Walhalla

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In der Gedenkstätte Walhalla (nach Walhall‚ Halle der Gefallenen) bei Donaustauf (Landkreis Regensburg, Bayern) werden auf Veranlassung des bayerischen Königs Ludwig I. seit 1842 bedeutende Persönlichkeiten „teutscher Zunge“ mit Marmorbüsten und Gedenktafeln geehrt.

Angesichts von „Teutschlands tiefster Schmach“ im Jahr 1806, als das Heilige Römische Reich aufgelöst wurde, ein Großteil Deutschlands als Rheinbund unter dem direkten Einfluss Napoleons stand und die linke Rheinseite zu Frankreich gehörte, ließ der damalige Kronprinz Ludwig bereits 1807 eine Serie von Büsten „rühmlich ausgezeichneter Teutscher“ erschaffen. „Kein Stand nicht, auch das weibliche Geschlecht nicht, ist ausgeschlossen. Gleichheit besteht in der Walhalla; hebt doch der Tod jeden irdischen Unterschied auf.“ Nur „teutscher Zunge zu seyn, wird erfordert, um Walhallas Genosse werden zu können“, so Ludwig, denn die Sprache „ist das große Band, das verbindet, wäre jedes andere gleich zernichtet; in der Sprache währt geistiger Zusammenhang“. Zu den Teutschen zählte Ludwig auch historische Germanen wie z. B. Goten und Wandalen.

Bei der Eröffnung wurden 160 Personen mit 96 Büsten und, in den Fällen fehlender authentischer Abbildungen oder bei Handlungen wie dem Rütlischwur, 64 Gedenktafeln geehrt. Heute wird mit 130 Büsten und 65 Gedenktafeln an 195 Personen, Taten und Gruppen erinnert. Zwölf der Geehrten sind Frauen. Jedermann kann eine zu ehrende Persönlichkeit aus der germanischen Sprachfamilie frühestens 20 Jahre nach deren Tod vorschlagen und trägt dann gegebenenfalls die Kosten für die Anfertigung und Aufstellung der Büste. Über die Neuaufnahmen entscheidet der Bayerische Ministerrat.


Entstehungsgeschichte

Die Idee zur Errichtung der Walhalla ist vor dem Hintergrund der deutschen politischen Situation zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu sehen. Nach Niederlagen gegen Napoleon zerbrach das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Viele deutsche Fürsten arbeiteten, notgedrungen oder auf eigenen Vorteil bedacht, im Rheinbund mit den Franzosen zusammen. So kam es, dass das Kurfürstentum Bayern vergrößert und von Napoleon zum Königreich erhoben wurde, und dass im Vierten Koalitionskrieg auch Kronprinz Ludwig I. an der Seite der Franzosen gegen Preußen kämpfend in Berlin einmarschierte.

Durch die politische Zersplitterung und Schwächung Deutschlands und die darauffolgende französische Besetzung zogen die besiegten Deutschen gegen die noch unbesiegten Deutschen und nahmen später an Napoleons verheerendem Russlandfeldzug teil. Diese Lage wurde von vielen als tiefe Erniedrigung Deutschlands aufgefasst (siehe Johann Philipp Palm). Man begann zunehmend, eine gemeinsame nationale Identität in der Vergangenheit zu suchen, bis zurück zur Germanenzeit. Die Jahrzehnte später erfolgte Errichtung nationaler Denkmäler, wie etwa des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald, die zwar meist klassizistischen Stiles waren, jedoch germanische Themen aufgriffen, ist ein Resultat dieser Identitätssuche.

Ludwig hatte, wie in der ersten der drei Bodeninschriften vermerkt, schon im Januar 1807 den Beschluss gefasst, so bald wie möglich für 50 große Deutsche einen Ehrentempel zu errichten. Zusammen mit dem Schweizer Geschichtsschreiber Johannes von Müller, der auch den Namen Walhalla vorschlug, wählte er Persönlichkeiten aus, von Kaisern längst vergangener Zeiten über jüngst Verstorbene, wie Friedrich Schiller, bis zu Zeitgenossen wie Goethe und Joseph Haydn, und gab auf eigene Kosten deren Büsten in Auftrag, bei Bildhauern wie u. a. Johann Gottfried Schadow, dessen Sohn Rudolf Schadow, Joseph Maria Christen oder Christian Friedrich Tieck.

Während die ersten Büsten noch 1807 vollendet wurden, verzögerte sich die Planung und Fertigstellung eines angemessenen Gebäudes um Jahrzehnte. Erst nach der Niederlage Napoleons konnte 1814 ein Ideenwettbewerb für ein Gebäude ausgeschrieben werden. Ludwig dachte zunächst an den Stil englischer Landschaftsgärten und an den Englischen Garten als Standort, aber der war für einen klassizistischen Prachtbau zu klein. Bei seinem Regierungsantritt 1825 waren bereits 60 Büsten vollendet, aber noch kein Bauplatz gefunden. Zusammen mit dem Architekten Leo von Klenze wurde der Bräuberg hoch über der Donau bei Regensburg ausgewählt. Die Grundsteinlegung für den „Ruhmestempel“ erfolgte am 18. Oktober 1830, dem 17. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig.

Bis 1842 entstand die Walhalla in Gestalt eines marmornen griechischen Tempels nach dem Vorbild des Parthenon in Athen. Die Länge des Tempelbaus beträgt 66,7 m, die Breite 31,6 m, die Höhe 20 m. Die Gesamtanlage mit Unterbau ist 125 m lang und 55 m hoch. Innen ist die Walhalla 48,5 m lang, 14 m breit und 15,5 m hoch.

Am 29. Jahrestag der Völkerschlacht, eröffnete Ludwig I. den Bau mit Worten, die auf einem Stein vor der Walhalla zu lesen sind:

„Möchte Walhalla förderlich sein der Erstarkung und der Vermehrung deutschen Sinnes! Möchten alle Deutschen, welchen Stammes sie auch seien, immer fühlen, dass sie ein gemeinsames Vaterland haben, ein Vaterland auf das sie stolz sein können, und jeder trage bei, soviel er vermag, zu dessen Verherrlichung.“

Ludwig veröffentlichte selbst eine Beschreibung von Walhallas Genossen, die von Heinrich Heine als „Walhall-Wisch“ verspottet wurde, als er das Fehlen von Luther kritisierte, der bei der Einweihung noch nicht aufgenommen war. Erst 1847 wurde auch die schon 1831 fertiggestellte Büste des Reformators eingestellt, der mit seiner Bibelübersetzung die deutsche Schriftsprache geprägt hatte. Schließlich wurde 2010 auch die Büste von Spötter Heine selbst in die „marmorne Schädelstätte“ aufgenommen.

Auch bedingt durch seine Affäre mit Lola Montez dankte Ludwig im Revolutionsjahr 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. ab. Wie auch die Eröffnungsfeier eher sparsam gehalten war, so erfolgten die weiteren Neuaufnahmen in Anwesenheit von Ludwig in einer schlichten Weise, wie auch zuletzt 1866 die von Beethoven. In diesem Jahr, inzwischen war sein Enkel Ludwig II. auf dem Thron, musste der 80-jährige Ludwig noch miterleben, wie der Deutsche Bruderkrieg dem Deutschen Bund nach einem halben Jahrhundert ein Ende bereitete. Schon zuvor hatte er 1862 testamentarisch die Walhalla „Deutschland, seinem großen Vaterlande“ vermacht, jedoch hinzugefügt, dass bei Auflösung des Deutschen Bundes Bayern den Besitz übernimmt, mit der Einschränkung: „Würde später wieder ein Bund Deutschland vereinigen, würde Walhalla aufs neue Eigentum Deutschlands.“ Dies wurde nicht umgesetzt, Walhalla blieb Eigentum des Königreiches und späteren Freistaates Bayern.

Ludwig starb 1868, also zwischen der Gründung des Norddeutschen Bundes und seiner Erweiterung zum Deutschen Reich infolge des Deutsch-Französischen Krieges. Die bayerische Monarchie befand sich zu dieser Zeit in einer Krise. König Ludwig II. führte einen exzentrischen Lebensstil, zog sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück und vernachlässigte zunehmend die Regierungsgeschäfte. Außerdem gab er Unsummen für den Bau seiner Schlösser aus. Nach dessen Tod 1886 konnte sein Bruder Otto I. nicht als König auftreten, da er als „geisteskrank“ galt. Sein Onkel Luitpold vertrat ihn als Prinzregent.

Die erste Neuaufnahme von Skulpturen nach dem Tod des Gründers erfolgte erst 22 Jahre später und galt Ludwig I. selbst. „Das dankbare Volk“ ehrte „Ludwig, Koenig von Bayern“ mit einem großen Standbild.


Architektur

Der Architekt Leo von Klenze errichtete den als „Ruhmestempel“ gedachten Bau aus Kelheimer Kalkstein im Auftrag König Ludwigs von 1830 bis 1842 hoch über der Donau bei Regensburg. Die Walhalla entstand im klassizistischen Stil und erhielt die Gestalt eines marmornen griechischen Tempels im Stil eines dorischen Peripteros nach dem Vorbild des Parthenon in Athen. Benannt ist sie nach Walhall, der Wohnstatt der tapfersten gefallenen Krieger in der germanischen Mythologie. Die Walhalla ist das älteste Beispiel einer Gruppe monumentaler Gedenkbauwerke Deutschlands, zusammen mit dem Niederwalddenkmal bei Rüdesheim am Rhein, dem Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig, dem Kyffhäuserdenkmal, dem Deutschen Eck in Koblenz, dem Hermannsdenkmal bei Detmold und der Berliner Siegessäule.

Die Walhalla war mit Baukosten von vier Millionen Gulden Ludwigs teuerstes Projekt. Das vollplastische Giebelfeld der Nordseite zeigt links die Germanen unter Arminius in der Schlacht im Teutoburger Wald gegen die von Westen (rechts) anstürmenden Römer. Das südliche Giebelfeld stellt Teutschlands Befreyung im Jahr 1814 dar: In der Mitte Germania, links/rechts nähern sich huldigend die deutschen Teilstaaten und Bundesfestungen, im Zwickel sind die Grenzflüsse Rhein und Mosel symbolisiert. Der umlaufende Innenfries von Martin von Wagner stellt die Frühgeschichte der Germanen, ihren Aufbruch vom Kaukasus und ihre Einwanderung in Mitteleuropa dar. Die letzte Etappe bildet die Bekehrung zum christlichen Glauben durch den hl. Bonifatius.

Das Dach wird von einer für die damalige Zeit absolut modernen Eisenkonstruktion getragen.



Text: Wikipedia

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