Steinau (Oder)

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Ścinawa (auch Śzinawa, deutsch Steinau an der Oder) ist eine Kleinstadt im Powiat Lubiński der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Steinau.

Geschichte

In der Nähe des wichtigen Oderübergangs und am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege entstand schon früh eine Siedlung. Sie wurde in einer Urkunde des Papstes Innozenz III. vom 22. November 1202 als „Stinav“ im Zusammenhang von Zehntzahlungen an das Zisterzienserinnenkloster Trebnitz erstmals erwähnt. Für das Jahr 1248 ist ein Pfarrer von „Stinaw“ belegt und für das Jahr 1259 ein Vogt von „Stinavia“. Eine herzogliche Burg am Oderübergang ist für das Jahr 1251 nachgewiesen, in deren Nähe sich auch die ältere slawische Siedlung befand. Unweit davon wurde Mitte des 13. Jahrhunderts die Stadt Steinau, die damals zum Herzogtum Glogau gehörte, von Herzog Konrad II. gegründet und nach Neumarkter Recht ausgesetzt.

Im Jahr 1274 entstand das selbständige Teilherzogtum Steinau, dessen Herzog Johann von Steinau 1329 sein Herzogtum als ein Lehen der Krone Böhmen unterstellte, wodurch es dem Heiligen Römischen Reich eingegliedert wurde. Obwohl der polnische König Kasimir der Große 1335 mit dem Vertrag von Trentschin auf Schlesien verzichtet hatte, versuchte er ab 1343 mehrmals, dieses zurückzugewinnen. Während mehrere schlesische Herzogtümer an der Grenze zum Herzogtum Großpolen erobert wurden, gelangten polnische Truppen bis nach Steinau, das sie anzündeten und die 1290 errichtete Stadtmauer auch verwüsteten. Während des Wiederaufbaus der Stadt wurden die Stadtrechte 1348 erneuert. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Stadt ihre regelmäßige Anlage, mit dem rechteckigen Ring (56 × 93 m) in der Stadtmitte, wie es für Neugründungen der deutschen Ostkolonisation üblich war. 1365 gelangten Stadt und Herzogtum an das Herzogtum Oels und Anfang des 15. Jahrhunderts an die Herzöge von Brieg und Liegnitz und später an das Herzogtum Wohlau.

Unter dem Liegnitzer Herzog Friedrich II., der seit 1523 auch Herr von Wohlau war, fand die Reformation auch in Steinau ihren Eingang, wodurch die Stadtpfarrkirche evangelisch wurde. Zu einem wirtschaftlichen Niedergang der Stadt kam es im Dreißigjährigen Krieg, der Steinau große Zerstörungen brachte. Neben den materiellen Schäden kam noch hinzu, dass zahlreiche Bewohner ums Leben gekommen waren oder nach 1648 aus religiösen Gründen auswanderten. Am 11. Oktober 1633 hatte der kaiserliche Feldherr Albrecht von Waldstein in der Nähe der Stadt gegen die Schweden, Brandenburger und Sachsen gekämpft und ein schwedisches Korps von 5000 Mann und 60 Geschützen unter General von Thurn gefangen genommen.[1] Historische Dokumente berichten, dass in Steinau zwar drei Kirchen, aber nur zwei Wohnhäuser übrig geblieben waren.

Nach dem Tod des Herzogs Georg Wilhelm I., mit dem das Geschlecht der Schlesischen Piasten erlosch, fiel Steinau 1675 zusammen mit dessen hinterlassenen Herzogtümern als erledigtes Lehen in den unmittelbaren Besitz der Krone Böhmen, die seit 1526 die Habsburger innehatten. Anschließend erfolgten Maßnahmen zur Gegenreformation. 1701 wurde die Stadtpfarrkirche zwar rekatholisiert, fiel aber schon 1707 aufgrund der Altranstädter Konvention an die Evangelischen zurück. Für die zahlenmäßig unbedeutende katholische Gemeinde wurde eine Josephinische Kuratie eingerichtet.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Steinau zusammen mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Nach den preußischen Verwaltungsreformen wurde es 1815 der Provinz Schlesien eingegliedert. Ab 1816 war Steinau Sitz des Kreises Steinau, der 1932 mit dem Landkreis Wohlau zusammengelegt wurde.

Vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Steinau wegen seiner wichtigen Lage zur Verteidigung des Oderübergangs als Festung deklariert, weshalb vor der Stadt zahlreiche Betonbunker errichtet wurden. Am 23. Januar 1945 begannen schwere Kämpfe mit der Roten Armee.[2] Am 25. Januar wurde die Oderbrücke gesprengt. Unter schweren Verlusten bildeten Truppen der Roten Armee einen Brückenkopf und drangen in die Stadt ein, die von der Wehrmacht im Häuserkampf erbittert verteidigt wurde. Etwa 3000 deutsche und mindestens ebenso viele sowjetische Soldaten starben bis zur Eroberung der Stadt am 4. Februar 1945. Nach den Kämpfen lagen 1121 Häuser in Trümmern, was 75 % der Bebauung entsprach. Das örtliche Schloss aus dem 19. Jahrhundert wurde dem Erdboden gleichgemacht, vom Rathaus blieb nur der Turm erhalten. Die Ringbebauung wurde stark in Mitleidenschaft gezogen; dort blieben nur fünf Gebäude erhalten.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Steinau mit fast ganz Schlesien 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt. Die Polen führten für Steinau den Ortsnamen „Ścinawa“ ein. Die deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht schon vorher geflohen war, von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde nahezu vollständig aus Steinau vertrieben.

Zum Wiederaufbau der zerstörten Stadt kam es erst nach langer Zeit. Zunächst entstanden neue Wohnhäuser, im Stadtzentrum und am Ring blieben viele Grundstücke unbebaut, auf denen später Plattenbauten errichtet wurden.

Im Frühjahr 2010 wurde Ścinawa durch ein starkes Oder-Hochwasser heimgesucht.


Text: Wikipedia

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