst ein Harmonium für die musikalische Gestaltung der Messen verwendet. Kapitäne und Steuerleute vom Obenende trugen mit der Spende eines außergewöhnlichen silbernen ewigen Lichtes in Schiffsform zur Gestaltung der Kirche bei. Dieses wurde bei einem Osnabrücker Juwelier angefertigt. Insgesamt musste für den Bau der Kirche 275.000 Mark verwendet werden. Dadurch, dass während der Bauzeit durch Spenden 33.000 Mark zusammenkamen, musste lediglich ein Kredit von 50.000 Mark aufgenommen werden.


Segnung

Am 24. November 1910 fand eine Segnung durch Dechant Anton Schulte statt und im folgenden Jahr die Weihung durch den Bischof Hubertus von Osnabrück. Seine Ankunft wurde mit zahlreichen Radfahrern, einem Fackelzug und einem abendlichen Feuerwerk gefeiert. Gestaltet wurde der Prozess der Weihung mit bedeutungsvollen Gebeten und Zeremonien. Zu dieser Zeit ist der Altbau bis auf den Turm abgetragen.


Heute

Seit 2014 bildet die St. Michaels-Kirche zusammen mit der etwa vier Kilometer entfernten St.Marien-Kirche die Pfarrei St.Michael. Das Pfarrteam, der Pfarrgemeinderat und der Kirchenvorstand sorgen mithilfe verschiedener Gruppen wie dem Bibelkreis, verschiedener Chöre und der Kolpingkapelle für ein buntes und abwechslungsreiches Gemeindeleben. Im Fokus stehen auch Schulgottesdienste, die unterschiedliche Themen beinhalten können, und der Familiengottesdienstkreis, der sich ebenfalls um ansprechende Messen besonders für die jüngeren Gemeindemitglieder kümmert. Zur Pfarrgemeinde zählen das Pfarrhaus, was zwei Priesterwohnungen umfasst, die Kindergärten St.Michael sowie St.Raphael und das Don-Bosco-Heim, welches für kleinere Veranstaltungen oder Gruppentreffen einzelner Verbände der Gemeinde genutzt werden.


Quellen

http://www.st-michael-papenburg.de/index.php?id=2

http://www.papenburg-tourismus.de/DE/Papenburg-entdecken/index.php?we_objectID=404

Zeitungsberichte:

„Die Grundsteinlegung der neuen St.Michaelskirche in Papenburg“ (12.April 1909)/ Bericht über das ewige Licht (12.Januar 1910)/ „Bischof Hubertus weiht die St.Michaelskirche“ (12.September 1911)

Bücher:

„Straßen erzählen“ von Hermann-Josef Döbber/ „752 bis 2006 – Eine Zeitreise“ von Hermann-Josef Döbber/ „Papenburg – Bilder einer Stadt“ von Günther G. A. Marklein/ „100 Jahre St.Michael Papenburg“ von Wilfried Nee

Bild:

aus dem Buch „752 bis 2006 – Eine Zeitreise von Hermann-Josef Döbber, S.306, Scan