Walsrode
Walsrode ist eine Stadt im Landkreis Heidekreis in Niedersachsen.
Reklamemarken und Siegelmarken
Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Walsrode.
Geschichte
Mittelalter
Die Ursprünge des Ortes Walsrode sind nicht genau bekannt. Vermutlich wurde die Ansiedlung beim Zusammenfluss von Böhme und Fulde als sinnvoll angesehen, weil hier Furten vorhanden waren und sich die Kreuzung wichtiger Handelswege entwickelte.
Die Gründung des Klosters Walsrode durch den Grafen Wale, die um 960 erfolgte, hat die Entwicklung der Ansiedlung zweifelsohne vorangetrieben. Nach der Gründungslegende musste Graf Wale die Borger Burg an der Böhme verlassen und blieb in der Gegend des heutigen Walsrodes mit seinem Wagen im Sumpf stecken. Er sah das als göttliches Zeichen an, den Ort zu kaufen und dort ein Kloster zu gründen. Den Ort habe er dann „Walesrode“ genannt. Gleichfalls heißt es, dass die Grundmauern des Kloster Walsrode aus den Steinen der Borger Burg entstanden sein sollen. Erstmals erwähnt wird das Kloster in einer Urkunde, die mit dem 7. Mai 986 datiert wurde. Auch wenn es sich dabei um eine mittelalterliche Fälschung handelt, sind hier offenbar echte Traditionen eingegangen. Deshalb wird das Jahr 986 nach wie vor als das Jahr der Ersterwähnung angesehen.[3]
Eine Burg in Walsrode wird nur ein einziges Mal im Jahr 1380 in den Schriftquellen genannt. Sie erscheint unter den Schlössern der Lüneburger Sate, welche das Herzogtum Lüneburg besaß. Die Burg stand auf dem Gelände des heutigen Hotels Hannover, im 19. Jahrhundert sollen noch Reste vorhanden gewesen sein.[4]
Die bäuerliche Siedlung Walsrode geriet ab 1371 immer wieder in die militärischen Auseinandersetzungen des Lüneburger Erbfolgekrieges. Der Ort war den häufigen Plünderungen und Brandschatzungen der Truppen hilflos ausgeliefert und wurde am 28. Dezember 1381 aufgrund der Unterstützung der Sachsenherzöge von Bremer Soldaten niedergebrannt.[5] Für die Treue der Bewohner verliehen die Sachsenherzöge Kurfürst Wenzel I. und Albrecht von Sachsen-Wittenberg am 22. Juli 1383 Walsrode die Weichbildgerechtigkeit, eine Form des Stadtrechts. Damit konnten die Bürger Schutzmaßnahmen in Angriff nehmen. Als Stadtbefestigung legten sie einen großen Graben an und errichteten vier Stadttore. Das Stadtrecht wurde dann wiederholt im 15. Jahrhundert von den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg bestätigt.
Neuzeit
Die Reformation Martin Luthers setzte sich im Raum Walsrode nur sehr langsam durch. Der Landesfürst Herzog Ernst (der Bekenner) schickte um 1528 den Prediger Henning Kelp nach Walsrode, damit das Kloster von den „päbstlichen Irthühmern reformiret“ werde. Die Gegenwehr der Kanonissen und das Unverständnis der Landbevölkerung hielten aber noch jahrzehntelang an. Erst 1574 galt die Reformation auch im Kloster Walsrode als abgeschlossen.
Religiöse Konflikte blieben in Europa aber an der Tagesordnung und führten 1618 schließlich in den verheerenden Dreißigjährigen Krieg, von dem auch die Heideregion nicht verschont blieb. So fielen Truppen des Feldherrn Tilly 1626 in Walsrode ein, brannten die Lange Straße mit dem Rathaus nieder und plünderten die Stadt aus. Die Soldaten brachten auch die fürchterliche Pest in die Stadt, was zahllose Todesopfer zur Folge hatte. Nur langsam erholte sich Walsrode von den Kriegsfolgen, begann aber im ausgehenden 17. Jahrhundert mit zahlreichen Handwerksbetrieben wieder aufzublühen. So errichteten die Walsroder Papiermacher 1681 einen weiteren Papiermühlenstandort an einem Zufluss der Böhme, den sie Bomlitz nannten.
Ein dramatischer Einschnitt für Walsrode bedeutete der große Stadtbrand am 6. Juli 1757, der fast 95 % aller Häuser vernichtete. In einem großen Wiederaufbauprogramm wurde das Stadtgebiet deutlich vergrößert, die Straßen erheblich verbreitert und Bauvorschriften erlassen, die das Brandrisiko verringerten. Bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert erhielt die Stadt Walsrode eine neue bauliche Gestalt, die sie bis heute in weiten Teilen prägt.
Mitte 1803 war Walsrode erneut von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen. Soldaten Kaiser Napoleons wurden in der Stadt einquartiert und übernahmen die Kontrolle der Verwaltung. 1810 wurde die Böhme sogar für mehrere Jahre zum Grenzfluss zwischen dem Kaiserreich Frankreich und dem 1807 neu geschaffenen Königreich Westphalen. Anfang Oktober 1813, kurz vor der entscheidenden Völkerschlacht bei Leipzig, vertrieben russische und preußische Truppen die Franzosen endgültig aus der Stadt.
Mit der Bildung des Königreichs Hannover im Oktober 1814 wurden in der Region auch wieder vermehrt Betriebe gegründet und ein wirtschaftliches Wachstum eingeleitet. So investierte der Walsroder Kaufmann August Wolff 1815 in den Aufbau der Pulvermühle in Bomlitz, aus der sich eines der bedeutendsten Unternehmen der Region entwickelte. Die Firma Wolff (heute Industriepark Walsrode) führte im Laufe der Zeit zu weiteren Industrieansiedlungen in Walsrode. Zeitweilig war die Pulverfabrik der Alleinlieferant für das Schwarzpulver der Hannoverschen Armee. Aufgrund dieser bedeutenden Stellung hatte die Familie Wolff auch immer wieder Besuch von den Königen von Hannover. Im September 1863 feierte der Kronprinz Ernst August mit der ganzen königlichen Familie in Walsrode sogar seine Volljährigkeit, woran das sog. Volljährigkeitsdenkmal auf dem Kirchplatz bis heute erinnert. Mit der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen im Oktober 1866 veränderten sich die Herrschaftsverhältnisse gravierend, aber die Bevölkerung der Region blieb dem Welfenhaus noch lange mehrheitlich verbunden.
Die Firma Wolff & Co. Walsrode in Bomlitz vergrößerte sich in der Folgezeit immer mehr, wodurch der Ort 1883 als selbständiger Gutsbezirk erstmals seine kommunale Eigenständigkeit erhielt. Das Unternehmen führte in dieser erfolgreichen Zeit dann auch die elektrische Beleuchtung in Walsrode ein und zwar zunächst in der Sägerei und Tonnenfabrik. Einen starken Aufschwung erlebte Walsrode durch die Anbindung an das Eisenbahnnetz ab 1890. Es erfolgte zuerst der Anschluss an die Bahnstrecke Bremervörde–Walsrode und dann an die Strecke Hannover–Schwarmstedt–Walsrode. Auch in der medizinischen Versorgung machte die Stadt mit der Fertigstellung eines neuen Krankenhauses 1894 große Fortschritte. 20. und 21. Jahrhundert
Im ausgehenden 19. Jahrhundert kamen zunehmend Bestrebungen auf, die Walsroder Vororte Vorbrück und Vorwalsrode mit Walsrode zu vereinigen. Doch zog sich der Prozess über 40 Jahre hin und konnte erst 1929 vollzogen werden.
Von der Aufrüstung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war auch Walsrode stark betroffen. Im Raum Bomlitz entstand die neue Pulverfabrik „Eibia“, für die Tausende Arbeitskräfte erforderlich waren. So ließ die Regierung in Walsrode und Benefeld große Siedlungskomplexe und Unterkunftslager für die Fremd- und Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter aus über 20 Ländern errichten. Nach dem Krieg fanden in diesen Siedlungen und Lagern zahllose Flüchtlinge eine neue Bleibe und veränderten die Bevölkerungsstruktur in der Region nachhaltig.
In der Zeit des sog. Wirtschaftswunders wuchs das Bomlitzer Unternehmen Wolff & Co. Walsrode rasch zum größten Arbeitgeber der Region heran, wovon auch die Stadt Walsrode profitierte. In der Nähe des Bahnhofs etablierte sich 1957 ein Standort des Bundesgrenzschutzes, aus dem sich ein Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) der Bundespolizei entwickelte. Der Ausbau des Autobahnnetzes wurde vorangetrieben und mit dem Walsroder Autobahndreieck entstand 1964 ein verkehrstechnischer Knotenpunkt, der u. a. für eine hervorragende Anbindung an die umliegenden Großstädte sorgt. Die Landesregierung begann zeitgleich verstärkt über die kommunale Neuordnung nachzudenken. In der Nachbargemeinde Bomlitz schlossen sich bereits 1968 vier Gemeinden freiwillig zur Großgemeinde Bomlitz zusammen. Walsrode folgte 1970 mit dem Zusammenschluss von neun Gemeinden zur Samtgemeinde Walsrode. In der 1974 abgeschlossenen Gebietsreform wurden in der Gemeinde Bomlitz vier weitere und in der Stadt Walsrode insgesamt 22 Gemeinden eingegliedert. Schon im Jahr zuvor gab es im niedersächsischen Landtag Überlegungen, eine weitergehende Gebietsreform im Raum Walsrode, Fallingbostel und Bomlitz vorzunehmen. Ernstlich verfolgt wurde diese Idee allerdings erst ab 2007, scheiterte aber im Jahr darauf am „Nein“ der Stadt Bad Fallingbostel. Daraufhin intensivierten die Stadt Walsrode und die Gemeinde Bomlitz ihre Zusammenarbeit, die ab 2017 in einen Fusionsprozess mündete,[6] der in bemerkenswert kurzer Zeit erfolgreich abgeschlossen werden konnte.[7][8] Seit dem 1. Januar 2020 gehört die ehemalige Gemeinde Bomlitz zur Stadt Walsrode, die nun aus 31 Stadtteilen besteht.[9]
Text: Wikipedia
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