Truppenübungsplatz Zossen-Wünsdorf

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Schule für Motorisierung 1944
Ansichtskarte des Truppenübungsplatzes (1916)
Ansichtskarte des Truppenübungsplatzes (1915)
Ansichtskarte des Truppenübungsplatzes (1916)
Ansichtskarte des Freibades (1935)
Jagdsaal im Kasino
Militärturnanstalt Wünsdorf (1919)
Sportler vor Heeressportschule (1936)

Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Berlin weitere Truppen des kaiserlichen Heeres stationiert. Die stürmische industrielle Entwicklung, der Ausbau zur Reichshauptstadt und die damit verbundene rasante Bevölkerungsentwicklung engten die Möglichkeiten für die Schieß - und Übungsplätze der Truppe in den Grenzen der Stadt erheblich ein.

Ab 1906 wurden deshalb im preußischen Großen Generalstab Überlegungen zur Schaffung neuer Truppenübungsplätze außerhalb der Stadt angestellt. Neben dem weiteren Ausbau der bestehenden Truppenlager Döberitz und Jüterbog, mit bereits vorhandenem Eisenbahnanschluss und ausgebautem Telegrafennetz wurde über einen weiteren Truppenübungsplatz in Zossen entschieden.

Nach umfangreichen Bodenaufkäufen begann 1910 die Militärgeschichte des Standortes Zossen/Wünsdorf. Die Berliner Truppen verlegten periodisch per Militäreisenbahn nach Zossen um den neuen Truppenübungsplatz zur Geländeausbildung zu nutzen. Dabei nahmen sie im neu errichteten Stammlager Zossen zeitweilig Quartier.

Mit Beginn des I. Weltkrieges wurde das Stammlager als Ausbildungszentrum für die Ersatztruppen genutzt. Um die Ausbildungskapazität zu erweitern wurde südlich davon, an der heutigen Bundesstrasse 96, zusätzlich ein großes Barackenlager (Kriegslager) errichtet.

Auf geheime Anweisung der Obersten Heeresleitung entstanden ab 24. November 1918 die Freikorps. Im Stammlager Zossen war u.a. das „ Freiwillige Landesjägerkorps" - unter Führung von Generalmajor Georg Maercker - konzentriert worden.

Nach Abschluss des Versailler Vertrages und der Aufstellung des 100.000-Mann-Heeres wurden der Truppenübungsplatz Zossen und die Lager vom deutschen Militär aufgegeben. Das Stamm- und Kriegslager diente nun der Unterbringung von Umsiedlern aus den abgetretenen Ostgebieten sowie russischen Emigranten. Von 1925 bis 1929 wurde ein Teil des Stammlagers als Kindererholungsheim der Stadt Berlin genutzt.

Ab 1. November 1933 begann mit der Aufstellung des Kraftfahr-Lehrkomandos im Stammlager Zossen der getarnte Aufbau der deutschen Panzertruppe, die sich im Juli 1935 auf dem Truppenübungsplatz erstmals Hitler präsentierte. Die Panzereinheiten bezogen dann ab 1935 die neu errichteten Kasernen in Wünsdorf.

Mit der Wiederaufrüstung der deutschen Wehrmacht wurde das Stammlager Zossen im August 1936 als zukünftiger Mobilmachungs- bzw. Kriegsstandort für das Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres (OKH) festgelegt und der Bau von bombensicheren Luftschutzanlagen angeordnet.

Zur geschützten Unterbringung der Feldführung des OKH wurden daraufhin zwei Bunkersiedlungen errichtet ("Maybach-I" und "Maybach-II"). Da der Standort Zossen über eine unzureichende fernmeldetechnische Ausstattung verfügte, um die Truppenführung im Kriege zu gewährleisten, wurde in Anbindung an die Bunkersiedlung „Maybach-I“ ein unterirdischer Fernmeldebunker (Tarnname "Zeppelin") gebaut.

Bis zum 26. August 1939 stellte das HQu OKH die Arbeitsbereitschaft in den Kasernen und fertig gestellten Bunkern von Zossen her. Im Verlaufe des II. Weltkrieges wurde von hier die Führung der Operationen des Feldheeres realisiert. Zeitweise verlegten Teile des Hauptquartiers in andere Feldquartiere, um in Hitlers Nähe zu sein, was zu einer Auflockerung der Belegung im Stammlager Zossen führte.

Am 15. März 1945 flogen 584 amerikanische Bomber die Kasernenkomplexe von Zossen und Wünsdorf an. Es fielen fast 7.000 Spreng- und Brandbomben auf die Anlagen. Die Zerstörungen hielten sich in Grenzen. Das Hauptquartier OKH setzte seine Arbeit auch während des Angriffs fort.

Nach diesem Luftangriff erfolgte die Verlagerung der Dienststellen aus Zossen/Wünsdorf nach Mittel- und Süddeutschland.

Am 21. April 1945 erreichten die Truppen der 3. sowjetischen Garde-Panzerarmee das Stammlager Zossen. Die Bunkeranlagen fielen unversehrt in die Hände der Roten Armee und wurden zwischen 1946 und 1948 gesprengt.

Bis Anfang der 1950er Jahre wurde das Stammlager zur Unterbringung sowjetischer Truppeneinheiten genutzt. Dann als 3. Militärsiedlung bezeichnet, beherbergte es den Stab der 16. Luftarmee und seine sicherstellenden Einheiten. Von hier wurden die sowjetischen Luftwaffendivisionen und -truppenteile, die auf dem Territorium der DDR basiert waren, im täglichen Dienst geführt. Dazu wurden neue Bunkeranlagen, wie der zentrale Führungspunkt der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung "Nickel" errichtet

Die südlich gelegene 4. Militärsiedlung umfasste eine neue Kaserne, die in den 1950er Jahren im Umfeld der ehemaligen „Maybach-II“- Anlage errichtet wurde. Dort war das 69. Mot.-Schützenregiment untergebracht.

Im Rahmen des Abzuges der Westgruppe der Truppen (Bezeichnung seit 1989) aus Deutschland wurden die Kasernen der 3. und 4. russischen Militärsiedlung bis zum Sommer 1994 geräumt. Ab 1996 begann für den Standort Zossen/Wünsdorf mit einem Konversionsprogramm des Landes Brandenburg eine friedliche Umgestaltung der ehemaligen Kasernenkomplexe.


Quelle