Vereinigte Closetpapier-Fabriken

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die "Vereinigte Closetpapier-Fabriken" welche 1906 durch die jüdischen Brüder Emil und Oskar Rosenfelder gegründet wurden, ging fann später in die "Vereinigten Papierwerke Nürnberg" auf.

Um 1921 eroberte Oskar Rosenfelder mit der Damen-Einwegbinde "Camelia" den deutschen und amerikanischen Markt.

Der größte Erfolg der Firma wurde mit der noch heute bekannten Marke "Tempo" für Papiertaschentücher erreicht.

Reklamemarken & Siegelmarken

Verzeichnis der Reklamemarken und Siegelmarken der Firma und ihrer Vorgängerfirma.

Reklamemarken

Siegelmarken

Geschichte der Marke Tempo

Am 29. Januar 1929 ließen die Vereinigten Papierwerke Nürnberg das Warenzeichen Tempo beim Reichspatentamt in Berlin anmelden. Die Eintragung des Warenzeichens erfolgte am 18. September 1929 und die Veröffentlichung im Warenzeichenblatt am 15. Oktober 1929. Die Warenzeichennummer lautet 407752.[6]

Die Produktidee schreibt man dem damaligen jüdischen Mitinhaber der Vereinigten Papierwerke Oskar Rosenfelder zu. Der Ursprung des Markennamens Tempo ist der Zeitgeist der 1920er Jahre, die bis zur Weltwirtschaftskrise eine Zeit der Superlative waren: alles schien möglich, das gesellschaftliche Leben pulsierte – sie besaßen „Tempo“. Und so bekamen sie gegen Ende des Jahrzehnts das Einmaltaschentuch mit dem schwungvollen Markennamen dazu.

Das Stammwerk der Vereinigten Papierwerke, zu 100 % in Händen jüdischer Aktionäre, befand sich in Heroldsberg bei Nürnberg, wo bereits vor 1929 Hygieneartikel hergestellt wurden. In den Jahren bis 1933 übernahmen erst Heimarbeiter und später Wohlfahrtswerkstätten in Nürnberg das Falten der Taschentücher. Mit dem durchgängigen Einsatz von Verarbeitungsmaschinen konnte das Produktionsvolumen auf 150 Millionen Stück im Jahr 1935 gesteigert werden.

Allerdings waren Oskar Rosenfelder und sein Bruder Emil, die zusammen knapp 56 % der Aktien besessen hatten, bereits im August 1933 vor den Nazis aus Deutschland nach England emigriert. Sie hatten vorher versucht, durch eine Firmengründung in England die Besitz- und Verfügungsrechte des deutschen Unternehmens dorthin zu übertragen. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg eröffnete jedoch ein Verfahren wegen Devisenvergehen und beantragte die Beschlagnahmung des inländischen Vermögens, dem das Landgericht Nürnberg-Fürth kurze Zeit später folgte. Es wurde ein Abwesenheitspfleger bestellt, und die Deutsche Bank, die den Brüdern noch kurz zuvor ein Darlehen gewährt hatte, suchte einen Käufer für das Aktienpaket, das als Sicherheit für den Kredit hinterlegt worden war. Der Fürther Unternehmer Gustav Schickedanz, der Gründer des Versandhauses Quelle, kaufte im Jahre 1934 dieses Aktienpaket zu einem Kurs von 110 %.[7] Im Jahr 1935 erwarb er die restlichen Anteile an dem Unternehmen.[8] Zugleich sicherte er sich damit die Markenrechte an Tempo.

In allen amtlichen Nachkriegsuntersuchungen kam man zu dem Schluss, dass sich Schickedanz bei dem Erwerb der Firma, im Gegensatz zu anderen Unternehmern dieser Zeit, korrekt und zudem großzügig verhalten hatte, was ihm sogar Kritik der lokalen Nationalsozialisten einbrachte.[9] Die geschädigten jüdischen Eigentümer sahen dies völlig anders, so äußerte z. B. Oskar Rosenfelder: „… Gustav Schickedanz [konnte] die Aktienmajorität völlig unentgeltlich in seinen Besitz bringen […], ja darüber hinaus sogar einen erheblichen, seinerzeit sogenannten Arisierungsgewinn erzielen …“ [10][11]

Die steigende Nachfrage führte zum Kauf der Papierwerke in Forchheim. Im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges betrug das Produktionsvolumen 400 Millionen Stück. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion zuerst stark eingeschränkt und später vollkommen eingestellt, weil das Tempo-Taschentuch keine Berücksichtigung in der Liste kriegswichtiger Güter erfuhr. Im Dezember 1947 konnte die Produktion in Heroldsberg und Forchheim wieder aufgenommen werden.

Auch nach dem Krieg wuchs der Verkauf und damit das Fertigungsvolumen weiter an. 1955 verkauften die Vereinigten Papierwerke erstmals mehr als eine Milliarde Taschentücher. Die starke Nachfrage führte zur Errichtung weiterer Produktionsstandorte in Glückstadt (1958), Neuss (1962) und Gelsenkirchen (1972). Die Erweiterung der Produktionsanlagen ließ 1977 die Produktion von mehr als zehn Milliarden Taschentüchern zu. Zwischen 1985 und 1987 wurde die gesamte Produktion nach Neuss verlagert.

Die Gesellschaftsform der Vereinigten Papierwerke wechselte im Jahr 1986 von der einer Kommanditgesellschaft zur Aktiengesellschaft

Ab April 1989 trat das Unternehmen unter der Firmierung VP-Schickedanz AG auf, die 1994 vom US-amerikanischen Konzern Procter & Gamble aufgekauft wurde. Im März 2007 wurde sie von diesem Unternehmen für 512 Mio. EUR an dessen schwedischen Konkurrenten SCA verkauft.[12] Der Verkauf wurde durch die Europäische Kommission genehmigt.[13]

Das Produktionsvolumen stieg nach der Übernahme auf mehr als 20 Milliarden Taschentücher im Jahr 2004 an.



Die Verwaltung befand sich in den 1930er Jahren in der Fürerstraße 45 in Nürnberg.

Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.