Templin

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Templin ist die flächengrößte Stadt im Landkreis Uckermark im Norden Brandenburgs.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Templin.

Brauerei F. Happoldt

Joachimsthalisches Gymnasium

Sonstige

Geschichte

Bis zum 19. Jahrhundert

Für die Herkunft des Namens „Templin“ wird das germanische Wort timpen, tempen oder tempel mit Bedeutung von „spitzer Hügel“ erwogen, was einen Kontakt zwischen germanischen (bis 5. Jahrhundert) und slawischen Siedlern (ab 6. Jahrhundert) voraussetzt. (Vgl. Vom Fischer und seiner Frau, ein Märchen, das die Gebrüder Grimm von einer Quelle in der Nähe Templins sammelten: Mantje, Mantje, timpete, etwa ‚Mondchen, Mondchen, gezipfelt‘, also der Sichelmond.) Eine andere mögliche Quelle ist das slawische Wort tąpy bzw. topy in Bedeutung von „stumpf“. Daneben kommt noch die Ableitung von einem Personennamen „Tąp-l-“ in Betracht.[5]

Seit dem 8. Jahrhundert wurde die Gegend um Templin und Lychen von den Retschanen (lateinisch Riaciani) bewohnt. Das Volk gehörte zu den Wilzen, die dem westslawischen Bund der Lutizen angehörten. In Folge des Wendenkreuzzuges 1147 fiel das Gebiet unter die Herrschaft des Askaniers Albrecht des Bären. Für Templin konnte bisher keine slawische Vorgängersiedlung nachgewiesen werden.

Die askanischem Markgrafen Johann I. und Otto III. erwarben um 1230 von den Pommernherzögen Wartislaus III. und Barnim I. das Gebiet Barnim. Den Askaniern war der Kauf dieses Platzes sehr wichtig, denn von hier aus konnten sie die hier kreuzenden Handelsstraßen überwachen. Zum einen führte die Handelsstraße von Magdeburg nach Stettin, zum anderen die in Richtung Hamburg durch das Gebiet. Der Standort für die Gründung Templins liegt auf etwas erhöhtem Gelände, das von tiefer liegenden, zum Teil sumpfigen und morastigen Landschaften umgeben ist. Das erleichterte die Verteidigung der Siedlung. Die ersten Siedler kamen aus dem Gegend des Harzes und der Altmark. Fischreiche Seen, wildreiche Wälder und grüne Wiesen boten eine sichere Erwerbsgrundlage. Der Handelsverkehr förderte eine rasche Entfaltung des Handwerks.

Erstmals wurde die Stadt 1270 urkundlich als „Templyn“ erwähnt. In der Urkunde vom 2. Oktober 1270 wurde der Länderaustausch zwischen den askanischen Markgrafen und dem Bischof Heinrich von Brandenburg besiegelt. Gleichzeitig erhielt der Bischof die Zusicherung einer jährlichen Zahlung von drei Mark Silber auf die Seen und das Wasser innerhalb der Grenzen Templins. Die älteste erhaltene Urkunde, die in Templin ausgestellt wurde, stammt aus dem Jahr 1287 und weist auf einen Besuch des Markgrafen Otto IV. hin. In der Folge wurden des Öfteren Markgrafen und Herzöge zu wichtigen Verhandlungen in Templin, wie Urkunden belegen. Ab um 1300 wurden die Palisaden im Laufe von 100 Jahren durch eine steinerne Stadtbefestigung ersetzt. Nach ihrer Fertigstellung war sie 1.735 Meter lang, hatte Fundamente bis zu einer Breite von zwei Metern und verjüngte sich bis zur Höhe von sieben Metern auf eine Breite von einem Meter. Alle zwanzig bis dreißig Meter wurden halbrunde, nach außen vorspringende Wiekhäuser in die Feldsteinmauer eingebaut.[6]

Eine Urkunde vom 30. August 1314 nennt Templin zum ersten Mal „Stadt“ (Oppidum Templin – lateinisch oppidum ‚Stadt, Kleinstadt‘). In der Urkunde verschenkt Bischof Friedrich die jährliche Fischrente aus den Templiner Gewässern an den Vorsteher der Petri-Kapelle auf der Burg Brandenburg.

Am 25. November 1317 wurde der „Friede von Templin“ nach dem Markgrafenkrieg zwischen einer Koalition norddeutscher Fürsten und der Markgrafschaft Brandenburg geschlossen. Mit dem Tode 1319 des brandenburgischen Markgrafen Waldemar starb die brandenburgische Linie der Askanier aus. Es kam zu jahrzehntelangen Auseinandersetzungen und ständigen Besitzerwechseln.

1320 wurde erstmals ein Pfarrer als „meister Conrad“ von Templin in einer Urkunde benannt. Die Templiner Ratsherren verstanden es immer wieder, sich üblichen Rechten einer mittelalterlichen Stadt, wie dem Marktrecht, dem Befestigungsrecht und einer Gerichtsbarkeit zusätzliche Rechte vom jeweiligen Landesherren zusichern zu lassen. Im August 1320 bestätigten die Pommernherzöge Otto I. und Wartislaw IV. alle Rechte. Am 1. Oktober 1320 erhielt die Stadt vom neuen Landesherren Herzog Heinrich II. von Mecklenburg die Zusicherung weiterer Rechte.[6] 1379[7][8] erlaubte Kurfürst Sigismund, dass Templin dem Bündnis pommerscher Städte mit Stralsund, Stettin, Pasewalk, Prenzlau und Strasburg beitrat, um dem verbreiteten Bandenwesen entgegenzuwirken. Im „Frieden von Prenzlau“ 1479 kam Templin endgültig zu Brandenburg. Erstmals in der Stadtgeschichte Templins ist 1492 ein Stadtbrand nachweisbar. Die Stadt brannte fast vollständig nieder. 1504 wurde die Stadt Sitz einer Propstei; auch nach der Reformation 1539 bis heute ist Templin Sitz eines Kirchenkreises, zur Superintendentur gehören heute 24 Kirchspiele.

Teile des heutigen Stadtgebietes waren im Mittelalter Besitz des Klosters Himmelpfort. Storkow gehörte seit 1335 zum Kloster. Krams war seit 1441 teilweise und seit 1443 vollständig im Besitz des Klosters und fiel später wüst.

1530 und 1564 kam es erneut zu großen Stadtbränden. Kirche und Schule waren zerstört. Nach einem Dammbruch am Dolgensee ergoss sich am 5. Februar 1574 eine zwei Meter hohe Flutwelle in Richtung Stadt und löste eine Hochwasserkatastrophe aus. In den Monaten zuvor hatte sich Schneewasserschmelzen angesammelt und brachten einen natürlichen Damm zum Einbruch. Die Flutwelle ergoss sich durch den Gleuensee in den Fährsee und riss ganze Uferstrecken mit Wiesen und Wald mit sich. Ein Teil der Flut gelangte bis an den Stadtrand. Außerhalb der Stadtmauer gelegene Gebäude, Gärten, Wiesen und Felder wurden überschwemmt. 1595 und 1600 trat der Dolgensee erneut über seine Ufer. Am 30. Mai 1618 legte ein großer Stadtbrand in nur zwei Stunden weite Teile der Stadt in Schutt und Asche. Fünf Menschen, 309 Häuser, Kirche, Rathaus und Schule sowie Urkunden wurden Opfer der Flammen. Privilegien konnten somit nicht mehr nachgewiesen werden. In Folge der Brandkatastrophe verließen 64 Familien die Stadt.[6] 1622 wurde ein Kurfürstliches Privileg für einen Pferdemarkt erteilt. 47 Familien fielen 1626 einer Pestepidemie zum Opfer.

1627 erreichte der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) direkt die Stadt, als dänische Truppen die Stadt belagerten und erpressten, die nach dem Brand von 1618 erst zu zwei Dritteln wieder errichtet war. Nach der Landung der Schweden auf Usedom 1630 lag Templin im Durchzugsgebiet der Truppen, galt als Feindesland und wurde immer wieder geplündert. 1637 war das schlimmste Jahr des Dreißigjährigen Krieges für die Stadt und die gesamte Uckermark. Im Gefolge des Krieges hatte es 1626 und 1638 Pestepidemien in der Stadt gegeben. 1638 lebten noch 47 Familien in Templin; 1643 waren es noch 30; vor dem Krieg waren es 413 gewesen. 1641 zogen die Schweden aus Templin ab und nahmen alle Nahrungsmittel mit. Auch die umliegenden Dörfer lagen zerstört.

Ab 1715 bis 1815 gab es ständige oder zeitweise Garnisonen in Templin. Es gab jedoch keine Kaserne; die Soldaten wurden bei Bürgern einquartiert. Der größte und letzte Stadtbrand in der Stadtgeschichte brach 1735 aus. In weniger als vier Stunden lag die Stadt in Trümmern. Nur die St.-Georgen-Kapelle, die Stadtmauer, drei Stadttore und einige wenige Häuser überstanden diese Katastrophe. Der Stadtfriedhof auf dem Kirchplatz wurde danach geschlossen. In der Folge wurde 1738 eine erste Feuerlöschordnung erlassen: Jeder Bürger der Stadt musste eine hölzerne Feuerspritze sowie einen ledernen Feuereimer in gebrauchsfertigem Zustand im Hause haben, was regelmäßig kontrolliert wurde. Nach dem Brand wurde die Stadt planmäßig wieder aufgebaut. Dies erfolgte unter maßgeblicher Hilfe des brandenburgischen Landesherrn Friedrich Wilhelm I., der Geld, Holz und Getreide spendierte. Vorrangig wurde der Aufbau der Mühlen und der Neuaufbau der Wohnhäuser betrieben. Die Straßen wurden verbreitert und begradigt, was zu einer schachbrettartigen Bebauung mit zweigeschossigen Fachwerkhäusern führte. 1749 wurde die Maria-Magdalenen-Kirche wiedereröffnet, 1751 das Rathaus. Beim Wiederaufbau wurden einige Gebäude verändert. Zwei Wiekhäuser wurden zu Rundtürmen ausgebaut: der Pulverturm, in dem das Schießpulver lagerte, und der Eulenturm, der als Schuldgefängnis genutzt wurde. Das Rathaus wurde im Stil des Barock wiedererbaut.

Die Freigabe des zweiten Finowkanals am 16. Juni 1746 führte dazu, dass sich die Handelsströme an Templin vorbei auf dem Wasserwege verlegten. Templin büßte wertvolle Zoll- und Steuereinnahmen ein. Der 1745 angelegte Templiner Kanal verband Stadt- und Fährsee mit dem Röddelinsee. Damit wurde der Schiffsverkehr bis hin zur Havel möglich. Über diesen Wasserweg erfolgten vor allem Holz- und Getreidetransporte nach Hamburg und Berlin.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) wurden von Oktober 1757 bis September 1759 schwedische und 1760 russische Truppen in Templin stationiert. Durch Plünderungen entstand der Stadt ein Gesamtschaden von über 17.560 Talern. Zudem mussten für die eigene, preußische Armee 7.887 Taler aufgebracht werden. Auch die Napoleonischen Kriege (1792–1815) betrafen Templin. Nach der Niederlage der Preußen bei Jena und Auerstedt bewegten sich französische Truppen im Rahmen der Besetzung Brandenburgs auch durch Templin. Von 27. Oktober 1806 bis ins Jahr 1808 waren französische Truppen in der Stadt stationiert. Sie hinterließen geplünderte und beschädigte Gebäude.

1809 wechselte Templin entsprechend der Verfügung des preußischen Königs Friedrich Willhelm III. aus dem Vorjahr in die Selbstverwaltung. Im selben Jahr wurden die Straßenzüge innerhalb der Stadtmauern in vier Bezirke unterteilt: Königs-, Prenzlauer-, Berliner- und Mühlen-Bezirk. Beginnend 1816 wurde mit Wirkung zum 1. April 1817 gemäß der Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzial-Behörden[9] aus Teilen der Uckermark, des Ruppin’schen und des Glien-Löwenberg’schen Territoriums der Kreis Templin gebildet. Templin wurde zugleich Kreisstadt.

In Templin gründete sich 1821 der „Verein der Grundbesitzer Templinischen Kreises zur Gründung einer Sparkasse für den Templiner Kreis“. Diese wurde am 1. April 1822 im „Landhaus“ eröffnet.[6] 1841 wurde in einem Eckhaus der heutigen Schinkelstraße ein Krankenhaus eröffnet, damit Hilfsbedürftige und Kranke aus dem Kreis Templin fachgerecht versorgt würden. Am 1. April 1848 erschien die erste gedruckte Zeitung, das Templiner Kreisblatt – ein gemeinnütziges Unterhaltungsblatt für Stadt und Land. Sie wurde zunächst einmal wöchentlich, immer samstags herausgegeben.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Preußens neue Hauptverkehrsstraßen angelegt und alte ausgebaut. Templin wurde dabei nicht berücksichtigt, was sich für dieses nachteilig auswirkte. Es gab keine direkte Anbindung an die Verkehrsknotenpunkte Berlin und Stettin mehr. Mehrere Versuche, in Templin Industrie anzusiedeln, schlugen fehl. Seidenraupenzucht, Seidenindustrie, Maulbeerplantagen, Mützen- und Strumpfmanufaktur und eine Salzfaktorei brachten nicht den erhofften Erfolg. Ende des 19. Jahrhunderts kam die Industrialisierung Templins jedoch voran, denn am 1. Mai 1888 war die Bahnstrecke Löwenberg–Templin eröffnet worden. Ab dem 24. März 1898 wurde sie nach Prenzlau weitergeführt, ab dem 15. Dezember 1898 kam die Anbindung nach Britz und ab dem 16. August 1899 die Anbindung nach Fürstenberg. Templin lag nun an der Bahnstrecke Britz–Fürstenberg. Der Hauptbahnhof an der Straße vor dem Berliner Tor war schon 1887 eröffnet worden. Ab dem 1. Mai 1900 gab es den Bahnhof Templin Vorstadt. Die Freiwillige Feuerwehr gründete sich am 26. Juni 1883. 1896 wurde privat ein Elektrizitätswerk erbaut und begonnen, eine elektrische Straßenbeleuchtung einzurichten. Dies löste die Gasbeleuchtung ab, die es seit 1845 gab. 1898 wurde der Wasserturm gebaut.

20. und 21. Jahrhundert

Am 1. Oktober 1901 wurde die Stadt an das öffentliche Fernsprechnetz angeschlossen; zunächst gab es 14 Anschlüsse in Templin. Das seit 1896 bestehende Elektrizitätswerk ging in städtisches Eigentum über. Das System der elektrischen Straßenbeleuchtung wurde innerhalb und außerhalb der Stadtmauern ausgebaut.

Die bessere Verkehrsanbindung förderte nicht nur die Wirtschaft, sondern legte auch den Grundstein für den Fremdenverkehr. Über die direkte Verbindung nach Berlin kamen viele Tagesausflügler nach Templin. am 17. Mai 1908 wurde mit den sechs Häusern des Posterholungsheimes am Lübbesee das erste Genesungsheim in Templin eingeweiht.

1905 bekam mit dem Neubau des Kreishauses an der Arnimstraße (heute Prenzlauer Allee) die Verwaltung des Kreises Templin einen ständigen Sitz in der Stadt. In den Folgejahren gab es mehrere Schulneubauten: 1906 die Forstschule (heute Waldschule), 1910 die Bürgerschule am Eichwerder (heute Städtische Realschule) und 1911 die Städtische Gymnasial- und Mädchenschule durch die Umwandlung der Privatschule an der Kirsteinstraße (heute Kantstraße). 1912 zog das Joachimsthalsche Gymnasium von Berlin nach Templin. Ein Jahr später eröffneten die Preußischen Staatsbahnen eine weitere Bahnstrecke nach Fürstenwerder.

Der Erste Weltkrieg (1914–1919) schränkte den Personenverkehr und die Wirtschaft ein. 177 Templiner starben auf den Schlachtfeldern. Der letzte der 71 Kriegsgefangenen kam Ende 1919 wieder nach Hause. Nach Ende des Weltkrieges kam es durch deutsche Gebietsverluste im Osten zu einem starken Zuzug von Emigranten und einer großen Wohnungsnot. Außerhalb der Stadtmauer wurden darum mehrere Siedlungsgebiete erbaut: ab 1921 entstand gegenüber dem Hauptbahnhof die „Hindenburg Siedlung“, ab 1927 vom Dargersdorfer Weg zum Posterholungsheim das „Kuckucksheim“ und ab 1930 hinter der Heimstraße das „Elsternest“.

Eine Bürgerinitiative begann 1922 auf einer Schuttfläche an der Arnimstraße (heute Prenzlauer Allee) einen Sportplatz einzurichten, der am 10. Juni 1923 durch Bürgermeister Georg Riebeling (1878–1938) feierlich eingeweiht wurde. Mitte 1928 begann der Neubau eines Krankenhauses vor dem Prenzlauer Tor, in der Nähe des Vorstadtbahnhofes. Am 1. April 1930 wurde das Haus mit 102 Betten in Betrieb genommen.

Um eine bessere Verbindung zum Westufer des Templiner Sees herzustellen, wurde 1937 eine Brücke über den Templiner Kanal errichtet. Das Spandauer Pionierbataillon 23 baute von April bis Mai 1937 eine 108 m lange und sechs Meter breite Holzbrücke in der Nähe der Bürgerschule am Eichwerder. Am 9. Mai 1937 wurde sie vom Bürgermeister eingeweiht. Im selben Jahr kaufte die Sparkasse das Eckhaus Berliner Straße/Schulzenstraße. 1940/1941 wurde das Fachwerkhaus um- und ausgebaut und konnte zum 120-jährigen Bestehen der Sparkasse eröffnet werden.

Im Jahre 1928 war die Synagoge an der Berliner Straße 9 von der kleiner gewordenen jüdischen Gemeinde an die Siebenten-Tags-Adventisten vermietet worden. Ungeachtet dessen wurde sie von SA-Männern in der Pogromnacht 1938 in Brand gesteckt. Eine am Vorderhaus 1988 angebrachte Gedenktafel ist nicht mehr vorhanden. Gleichfalls zerstört wurde 1938 der Jüdische Friedhof an der Bahnhofstraße vor dem Berliner Tor.

Im Zweiten Weltkrieg erfolgte am 6. März 1944 ein anglo-amerikanischer Bombenangriff. Der größte Teil der Bomben fiel in den Templiner See. Trotzen starben 300 Menschen. Durch Brände wurden 60 % der Innenstadt zerstört, darunter mehrere aus Fachwerkhäusern bestehende Baublöcke und Straßenzüge nordwestlich des Marktes und das Krankenhaus. Das Rathaus war zu einem Drittel zerstört.[10] Das Krankenhaus und weitere öffentliche Gebäude wurden beschädigt. Um die Opfer bestatten zu können, legte man einen weiteren Friedhof, den Waldfriedhof an. In den letzten Kriegstagen kam der Krieg nach Templin. Deutsche Truppenverbände lösten sich auf. Ununterbrochen zogen Flüchtlinge durch die Stadt. Am 27. April 1945 flüchtete ein Großteil der Bevölkerung in die umliegenden Wälder. Am 28. und 29. April besetzte die Rote Armee Templin. Bei Kämpfen wurden 234 Gebäude in der Innenstadt unbewohnbar gemacht und alle Brücken zerstört. Insgesamt waren 66 % der Innenstadt vernichtet.

Nach Kriegsende waren die wenigen erhaltenen Wohnungen überbelegt. Durch die Aufnahme von Aussiedlern aus den verlorenen deutschen Gebieten im Osten stieg zudem die Einwohnerzahl sprunghaft von 8.000 im Jahr 1944 auf 11.500 im Jahr 1945. Im Juli 1945 wurde in der Arnimstraße (heute Prenzlauer Allee) der erste Kindergarten Templins eröffnet. Im Oktober 1945 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Zunächst wurden zwei Konfirmandensäle und ein Raum im Postgebäude für die 22 Klassen genutzt. Ab Herbst 1946 konnten die Räume der Forstschule wieder verwendet werden. Am 1. Juni 1951 konnte das 194 ausgebrannte Gebäude der Bürgerschule wieder für den Unterricht genutzt werden. Es erhielt den Namen Goetheschule. Die Bahnstrecke nach Fürstenwerder zurückgebaut und als Reparationsleistung an die Sowjetunion geliefert. In Nachkriegszeit änderte sich der Kleinstadtcharakter Templins kaum. Land- und Forstwirtschaft blieben die Hauptproduktionszweige, auf deren Grundlage kleinere Verarbeitungsbetriebe entstanden.

Mit der Verwaltungsreform von 1952 wurde der Kreis Templin neu gegliedert. Der Kreis wurde verkleinert und dem Bezirk Neubrandenburg zugeschlagen. Templin blieb jedoch Kreisstadt und Sitz der Kreisverwaltung. Im März 1952 war das Krankenhaus wieder hergerichtet. Der zuvor genutzte Behelfsbau wurde zur Poliklinik. Im Postheim wurde 1952 das FDGB-Ferienheim „Aufbau“ als Erholungsheim in Betrieb genommen.

In den 1950er Jahren kam es durch Zusammenschlüsse und Verstaatlichung zur Bildung volkseigener Betriebe (VEB), Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) und landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG). 1950 entstand aus dem kommunalwirtschaftlichen Unternehmen der erste volkseigene Baubetrieb Templins. 1958/1959 wurden die PGH „Vorwärts“, „Palette“, „Bauhütte“ und „Steinmetz“ gegründet. 1953 bildete sich die LPG Ludwigshof und 1958 die LPG Christianshof. Das Bekleidungswerk Zehdenick eröffnete 1958 einen Zweigbetrieb in Templin. Hier wurden vor allem Frauen beschäftigt.

Am 31. März 1957 wurde das Heimatmuseum im Prenzlauer Tor eröffnet. Die Sammlung war bereits 1953 begonnen worden. Das Gebäude war zuvor von der Feuerwehr genutzt worden, die in ein neues Feuerwehrhaus umzog. Am 19. Juni 1958 wurde ein Sommerzeltlager mit dem Namen „Klim Woroschilow“ der Zentralen Pionierorganisation auf dem Gelände eröffnet, auf dem der Jungspartakusbund 1928 schon ein Zeltlager betrieben hatte. Zwei Jahre später erfolgten die ersten massiven Bauten (wie z. B. Küche, Krankenstation u. a.) und ab 1975 die ersten festen Bungalows. In den Sommermonaten wurde es als Pionierlager und im Winter als Schulungs- und Ausbildungsstätte der Zivilverteidigung von Universitäten genutzt.

Von 1963 bis 1967 entstanden auf den geräumten Trümmergrundstücken Wohnblocks, die sich jedoch nicht in die ursprüngliche Bebauung einfügten. Es wurden Schulen, Kindergärten und Kinderkrippen eröffnet. Das Rathaus wurde in seiner ursprünglichen Form wiedererrichtet und das wiederaufgebaute Kreishaus erhielt einen Anbau. 1967 begann der Aufbau einer größeren Wohnsiedlung am Stadtrand hinter dem Vorstadtbahnhof, deren erste Wohnungen ab Oktober 1972 bezogen werden konnten. 1973 waren bereits 150 neue Wohnungen fertiggestellt. Von 1967 bis 1969 wurde ein neues Wasserwerk errichtet. 1968 entstanden ein Verwaltungszentrum für den Forstbetrieb, ein Betrieb zur Herstellung von Holzbetonplatten und eine 20 Hektar große Forstbaumschule.

1969 wurde der Zweckverband für Erholungswesen gegründet, um den Fremdenverkehr in Templin auszubauen. Am Rande des Bürgergartens entstand nahe der Schleusenbrücke ein größeres Freizeitzentrum. 1971 wurde die Speise- und Tanzgaststätte „Bürgergarten“ (heute Hyparschale) in Betrieb genommen. 1972 begann der Bau des FDGB-Ferienheims „Salvador Allende“, das 2014 abgerissen wurde.

Im Laufe der zweiten Sozialisierungswelle von 1972 wurden fast alle Industrie- und Baubetriebe, die noch privat und halbstaatlich waren in Volkseigene Betriebe umgewandelt. In Templin betraf das unter anderem die PGH „Bauhütte“, „Palette“ und „Vorwärts“, das Sägewerk und die Kelterei. 1975 nahm das neuerbaute Bekleidungswerk als Hauptbetrieb die Produktion auf. In der Landwirtschaft erfolgte eine Spezialisierung und kooperative Zusammenarbeit. In Templin entstanden 1973 ein Agrochemisches Zentrum (ACZ), eine Meliorationsgenossenschaft, ein Trockenwerk und 1975 eine Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP).

In den 1980er Jahren wurde die Lückenbebauung in der Innenstadt in Anlehnung an die historischen Grundrisse vorgeführt. Zudem entstanden bis 1985 in der Lychener Straße 377 Wohnungen und ein Kindergarten mit 216 Plätzen. 1984 wurde im Ortsteil Postheim am Lübbesee das FDGB-Erholungsheim Friedrich Engels eröffnet. Es heißt seit 2010 AHORN Seehotel Templin und ist das größte Hotel Brandenburgs.

1985 wurde der Stadt der Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“ verliehen, 1994 wurde die Verleihung erneuert. 1989 wurde der Lehmann-Garten (Botanischer Garten von 1912 am ehemaligen Joachimsthalschen Gymnasium) wieder eröffnet.

Nach der Wende und friedlichen Revolution in der DDR und der Deutschen Wiedervereinigung brachte die Umstellung auf die Marktwirtschaft die meisten Betriebe in Templin in große Schwierigkeiten. Es kam zu drastischen Produktionsrückgängen, Betriebsschließungen und hoher Arbeitslosigkeit. Das wurde in den folgenden Jahren Schritt für Schritt durch Wieder- und Neuanfang kleinerer privater Betriebe aufgefangen.

1995 wurde die Rehabilitationsklinik Uckermark gebaut, die 2006 wegen Insolvenz geschlossen wurde. 2000 wurde die Naturtherme Templin (die Wärme des Wassers ist natürlich, die Grotte künstlich) in Betrieb genommen und am 22. Dezember 2006, nach achtmonatiger Renovierung, wiedereröffnet. Hinweisschild auf Templiner Nudelmesse

Von Mai bis Oktober 2004 fanden in der Kantstraße im Zuge der Verlegung von Versorgungsleitungen archäologische Untersuchungen statt, die eine Vielzahl von Befunden und Funden zur Stadtgeschichte erbrachten. Entlang der Maria-Magdalenen-Kirche wurde der alte Stadtfriedhof auf einer Länge von ungefähr 90 m in einer etwa 1,5 m breiten Trasse erfasst. Der Kirchplatz hatte seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Stadtfriedhof gedient. Bei den Grabungsarbeiten wurden 254 Gräber erfasst, die aufgrund einiger Mehrfachbestattungen 276 Skelette enthielten. Die Gräber lagen in 3 bis 4 Lagen übereinander. Von der intensiven Nutzung des Friedhofs zeugten zahlreich aufgefundene Streuknochen und gestörte Gräber. Die Skelette wurden von der Anthropologin Bettina Jungklaus untersucht.[11][12] Särge wurden bei 56 % der Bestattungen verwendet. Die übrigen Verstorbenen wurden in ein Leichentuch gehüllt zur letzten Ruhe gebettet. Bei einigen Gräbern handelte es sich um Mehrfachbestattungen mit bis zu drei Individuen. In einem Fall lagen zwei ältere Frauen mit einem in Bauchlage bestatteten 2 bis 3-jährigen Jungen in einem Grab. In vier Gräbern fanden sich jeweils eine Frau und ein kleines Kind, bei denen es sich um die Mutter mit ihrem Kind handeln könnte. Ein besonderer Fund war eine hochschwanger verstorbene Frau, die vermutlich während der Geburt starb, da sich das Kind in Steißlage befand.

Am 25. März 2006 erhielt ein ICE-Zug der Deutschen Bahn den Namen Templin.

Die „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Berlin-Brandenburg“ wurde 2006 als eingetragener Verein in Templin gegründet. Später öffnete sich der Verein bundesweit und wurde zur „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e. V.“ Der Verein wurde 2012 wegen Förderung religiöser Zwecke als gemeinnützige Körperschaft anerkannt.[13] Zuletzt machte er im November 2014 von sich reden, als er an den Ortseingängen von Templin Schilder aufstellte, die auf den Tag und die Uhrzeit der wöchentlichen Nudelmesse hinweisen.[14]


Text: Wikipedia

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