Unter den Linden

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Reklamemarke Unter den Linden
Reklamemarke Unter den Linden
Ansichtskarte Unter den Linden (1927)
Ansichtskarte Unter den Linden
Ansichtskarte Unter den Linden (1917)
Reklamemarke Unter den Linden
Ansichtskarte Unter den Linden (1912)
Ansichtskarte Unter den Linden (ca. 1935)
Ansichtskarte Unter den Linden (1941)

Unter den Linden ist die zentrale Prachtstraße Berlins und verläuft durch die Dorotheenstadt und den Friedrichswerder im Ortsteil Mitte. Sie führt vom Pariser Platz an der Ostseite des Brandenburger Tors, wo sich auch der Neubau der Akademie der Künste und das bekannte Hotel Adlon befinden, über rund anderthalb Kilometer in östlicher Richtung bis zur Schloßbrücke, die die Verbindung zur Museumsinsel und dem östlichen Zentrum mit dem Fernsehturm herstellt. Sie ist eine der zentralen Verkehrsachsen im Zentrum Berlins und verbindet zahlreiche wichtige Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten miteinander.


Geschichte und Bauwerke

Die Anfänge

Im 16. Jahrhundert war der Vorläufer der heutigen Repräsentations- und Flaniermeile nichts weiter als ein Reitweg, der 1573 auf Geheiß des Kurfürsten Johann Georg angelegt worden war. Er verband das Berliner Stadtschloss mit dem 1527 eingerichteten Tiergarten.

Nachdem der Dreißigjährige Krieg das Schloss, Lust- und Tiergarten verwüstet hatte und das Land unter den Folgen des Krieges litt, begann Kurfürst Friedrich Wilhelm neue Gärten und Alleen anzulegen. Er schickte seine Gärtner auf Reisen, um mit allerhand fremden Gewächsen den Lustgarten neu anzulegen. Durch den kurfürstlichen Statthalter in Kleve und Mark, Fürst Johann-Moritz von Nassau-Siegen, entstand die Anregung und der Plan zur Errichtung einer Allee nach holländischer Art, als Verbindung zwischen Lustgarten und Tiergarten. Der alte Jagdweg sollte zu einer sechsreihigen Galerie mit 1000 Nuss- und 1000 Lindenbäumen umgebaut werden. Den Mittelpunkt dieses Systems von Sichtachsen sollte das Stadtschloss bilden. Es gab allerdings Probleme beim Kauf der Bäume, da die umliegenden Förstereien nicht im Stande waren, binnen so kurzer Zeit 2000 Bäume zu beschaffen. Also wurde das Setzen der Bäume in den Frühling 1647 verschoben. Schon im selben Herbst konnte der Kurfürst die Allee besichtigen, die 250 rheinländische Ruten (entspricht rund 942 Meter) lang war.

Noch zeigte die Straße nichts vom pulsierenden Leben der Stadt. Sie führte durch sandige Felder mit einigen Bauernhöfen. 1663 wurde das Kronprinzenpalais am Anfang der Straße gebaut, allerdings wurde es erst später vom Kronprinzenpaar bezogen. Bereits 1685 fielen die jungen Bäume im Ostteil der Straße den neu angelegten Festungswerken zum Opfer. Berlin wurde zu einer großen Festung. Um den Tiergarten und die Lindenstraße, die außerhalb des Walls lagen, mit dem Schloss zu verbinden, wurde vor dem Schloss das Neustädtische Tor errichtet. Der Wall wurde jedoch stetig nach Westen verschoben, da die ‚Neue Stadt‘ schnell wuchs. Dies hatte zur Folge, dass der östliche Teil der Linden beseitigt wurde und der Anfang jetzt ungefähr dort lag, wo er sich auch heute noch befindet. Den übrigen Teil, der nun verlassen außerhalb der Festung lag und von keinerlei Gebäuden gesäumt war, überließ der Kurfürst 1670 seiner Gattin Dorothea. Die geschäftstüchtige Fürstin teilte die sandigen Äcker in Parzellen auf und verkaufte diese, wodurch die neue Vorstadt entstand (ab 1674 Dorotheenstadt). Erst jetzt erlangte die Straße durch zunehmende Bebauung und Verkehr wirklich Bedeutung. Die Bäume wurden gepflegt und einige holsteinische Winterlinden kamen dazu. Viele Hugenotten ließen sich bereits damals in der Neustadt, die im Süden durch die Lindenallee (Neustädtische Allee hieß sie damals) begrenzt war, nieder. Die Lindenallee lockte die Städter ins Freie und viele Maler machten sie zu ihren Motiven. Noch war die Straße nicht gepflastert und die Spaziergänger beschwerten sich, dass sie immer in Staubwolken eingehüllt würden, wenn eine Kutsche an ihnen vorbeifuhr. Doch auf eine Pflasterung mussten sie noch einige Jahre warten. Auch waren die noch einfachen Häuser nur von Bauern und unteren Hofbeamten bewohnt. Bald entstanden die bis heute erhaltenen Prunkbauten.


Entwicklung zur Prachtstraße

1696 ließ Friedrich I. eine Akademie der Künste und 1700 eine Akademie der Wissenschaft an der Lindenallee gründen. Diese wurden 1724 jedoch in die Breite Straße verlegt. Südlich der Linden entstand die Friedrichstadt. Die Lindenallee erhielt einige öffentliche Gebäude und imposante Häuser der Hofbediensteten. Die Straße unterlag nun reger Benutzung, da die Königin sich am westlichen Ende in Lietzenburg, heute Charlottenburg, ein Sommerschloss hatte bauen lassen und mit großer Begeisterung Bälle, Maskeraden und Schauspiele veranstaltete. Friedrich I. achtete sehr darauf, dass seine Allee gut gepflegt wurde, jedoch trieben sich immer noch Schweine darauf herum und wühlten den Boden auf. 1707 erließ er ein Gesetz, nach dem jeder Bewohner auf die Linden vor seinem Haus achten und Beschädigungen melden sollte.

1706 wurde das Zeughaus äußerlich fertiggestellt, der innere Ausbau dauerte aber noch 36 Jahre. Im heute ältesten Bauwerk unter den Linden lagerten damals 150.000 Gewehre und Kriegstrophäen. Das Zeughaus bildet nunmehr zusammen mit dem Kommandantenhaus den östlichen Abschluss der Straße. Unweit davon wollten Friedrich der Große und sein Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff nach 1740 eine ausgedehnte neue königliche Residenz errichten, dazu eine großzügige Platzanlage mit weiteren repräsentativen Gebäuden. Das neue Schloss wurde nicht gebaut, es entstand aber das Forum Fridericianum, der heutige Bebelplatz, mit dem Opernhaus, der Sankt-Hedwigs-Kathedrale, der Königlichen Bibliothek und dem Palais des Prinzen Heinrich – später das erste Gebäude der 1810 gegründeten Humboldt-Universität.

Der westliche Teil der Straße wurde schrittweise ab 1674 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ausgebaut. Im 19. Jahrhundert, nach dem Sieg über Napoléon, ließ Friedrich Wilhelm III. den östlichen Teil der Straße durch seinen Baumeister Karl Friedrich Schinkel zu einer Triumphstraße ausbauen. Am Übergang vom östlichen zum westlichen Teil der Straße, wo sie sich von einer offenen Prachtstraße zu einer genau so breiten, aber zurückhaltenderen Allee wandelt, wurde das Reiterstandbild Friedrichs des Großen errichtet. Diese Arbeit des Bildhauers Christian Daniel Rauch ist eines der wichtigsten Werke repräsentativer Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts und Vorbild für zahlreiche andere Werke dieser Zeit.

Der westliche Teil hingegen wurde im 19. Jahrhundert zunächst zu einer repräsentativen, gutbürgerlichen Wohnlage, die sich in den Jahren nach 1871 dann relativ schnell zu einer belebten großstädtischen Geschäftslage mit Läden, Restaurants und Agenturgebäuden wandelte. Im Jahre 1880 verabschiedete das Herrscherhaus ein spezielles Lindenstatut, das die Höhe der Bauwerke auf 22 Meter begrenzte, die Straßenbreite mit 60 Meter festlegte und die Mindestanzahl der Linden (297) vorschrieb.

Ab Oktober 1901 befand sich im Hotel Imperial (Unter den Linden 44), in dessen Foyer vierhundert Sitze und eine Bühne eingebaut worden waren, der feste Spielort von Max Reinhardts Kabarett Schall und Rauch. Das Kabarett wurde in der darauffolgenden Spielzeit zum Kleinen Theater, das heute als Ausgangspunkt der großen Theaterkarríere Max Reinhardts gilt. Bei dem von E. T. A. Hoffmann beschriebenen Öden Haus handelt es sich um die Nr. 9 alter Zählung auf dem Grundstück der heutigen Russischen Botschaft.

Im Jahre 1937 wurde die Hausnummernzählung verändert. Bis dahin begann die Zählung am Palais Redern (heute Hotel Adlon) am Pariser Platz und schritt auf der südlichen Seite Nummer für Nummer bis zum Forum Fridericianum (heute: Bebelplatz), um auf der Nordseite der Linden zurückzuführen. Damit erstreckte sich der Straßenname auf den Bereich, in dem der Straßenzug tatsächlich mit Linden bepflanzt ist, während östlich die Plätze Kaiser-Franz-Joseph-Platz (vor 1910 Platz am Opernhaus) und Platz am Zeughaus anstießen. Bei der Umnummerierung wurde nun die Kommandantur zur Hausnummer 1, die beiden genannten Plätze erstmals mit einbezogen und die Nummern springend in Richtung Brandenburger Tor vergeben. Dadurch entstand das Kuriosum, dass der Kaiser-Franz-Joseph-Platz, 1947 in Bebelplatz umbenannt, seitdem aus zwei Plätzen östlich und westlich des Opernhauses besteht, indem die Straßenverbindung nördlich des Opernhauses nun als Teil der Straße Unter den Linden betrachtet wird und nicht mehr als Teil eines – das Opernhaus umgebenden – Platzes.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Straße fast völlig zerstört. Eines der wenigen noch nutzbar gebliebenen Gebäude war der Gebäudeteil des Römischen Hofs Unter den Linden, während der Gebäudeteil in der Charlottenstraße bis zu Beginn der 1990er Jahre eine ungenutzte Ruine blieb.


Der Boulevard bis zum Ende der DDR

Zwischen Sommer 1945 und ca. 1948 mussten die vielen zerstörten Palais und Gebäude enttrümmert werden, weswegen entlang des Boulevards eine Trümmerbahn verlegt wurde und zahllose Freiwillige Hand anlegten. Im Zuge des anschließenden Wiederaufbaus entstand als erster Neubau von 1949 bis 1951 das Gebäude der sowjetischen Botschaft, ein Beispiel stalinistischer Prachtarchitektur und ein Symbol der politischen Verbundenheit der damals neu gegründeten DDR mit der Sowjetunion. Das Gebäude wird seit der Auflösung der Sowjetunion als Botschaft der Russischen Föderation weiter genutzt.

Bis zum Ende der 1960er Jahre waren die meisten historischen Gebäude im Ostteil der Straße wieder aufgebaut, mit Ausnahme der Kommandantur, die erst 2003 als Hauptstadtrepräsentanz des Medienkonzerns Bertelsmann rekonstruiert worden ist, und des Stadtschlosses, dessen Ruine auf Veranlassung der SED als Symbol des verhassten preußischen Militarismus 1950 gesprengt worden war. Auf der spreeseitigen Fläche des Schlosses wurde von 1973 bis 1976 der Palast der Republik errichtet, an der Stelle der Kommandantur entstand entlang des Spreekanals ein Neubau für das Außenministerium der DDR.

An der Ostseite der Ecke zur Friedrichstraße wurde die neue Bebauung, die Gebäude des Lindencorsos und des Hotels Unter den Linden, zurückversetzt errichtet, sodass hier im Zuge der Aufweitung der Friedrichstraße nördlich und südlich von Unter den Linden begrünte und mit Sitzgelegenheiten versehene Platzanlagen entstanden.

In die wiederaufgebauten sowie die im Westteil der Straße im internationalen Stil neuerrichteten Gebäude zogen neue Nutzer ein. Ein Belegungsplan des Jahres 1974 zeigt folgende Einrichtungen:

Nordseite von West nach Ost

Botschaft der Ungarischen Volksrepublik; Botschaft der Volksrepublik Polen; Zentralstelle für Forschungsbedarf; Autosalon; Exportgesellschaft Wiratex; Kleines Café Unter den Linden (heute: Café Einstein); Buchhandlung für die Frau; Ministerium für Außenhandel; Herrenaustatter; Reiseunternehmen Balkantourist; Französische Botschaft, Italienische Botschaft; (im heutigen Zollernhof): Zentralrat der FDJ mit Zentralleitung der Pionierorganisation; Komitee für Touristik und Wandern; FDJ-Bezirksleitung Berlin; Sportartikel-Geschäft, (in den heutigen Kaiserhöfen): Stoffladen Vitrine; Unterwäsche-Fachgeschäft; Britische Botschaft, Tunesische Botschaft; Boutique Sibylle; SAS Scandinavian Airlines; (im Schweizer Haus): Sparkasse; Interhotel Unter den Linden (inzwischen abgerissen); Uhren-Fachgeschäft; Zeitzer Lederwaren; Souvenirgeschäft Bulgaria; Bulgarisches Kulturzentrum (im heutigen Neubau der Römischen Höfe); Deutsche Staatsbibliothek; Humboldt-Universität; Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus; Museum für Deutsche Geschichte.

Südseite von West nach Ost

Ministerium für Volksbildung; Ständige Ausstellung von Unterrichtsmitteln; Universitätsbuchhandlung; Berlin-Souvenir; Vertretung des sowjetischen Komitees für kulturelle Verbindungen mit Landsleuten im Ausland in der DDR; Handelsvertretung der UdSSR in der DDR; Botschaft der UdSSR; Botschaftsrat für ökonomische Fragen der Botschaft der UdSSR; Intourist und Aeroflot, Nowosti (APN); (im Appartementhaus): Antiquariat, Dänische Botschaft; Büro der Komischen Oper; Kunstsalon; Spezialgeschäft für Meißner Porzellan; Pelzgeschäft; Kunstgewerbesalon; Havanna-Laden (Delikat-Laden); Lindencorso; Deutsche Bauakademie;, Buchhandlung Das sowjetische Buch; Haus der Gewerkschaften; Internationale Demokratische Frauenföderation (IDFF); Zentralvorstand der IG Metall; (Gouverneurshaus): Sektion Pädagogik der HUB; (Altes Palais): Institut der Sektion Pädagogik der HUB; (Kommode): Bibliothek der HUB; Staatsbank der DDR (am Bebelplatz); Sankt-Hedwigs-Kathedrale; Deutsche Staatsoper; Operncafé, (Palais Unter den Linden): Gästehaus des Ministerrats; Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR (am Spreeufer, inzwischen abgerissen).


Nach der deutschen Wiedervereinigung

1990 wurde der Palast der Republik wegen Asbestverseuchung geschlossen und verfiel – von temporärer Zwischennutzung abgesehen – zunehmend. Die Frage, ob er renoviert werden soll oder ob an seiner Stelle wieder das alte Stadtschloss, oder aber etwas gänzlich anderes errichtet werden soll, ist seit 1990 Gegenstand lebhafter Kontroversen. Zwischen dem 6. Februar 2006 und Ende 2008 wurde der Palast vollständig abgetragen. Am 28. November 2008 fand ein Architekten-Wettbewerb für den Wiederaufbau des Stadtschlosses statt, den Francesco Stella gewann. Der Entwurf wurde anschließend vom Bundestag nach geringfügigen Änderungen bestätigt. Der daraufhin für 2010 beschlossene Baubeginn wurde jedoch aufgrund fehlender Finanzierungssicherheit um einige Jahre verschoben. Der Schlossneubau in der Kubatur des alten Stadtschlosses und mit dreiseitiger historischer Fassade soll als Humboldt-Forum genutzt werden.

Als deutscher Beitrag zum Jahr der Physik 2005 galt unter anderem die „Einstein-Meile“, die von der Ministerin für Bildung und Forschung Edelgard Bulmahn für die Straße Unter den Linden am 12. April 2005 eröffnet worden war. Von April bis September 2005 standen im Rahmen des Einstein-Jahres auf dem mittleren Fußgängerstreifen sechzehn knallrote rund 2½ Meter hohe Buchstaben „E“ mit Informationen zu Leben und Werk des Physikers. In der Staatsbibliothek gab es eine Sonderausstellung.

Anfang 2006 wurde das in den 1960er Jahren erbaute Interhotel Unter den Linden zugunsten eines Neubaus, dem 2008 fertiggestellten Gebäudekomplex Upper Eastside Berlin, abgerissen. Bereits von 1994 bis 1996 war das gegenüberliegende Lindencorso durch einen Neubau ersetzt worden. In beiden Fällen wurden die neuen Gebäude unmittelbar entlang der Friedrichstraße errichtet, so dass die historischen Straßenräume unter Aufgabe der in den 1960er Jahren angelegten Platzanlagen wiederhergestellt worden sind.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.