Volkspark Rehberge

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Der Volkspark Rehberge ist ein Volkspark im Berliner Ortsteil Wedding. Der Park wurde in den Jahren 1922–1929 gestaltet. Das Gartendenkmal hat eine Größe von rund 78 Hektar. Zusammen mit dem direkt im Südosten angrenzenden Goethepark bildet er eine Parklandschaft von etwa 115 ha. Direkt im Südwesten grenzen der Plötzensee und die ihn umgebenden Grünanlagen an den Park. Der Volkspark Rehberge bietet den Besuchern neben Spazier- und Radwegen und Liegewiesen auch Tiergehege, Spielplätze, eine Rodelbahn mit 20 Metern Höhenunterschied, Sportplätze, Gastronomie und eine Freilichtbühne.

Seit 1953 sind Teile des Volksparks als Landschaftsschutzgebiet geschützt.[1] Der Park entstand in einer eiszeitlichen Landschaft aus Flugsanddünen und einer eiszeitlichen Rinne, dem Langen Fenn. Im Rahmen der Parkgestaltung wurde diese Rinne in eine Kette aus drei Seen umgestaltet: den größeren Möwensee, den kleineren Sperlingssee und den mit dem Sperlingssee verbundenen Entenpfuhl. Im Park sind mehrere größere Sportanlagen. Das Stadion Rehberge ist Heimstätte des „BSC Rehberge 1945“, einem Berliner Sportverein. In der Nähe befindet sich der U-Bahnhof Rehberge.

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Geschichte

Das Gelände bis zum Ersten Weltkrieg

Die ehemalige Dünenlandschaft ist Teil des Berliner Urstromtals, speziell der Jungfernheide. Bis 1915 gehörte das Gelände nicht zur Stadt Berlin, sondern zum preußischen Gutsbezirk Plötzensee. Auf dem Gelände befanden sich Sümpfe und mehrere Hügelketten: Die namensgebenden Rehberge aber auch die Wurzelberge und die Fuchsberge.[2] Geologisch wurden über Mittelsande (Talsande) im Spätglazial feinere Flugsande abgelagert, die teilweise hohe Dünen bildeten. Das Gebiet hatte bis in das frühe 19. Jahrhundert – mit Ausnahme der Gewässerufer – einen hohen Bestand an märkischen Kiefern und Traubeneichen.[3]

Bereits zu dieser Zeit nutzte die Berliner Verwaltung das Gelände zur Arbeitsbeschaffung und ließ die in den Rehbergen vorkommenden Sümpfe durch vormalige Arbeitslose trockenlegen. Die sogenannten Rehberger waren dann in der Märzrevolution von 1848 berühmt und berüchtigt.[4] Auf dem Gelände des heutigen Volksparkes wurde teilweise der sandige Aushub des in den Jahren 1848–1859 erbauten Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals abgeladen. Später diente der Sand der Rehberge als Sandquelle für die Reinigung der Fußböden der Berliner Wohnungen. Der sogenannte „Wittensand“, der dafür genutzt wurde, musste erst in Handarbeit unter den darüber liegenden Sandschichten ausgegraben werden und wurde dann mit Hunde- oder Pferdegespannen in die Berliner Innenstadt gebracht, wo ihn Händler an Hausfrauen verkauften.[3] Das sandige Gebiet diente später dem preußischen Militär als Schießplatz und Übungsgelände. Diese konzentrierten sich vor allem auf das Gebiet des heutigen Goetheparks und den Nordosten des heutigen Volksparks – dort wo heute der Leutnantsberg liegt.[4]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts plante Zoodirektor Carl Hagenbeck aus Hamburg, auf diesem Gebiet einen Ausstellungspark anzulegen. Laut Baedeker-Reiseführer sollten hier Tiere in einer Landschaft leben, die ihrer eigentlichen Heimat sehr nahekommt. Andere Quellen sprechen dagegen von einer Tier- und Völkerschau mit ähnlichen Darstellungsweisen wie auf der Deutschen Colonial-Ausstellung von 1896 im Treptower Park. Tiere und Menschen aus den damaligen deutschen Kolonien sollten im Park zur Schau gestellt werden.[5] Es kam allerdings nie zur Realisierung, da 1914 der Erste Weltkrieg begonnen wurde.[3]

Abholzung, Laubenkolonien und erste Pläne Die Bäume, die vormals in den Rehbergen wuchsen, glichen der Vegetation des Tegeler Forsts. Allerdings überlebte der Baumbestand nicht die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Der erste Winter nach Kriegsende in den Jahren 1918–1919 war besonders kalt, und so holzte die Berliner Bevölkerung den Baumbestand in diesem Gebiet ab. Franz Affeld beschrieb die Szenen mit 40 Jahren Abstand: „Jetzt kamen die Holzfäller mit ihren Handwagen von nah und fern, ja sogar aus Schöneberg mit Roß und Wagen. Und so mancher Stamm nahm seinen Weg durch die Müllerstraße.“[6] Der fehlende Bewuchs führte zu Erosion, es türmten sich Dünen auf, und der Flugsand war der Gesundheit der in der Nachbarschaft lebenden Menschen wenig zuträglich. Angeblich wurden in dieser Zeit sogar Wüstenfilme in den Rehbergen gedreht.[6] Nachdem die Behörden angesichts der Not der Menschen die Abholzung zunächst gewähren ließen, schritten sie später – als die Abholzung kommerzialisiert wurde und die Probleme des Flugsandes offenkundiger waren – ein, und ließen den restlichen Baumbestand der Rehberge durch die Reichswehr schützen.[3] Trotz dieses Schutzes beschrieb die Zeitschrift Die Gartenwelt in ihrem überschwänglichen Artikel zur Eröffnung des Parks von 1929 den Zustand nach dem Krieg noch als „und die Erde war wüst und leer“.[7]

Auf dem Gelände der Rehberge hatten sich zahlreiche wilde Laubenkolonien angesiedelt. Arbeiter hatten eine Hütte oder Laube gebaut und sich kleine Gärten angelegt. Diese Siedlungen waren teils größer, gut organisiert und in das florierende Kleingartenwesen eingebunden, teils kleiner und nur den Bewohnern zum Überleben dienend. Für den Bau des Volkspark wurden diese Siedlungen geräumt. Insgesamt in 348 Fällen kam es zu Schlichtungsverfahren zwischen der Stadt Berlin und den Bewohnern der Lauben.[8]

Ursprünglich plante der Berliner Magistrat das gesamte Gebiet durch neue Wohnsiedlungen zu überbauen. Hierzu bestanden bereits Pläne, die aber aufgrund der Weltwirtschaftskrise und den nun mangelnden Finanzmitteln nicht umgesetzt wurden. 1922 gab der Magistrat die Pläne offiziell auf und beschloss die Errichtung eines Volksparks in den Rehbergen. Stadtgartendirektor Albert Brodersen erwähnte dies erstmals am 6. März 1922 in seiner Erklärung zum „Plan für die Schaffung eines Volks- und Schulspielparks.“[9] Die Verhandlungen mit dem preußischen Staat über den Erwerb des Geländes zogen sich hin. Erst die hohe Arbeitslosigkeit, die mit 36.000 Erwerbslosen im Wedding weit über dem Reichs- und Berlindurchschnitt lag, führte hier eine Wende herbei. Berlin bezahlte den Kaufpreis fast ausschließlich aus Finanzmitteln der Notstandsprogramme gegen Arbeitslosigkeit.[3] 1926 erwarb die Stadt Berlin schließlich das Gelände vom Gut Jungfernheide, das der Regierung Preußens gehörte, für etwas über 2 Millionen Reichsmark.[8]

Bau und Eröffnung

Der Park folgt – wie schon der Volkspark Humboldthain – der Idee eines Landschaftsparks; auf geometrische Formen wurde verzichtet. Der Park sollte die bereits vorhandene Landschaft aufgreifen und für Menschen besser nutzbar machen. Dazu gehörte auch die Einrichtung zahlreicher Sport- und Spielanlagen, insbesondere für Kinder und Jugendliche.[9] Der Park sollte insbesondere für die Arbeiterschaft da sein, die nach Aussagen der Planer viel zu selten öffentliche Parks und Plätze aufsuchte.[8]

Ursprünglich zuerst 1918/1919 von Albert Brodersen konzipiert,[9] wurde der Park schließlich nach den Plänen der Gartenbaudirektoren Rudolf Germer (1884–1938) und Erwin Barth (1880–1933) in den Jahren 1926–1929 neu gestaltet. Brodersens Pläne sahen vor, die vorhandenen Dünen zu erhalten und als Naturdenkmal für die Kinder als Anschauungsobjekte zu nutzen. Der Höhenunterschied im Park beträgt – für Berliner Verhältnisse beträchtliche – 17 Meter, so dass Brodersens Pläne auch schon die Anlage einer Rodelbahn von der höchsten Düne aus vorsahen.[9] Der Volkspark ist dabei nur Teil einer größeren Parkanlage, zu der auch der benachbarte Goethepark und die Grünanlagen um den Plötzensee gehören. Ebenfalls in die Parkplanungen einbezogen wurde das Gelände der heutigen Julius-Leber-Kaserne nordwestlich des Parks. Hier sollten auf 140 Hektar noch einmal Wiesen, Sportplätze und ein 7 Hektar großes Waldschulgelände entstehen. Der Kasernenbau verhinderte jedoch diese Erweiterung des Parks.[6]

Der benachbarte Goethepark entstand zwischen 1922 und 1924 nach einem Entwurf von Germer. Die ersten Arbeiten auf dem Gelände des späteren Volksparks begannen 1926 als Bezirksgartendirektor Germer erste Notstandsarbeiten im Gelände durchführen ließ, um das Flugsandproblem in den Griff zu bekommen. Dies geschah noch, bevor Berlin das Gelände erworben hatte, gilt aber als erste konkrete Baumaßnahme für den Park. Erwin Barth beteiligte sich nach seinem Amtsantritt im März 1926, während die konkrete Durchführung der Arbeiten weiter in den Händen Germers lag. Zur Ausführung kam schließlich Barths Entwurf „Volkspark Rehberge“ aus dem Mai 1927, der die Ideen Brodersens und Germers modifizierte und ergänzte. Die Entwürfe für die Gebäude kamen vom Magistrats-Oberbaurat Friedrich Hellwig.[9] Für die Umgestaltung wurden unter anderem mehrere kleine Hügel abgetragen, um ebene Flächen für die Sportanlagen zu schaffen. An Stellen, an denen Anpflanzungen vorgesehen waren, musste Mutterboden auf den Sand aufgebracht werden.[3] Der Sand der Dünen wurde aus Kostengründen mit Straßendung verfestigt.[7]

Die eigentliche Gestaltung des Parks erfolgte als Großprojekt im Rahmen der Arbeitsbeschaffung. Bis zu 1.200 Arbeitslose waren bei den Arbeiten tätig, welche Teil des Notprogrammes gegen die Arbeitslosigkeit waren.[8] Insgesamt wurden 296.000 Tagewerke geleistet. Die Hauptarbeiten am Park fanden dabei zwischen dem 1. Februar 1926 und dem 31. Mai 1928 statt. Die gärtnerische Ausgestaltung des Parks kostete 2,7 Millionen Reichsmark.[3]

Mit dem Park wurde auch die erste Dauerkleingartenanlage Berlins angelegt, die bis heute existiert. Offiziell eröffnet wurde der Park mit einem Volksfest am 22. Juni 1929.[9] Zum Programm gehörten zahlreiche Sportveranstaltungen wie Staffelläufe und Turnvorführungen, aber auch Tanzdarbietungen und Auftritte von Kapellen und Orchestern.[8]

1929/1930 kam der in den ursprünglich nicht in den Parkplanungen vorgesehene Bereich des Langen Fenns zum Park. Es entstanden die drei Seen. Nach 1930 gingen die weiteren Arbeiten an die zuständigen Abteilungen des Bezirksamts Wedding über.[9]

Zeit des Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten versuchten diese den Park nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Dazu gehörte die Errichtung einer Rednertribüne an der Großen Übungswiese und das Einschmelzen des Denkmals für Emil und Walther Rathenau. Die Nationalsozialisten errichteten auch ein „Ehrenmal“ von Paul Birr an der Großen Übungswiese. Ebenfalls in die Zeit des Nationalsozialismus fällt die Errichtung der Freilichtbühne – gebaut als Thingplatz – sowie eines Kleinkaliberschießstandes im Park.[10]

Den Zweiten Weltkrieg überlebte der Park weitgehend unbeschädigt.[9] In den letzten Kriegsjahren wurden allerdings Luftschutzbunker im Park errichtet, von denen es keine Spuren mehr gibt. Pläne für Bunker auch in der Kleingartenkolonie Rehberge wurden nicht mehr umgesetzt.[10] Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde von den Einwohnern wieder Holz zum Heizen entnommen, erst später konnte eine Aufforstung vorgenommen werden.

Seit 1945

Nach 1945 wurden die Sportanlagen um Tennisplätze erweitert. Die gesamten Sportanlagen wurden 1954 modernisiert. Dabei entstand auch ein Ballspielplatz am Ort des 1945 geschlossenen Planschbeckens.[9]

Auswirkungen auf den Park hatte die Verlängerung der U-Bahnlinie U6 nach Tegel. Durch die damit verbundenen Auswirkungen im Grundwasserspiegel während der Bauzeit 1956–1958 verlandeten die Seen im Volkspark komplett.[11]

Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Bild: Wikimedia/Richard Neuhauss

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