ULAP

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ULAP bezeichnet den ehemaligen Universum Landes-Ausstellungs-Park im Berliner Ortsteil Moabit im Bezirk Mitte. Der Park lag in einem aus Invalidenstraße, der Straße Alt-Moabit und dem heutigen Hauptbahnhof gebildeten Dreieck. Er wurde schon in den ersten Jahren seines Bestehens von der Stadtbahn durchschnitten.

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Geschichte

18. und 19. Jahrhundert

Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts war das Gebiet unbesiedeltes, unfruchtbares Heidegelände vor den Toren der Stadt. Ab 1717 siedelten sich hugenottische Familien, die Gartenbau und Seidenraupenzucht betrieben, an. Hier liegt der Beginn der zivilen Nutzung des Moabiter Landes.

Karl Friedrich Schinkel und Peter Joseph Lenné wurden mit dem Entwurf von Bebauungsplänen für das freigewordene Gelände beauftragt. Durch städtebauliche Veränderungen und die Entwicklung des Verkehrsnetzes wurden diese Pläne nie umgesetzt. In der Nähe wurde der Lehrter Bahnhof mit Stadtbahn-Anschluss errichtet. Dies begünstigte die Errichtung eines Ausstellungsgeländes. 1879 wurde zur Gewerbeausstellung auf dem Dreieck zwischen Invalidenstraße, der Straße Alt-Moabit und dem Lehrter Bahnhof der ULAP eröffnet. 1882 wurde der Stadtbahn-Viadukt eröffnet, der das Gelände durchschneidet. Nach einem Brand am 12. Mai 1882, entstand 1883 ein Palast aus Glas und Stahl, der mit der „Deutsche Hygieneausstellung“ eröffnet wurde. Bis zum Bau des Messegeländes am Funkturm im Jahr 1925 fanden hier Ausstellungen statt.

20. Jahrhundert

1919 wurden auf dem Gelände ermordete Spartakisten aus dem Zellengefängnis Lehrter Straße, den Moabiter Kasernen und dem Kriminalgericht verscharrt. 1927 fand man bei Elektrifizierungsarbeiten der Stadtbahn 126 Leichen.

Ab 1936 wurde auf dem Gelände die Deutsche Luftfahrtsammlung Berlin mit dem größte Verkehrsflugboot der Welt, die Dornier Do X gezeigt. Reste dieses Flugzeugs befanden sich noch in den 1960er Jahren auf dem ULAP-Gelände. Heute ist nur noch die riesige Freitreppe (9,60 × 20 Meter) übrig.

Im Februar 1933 richtete die SA unter dem Restaurant des Glaspalastes eine Folterkammer ein. Hier wurde im März 1933 der Rechtsanwalt Günther Joachim so grausam gequält, dass er nach wenigen Tagen den Misshandlungen erlag.

In der Nacht zum 23. April 1945 wurden 16 politische Gefangene des Moabiter Gefängnisses Lehrter Straße, die meisten von ihnen Beteiligte der Verschwörung vom 20. Juli 1944, darunter Albrecht Haushofer, von einem SS-Trupp in den Park geführt und ermordet, bis auf einen, der schwerverletzt überlebte.

Eine Woche danach wurden die beiden flüchtigen Naziführer Martin Bormann und der SS-Arzt Ludwig Stumpfegger tot auf der Eisenbahnbrücke oberhalb des ULAP-Geländes aufgefunden. Sie wurden auf dem Gelände vergraben.

Kriegsbedingt sind vom ULAP nur wenige Reste erhalten geblieben. Das alte Torwächterhaus stand der Bahntrasse des neuen Hauptbahnhofs im Wege und wurde abgerissen. Das auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegene Haus, in dem heute das Restaurant Paris–Moskau zu finden ist, wird oft mit dem Torwächterhaus verwechselt; es hatte aber nichts mit dem ULAP zu tun.

Im Jahr 1961 rückte das Gelände durch den Mauerbau an den Rand von West-Berlin. Es wurde als Lagerfläche, für Kleingärten und von der Bahn genutzt. Ein Teil des Geländes wurde für die neue Trasse des Hauptbahnhofs genutzt.

Aktuelle Entwicklung

2004 fand auf einigen Flächen des Geländes das zweite internationale Sandskulpturenfestival statt. Unter dem Thema „Elemente“ nahmen zehn internationale Künstler an dieser Veranstaltung teil und präsentierten der Öffentlichkeit bis zu zwölf Meter hohe Sandskulpturen.

Seit 2004 wurde in einem Wettbewerb ein Umbau des Geländes geplant. Der ULAP-Park sollte in einen baumbestandenen Platz für verschiedene Aktivitäten umgebaut werden. Die alte Treppe wurde nicht abgerissen, sondern mit einbezogen.

Die Straße am ULAP erinnerte an diesen Park, der zwischen der heutigen Stadtbahntrasse und der Straße Alt-Moabit lag; sie wurde im Jahr 2005 allerdings nach Clara Jaschke umbenannt, einer der ersten Berliner Eisenbahnbeamtinnen. Die neu angelegten Straßen auf dem Gelände tragen die Namen von Berta Benz, Katharina Paulus, Ilse Schaeffer und Ella Trebe. Als Ausnahme von der Regel, neue Straßen im Bezirk nur nach Frauen zu benennen, wurde am 6. Mai 2008 hinter dem Gelände die Ufer-Promenade nach Magnus Hirschfeld benannt.

Der Rest des Geländes mit der noch erhaltenen Freitreppe wurde zur Parkanlage umgebaut, die am 25. Juni 2008 der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Südwestlich des Geländes zur Spree hin, begrenzt durch die S-Bahn-Trasse und die Straße Alt-Moabit, entsteht seit 2010 der Neubau des Bundesinnenministeriums.



Text: Wikipedia

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