Wehrsdorf

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Wehrsdorf (Oberlausitzer Mundart: Werrschdurf, obersorbisch Wernarjecy) ist eine Ortschaft der Gemeinde Sohland an der Spree in Sachsen.

Siegelmarken

Geschichte

Wehrsdorf wurde gegen Ende der Kolonialisationszeit besiedelt. Während der Ort in einer Grenzurkunde von 1241 noch keine Erwähnung findet, lässt ein Münzfund in der Wehrsdorfer Flur auf eine Gründung nicht nach 1258 schließen. Der Ortsname geht auf einen Lokator „Werner“ zurück, wie in Urkunden von 1448: („Wernstorff“) und 1547: („Wernersdorff“) bestätigt wird. 1507 wird der Ort erstmals verkauft, gelangt danach bis zum Oberlausitzer Pönfall in den Besitz des Rates der Stadt Bautzen. Bis 1739 wechselte die Grundherrschaft häufig.

Von 1501 bis 1516 wurde Wehrsdorf von der Pest heimgesucht, wovon heute noch das sogenannte „Pestkreuz“ im Oberdorf – ein Steinkreuz mit der eingemeißelten Jahreszahl 1501 – kündet. Nachdem die Krankheit 15 Jahre gewütet hatte, soll es nur noch sieben Überlebende im Ort gegeben haben. Noch um 1880 waren, Augenzeugenberichten zufolge, am Waldrand in der Nähe des Steinberges zwei langgestreckte Hügel vorhanden, die im Volksmund als die „Pestgräber“ bezeichnet wurden.

Die Landwirtschaft wurde durch die geologische Beschaffenheit des Tales mit oft bis dicht unter die Oberfläche reichenden Ablagerungen eiszeitlicher Kiese und durch das raue Klima oft erschwert. So entschloss sich der Gutsherr 1739 das Gut mit dem dazugehörigen Dorf für 40.000 Taler an das Bautzner Domstift zu verkaufen. Die Domherren hatten an der Landwirtschaft wenig Interesse, förderten jedoch die Entwicklung des Textilgewerbes.

Von Beginn an hatten die Wehrsdorfer auch Leinenweberei und Bleicherei im Ort betrieben. Der Aufschwung, den diese Gewerbe im Gegensatz zur zurückgehenden Landwirtschaft nun nahmen, zeigt sich am besten darin, dass bereits 10 Jahre, nachdem der Ort an das Domstift gefallen war, der gesamte herrschaftliche Gutsbetrieb zerschlagen und die Gebäude an einen Leinwandfabrikanten verkauft wurden. Die Leinwand wurde in Heimarbeit hergestellt und von den Fabrikanten, die auch die Garne lieferten, aufgekauft. Die Leinenweberei breitete sich im Ort immer weiter aus. 1743 waren von 236 Familien, die im Ort lebten, 122 Leineweber und weitere 43 mit Flachsspinnerei, Veredlung oder sonstigen Textilarbeiten beschäftigt. Nur 71 Familien betrieben Landwirtschaft.

Eine wichtige Rolle im Ort spielte auch die Bleicherei. Dafür musste oft Wasser über weite Strecken herangeführt werden, wozu teilweise auch Stollen in den Berg gegraben wurden.

Im 19. Jahrhundert ging man zur industriellen Textilproduktion über und die Hausweberei starb aus. 1871 gab es 11 Textilbetriebe im Ort, der inzwischen als Zentrum der Leinenindustrie in der Oberlausitz galt. Der größte Betrieb war die Firma „J. G. Böhme & Söhne“. Die Söhne des Gründers der Leinenweberei, Johann Gottlob Böhme, machte sich besonders um die Einführung mechanisierter Methoden in der Weberei und Bleicherei verdient. Für die Bleicherei errichteten sie um 1858 einen großen aus Feldsteinen gemauerten Trockenturm. Er bildete mit der damaligen Produktionsstätte, einer Bleichwiese und einem Wasserstollen (so genannter „unterirdischer Gang“) eine funktionale Einheit. Der Trockenturm, die Bleichwiese, wenngleich teilbebaut und der Wasserstollen sind noch erhalten.

Die Gemeinde erwarb 2013 das Gelände mit dem denkmalgeschützten Trockenturm und plante dessen Abriss, was in der Bevölkerung auf Kritik stieß. Von Seiten der Denkmalbehörde erfolgte die Auflage, den Trockenturm in das Projekt einzubeziehen und der Abrissantrag wurde im beiderseitigen Einvernehmen ausgesetzt.


Text: Wikipedia

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