Staufen

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Staufen im Breisgau liegt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in Baden-Württemberg.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Staufen.

Geschichte

Vorgeschichte bis Frühmittelalter Nur wenige Funde belegen eine vorgeschichtliche Begehung bzw. Besiedlung: Einige Feuersteinartefakte datieren in die Mittel- bzw. Jungsteinzeit, für die Bronzezeit wird aufgrund von Geländemerkmalen und Keramikbruchstücken eine Höhensiedlung der Urnenfelderkultur angenommen, dies gilt auch für eine eisenzeitliche Siedlung der Hallstattkultur.

Archäologisch direkt nachgewiesene Ansiedlungen setzen erst mit der römischen Kaiserzeit ein. Durch moderne archäologische Methoden wie die Luftbildarchäologie und geophysikalische Prospektion ist ein als villa rustica angesprochener Gebäudekomplex zwischen Staufen, Grunern und Kropbach gut dokumentiert, wenn auch nicht vollständig erfasst. Weitere römische Funde liegen auf dem Gebiet der mittelalterlichen Stadt bzw. am Schlossberg vor, deren Ausdehnung und genaue Zeitstellung bleibt jedoch aufgrund der mittelalterlichen Überbauung unklar.

In die Zeit der Völkerwanderung datieren alamannische Einzelfunde am Schlossberg wie beispielsweise ein sax (ein einseitiges Hiebschwert); Gräberfelder oberhalb von Wettelbrunn werden in die Merowingerzeit datiert.

Urkundlich wird Staufen erstmals im Lorscher Codex mit der am 16. April 770 erfolgten Schenkung von Gütern in pago Brisgowe, in villa Staufen (Dorf Staufen im Breisgau) an das Kloster Lorsch genannt.[3] Weitere Schenkungen sind für die Jahre 772 bzw. 773 belegt;[4] so ist auch aufgrund des St.-Martin-Patroziniums der späteren Stadtkirche von einer größeren Ansiedlung um einen fränkischen Herrenhof auszugehen.

Hochmittelalter

Sehr früh ist die Bedeutung des Bergbaus urkundlich belegt: Im Jahr 1028 verlieh Kaiser Konrad II. Bergbaurechte bei Kropbach an den Bischof von Basel. Spuren des Bergbaus auf Silber und Blei sind im südlich des Weilers gelegenen Kropbachtal zu finden.[5]

Die weitere Geschichte des Ortes ist eng mit den Herren von Staufen verbunden. Diese waren nicht verwandt mit dem Hochadelsgeschlecht der Hohenstaufen und hatten die Herrschaft Staufen fast 500 Jahre kontinuierlich zum Lehen (für ein teilweise angenommenes Allodialgut finden sich keine Belege). Die Kontinuität der Herrschaft über ein halbes Jahrtausend hinweg ist auch deswegen bemerkenswert, weil die Herren von Staufen üblicherweise das Erbe unter den Gliedern der Familie aufteilten.

Für das Jahr 1111 wird im Rotulus Sanpetrinus, dem Schenkungsverzeichnis des Klosters St. Peter, erstmals ein Adelbert von Staufen erwähnt, der Eigengüter im Nachbarort Ballrechten an das Kloster überträgt. Die gleiche Quelle belegt die Herren von Staufen als Ministeriale der Herzöge von Zähringen, ebenso eine Urkunde der Abtei Cluny von 1115. Adalbert dürfte bereits eine Burg in oder bei Staufen besessen haben; ob es sich dabei bereits um die noch heute sichtbare Burg Staufen handelte, ist fraglich. Deren Entstehung wird jedoch im Laufe des 12. Jahrhunderts angenommen.

Die Herren von Staufen entstammen einer Nebenlinie derer von Blankenberg, die ihren Sitz vermutlich auf einem kleinen Berg bei Opfingen hatten und im Dreisamtal über Besitz verfügten. Wie auch bei deren Verwandten, den Herren von Weiler und den Herren von Falkenstein, handelt es sich wahrscheinlich um alten Adel, der mit dem Vordringen der Zähringer in die Ministerialität eintrat, und somit nicht um ursprünglich unfreie Dienstmänner der Zähringer. Eine besondere Stellung der Herren von Staufen unter den Zähringern ist durch die Übernahme des Hofamts des Marschalls belegt.

Fraglich ist, wer die Herren von Staufen neben Staufen selbst mit ihren Haupteinnahmequellen, der Vogtei über das Kloster St. Trudpert und dem Bergregal im Münstertal, belehnte. Als Vögte sind sie erstmals 1211 nachgewiesen, jedoch können aufgrund der Stiftung eines silbernen Vortragekreuzes aus dem Jahr 1175 mit den Bildern der Stifter Anna und Gottfried von Staufen ältere Rechte postuliert werden. Aufgrund des Ministerialenverhältnisses zu den Zähringern wurde lange Zeit von einem zähringerischen Lehen ausgegangen, obwohl sich dafür keine Schriftquellen finden.

Möglich erscheint ein durch die im Kaiserstuhl beheimateten Herren von Üsenberg erhaltenes Afterlehen des Bistums Basel. Neben anderen Lehen ist dies für den Teilort Grunern belegt; weiterhin bezieht sich auch die erste Erwähnung der Burg Staufen 1248 auf die Anwesenheit zweier Üsenberger, die auf der Burg einen Vertrag mit dem Kloster Tennenbach abschließen.

Dem wird entgegengehalten, dass die Herren von Staufen als Zeugen des Vertrages wie die anderen Zeugen auch dem Gefolge der Erben der Zähringer zuzuordnen sind. Die Wahl der Burg Staufen als Beurkundungsort belegt zumindest, dass die Stellung der Herren von Staufen durch Beziehungen zu verschiedenen Herrschaftsträgern gekennzeichnet war.

Interessanterweise werden weder die Üsenberger noch die Zähringer oder ihre Erben im Zusammenhang mit den Rechten der Herren von Staufen im Münstertal genannt (die Quellenlage ist allerdings aufgrund späterer Fälschungen des Klosters St. Trudpert dürftig, das benachbarte Möhlintal bei St. Ulrich wie das Tal des Neumagens sind zumindest in davon unabhängigen Verträgen über Rechte der Erben der Zähringer ausgenommen).

Da spätere Streitigkeiten mit Kloster über Bergwerksrechte im Münstertal vor dem Bischof von Straßburg ausgetragen wurden, erscheint auch eine Belehnung durch deren Rechtsvorgänger, den Anfang des 13. Jahrhunderts ausgestorbenen Grafen von Nimburg, möglich. Herzog Berthold V. von Zähringen erkennt zumindest für das Möhlintal 1214 die Obervogtei der Straßburger Bischöfe an. Letztlich bleibt die hochmittelalterliche Geschichte Staufens und die Herrschaftsbildung der Herren von Staufen ungeklärt.

Spätmittelalter

Nach dem Aussterben der Zähringerherzöge 1218 versuchten ihre Erben im Breisgau, die Grafen von Urach (die sich später aufgrund des Verlustes des namensgebenden Stammsitzes „Grafen von Freiburg“ nannten), die Lehnshoheit über Staufen in Anspruch zu nehmen, was aber von den Herren von Staufen für Staufen selbst, nicht jedoch für andere Lehen, bestritten wurde. Weiterhin scheinen die Herren von Staufen auch unter den Grafen von Freiburg das Amt des Marschalls innegehabt zu haben, in einem Vertrag der Grafen aus dem Jahr 1239 wurden sie als deren Ministeriale bezeichnet, nannten sich jedoch selbst in einem Vertrag mit dem Bischof von Basel 1258 nobilis vir.

In das gleiche Jahr datiert ein Münzvertrag zwischen Marschall Gottfried von Staufen und der Stadt Freiburg zum Schutz des Breisgauer Pfennigs. Möglicherweise war er weniger Ausdruck der Einigkeit der beteiligten Parteien, sondern eher Vorbote der später offen ausgebrochenen Konflikte. Die Entwicklung von Staufen zur Stadt stand in engem Zusammenhang mit diesen Auseinandersetzungen. Staufen wurde 1269 noch als villa bezeichnet, die Kirche ist 1275 als eigenständige Pfarrei belegt.

Von einer ersten Fehde zwischen den Herren von Staufen und der Stadt Freiburg wird aus den Jahren 1280/81 berichtet. Eine Urfehde mit Freiburg ab dem Jahr 1306 endete mit einer Niederlage der Herren von Staufen, die als Sühneleistung ab 1309 der Stadt Freiburg für zehn Jahre Kriegsfolge leisten mussten. 1313 brach eine nicht näher beschriebene Seuche im Breisgau aus, die auch Staufen traf. In der Folge trat 1315–1317 eine Hungersnot ein; zwischen 1321 und 1325 mussten Glieder der Familie der Herren von Staufen sogar ihre Anteile an der Burg Staufen verpfänden.

Staufen selbst wird 1323 in einer Urkunde des Heiligen-Geist-Spitals in Freiburg erstmals als Stadt bezeichnet (für das oft genannte Gründungsdatum 1280 finden sich keine Belege). Möglicherweise lag kein eigentlicher Gründungsakt vor, sondern vielmehr ein stetiges Wachstum von einem Marktort hin zur aufgrund der Konflikte mit einer Stadtmauer umgebenen Stadt.

Im Stadtbild zeichnet sich neben dem Komplex um die Kirche und dem anschließenden kleingliedrigen dörflichen Siedlungskern eine ehemals breite Marktstraße ab. Die Gründung von Staufen als Markt für und zur Kontrolle über die ältere, später abgegangene, reine Bergbaustadt Münster im Münstertal scheint wahrscheinlich. Möglicherweise wollten die Herren von Staufen auch ihren wirtschaftlichen Einfluss auf die nördlich liegenden Bergbaureviere im Möhlintal und die südlich gelegene Bergwerksstadt Sulzburg, deren einstiger Markt sich aufgrund der engen Tallage weit in der Rheinebene befand, ausweiten.

1325/26 befanden sich die Herren von Staufen in einem Kleinkrieg mit Freiburg um den Bergbau im Münstertal und widerstanden dabei angeblich einer Belagerung. Der Konflikt wurde zu Ungunsten der Herren von Staufen im April 1326 beigelegt, möglicherweise aufgrund des spätestens 1327 erfolgten Erwerbs von pfandschaftlichen Anteilen an der Burg Staufen durch die Stadt Freiburg.

1350 grassierte der Schwarze Tod auch in Staufen; weiterhin wird von Zerstörungen durch das Basler Erdbeben von 1356 berichtet. 1369 wurden die Einkünfte der Stadt Staufen an Freiburger Kaufleute verpfändet; die Freiherren von Staufen mussten 1370 die Oberlehnshoheit der Grafen von Freiburg akzeptieren.

Die Herren von Staufen näherten sich jedoch den seit 1368 im Breisgau erstarkten Habsburgern an; unter den Gefallenen der Schlacht bei Sempach von 1386 befanden sich auch Gottfried und Hans-Ullrich von Staufen. Weiterhin beruhigten sich die Konflikte der Freiherren mit dem Kloster St. Trudpert und der Stadt Freiburg, seitdem sich alle Beteiligten an die Habsburger gebunden hatten.

In der Folge wurde die Stadt Staufen ein Teil Vorderösterreichs; die Freiherren bekleideten ab dem 15. Jahrhundert verschiedene habsburgische Amtsposten in Vorderösterreich. In dieser Phase kam es möglicherweise auch zu einer Erweiterung der Stadt (im Stadtbild ist im Anschluss an die damals noch breite Marktstraße eine Verschiebung der Straßenachse mit Ausrichtung auf die Burg erkennbar, die zu dieser Zeit einen neuen Palas mit repräsentativer Front zur Stadt hin erhielt); weiterhin wurde 1487 die Stadtkirche St. Martin in ihrer heutigen Form errichtet.

Neuzeit

Frühe Neuzeit

1602 erlosch das Geschlecht derer von Staufen durch den Tod des letzten Freiherrn. Burg, Stadt und sämtliche Lehen fielen an Österreich. Schwedische Truppen besetzten im Dreißigjährigen Krieg die Stadt und brannten 1632 die Burg nieder. Vorübergehend war Staufen dann an die Herren von Schauenburg verpfändet und kam 1738 an das Kloster St. Blasien im Hochschwarzwald.[6]

19. Jahrhundert

1806 kam Staufen mit dem Breisgau an das Großherzogtum Baden. Am 24. September 1848 stellten reguläre Truppen während der Badischen Revolution bei Staufen die badischen Freischärler unter Gustav Struve und besiegten sie im Gefecht um Staufen, wodurch der Struve-Putsch beendet wurde.

20. Jahrhundert

Die Zeit des Ersten Weltkriegs in Staufen hat der Stadtchronist und Fotograf Rudolf Hugard (1863–1922), Bruder des Bürgermeisters Albert Hugard (1855–1926, Bürgermeister 1889–1923), in einem ausführlichen Tagebuch für die Jahre 1914 bis 1919 festgehalten.[7]

Entscheidenden Einfluss auf die Etablierung des Nationalsozialismus hatten einzelne Lehrer vor Ort.[8]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, am 8. Februar 1945, wurde Staufen Opfer eines alliierten Luftangriffs. Er richtete schwere Zerstörungen an und legte die Innenstadt in Schutt. Zeitzeugen berichten, dass in Staufen zum Zeitpunkt des Angriffs viele deutsche Truppen stationiert waren, die aus Frankreich abgezogen worden waren. Es heißt, dass französische Piloten, die britische Flugzeuge flogen, die Eisenbahnbrücke zerstören wollten, da diese für den Rückzug der deutschen Truppen wichtig war.

Den Namenszusatz im Breisgau trägt die Stadt seit dem 4. März 1965. Am 1. Juli 1971 wurde Wettelbrunn eingemeindet. Am 1. Januar 1973 kam Staufen, das bis 1936 Sitz des badischen Amtsbezirks Staufen war und danach zum Amtsbezirk Müllheim (ab 1939 Landkreis Müllheim) gehörte, zum neugebildeten Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Die Eingemeindung von Grunern erfolgte am 1. Januar 1974.

Hebungsrisse

Geothermie-Bohrungen für die Heizung des renovierten Rathauses führten ab dem Jahr 2007 zur Hebung der Altstadt, die bis Oktober 2010 Risse in 268 Häusern verursachte, von denen 127 besonders stark beschädigt wurden.[9] Bis September 2012 konnte die Hebung von monatlich einem Zentimeter auf drei Millimeter reduziert werden.[10] 2020 rechnete das Land damit, dass dauerhaft Grundwasser abgepumpt werden müsse, um Gebäudeschäden zu vermeiden.[11]


Text: Wikipedia

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