Von-Velen-Anlage Papenburg

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Von-Velen-Anlage Papenburg


Gründung und Anfänge

In der Von-Velen-Anlage in Papenburg lässt sich in einem Freilichtmuseum die Entstehungsgeschichte von Papenburg erneut erleben. Man erhält einen genauen Eindruck von den ersten Häusern und dem Alltag der Siedler vom 17. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert. Am 17. April 1631 gründete damals Dietrich von Velen Papenburg, indem er die riesige, bis dahin menschenfeindliche, Moorfläche im Emsland erwarb. Um diese zu entwässern ließ er Kanäle durch das Moor ziehen, auf denen dann später auch durch einfache Schiffe den abgebauten Torf zu ostfriesischen Ziegeleien oder in andere Großstädte gebracht wurde. Die mit Hilfe von Werbebriefen herbeigerufenen Siedler bekamen einen 20000 m² großen Teil des Moores. Papenburg wurde durch den Bau eines Siels zu einer Stadt mit Welthandel, der bis nach Rio de Janeiro oder New York ging.

Erste Bauten der Siedler

Die Häuser der Siedler waren zu Beginn sehr einfach gehalten. Es waren fensterlose Behausungen aus Birkenstämmen, Reisig und Heideplaggen. In der Mitte befand sich eine Kochstelle, manchmal gab es wegen der hohen Brandgefahr durch den beißenden Rauch auch noch einen notdürftig angebrachten Schornstein. Wegen dieser Brandgefahr bauten die Siedler mit der Zeit in ihre normale Behausung einen feuerfesten Giebel aus Ziegelsteinen ein, auf dessen Rückseite eine offene Kochstelle war. Die Einrichtungen in diesen Behausungen war sehr spartanisch, Strohsack und Schaffell dienten als Bett, desweiteren gab es noch Stühle, Tische, Regale für das Kochgeschirr und Kisten für die Kleidung. Nässe, Kälte und Krankheiten bestimmten den Alltag in diesen Behausungen, da man oft mit großen Familien und dem ganzen Vieh jahrelang auf sehr engem Raum lebte.

Weiterentwicklung der Häuser

Nachdem die Siedler es geschafft hatten ihre Grundarbeit zu verrichten, fingen sie an ihre ersten Häuser komplett aus Ziegelsteinen zu bauen. Diese Grundarbeit bestand darin, einen Kanal durch das riesige Grundstück zu graben, damit die mit Torf beladenen Schiffe diese nutzen konnten. Die neuen Häuser ähnelten den heutigen mehr als die Torfbehausungen aus den Anfängen der Siedler. Zum ersten Mal gab es eine Raumeinteilung und die Menschen lebten getrennt vom Vieh, was die Hygiene zwar erhöhte, jedoch keineswegs mit den heutigen Maßstäben vergleichbar ist. Es gab nämlich trotzdem kein fließendes Wasser, kein elektrisches Licht und viel zu viele Menschen in einem Haus (bis zu 20). Aus diesen Zeiten kam auch das Sprichwort "Den ersten sien Dod, den tweden sien Not und den darden sien Brot" ( Dem Ersten seinen Tot, dem Zweiten seine Not und dem Dritten sein Brot)

Harte Arbeit im Moor

Die Siedler hatten während ihrer Zeit im Moor viel Arbeit zu verrichten. Sie waren zum einen damit beauftragt, den Kanal durch ihr Grundstück für den Torftransport auszuheben, zum anderen mussten sie noch das Moor bis auf den Sandboden ausheben und den herausgehobenen Torf abtransportieren. Dieses sogenannte Torfstechen wurde mit dem typischen Moorwerkzeug durchgeführt, darunter der "Torfspaten", "Sticke" und "Joager". Täglich stach man mit diesen Werkzeugen von Mai bis April ein „Dagwerk“(Tageswerk) aus, welches aus ungefähr 15000 Torfstücken bestand. Der abgetragene, nasse und schwere Torf wurde auf Kipploren gelegt und zum Trocknen in den „Slag“ gefahren. Später wurde der Torf dann mit einer „Kreite“, einer Art großen Schubkarre, auf die verschiedenen Torfschiffe wie „Prahm“, „Muttschiff“ oder „Schute“ gebracht. Die Schiffe wurden dann durch Muskelkraft durch die Kanäle gebracht, oft hochbeladen mit Torf. Ein Steuermann sorgte dafür, dass diese Arbeit auch zufriedenstellend ausgeführt wurde. Die “Muttschiffer” verkauften den gewonnenen Torf an Ziegeleien in Ostfriesland oder brachten ihn in größere Städte wie Bremen oder Hamburg. Als Gegenleistung erhielten sie gebrannte Ziegelsteine, womit neue Häuser gebaut werden konnten, sowie Schlick, der zur Düngung des Ackerbodens diente.

Skelett eines alten Torfschiffes

Wohlstand nach harter Arbeit

Nach langen Jahren der Armut und des Hungers kehrte langsam durch das im Schiffbau gemachte Vermögen der Wohlstand ein. Mit den vielen verschiedenen Arten von Schiffen, wie zum Beispiel dem “Muttschiff”, der “Prahm” oder den “Schuten” erzielte man hohe Gewinne. Diese Schiffe wurden in der Blütezeit des Werftwesens in bis zu 23 Werften allein in Papenburg hergestellt. Von diesen 23 Anlagen existiert aber nur noch die Meyer-Werft, die es sogar zu weltweiter Bekanntheit brachte. Auch der Torf wird noch benötigt, auch wenn er als Brennstoff von der Öl- und Gasheizung abgelöst wurde, und zwar als Dünger und Blumenerde in der Gartenbauindustrie. In der Von-Velen-Anlage erfährt man aber auch einige Dinge über das Moor selbst, wie zum Beispiel etwas über die Pflanzen die dort wachsen, die Tiere, die dort leben oder wie so ein Moor überhaupt entsteht. Ein interessanter Fakt ist zum Beispiel, dass das Gebiet bei der Gründung Papenburgs noch bis zu 7 Meter höher war als es heutzutage ist, was an dem abgetragenen Torf liegt. Dieser Torf brauchte vorher aber mehrere Tausend Jahre, um sich überhaupt zu bilden. Das Freilichtmuseum ist wie ein Rundgang aufgebaut und man erfährt nach und nach, wahlweise auch durch eine Führung, etwas über das Leben der Siedler und über das Moor.

Quellen

http://www.von-velen-anlage.de/

Besuch der Von-Velen-Anlage am Splitting rechts 56, Papenburg

https://de.wikipedia.org/wiki/Obenende#/media/File:Von-Velen-Anlage_am_Splitting_in_Papenburg_2008-06-08.jpg