Stadtbibliothek Bremen

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Siegelmarke der Stadtbibliothek Bremen

Die Stadtbibliothek ging aus verschiedenen Bibliotheken hervor, die das Lesen für breite Volksschichten vermitteln wollten.


Leihbibliotheken seit 1791

Seit 1791 betrieb der Buchhändler Hintemann eine erste Leihbibliothek in der Sandstraße. Es folgten weitere Leihbibliotheken, so dass um 1800 bereits zehn Bibliotheken in Bremen Bücher verliehen. Mehrere Vereine unterhielten zudem im 19. Jahrhundert für die Volksbildung Bibliotheken, so unter anderem seit 1802 der Verein Erholung Am Ansgarikirchhof, die 1815 gegründete Bremer Bibelgesellschaft und der 1846 als Arbeiterbildungsverein gegründete Verein Vorwärts in der Sandstraße 5.

Der Volksbildungsverein gründete 1884 eine Central-Volksbildungsbibliothek. Die Bibliothek wurde bald danach von der Sparkasse Bremen unterstützt. In vier Nebenstellen der Sparkasse im Westen, Süden und Osten der Stadt, wurden Volksbüchereien eingerichtet und es gab Wanderbüchereien für Schiffe.

Die ab 1866 entstehenden Gewerkschaften richteten zudem eine Arbeiter-Zentralbibliothek ein, die dann später im Gewerkschaftshaus ihren Platz fand. Zu erwähnen ist auch der Verein Lessing, der am Geeren Nr. 3 in der Altstadt residiert.


Lesehalle seit 1900

1900 wurde auf Initiative von Senator Victor Marcus (1849–1911), der Verein Lesehalle Bremen gegründet, der als Vorläufer der Stadtbibliothek gelten kann. Dieser Verein hatte das Ziel, Lesehallen in Bremen zu errichten und zu verwalten. Nach einem ersten Aufruf kamen 176.000 Mark an Spendengeldern zusammen, die zur Anschaffung „politischer Tagesblätter, Wochen- und Monatsschriften, gewerblicher Fachblätter sowie wissenschaftlicher und schöngeistiger Werke“ dienen sollten. Noch im selben Jahr wurde der Bibliothekar Dr. Arthur Heidenhain (1862–1941) aus Jena zum Leiter der im Aufbau befindlichen Lesehalle in Bremen ernannt. Unter seiner Leitung wurde am 15. Mai 1902 die erste Lesehalle in Bremen am Ansgarikirchhof Nr. 11 eröffnet.

Das Haus und die Einrichtung waren ein Geschenk von Senator Marcus. Die Lesehalle sollte „mehr oder weniger eine Laienbibliothek im besten Sinne des Wortes, im Gegensatz zu einer Gelehrtenbibliothek“ sein. Um eine Institution ohne Mittel vom Staat am Leben zu erhalten, bedurfte es nicht nur großen Engagements, sondern auch großzügiger Hilfe von Sponsoren. Viele Bremer Institutionen und Bürger spendeten kleinere und größere Beträge, unter ihnen die Sparkasse, und immer wieder Marcus, inzwischen Bürgermeister, der aus seinem eigenen Vermögen hohe Summen für die Lesehalle beisteuerte.

Die Lesehalle florierte, der Leserzuspruch steigert sich stetig und der Bücherbestand erhöht sich von 7.000 Bänden bei der Eröffnung bis 1906 auf 17.000 Bände sowie zahlreiche Zeitschriften im Bestand. Rund 8000 eingetragene Leser wurden 1902 registriert, die seit 1905 Ausleihgebüren entrichten musste. 1907 wurde die erste Zweigstelle mit dem Namen Lesehalle im Westen in der Nordstraße eröffnet.

Die Lesehalle entwickelte sich zu einer der modernsten Volksbibliotheken ihrer Zeit in Deutschland. Die Blütezeit der Lesehalle hielt nicht lange an. Die jährlichen Ausgaben übertrafen die Summe der Einnahmen um ein Vierfaches. Es wurde verstärkt um Spender geworben. 1921 kam es zur ersten Schließung der Lesehalle wegen der finanziellen Notlage in der Nachkriegszeit, da das Vermögen der Lesehalle als Kriegsanleihe angelegt war. 1922 wurde die Bremer Lesehalle im Keller der Staatsbibliothek am Breitenweg wiedereröffnet. 1925 eröffnete wieder die Filiale im Westen am Steffensweg.


Volksbücherei von 1933 bis 1945

1933 wurde der Leiter Dr. Arthur Heidenhain „aus rassischen Gründen“ entlassen. Der Direktor der Staatsbibliothek, Dr. Hinrich Knittermeyer, übernahm die Leitung der Lesehalle. Das Vermögen der Lesehalle und das Haus am Ansgarikirchhof wurde der Stadt Bremen überlassen. Die Lesehalle wurde mit der Arbeiterzentralbibliothek der Gewerkschaften und der Bücherei des Kulturausschusses des Winterhilfswerks der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) zu einer Arbeitsgemeinschaft Volksbücherei zusammengeschlossen.

Zwischen 1933 und 1938 entstanden neue Zweigstellen in der Neustadt, im Bremer Osten, in Gröpelingen, Rablinghausen und Arsten. 1936 erfolgte die Umbenennung in Volksbüchereien und die Ernennung von Dr. Kurd Schulz zum Leiter. In seiner Amtszeit kommt es zur „Säuberung“ der Bestände von der von den Nationalsozialisten verbotenen Literatur und Modernisierung der Bibliothekseinrichtungen.

1940 erfolgte der Umzug der Hauptstelle der Volksbücherei in das Gebäude einer ehemaligen Privatschule, des Goethe-Pädagogiums am Breitenweg. 1942 wurde die Hauptstelle der Volksbücherei bei einem Bombenangriff zerstört. 1943 konnte die neue Hauptstelle in der Legion-Condor-Straße (heute: Parkstraße) eröffnet werden.


Von der Volksbücherei zur Stadtbibliothek seit 1945

1945 übernahm Werner Mevissen die Leitung der Volksbüchereien. Er setzte in Bremen seine Vorstellungen der Öffentlichen Bibliothek für alle gesellschaftlichen Gruppen um und entwickelte die Volksbüchereien durch ein Konzept der Dezentralisierung.

1947 erfolgte die Trennung der Volksbüchereien der Freien Hansestadt Bremen von der Staatsbibliothek Bremen und die Weiterführung als selbstständige kommunale öffentliche Bibliothek.

1957 war die Eröffnung der Zentralbibliothek am Schüsselkorb in Bremen-Mitte. Bis 2004 sollte hier die Bibliothek ihren zentralen Standort haben.

Der Eröffnung der ersten Patientenbibliothek im Zentralkrankenhaus St. Jürgen-Straße im Jahre 1966 folgten weitere Einrichtungen im Zentralkrankenhaus Links der Weser (1970), in der Evangelischen Diakonissenanstalt (1973), im Zentralkrankenhaus Ost (1976) und im Zentralkrankenhaus Nord 1978).


Stadtbibliothek seit 1969

1969 erfolgte die Umbenennung der Volksbüchereien der Freien Hansestadt Bremen in Stadtbibliothek Bremen und die Eröffnungen der Stadtteilbibliotheken Vahr, Lesum und Vegesack.

1974/75 waren die Eröffnungen der Stadtteil- bzw. Bezirksbibliotheken Gröpelingen, Neustadt, Huchting und Osterholz, der Graphothek, der Bibliotheken in den Justizvollzugsanstalten und der Jugend- und Schulbibliothek Vorkampsweg.

1976 wurde Martha Höhl Direktorin der Stadtbibliothek. Die finanzielle Notlage der Stadt ließ die Realisierung einer neuen Zentralbibliothek noch nicht zu. Ein Drittel des Fachpersonals und zehn Zweigstellen wurden eingespart. Mit ganz neuen Konzepten zur Öffentlichkeitsarbeit führte Höhl die Einrichtung durch „schweres Fahrwasser“ und es gelang ihr, die Einführung der EDV, welche die Bibliotheksarbeit in Bremen grundlegend ändern soll. Mit 2,8 Millionen Entleihungen und etwas mehr als 100.000 eingetragenen Benutzern schloss die Stadtbibliothek ihr erfolgreichstes Jahr seit der Gründung ab.

1980 gehörten insgesamt 44 Bibliotheken zum Netz der Stadtbibliothek Bremen: Die Zentralbibliothek mit Musik-Abteilung, vier Bezirks- und neun Stadtteilbibliotheken, einundzwanzig Jugend- und Schulbibliotheken, Schulbibliothekarische Arbeitsstelle, Bibliothek im Berufsbildungszentrum, Graphothek, Busbibliothek, fünf Patientenbibliotheken und die Bibliotheken in der Justizvollzugsanstalt. 1981 bezog die Musik-Abteilung der Zentralbibliothek aus Platzgründen ein eigenes Gebäude.

1983, nach Abschluss der Reform der Bibliotheken im Justizvollzug, standen eine Zentralbibliothek in der Justiz-Vollzugsanstalt Oslebshausen und vier weitere Bibliotheken in der Untersuchungs-Haft, der Jugendstrafanstalt, der Frauenhaftanstalt und der Haftanstalt Bremerhaven zur Verfügung.

1991 wurde der neue Bibliotheksbus in Dienst gestellt. Mit der Übernahme der Leitung durch Barbara Lison begann 1992 die Modernisierung und betriebliche Konsolidierung der Stadtbibliothek durch die Netzverkleinerungen, die Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung, ein neues Steuerungsmodells und durch die Umstellung zum Eigenbetrieb. Der vorgesehene Abbau im bremischen öffentlichen Dienst von 1992 bis 1996 traf auch die Stadtbibliothek. Es mussten vier der fünf Patientenbibliotheken geschlossen werden; lediglich die Bibliothek im Zentralkrankenhaus Ost verblieb. Nachdem auch die Schließung aller Jugend- und Schulbibliotheken drohte, beschloss der Senat die Abordnung von zwanzig Lehrern zur Aufrechterhaltung der in den Schulen gelegenen Einrichtungen.

1995 wurde die Stadtbibliothek Neustadt als erste Einrichtung auf elektronische Datenverarbeitung umgestellt.

Die Deputation für Wissenschaft und Kunst beschloss im Januar 1997 die Neustrukturierung der Stadtbibliothek. Konsequenz dieses Konzeptes „einer effektiveren Auslastung von Ressourcen“ war die Schließung der Stadtteil-Bibliotheken Blumenthal, Horn-Lehe, Östliche Vorstadt, Hemelingen und Walle, der Jugend- und Schulbibliothek Parsevalstraße sowie die Übernahme der Graphothek durch die Städtische Galerie.


Neuere Entwicklung seit 1999

Die Stadtbibliothek Bremen wurde 1999 in einen Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen umgewandelt. Der Standort West kam in einem eigens für die Bibliothek gebauten Gebäude an der Lindenhofstraße unter.

Die Rückführung der Graphothek ins Netz der Stadtbibliothek und der Umzug der Zentralbibliothek Schüsselkorb in das ehemalige Polizeihaus wurde vom Bremer Senat beschlossen.

2002 erfolgte der Festakt für das hundertjährige Bestehen der Stadtbibliothek im Bremer Rathaus und im Herbst begann der Umbau des Alten Polizeihauses.

Die Stadtbibliothek Vahr zog in das neue Einkaufszentrum Berliner Freiheit und die Stadtbibliothek Huchting in das Roland-Center. Beide Einrichtungen konnten in der Folge ihre Leistungszahlen erheblich steigern.

Die Stadtteilbibliothek in der Neustadt und der eigene Standort der Musikbibliothek an der Straße Außer der Schleifmühle wurden aufgegeben. Am 6. Oktober 2004 wurde die neue Zentralbibliothek im Forum Am Wall eröffnet.

Seit dem Jahr 2000 dokumentiert die heute am Wall untergebrachte Krimibibliothek Bremen als bislang für Literatur deutscher Sprache einzigartige Einrichtung die gesamte deutschsprachige Kriminalliteratur ab 1965 sowie Sekundärliteratur und Zeitschriften. Sie wurde dafür 2009 durch die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ als besonderer Beitrag zur Kulturlandschaft Deutschlands ausgezeichntet.



Text: Wikipedia

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