Thomasschule zu Leipzig

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Siegelmarke der Thomasschule
Siegelmarke der Thomasschule

Die Thomasschule (lateinisch Schola Thomana) ist ein humanistisch-altsprachliches und musisch geprägtes Gymnasium im Leipziger Bachviertel. Sie ist die älteste öffentliche Schule Deutschlands.

Ihre Gründung geht auf das Jahr 1212 zurück, womit sie zu den ältesten Schulen im deutschen Sprachraum zählt. Zunächst wurde sie als Stiftsschule der Augustiner-Chorherren geführt und ging im Zuge der Reformation in die Trägerschaft der Stadt Leipzig über. Fortan stand sie unter protestantischem Einfluss. Internationale Bekanntheit erlangte sie durch das Wirken Johann Sebastian Bachs als Thomaskantor. Unter ihren Absolventen sind viele namhafte Persönlichkeiten, allen voran der Komponist Richard Wagner.

Die Schule ist eine der leistungsstärksten und traditionsreichsten Bildungseinrichtungen Mitteldeutschlands. Gemeinsam mit der Thomaskirche und dem Thomanerchor bildet die Thomasschule samt dem internationalen Bildungszentrum Forum Thomanum eine 800-jährige Einheit.


Stiftsschule - Augustiner-Chorherren

Im Jahr 1212 wurde auf Initiative von Markgraf Dietrich von Meißen das Kloster St. Thomas des katholischen Augustiner-Chorherrenstifts in Leipzig gegründet. Der Name leitet sich vom Apostel Thomas ab. Kaiser Otto IV. bestätigte es in Folge auf dem Reichstag zu Frankfurt. 1218 stellte Papst Honorius III. das Stift unter den Schutz des heiligen Petrus. Weitere päpstliche Erlasse folgten. Der Bau des Klosters wurde 1222 fertiggestellt. Die Mönche lebten nach der sogenannten Augustinusregel. Ihnen stand ein Propst vor, der vom Merseburger Bischof eingesetzt wurde. Zu der Liegenschaft gehörte der Thomanerchor und die Thomaskirche. Gleichzeitig verfügten sie über eine Armenschule (schola pauperum). St. Thomas ist damit die älteste durchgängig betriebene Schule in Sachsen.

Sie diente zunächst als Stiftsschule, in der Jungen für den Chordienst ausgebildet wurden. Neben der Religion lernten sie Sprachen und die Freien Künste kennen. Eine Ausbildung über das Trivium einer Trivialschule war nicht gegeben. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1254, als sie als äußere Klosterschule (schola exterior) charakterisiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt stand sie auch schon den Kindern Leipziger Bürger offen, wobei wohlhabende Knaben Schulgeld zahlten. Als ältester Rektor wurde 1295 Thidericus aus Leipzig erwähnt. 1443 folgte ihm der Jurist Petrus Seehausen aus Leipzig und 1482 der Geistliche Gregor Weßenigk aus Kirchhain, beide später Rektoren der Universität Leipzig.


Reformation

Im Sommer 1519 wurde in Leipzig die bekannte Disputation zwischen dem Reformator Martin Luther und dem katholischen Theologieprofessor Johannes Eck ausgetragen. Die Eröffnungsrede hielt der Thomasschullehrer Petrus Mosellanus. Das Protokoll wurde vom damaligen Rektor Johann Gramann, genannt Poliander, angefertigt. Während der Disputation veranstaltete der Thomaskantor Georg Rhau eine zwölfstimmige von ihm komponierte Messe. Gramann unterstützte das Luthertum und führte an der Schule humanistischen Unterricht ein. Dazu verfasste Mosellanus 1517 seine Paedologia Petri Mosellani Protegensis in puerorum usum conscripta. Der Nachfolger Polianders wurde 1522 sein Weggefährte Caspar Borner. Auch er schrieb Schriften für den Unterricht u. a. Declinandi coniugandi formulae in ludo ad divi Thomam pueris destinatae. Weiterhin bemühte er sich um tatkräftige Lehrer, wie Wolfgang Meurer, Johann Scheffel und Georg Fabricius. In seiner Zeit als Rektor waren der nachmalige Reformator Caspar Cruciger der Ältere und der spätere kursächsische Kanzler David Peifer seine Schüler. Später wurde das Amt des Conrectors geschaffen. Bedeutende Pädagogen, wie Friedrich Rappolt, Johann Christian Hebenstreit und Johann Friedrich Fischer, dienten in den folgenden Jahren auf dieser Position.


Lateinschule - Scholastik

Nach dem Abriss des 1543 in den Besitz der Stadt Leipzig übergegangenen Klosters entstand 1553 unter dem Rektor Andreas Jahn ein neues Schulgebäude. Die damalige Schülerzahl betrug 172, davon 22 Mitglieder des Thomanerchores (Thomaner). Über dem Eingang der Schule befand sich folgende Inschrift:

Non hic Pierides, non vanum numen Apollo,

Non de mentiti vertice nata Iovis,

Ipse sed aeterni Christus sapientia patris

Praesidet, est soli cui locus iste sacer.


Die deutsche Übersetzung dazu lautet:

Nicht sind hier die Musen, nicht Apollo, der eitle Wille,

Nicht die aus dem falschen Haupt des Jupiter Entsprungene,

Sondern Christus selbst, die Weisheit des ewigen Vaters,

Herrscht hier, dem allein dieser heilige Ort gehört.

Die ältesten erhaltenen Unterrichtspläne stammen aus dem Jahr 1574. Zum Curriculum gehörten die Rudimenta grammatica von Caspar Borner und die Grammatica latina des Humanisten Philipp Melanchthon. Letzterer galt als Lehrer Deutschlands. In seinem Sinne wurden mathematische Fächer und Musikunterricht (das sogenannte Quadrivium) eingeführt. Darüber hinaus mussten die Schüler römische Schriftsteller wie Cicero, Ovid, Terenz und Vergil sowie den Griechen Samosata und den Reformator Martin Luther lesen. 1634 wurde eine überarbeitete Schulordnung eingeführt. Sie stärkte ganz entscheidend die Position des Rektors der Thomasschule. Bewerbende Schüler mussten sich fortan einer Prüfung unterziehen. Schüler dieser Zeit waren die Vertreter des Barock Thomas Selle, Martin Rinckart und Paul Fleming. Die Lehrer wurden auf Lebenszeit eingestellt und erhielten ab 1553 ein Gehalt.

Bereits der Rektor Ambrosius Bardenstein klagte 1609 über die kaum abstellbare Bedürftigkeit der Knaben. Während des Dreißigjährigen Krieges verschlechterten sich die materiellen Gegebenheiten und die Gesundheit der Zöglinge weiter. Viele Väter waren Soldaten und konnten durch die Wirren des Krieges ihre Kinder nicht mehr ernähren. Wohlhabende Bürger zogen es in diesen Tagen vor, ihre Sprösslinge auf die neu gegründete Nikolaischule oder das Landesgymnasium Sankt Afra zu schicken. Während des Rektorats von Abraham Teller (ab 1637) spendeten viele Leipziger Bürger der Schule. Die Stadtverwaltung erhöhte schließlich ihre Zuwendungen nach dem Amtsantritt Georg Cramers (ab 1640). Er vertrat in seinem sechsunddreißig Jahre währendem Rektorat eine scholastische Denkweise.

1657 führte der Sächsische Kurfürst den Titel Rector ein. Diesem standen Cantor und Baccalaureus zur Seite. 1676 wurde der Aristoteliker Jakob Thomasius, zugleich Professor der Moralphilosophie an der Universität Leipzig, Schulleiter. Sein bekanntester Schüler war Gottfried Wilhelm Leibniz. Thomasius verfasste in seiner Amtszeit das Lehrbuch Erotemata logica, rhetorica, metaphysica für die Thomasschule. Außerdem setzte er die Behandlung des Neuen Testaments auf Griechisch durch. Im Alter wandte er sich gegen die klassischen Sprachen. Er wurde von den Pietisten August Hermann Francke und Joachim Lange beeinflusst. 1680 war das Leipziger Pestjahr. Die Krankheit ereilte auch die Schule. Besonderes erfolgreich war die Einrichtung in der Vermittlung von Kirchenmusik, so waren die Barockkomponisten Reinhard Keiser, Christoph Graupner und Johann Friedrich Fasch Alumnen der Schule.


Bach als Thomaskantor

Nach den Absagen von Georg Philipp Telemann und Christoph Graupner, als Thomaskantor zu wirken, wurde Johann Sebastian Bach 1723 in das Amt bestellt. Er war zugleich Lehrer für Latein und Katechismus an der orthodox-lutherischen Thomasschule (Die Thomaskantoren waren bis in das 20. Jahrhundert hinein Lehrer der Thomasschule; der Rektor der Thomasschule war bis in die 1970er Jahre zugleich der Vorsteher des Thomanerchores.) und unterhielt eine Wohnung im Gebäude. Sein Wirken sollte maßgeblichen Einfluss auf das internationale Renommee der Schule haben. Es kamen Knaben aus Dänemark, Preußen, Polen, Schweden und Ungarn auf die Thomasschule. Als Bach anfing, war Johann Heinrich Ernesti Rektor. Das Gymnasium verabschiedete 1723 eine neue Schulordnung, die auch Disziplinarmaßnahmen gegen Schüler vorsah.

Von 1730 bis 1734 amtierte, durch den Bürgermeister Christian Ludwig Stieglitz ernannt, der Neuhumanist Johann Matthias Gesner. Seinem Lehrerkollegium gehörten an: Johann Sebastian Bach, Kantor, Johann August Ernesti, Konrektor, Karl Friedrich Petzold, Tertius, Christoph Schmied, Quartus, Johann Döhnert, Quintus, Johann Friedrich Brensicke, Sextus und Christian Dittman, Septimus. Er reformierte die Schule grundauf und galt als Wegbereiter des Neuhumanismus. Ab 1751 unterrichtete der Konrektor Johann Friedrich Fischer Hebräisch an der Schule und setzte sich für den Griechischunterricht ein. Die Lehren von Johann Amos Comenius fanden Verbreitung.

1732 wurde die im Barock erneuerte Schule von George Werner mit der Kantate „Froher Tag, verlangte Stunden“ (Libretto: Johann Heinrich Winckler) von Bach eingeweiht. Am 4. November 1734 verabschiedeten die Alumnen feierlich Gesner mit „Wo sind meine Wunderwerke“ und führten den neuen Rektor Johann August Ernesti am 21. November 1734 mit der Kantate „Thomana saß annoch betrübt“ (Libretto: Johann August Landvoigt) ein. 1734 wurde die Schulordnung abermals erneuert. Die Bachsöhne besuchten ausnahmslos die Thomasschule, genauso wie der spätere Gambenvirtuose Carl Friedrich Abel sowie der nachmalige Musikschriftsteller Johann Friedrich Rochlitz. 1789 war Wolfgang Amadeus Mozart zum Besuch in der Thomasschule um Bachsche Motetten abzuschreiben. Nicht immer aber war das Verhältnis zwischen Kantor und Rektor so homogen wie zu Bachs Zeiten. 1804 wendete sich der Schulleiter Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost mit seiner Kritik an der Dominanz der Musik über die Wissenschaft an den Leipziger Stadtrat. Die Streitigkeiten wurden mit einem Ausgleich gelegt.


Humanistisches Gymnasium - Neuhumanismus

Die Thomasschule entging nur durch das Engagement des Rektoratskollegiums der Verwendung als Lazarett während der Völkerschlacht bei Leipzig. Der Thomaskantor Johann Gottfried Schicht dankte dem russischen General Nikolai Repnin-Wolkonski als „Salvatori scholae Thomanae“ mit einer Kantate. Rektor Rost erlebte insgesamt fünf Kantoren. Der im Alter einflussreiche Musikpädagoge Friedrich Wieck und die Komponisten der Romantik Richard Wagner und Franz Abt gehörten zu seinen Schülern. Rost verfestigte die Programmatik der Schule und fertigte 1817 die Schrift: Was hat Leipziger Thomasschule für die Reformation getan? 1822 beschrieb er das Schulideal mit folgenden Worten:

„Die grundlegenden Schwierigkeiten unserer Zeit sind in der Vereinigung der drei großen Ziele der Thomasschule gelegen: der öffentlichen Erziehung unvermögender, begabter junger Menschen zu menschenmöglicher Vollkommenheit und Brauchbarkeit in der Welt, Erlernung der Gelehrtensprachen und Wissenschaften, Bildung und Ausübung der musikalischen Fähigkeiten“

Im Jahr 1835 wurde der Philologe Johann Gottfried Stallbaum Rektor der Schule. Er setzte sich für die Vermittlung humanistischer Bildung ein. Stallbaum selbst war Platon-Rezipient. Es verwundert nicht, dass der sprachbegabte Rudolf Hildebrand von Stallbaum Unterricht bekam. 1843 wurde das von Felix Mendelssohn Bartholdy gestiftete Bach-Denkmal vor der Thomasschule eingeweiht. Der Rektor Friedrich Kraner, für nur kurze Zeit im Amte, verdankt die Thomasschule eine Schülerbibliothek. Sie bestand aus einer umfangreichen naturwissenschaftlichen, geographischen, historischen und kunstgeschichtlichen Sammlung. Ein Teil des Bestandes wurde 1985 von der Universitätsbibliothek Leipzig übernommen. Viele Ehemalige waren als Studenten korporiert. 1848 gründete sich am Thomasgymnasium der Akademische Gesangverein Arion, der bis 1936 bestand.

Unter Friedrich August Eckstein entwickelte sich die Schule zu einem der bekanntesten humanistischen Gymnasien in Deutschland. Er wendete die Schließung des Alumnats der Thomaner ab und weihte aus Platzmangel 1877 die neue Thomasschule in der Schreberstraße ein. Eine Goethe-Bronzebüste von Christian Friedrich Tieck stand fortan im Gebäude. Die Lehrer fühlten sich damals zum Nationalautor hingezogen. 1881 wurde das in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Alumnat fertiggestellt. Sein Leitspruch wurde Thomani pietate et doctrina conspicui.

Von 1873 bis 1876 wirkte der spätere Physik-Nobelpreisträger Ferdinand Braun als Lehrer an der Thomasschule. Hier entdeckte er 1874, unter Verwendung von Kristallen aus der Sammlung der Thomasschule, den Gleichrichtereffekt der Halbleiter. Auf diesem gründet sich die heutige Halbleiterelektronik. In dieser Zeit schrieb er sein einziges Buch Geheimnisse der Zahl und Wunder der Rechenkunst.


Weltkrieg und Nationalsozialismus

1912 feierte die Schule unter Rektor Franz Emil Jungmann ihr 700-jähriges Bestehen. 1917 wurde der Philologe Karl Tittel Schulleiter. Er führte das Gymnasium durch die komplizierte Zeit des Ersten Weltkrieges und die Deutsche Inflation 1914 bis 1923. Während des Kapp-Putsches kam es zu Auseinandersetzungen von Arbeiterwehren und Freikorps vor der Thomasschule. Ab 1920 begleitete er den Thomaskantor Karl Straube auf den Auslandsreisen des Chores. Einer seiner Schüler war der Adorno-Gegenspieler Arnold Gehlen. Die Sozialstruktur der Schülerschaft setzte sich in der Weimarer Republik mehrheitlich aus dem Bildungs- und Besitzbürgertum zusammen; sie galt im Vergleich zu den anderen Leipziger Gymnasien als aristokratisch und elitär. Hinsichtlich der politischen Einstellung der Schüler und Lehrer waren überwiegend national-konservative Einstellungen vertreten. Tittel vermerkte 1928 zum Selbstverständnis der Schule:

„So bereitwillig und verständnisvoll die Thomasschule sich auch den Anschauungen der Gegenwart erschließt: in einem Punkte bleibt sie sich immer treu: Sie hält fest an dem bewährten Erbgut der humanistischen Bildung als einem unvergleichlichen Werkzeug der Erziehung […]“

Von 1935 bis 1945 war Alfred Jentzsch Rektor. Der Bürgermeister Goerdeler setzte sich für ihn ein.[66] Er vertrat eine christliche Erziehung und versuchte die Weltanschauung der Hitlerjugend vom Thomanerchor abzuwenden.[67] Er bildete u. a. den Lateiner Carl Becker aus. Jentzsch stellte zum 725-jährigen Bestehen fest:

„Die musica sacra gibt der Schola Thomana ihre höchste Weihe“

Nichtsdestoweniger rückte ab 1936 der Sport im Schulalltag in den Vordergrund und Wandertage wurden eingeführt. Die Schule sollte in ein Musisches Gymnasium, das den „Führernachwuchs“ förderte, eingegliedert werden. Der damalige Thomaskantor Günther Ramin konnte die Zerschlagung verhindern. Nach geringen Zerstörungen im gegenüber liegenden Alumnat und in der Turnhalle der Schule beim Luftangriff am 3./4. Dezember 1943 setzte Ramin die Auslagerung des Thomanerchors in die Sächsische Landesschule Sankt Augustin zu Grimma durch. Das Schulgebäude wurde zeitweise der Universität Leipzig zur Verfügung gestellt, zumal wegen der Einberufung aller Schüler der Oberklassen zum Dienst als Flakhelfer und Lehrer zur Wehrmacht ohnehin nur noch ein stark eingeschränkter Unterrichtsbetrieb möglich war. Nachdem die Schule am 20. Februar 1944 vollständig zerstört wurde, fand der Unterricht in Notunterkünften statt. Gegen Ende des Krieges nutzte man teilweise Räume in der Max-Klinger-Schule. Unterbrochen von wochenlangen Unterrichtspausen fand die Thomasschule im Gebäude der 41. Volksschule und in anderen zugewiesenen Gebäuden Notunterkünfte.

Nach dem Krieg wurde bekannt, dass mehrere ehemalige Schüler der Thomasschule dem konservativ-militärischen Goerdeler-Kreis um den Widerstandskämpfer Carl Friedrich Goerdeler nahestanden, darunter der Bankier Wilhelm Schomburgk und der Strafverteidiger Martin Drucker. Der Militär Wilhelm Kunze (vorgesehen als Befehlshaber im Wehrkreis IV in Dresden), der Diplomat Eduard Brücklmeier (vorgesehen als Staatssekretär im Auswärtigen Amt) und der Unternehmer Walter Cramer (vorgesehen als politischer Beauftragter im Wehrkreis IV in Dresden) waren in die Umsturzpläne des 20. Juli 1944 eingeweiht. Letztere beteiligten sich aktiv und wurden nach dem gescheiterten Stauffenberg-Attentat in Berlin-Plötzensee hingerichtet.


Einheitsschule

Nach dem Krieg wurden im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens alle Lehrer, die Mitglied der NSDAP waren, in den Ruhestand geschickt. Ab 1947 nahm die Thomasschule Quartier in der Lessingstraße.

Das Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule (1946) sah eine Einheitsschule (ab 1965: Polytechnische Oberschule für die Klassen 1 bis 10 und Erweiterte Oberschule für die Klassen 11 bis 12) vor und verbot faktisch den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Die sowjetischen Funktionäre bemühten sich die christliche Prägung des Thomanerchores in eine atheistische Weltanschauung umzuwandeln und die humanistische Kontinuität der Schule zu beenden. Aufgrund politischer Schwierigkeiten und anhaltender Querelen ging der neue Rektor Hellmuth Heinze 1950 nach Westdeutschland. Sein Nachfolger wurde der Altphilologe Heinz Nöbert. Er wurde als Rektor 1972 von Helmut Gunter abgelöst.

Die Thomasschule wechselte mehrmals ihre Räumlichkeiten. Das Alumnat blieb allerdings immer am alten Ort, so dass Schule und Thomanerchor vorerst getrennt waren. Die Erfolge blieben jedoch bis auf die räumliche Trennung und die eingeführten Thomanerklassen verhalten. Noch 1981 zählte das Gymnasium zu den neun verbliebenen Schulen in der DDR, an der es erweiterten altsprachlichen Unterricht, d. h. Latein und Griechisch, gab.

Nach Berichten der FDJ-Bezirksleitung rekrutierten sich die Mitglieder des Alumnats überwiegend aus dem Bürgertum und es waren unter den Schülern mit 70 Prozent mehr Mitglieder der kirchlichen Jungen Gemeinde als der sozialistischen FDJ. Ein bekanntes Beispiel im christlichen Widerstand war der Leipziger Theologiestudent und Alumne Werner Ihmels, der 1949 im sowjetischen Speziallager Bautzen starb. Auch der Thomasschüler Ekkehard Schumann, später Jura-Professor und Mitglied des Bayerischen Senats, geriet mit seiner Gruppe ins Visier des Staatsschutzes und wurde 1951 wegen vermeintlicher „Kriegs- und Boykotthetze“ zu hoher Zuchthausstrafe verurteilt.


Altsprachliches Gymnasium

Nach der Deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 wuchs die Schülerzahl auf zeitweilig über 1.000 Schüler an. Mit der Einführung des gegliederten Schulsystems in Sachsen 1992 bot die Schule ihren Schülern nun ein mathematisch-naturwissenschaftliches, ein musisches und ein sprachliches Profil an.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.