Warstein

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Warstein ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Warstein.

Geschichte

Vorgeschichte

Älteste Spuren menschlichen Lebens in Warstein haben sich in den Bilsteinhöhlen gefunden. Die Steinwerkzeuge, die dort bei den Ausgrabungs- und Erschließungsarbeiten im Jahr 1887 ausgegraben wurden, werden nach neuesten Untersuchungen in die Mittelsteinzeit datiert. Darüber hinaus wurden in der sogenannten Kulturhöhle 1 der Bilsteinhöhlen Funde aus der Glockenbecherkultur (ein Griffzungendolch aus Kupfer), ein Zylinderhalsgefäß der Urnenfelderzeit und zahlreiche Relikte aus der vorrömischen Eisenzeit (Keramikscherben, Schmuck, Spinnwirtel, menschliche Schädelreste) geborgen.

Mittelalter Die urkundliche Ersterwähnung Warsteins wird seit Jahren fälschlich in das Jahr 1072 verlegt. Diese Urkunde – die Gründungsurkunde des Klosters Grafschaft im Sauerland – ist aber seit 80 Jahren als Fälschung erkannt. An diese gefälschte Urkunde wurde um das Jahr 1200 noch einmal ein Nachtrag angefügt; und erst in diesem späten Nachtrag erscheint der Ortsnamen Warstein (als „Warsten“). Somit wurde Warstein erst nach 1200 erstmals urkundlich erwähnt. Die urkundliche Ersterwähnung hängt mit Streitigkeiten um den Zehnten zu Warstein zusammen, die sich in die größere Auseinandersetzung zwischen den Grafen von Arnsberg und den Erzbischöfen von Köln einordnen lassen.

Mit Warstein war in dieser Zeit noch nicht der Bereich der heutigen Altstadt Warsteins gemeint. Vor der Gründung der befestigten Stadt auf dem Stadtberg trug eine Siedlung am westlichen Talabhang der Wester den Namen Warstein, der heutige Bereich Altenwarstein. Dort befand sich auch die erste nachgewiesene Kirche im Warsteiner Raum. Ihre Fundamente wurden in den 1950er Jahren in einer fachlich kaum begleiteten Ausgrabung freigelegt. Im Umfeld wurden bei Feldbegehungen in den letzten Jahren neben steinzeitlichen Streufunden einige wenige spätmittelalterliche Keramikreste aufgelesen (12. bis 14. Jahrhundert) sowie zahlreiche Schlackenreste, was auf Eisenverarbeitung schon in der vorstädtischen Siedlung Altenwarstein hindeutet. Diese Siedlung lag nur wenige hundert Meter von Eisenerzvorkommen entfernt, die in der Grube David noch bis 1949 ausgebeutet wurden.

Die übliche Ansicht, Warstein habe im Jahr 1276 Stadtrechte von Siegfried von Westerburg erhalten, ist sicher widerlegt. Das genaue Datum der Stadtrechtsbewidmung ist nicht überliefert. Viel spricht dafür, dass Warstein zeitgleich mit der Nachbarstadt Belecke im Jahr 1296 Stadtrechte erhielt. Erst nach 1307 – unter dem Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg, dem zweiten Nachfolger Siegfrieds – wurde der Stadtberg bebaut.

Wirtschaftliche Grundlagen

In der letzten Zeit wird diskutiert, ob montanwirtschaftliche Hintergründe bei den Stadtgründungen des späten Mittelalters im nördlichen Sauerland eine Rolle gespielt haben und, wenn ja, wie hoch diese Motivation zu bewerten ist. Auffällig ist die Gründung der Stadt Eversberg (1242) mit eigener Münze. Feldarchäologische Ergebnisse legen nahe, dass die Eversberger Münze eigene, vor Ort gewonnene Rohstoffe, Kupfer und Silber, verarbeitete. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass alle drei Städtegründungen des Siegfried von Westerburg im Arnsberger Wald, Belecke, Kallenhardt und Warstein, eine große Nähe zu Erzlagerstätten aufweisen. Im Belecker Raum kommen Bleierzlagerstätten vor (Külbe, Lanfer), im Raum Kallenhardt Blei- und Eisenerz, im Warsteiner Raum vor allem Eisenerz (daneben aber auch Kupfer- und Bleierze). Im Jahr 1364 wurde Johann von Hückelheim mit einem Schmiedewerk belehnt. Dabei dürfte es sich um die erste urkundlich nachweisbare Eisenhütte im Raum Warstein gehandelt haben. Alles spricht dafür, dass sich diese erste Warsteiner Eisenhütte am Fuße des Oberhagens befand. Der Warsteiner Stadtberg liegt auf der gegenüberliegenden Talseite und bewacht geradezu das Gelände der ehemaligen Eisenhütte und des Bergbaus auf die sehr reichen Erze des Oberhagens. Diese besondere Situation ist auf einer Karte von 1630 noch deutlich zu erkennen.

Im Mittelalter war Warstein lange Mitglied der Hanse, was der Stadt einen gewissen Wohlstand bescherte. Die damaligen Hauptwirtschaftszweige waren wegen großer Waldgebiete die Forstwirtschaft, zudem die Eisengewinnung und -verarbeitung, sowie der Ackerbau. Insbesondere die Montanindustrie erlebte seit dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts einen beträchtlichen Aufschwung. So gründete Matthias Gerhard von Hoesch 1739 an der Grenze zur (damaligen) Nachbargemeinde Suttrop ein Eisenwerk auf Basis der örtlichen Eisenerzlagerstätten. Die Weiterverarbeitung erfolgte durch Hammerwerke und eine heimgewerbliche Fertigwarenproduktion. Anknüpfend an diese Traditionen wurden Warstein und Nachbargemeinden wie Belecke und Suttrop zu einem Schwerpunkt der Frühindustriellen in Westfalen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Neuzeit

Am Ende des 18. Jahrhunderts begannen die großen politischen Zeitereignisse auch auf Warstein auszustrahlen. Wohl im Zusammenhang mit der Französischen Revolution kam es seit 1789 zu erheblichen Unruhen in der Bürgerschaft. Im sogenannten Warsteiner Patriotenkrieg standen sich die sogenannten Prinzen als Partei der bislang führenden Bürger und die Patrioten gegenüber. Erst 1794 setzten sich die Prinzen wieder durch. Allerdings sah sich auch diese Gruppe angesichts der inzwischen desolaten finanziellen Lage zu Reformen gezwungen.

Große Teile der Stadt wurden am 31. Dezember 1802 durch einen Brand zerstört. In dessen Folge wurde der Kern der Stadt vom bisher besiedelten Stadtberg an den Fluss Wäster verlegt.

1802 okkupierte der Landgraf von Hessen-Darmstadt das Herzogtum Westfalen und damit die Stadt Warstein. 1816 fiel das Gebiet nach dem Wiener Kongress an Preußen.

Bereits in den 1830er Jahren entstanden Puddelwerke und Weiterverarbeitungsanlagen mit beträchtlichen Beschäftigtenzahlen (zum Beispiel Firma Bergenthal oder die Warsteiner Gruben- und Hüttenwerke). Mit dem Aufstieg des Ruhrgebiets geriet diese Struktur nur wenige Jahrzehnte später wieder in die Krise. Die Folge waren Werksschließungen, Arbeitslosigkeit und hohe Abwanderungszahlen. Überwunden wurde die Krise im Wesentlichen durch die Aufgabe der Eisen- und Stahlproduktion und den Übergang zur Herstellung spezialisierter Produkte (vor allem Achsen für Wagen und Eisenbahnen).

Seit 1844 gibt es das Amt Warstein. Während der Revolution von 1848/1849 kam es in Warstein erneut zu Konflikten in der Einwohnerschaft. Während des Kaiserreichs machte sich in Warstein dann deutlich früher und stärker als in den meisten anderen Gemeinden des Sauerlandes die Arbeiterbewegung bemerkbar.

Zeit des Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Die als Provinzial-Irrenanstalt 1902 gegründete, später als Provinzialheilanstalt (heutige LWL-Klinik Warstein) bezeichnete psychiatrische Klinik war in der Zeit des Nationalsozialismus in die Politik des Regimes gegenüber Behinderten eingebunden. Nach dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses von 1933 wurden in erheblichem Umfang Zwangssterilisationen durchgeführt. Zwischen 1940 und 1943 wurden im Rahmen der Euthanasiepolitik insgesamt 1575 Patientinnen und Patienten in Einrichtungen wie die Tötungsanstalt Hadamar „verlegt“. Bischof Clemens August Graf von Galen hat in seiner Euthanasiepredigt ausdrücklich auf die Transporte aus Warstein Bezug genommen. Der bislang vom Nationalsozialismus überzeugte Anstaltspfarrer Lorenz Pieper wandte sich 1941 in einem Protestschreiben gegen die Tötungsaktion und wurde deshalb entlassen. Eine Kapelle auf dem Klinikgelände erinnert heute an die Opfer.[2][3]

Ab September 1944 befand sich der Division-Stab des V2-Programmes in Suttrop bei Warstein. Kurz vor Kriegsende, im März 1945, zogen Kolonnen von mehreren hundert Zwangsarbeitern durch Warstein. Die Arbeiter waren völlig abgemagert und bettelten teilweise die Bevölkerung an. Sie standen unter Bewachung des Volkssturms und wurden abends zusammen mit in örtlichen Betrieben eingesetzten Zwangsarbeitertrupps in Behelfslagern, unter anderem der Schützenhalle auf dem Herrenberg in Warstein, eingeschlossen. Der SS-Obergruppenführer Kammler geriet kurz vor dem 20. März 1945 mit seinen Fahrzeugen in einen Verkehrsstau, der durch die Menge der zurückstrebenden Zwangsarbeiter verursacht worden war. Zusätzlich war er bei einem Spaziergang in einem Wald bei Warstein auf ein unbewachtes Lager von Zwangsarbeitern gestoßen. Da die örtlichen Behörden der Situation nicht Herr zu werden schienen, befahl Kammler seinen Untergebenen die Erschießung einer größeren Anzahl von Zwangsarbeitern, um die Ordnung wiederherzustellen. Auf diesen Befehl Kammlers wurden vom 21. bis zum 23. März 1945 im Massaker im Arnsberger Wald bei drei Erschießungsaktionen im Arnsberger Wald (u. a. in Warstein und Suttrop) 208 Zwangsarbeiter erschossen, darunter befanden sich auch Frauen und Kinder.[4]

Die US-Army besetzte vom 5. bis 8. April 1945 das heutige Stadtgebiet von Warstein. Es kam zu leichten Kämpfen mit einigen Toten.

Seit der kommunalen Neugliederung Seit dem 1. Januar 1975, als im Rahmen einer Gebietsreform die Struktur Nordrhein-Westfalens völlig verändert wurde, besteht Warstein in seiner heutigen Form; denn das Amt Warstein wurde damals mit den umliegenden Städten und Gemeinden Allagen, Belecke, Hirschberg, Mülheim/Möhne, Sichtigvor, Suttrop und Waldhausen zur neuen Stadt Warstein zusammengefasst. Außerdem wurde Warstein vom Kreis Arnsberg, der zu großen Teilen in den heutigen Hochsauerlandkreis eingegliedert wurde, dem Kreis Soest zugeordnet.[5]

Der Legionellose-Ausbruch in Warstein 2013 war das bislang ausgedehnteste Auftreten dieser Krankheit in Deutschland.


Text: Wikipedia

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