Vossloh

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Die Vossloh Aktiengesellschaft mit Sitz im sauerländischen Werdohl ist ein weltweit führender Anbieter im Bereich der Bahninfrastruktur. Das Unternehmen bietet Schienenbefestigungssysteme, Betonschwellen, Weichensysteme sowie Dienstleistungen rund um Schienen und Weichen an.

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Geschichte

Gründung bis zu den 1930er Jahren

Namensgeber des Konzerns ist Eduard Vossloh, der am 29. November 1848 im westfälischen Werdohl geboren wurde. Er erlernte das Handwerk des Schmieds und erhielt 1883 den ersten Auftrag der Königlich Preußischen Eisenbahn zur Federringherstellung für die Schienenbefestigung. Am 11. Juli 1888 wurde die Firma Eduard Vossloh aus Werdohl in das Firmenregister beim Amtsgericht Altena eingetragen. Die Schmiede wurde erweitert und neben Federringen auch andere Eisenwaren und Gardinenstangen in die Produktion genommen. 1899 starb der Firmengründer Eduard Vossloh und das Unternehmen ging testamentarisch und unter Fortführung als Offene Handelsgesellschaft auf die fünf Kinder des Gründers über, wovon die Söhne Eduard jr. und Wilhelm vorerst den Betrieb leiteten. 1909 erfolgte die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft; Tochter Hermine wurde Kommanditistin. Noch heute ist Werdohl Sitz der Vossloh AG sowie der Vossloh Fastening Systems GmbH (Geschäftsbereich Core Components).

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte die Vossloh KG bereits 250 Beschäftigte. 1919 wandte sich das Unternehmen von der Schmiedtätigkeit ab und stellte stattdessen Drähte und Rohre her, dazu wurde ein Walzwerk erbaut. In den 1920er Jahren wurden mehrere Produktsparten als Einzelgesellschaften aus dem Unternehmen ausgegliedert und fungierten fortan als Vertriebsgesellschaften – so bspw. die Dekorationswarengesellschaft Appel & Pfannschmidt in Kassel, die Hansa Metallwarengesellschaft Thiessen & Hager in Hamburg, die Metag in Köln, u. a. auch in Holland und Spanien. Die Produktpalette umfasste zu diesem Zeitpunkt Dekorationswaren sowie Fassungen für Edison-Glühlampen. 1927 gelang dem Ingenieur Karl Vossloh die Patentierung des „hochspannenden Federrings“.

Die 1930er Jahre, der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

1930 wurde das Unternehmen zentralisiert, die Vossloh-Werke GmbH entstand. Doch behielten die Handelsgesellschaften als Tochtergesellschaften ihre Eigenständigkeit. 1937 expandierte das Unternehmen in großem Maße in Lüdenscheid. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurden 1945 zahlreiche Büroräume und Lager im Werk Werdohl zerstört; die Produktion kam zum Erliegen. Durch den Verlust der deutschen Ostgebiete wurden mehrere Unternehmensstätten z. B. in Breslau und Königsberg abgetrennt und gehörten fortan nicht mehr zum Unternehmen.

Im Jahr 1946 gab die Militärregierung ihr Einverständnis zur Wiederaufnahme der Produktion. Das Vossloh-Werk in Lüdenscheid produzierte als einziger Hersteller in Europa Fassungen für Leuchtstoffröhren. Leuchtstoffröhren und Schienenbefestigungen zählten zu den lukrativsten Firmensegmenten jener Zeit. Vossloh erweiterte seine Belegschaft damals auf 500 Mitarbeiter. 1958 wurde Hans Vossloh Geschäftsführer der GmbH.

Die 1960er Jahre: Entwicklung der Spannklemme

Im August 1962 wurde die erste ausländische Produktionsstätte Vossloh S.p.A., Sarsina, eröffnet. Zu Beginn der 1960er Jahre waren bei den Vossloh-Werken 1300 Mitarbeiter beschäftigt, weitere 500 arbeiteten in angeschlossenen Unternehmen. In Lüdenscheid entstand ein neues Werk für Kunststoffverarbeitung.

Ein entscheidender Wendepunkt war das Jahr 1967. Hermann Meier entwickelte die elastische Spannklemme zur Schienenbefestigung. Vossloh erhielt die Lizenz zur Fertigung; im gleichen Jahr noch begann die Produktion. Im Folgejahr baute die Bundesbahn die erste Versuchsstrecke mit den neuen Schienenbefestigungen. Diese Art der Schienenbefestigung ist heute eine weltweite Referenz für alle Anwendungen im Bahnbetrieb.

Die 1980er und 1990er Jahre: Expansion und Börsengang

Die internationale Expansion schritt voran: 1982 wurde in Singapur eine Vertriebsgesellschaft für den Bereich Lampenfassungen gegründet. Weitere Auslandsexpansionen erfolgten; so erwarb Vossloh nach langen Verhandlungen die Schwabe GmbH, Urbach, mit Beteiligungen in Frankreich und Spanien. Im Zuge dessen entstand die erste Vossloh-Niederlassung für Leuchtindustrie in den Vereinigten Staaten: die Vossloh Inc., Pittsburgh.

1989 fiel die Entscheidung, die Vossloh-Werke GmbH in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Die Unternehmensgruppe wurde durch die Ausgliederung des operativen Geschäftes aus der Aktiengesellschaft neu strukturiert. Die Aktiengesellschaft übernahm die Funktion einer Finanz- und Managementholding als Obergesellschaft der drei Sparten Vossloh-Werke GmbH, Werdohl (Eisenbahnoberbau und Federringe), Vossloh-Schwabe GmbH, Urbach (Vorschaltgeräte, Lampenfassungen, Leuchtenbauteile) und Hansa Metallwarengesellschaft mbH Thiessen & Hager (Dekolinie und Sonnenschutzprodukte).

Der heutige, börsennotierte Konzern entstand im Jahr 1990. Die Vossloh AG ging am 13. Juni 1990 zum Ausgabepreis von 420 DM an die Börse; das Grundkapital von 25 Millionen DM wurde eingeteilt in 500.000 Aktien. Heute ist Herr Heinz Hermann Thiele größter Aktionär der Vossloh AG. Die Vossloh-Familiengemeinschaft hatte sich 2013 weitgehend von ihrem Aktienpaket getrennt.

In den 1990er Jahren expandierte das Unternehmen erneut, so entstand ein Standort in Thailand, (Vossloh-Schwabe Thailand Ltd.) sowie Tochtergesellschaften in Rumänien, Indien und Tunesien. Die Vossloh AG kaufte 1995 mit der W. Hegenscheidt GmbH und der Hoesch Maschinenfabrik Deutschland GmbH zwei Unternehmen für die Produktion von Spezialmaschinen für die Radsatzbearbeitung von Schienenfahrzeugen. Im Jahr 1997 wurde die Aktie der Vossloh AG in den MDAX aufgenommen, dort blieb sie bis März 2013, seitdem notiert sie im SDAX. Im Folgejahr übernahm die Vossloh System-Technik GmbH MAN Systemelektronik in Karlsfeld und erweiterte somit die Produktpalette um Fahrgastinformationssysteme. Gemeinsam mit der VOEST-Alpine Stahl AG (VA Stahl) erstand Vossloh die Mehrheit der Aktien der österreichischen VAE, Weltmarktführer für Eisenbahnweichen. Im gleichen Jahr erwarb das Unternehmen außerdem die Siemens Schienenfahrzeugtechnik (SFT) in Kiel; hier werden heute von der Firmentochter Vossloh Locomotives im vormaligen MaK (Maschinenbau Kiel)-Werk Diesellokomotiven mit dieselhydraulischem und dieselelektrischem Antrieb gebaut.

Vossloh nach der Jahrtausendwende

Im Jahr 2000 schloss Vossloh eine Allianz mit der britischen Angel Trains Limited und gründet die Locomotion Capital Ltd. (zehn Prozent Beteiligung) mit Sitz in London und die Locomotion Service GmbH (90 Prozent Beteiligung) mit Sitz in Kiel. 2002 verkaufte das Unternehmen seine Lichttechnik-Sparte Vossloh-Schwabe und trennte sich von seinem rund 45-prozentigen Anteil am Weichenbauer VAE. Im gleichen Jahr erwarb es den französischen Weichenbauer Cogifer und kann sich somit zusätzlich als Systemanbieter und Dienstleister für die Schieneninfrastruktur positionieren. Am elsässischen Standort in Reichshoffen, an dem 1904 die Société de Construction et d’Embranchements Industriels (SEI) zur Herstellung von Bahnweichen gegründet wurde, befindet sich noch heute eines der wichtigsten französischen Weichenwerke sowie das Technologiezentrum von Vossloh Cogifer.

Zudem schloss die Vossloh AG 2002 einen Kaufvertrag über den Erwerb der Kiepe-Elektrik-Gruppe, Düsseldorf, sowie über Skamo, den polnischen Marktführer für Schienenbefestigungsmittel, ab.[2] Mittels dieser Akquisitionen konnte Vossloh sein Produkt- und Leistungsspektrum in der Verkehrstechnologie gezielt erweitern. 2004 erwarb das Unternehmen das Diesellokomotiven-Werk von Alstom in Valencia, Spanien; hier werden fortan dieselelektrische Lokomotiven gebaut. Die Werke in Kiel und Valencia stellen eigenständige Unternehmen dar. Vossloh baute sich in den Folgejahren durch Gründung von Tochtergesellschaften und Akquisitionen weitere Standbeine unter anderen in der Türkei, Australien, Indien und dem nordamerikanischen Markt auf. Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung hin zu einem Verkehrstechnologie-Konzern wurde die Firmentochter Vossloh Information Technologies GmbH 2007 an die Funkwerk AG veräußert.

Anfang 2010 kaufte Vossloh drei Unternehmen aus den Bereichen Gleisbau und Instandhaltung (die im Bereich Schienendienstleistungen tätigen Gesellschaften der Stahlberg-Roensch-Gruppe, die LOG Logistikgesellschaft Gleisbau mbH und die ISB Instandhaltungssysteme Bahn GmbH der Contrack-Gruppe) und gründete ein neues Geschäftsfeld „Vossloh Rail Services“. (heute Geschäftsbereich Lifecycle Solutions).[3] Der Zukauf umfasste sieben deutsche Standorte, die vor allem auf komplexe Lösungen für die Logistik und das Verschweißen sowie die präventive Pflege von Schienen spezialisiert sind.[4]

Im neuen Jahrzehnt: Neuausrichtung des Konzerns

Mit der umfassenden Restrukturierung und Neupositionierung des Konzerns wurde die Fokussierung auf das Kerngeschäft in der Bahninfrastruktur beschlossen. Daher gehört der Geschäftsbereich Transportation seit Ende 2014 nicht mehr zum Kerngeschäft des Vossloh-Konzerns und soll unverändert veräußert werden.[5]

Im November 2015 wurde der Verkauf der spanischen Tochtergesellschaft Vossloh Rail Vehicles, ehemals Macosa bzw. bis 2005 Alstom, mit Hauptsitz in Valencia, an die schweizerische Stadler Rail bekanntgegeben.[6] Nach Unterzeichnung des Veräußerungsvertrages im Dezember 2016 wurde Ende Januar 2017 der Verkauf des Geschäftsfelds Electrical Systems an die Knorr Bremse AG vollzogen.[7][8]

Jüngste Vossloh-Aktivität ist Vossloh Tie Technologies (Geschäftsbereich Core Components). Der Vertrag über den Erwerb von Rocla Concrete Tie, Inc., mit Hauptsitz in Lakewood, Colorado, wurde am 5. Dezember 2016 mit dem bisherigen Eigentümer Altus Capital Partners II unterzeichnet. Anfang 2017 wurde die Akquisition von Rocla vollzogen. Seit 1986 beliefert das nordamerikanische Unternehmen vor allem Kunden im Fokusmarkt USA mit Betonschwellen.[9]


Text: Wikipedia

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