Waldenburg (Schlesien)

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Wałbrzych (deutsch Waldenburg/Schlesien, gebirgsschlesisch Walmbrig oder Walmbrich) ist eine Großstadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Sie bildete bis Anfang der 1990er Jahre das Zentrum des niederschlesischen Steinkohlereviers. Bekannt ist die Stadt auch für das größte Schloss Schlesiens, das Schloss Fürstenstein.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Waldenburg.

Carlshütte AG

Kaufhaus Schocken

Sonstige

Geschichte

Etymologie des Namens

Der Ort wurde 1305 erstmals urkundlich als Waldenberc erwähnt. Der polnische Name Wałbrzych stammt vom schlesischen Namen Walbrich oder Walmbrich ab (Walmberg, Berg → „Birch“ → „Brich“).

Geschichte bis 1700

Waldenburg wurde vermutlich 1290–1293 bei der Rodung des Grenzwalds unter Herzog Bolko I. gegründet. Die gelegentliche Angabe, Waldenburg sei 1191 erbaut worden, ist wissenschaftlich nicht belegt. Es gehörte zum Burgbezirk der Burg Neuhaus, die 1365 erstmals erwähnt wurde. Sie ist identisch mit der Waldenburg, da die Besitzer des Burgbezirks immer auch Herren von Waldenburg waren. Für das Jahr 1372 ist in Waldenburg eine Pfarrkirche bezeugt, die vermutlich an der Stelle der heutigen Marienkirche stand. Zusammen mit dem Herzogtum Schweidnitz fiel es nach dem Tod des Herzogs Bolko II. 1368 erbrechtlich an Böhmen, wobei dessen Witwe Agnes von Habsburg bis zu ihrem Tod 1392 ein Nießbrauch zustand. 1426 wurde es erstmals als Städtchen bezeichnet, obwohl es um diese Zeit weder das Marktrecht noch andere Privilegien besaß. Die erstmalige Erwähnung des Bergbaus im Stadtgebiet erfolgte für das Jahr 1529. Erst 1545 erwirkte der damalige Grundherr Sigismund von Czettritz beim böhmischen König Ferdinand I. das Brauprivileg und andere Handwerksrechte. Für das Jahr 1576 sind in Waldenburg vier Bauern nachgewiesen. Da die Grundherren Czettritz der Reformation nahestanden, breitete sie sich auch in deren Herrschaftsgebiet aus.

1604 wurde die Weberzunft gegründet. 1606–1628 ließ Diprand von Czettritz das Schloss in Oberwaldenburg erbauen. Unter seiner Herrschaft erweiterte der böhmische König Anfang des 17. Jahrhunderts die Waldenburger Privilegien. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Waldenburg weitgehend zerstört, danach jedoch wieder aufgebaut. 1654 wurde die Kirche, die während der Reformation als evangelisches Gotteshaus diente, den Katholiken zurückgegeben. Im Jahr 1675 erhielt Waldenburg das erste Stadtwappen. Nach der Erbteilung von 1682 gelangte Waldenburg an Maria Katharina Freiin von Czettritz und Neuhaus, verehelicht mit Sigismund Freiherrn von Bibra und Modlau. Deren Tochter Henriette Katharina verband sich 1701 ehelich mit Christoph Friedrich, Graf zu Stolberg-Stolberg, der die Herrschaft Waldenburg im Jahre 1719 von den Erben seiner Schwiegermutter kaufte. 1696 gewährte Kaiser Leopold I. in seiner Eigenschaft als böhmischer Landesherr der Stadt Waldenburg einen Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte. Ab Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der Leinenhandel.

Waldenburg als frühe preußische Industriestadt

Im Jahr 1738 erwarb Graf Konrad Ernst Maximilian von Hochberg auf Fürstenstein Oberwaldenburg.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Waldenburg zusammen mit Schlesien an Preußen. Im selben Jahr erhielt die Stadt ein evangelisches Bethaus, das 1785 durch eine neue Kirche ersetzt wurde. Infolge der Zunahme der Steinkohleförderung im Waldenburger Revier wurde 1770 für die hier Beschäftigten ein Knappschafts­lazarett errichtet. 1776 erhielt Waldenburg ein Leinwandgericht, 1776 ein Bleichgericht und 1788 wurde es zur Kommerzialstadt erhoben. Nachdem Heinrich Ernest Freiherr von Czettritz-Neuhaus kinderlos starb, fielen Stadt und Herrschaft Waldenburg 1783 an seinen Neffen aus dem Adelsgeschlecht derer von Dyhrn. Sie und ihre Miteigentümer, die Hochbergs, behielten ihren Grundbesitz in Waldenburg und Umgebung bis 1945. Von 1793 bis 1861 war Waldenburg Sitz eines Bergamtes. Nach der Aufhebung der Erbuntertänigkeit infolge der Preußischen Reformen erhielt es 1808 die Kommunale Selbstverwaltung. Die erste Stadtverordnetenwahl fand am 6. Februar 1809 statt.

Nach der Neugliederung Preußens gehörte Waldenburg seit 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1818 dem Landkreis Waldenburg eingegliedert, mit dem es bis 1924 verbunden blieb. 1818 lebten 1.836 Menschen in Waldenburg. Nachdem die Leinenausfuhr bedeutungslos geworden war, entwickelte sich Waldenburg von einer Handels- zu einer Industriestadt. Bereits 1853 erhielt es mit der schlesischen Gebirgsbahn einen Eisenbahnanschluss mit Breslau, dem 1868 die Verbindung mit dem böhmischen Halbstadt folgte. Vom 1. Dezember 1869 bis zum 14. Januar 1870 streikten während des Waldenburger Bergarbeiterstreiks rund 7.000 Waldenburger Bergleute. Das war bis dahin der größte Arbeitskampf in Deutschland. Auslöser war die Nichtanerkennung der Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine durch die Bergwerksbesitzer. Der Streik endete mangels Unterstützung der Bergleute durch den Gewerkverein erfolglos, doch bewirkte er eine Radikalisierung der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. Ab 1898 entstand ein Netz elektrischer Straßenbahnen, deren Betreiber die Waldenburger Kreisbahn war. 1903 verbanden sich die Steinkohlengruben zu einem Syndikat. Ab 1902 wurde der Stadtteil Neustadt errichtet.

Auf der Weltausstellung 1873 in Wien wurde die Waldenburger Firma des Fotografen A. Leisner für das Einbrennen von Fotografien auf Porzellan erstmals ausgezeichnet.[5]

Die Industrialisierung führte zu einem starken Anstieg der Einwohnerzahl: 1885 lebten rund 13.000 Menschen in Waldenburg, 1900 waren es 15.106 und 1910 19.681. Die Bevölkerung war überwiegend evangelisch. Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Waldenburg eine evangelische Kirche, eine altlutherische Kirche, eine apostolische Kirche, zwei katholische Kirchen und eine Synagoge.[6]

Da der Abbau der Kohlepfeiler zum größten Teil unter dem Stadtgebiet erfolgte, verlagerte sich das Wohngebiet auf die umliegenden Ortschaften, die deshalb nacheinander nach Waldenburg eingemeindet wurden. Bis 1924 erfolgten folgende Eingemeindungen:

Gutsbezirk Reimswaldau (1914)

Altwasser (1919) und Gutsbezirk Altwasser (1920)

Teile des Gutsbezirks Seitendorf (1920)

Gutsbezirk Oberwaldenburg (1921)

Neu Weißstein (Kamionek) (1923)

Hartebusch-Siedlung (1923)

Graf-Hochberg-Schacht Fellhammer (1923)

1924 schied die Stadt Waldenburg aus dem Landkreis Waldenburg aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Für das Jahr 1925 sind 44.111 Einwohner nachgewiesen. Zwischen 1925 und 1934 erfolgten weitere Eingemeindungen:

Rest des Gutsbezirks Seitendorf (1925)

Oberwaldenburg (1934) und

Dittersbach (Dzietrzychów/Podgórze) mit Bärengrund

Bis 1939 stieg, auch aufgrund von Eingemeindungen, die Einwohnerzahl auf 64.136, was innerhalb von weniger als 20 Jahren einen Zuwachs von rund 133 Prozent bedeutete. Im Zweiten Weltkrieg befand sich in Waldenburg ein Außenlager des KZ Groß-Rosen.[7][8]

Vertreibung, Nachkriegszeit und Zeit bis heute

Die Rote Armee übergab 1945 die nahezu unzerstörte Region Waldenburg der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Waldenburgs einheimische deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht schon vorher geflohen war, 1946–1947 größtenteils vertrieben. „Dabehalten“[9] wurden zahlreiche Deutsche, die für das Funktionieren der Wirtschaft unverzichtbar waren und zudem bereit waren, die polnische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Es waren überwiegend Facharbeiter des Bergbaus, die für die Förderung der Kohle benötigt wurden. Obwohl sie Benachteiligungen im öffentlichen Leben und im Beruf hinnehmen mussten, entfalteten sie ab Anfang der 1950er Jahre eine rege deutschsprachige Tätigkeit auf schulischem, kulturellem und kirchlichem Gebiet. Die meisten von ihnen reisten Ende der 1950er Jahre im Wege der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik Deutschland aus. Durch den späten Ausreisetermin haben sich schon vor dem Umbruch von 1990 in Einzelfällen deutsch-polnische familiäre Bindungen entwickelt, was das deutsch-polnische Verhältnis positiv beeinflusst hat.

Die Stadt trägt seit 1945 den polnischen Namen Wałbrzych, der aus dem Bergschlesischen Dialekt stammt und bereits in mehreren Publikationen aus dem 19. Jahrhundert erwähnt worden war.[10][11]

1950 wurden nach Wałbrzych eingemeindet:

Biały Kamień (Weißstein)

Piaskowa Góra (Sandberg)

Poniatów (Seitendorf)

Rusinowa (Reußendorf) und

Sobięcin (Hermsdorf)

sowie Teile von Szczawno-Zdrój (Bad Salzbrunn), Opoka (Hartau), Glinik (Großhain), Fellhammer, Konradów und Szczawienko.

1958 erfolgte die Eingemeindung von:

Konradów (Konradsthal) und

Kozice (Neukrausendorf)

1973 wurden eingemeindet:

Glinik Nowy (Neuhain)

Glinik Stary (Althain)

Książ (Fürstenstein) und

Lubiechów (Liebichau)

Ab 1976 entwickelte sich der neue Stadtteil Podzamcze. Bis 1974 gehörte Wałbrzych zur Woiwodschaft Wrocław und von 1975 bis 1998 zur Woiwodschaft Wałbrzych. Von 1999 bis 2002 war Waldenburg eine kreisfreie Stadt, danach wurde sie Teil des Powiat Wałbrzyski. Seit dem 1. Januar 2013 ist die Stadt wieder kreisfrei.[12]

Ende August 2015 meldete die Presse, dass mittels Georadar ein unterirdisch vermuteter Gold-Zug gefunden worden sei.[13] Ob dieser Fund wirklich zutrifft, ist jedoch umstritten.[14] Am 25. August 2016 wurde bekannt, dass die Suchgrabung an der ersten Stelle erfolglos war und hier aufgegeben wurde.[15]


Text: Wikipedia

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