Werdau

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Werdau (im westsächsischen Idiom „Werde“) ist eine Große Kreisstadt im sächsischen Landkreis Zwickau.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Werdau.

Germania-Drogerie (Werdau)

Rosenheimer Verlagshaus

Franz Zschenderlein

Sonstige

Geschichte

Die Stadt Werdau (ursprünglich: Werde, Werda, Wertha, Werdowe genannt) bedeutet „Uferaue“, die an der Pleiße gelegene Aue. Die Gegend war ursprünglich mit Wäldern bedeckt und wurde jahrhundertelang von Slawen und Germanen umkämpft. Unter Karl dem Großen und Heinrich I. wurden die Slawen mehr und mehr zurückgedrängt und die vordringenden deutschen Ansiedler schufen das damalige „Werde“, das 1298 Stadtrecht erhalten haben soll, aber erst 1304 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Von 1306 bis 1398 stand Werdau unter reußischer Herrschaft. 1398 kam die Stadt in den Herrschaftsbereich der Wettiner, den späteren Kurfürsten und Königen von Sachsen. Bereits im 14. Jahrhundert war Werdau ein Zentrum der Tuchmacherei, die ab dem 19. Jahrhundert von der Textilindustrie abgelöst wurde. Interessant ist die Lage von Werdau an der Straße Reichenbach – Altenburg – Leipzig, da diese zum Transport der erzeugten Waren diente. Werdau war die Stadt der Tuch- und Zeuchmacher und man besuchte Märkte und Messen nicht nur in Leipzig, sondern auch in Naumburg und Braunschweig und betrieb Handel nach Franken, Schwaben und in die Schweiz.

Die Stadt war zunächst mit einer Stadtmauer umgeben und hatte das Recht zum Bierbrauen. Das Töpferhandwerk wurde betrieben, dazu gab es Sattler, Gerber, Schmiede und die Waldnutzung mit Flößerei. In Werdau kam es 1557–1560 zur Hexenverfolgung: Die Hebamme Margarethe Stellmacher geriet in einen Hexenprozess und wurde hingerichtet.[5] Es gibt wenige Überlieferungen aus der damaligen Zeit, daher ist eine Federzeichnung des Malers Wilhelm Dilich von 1628 besonders wertvoll. Der innere Stadtkern umfasste lediglich den Marktplatz mit dem Rathaus, die Weber- und Burgstraße sowie einige enge Nebengässchen. Das Nordtor führte in die niedere Vorstadt, die heutige Leipziger Straße und in die etwa um 1500 entstandene Neustadt, die heutige Ronneburger Straße. Außerdem gab es ein Schloss an der Ostmauer der Stadt, welches dem Stadtbrand von 1670 zum Opfer fiel. Das Südtor der Stadtmauer am Ende des Marktes wurde 1835 abgetragen. Seine Steine wurden für die Grundmauern der späteren Gerhart-Hauptmann-Schule verwendet. Am 1. Mai 1756 gab es einen großen Brand in Werdau, dem fast die ganze Stadt und auch das alte Rathaus zum Opfer fielen. Danach wuchs die Stadt und bereits 1792 belief sich die Einwohnerzahl auf 2792 und um 1815 auf 3461. Die steigende Einwohnerzahl ist vor allem auf die starke Entwicklung von Handel und Gewerbe zurückzuführen. Ein neues Rathaus entstand und das alte wurde erst im Jahr 1913 abgerissen. Seit 1879 gab es eine Brauerei in Werdau.[6]

Am 26. April 1911 wurde das noch heute existierende Rathaus eingeweiht. An der Einweihung nahm auch der sächsische König teil und man trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein.

Eine große Rolle spielte in Werdau der Sport; bereits 1846 wurde die erste Turngemeinde Sachsens und des gesamten deutschsprachigen Raumes gegründet. Außerdem wurde Werdau zur Handballhochburg und es entstanden Turnhallen, Kegelbahnen und das 1926 angelegte städtische Sommerbad. Die im Jahr 1764 erbaute Marienkirche wurde nach einem Blitzschlag am 20. Januar 1863 erneut in Brand gesetzt. Erst danach erbaute man den Glockenturm in seiner heutigen Gestalt. Im Jahr 1926 begann nach mehrmaliger Verzögerung der Bau einer katholischen, dem Heiligen St. Bonifatius gewidmeten Kirche in Werdau. Die katholische Gemeinde war im Laufe der Zeit durch den Zuzug von Katholiken aus ländlichen Gebieten im Osten, welche in den Fabriken Arbeit suchten, stetig gewachsen. Die Weihe der Kirche fand am 5. Mai 1929 durch den Bischof von Meißen statt.

Verwaltungsmäßig gehörte Werdau ab 1874 zur Amtshauptmannschaft Zwickau, erlangte dann 1924 den Status einer kreisfreien Stadt, eine der kleinsten in Deutschland, und wurde 1946 wieder in den Landkreis Zwickau eingegliedert. Durch die Gebietsreform von 1952 wurde Werdau Kreisstadt des Kreises Werdau bzw. ab 1994 des Landkreises Zwickauer Land.

Von den beiden Weltkriegen blieb auch die Stadt Werdau nicht verschont. Circa 500 Bürger ließen im Zweiten Weltkrieg ihr Leben. Ab 9. April 1945 kam es mehrmals zu Luftangriffen durch die 9th Air Force (9. Luftflotte der US-Heeresluftstreitkräfte). Zudem beschoss die auf der Reichsautobahn 4 bei Crimmitschau positionierte Artillerie die Stadt. Hierbei kam es insgesamt zu Todesfällen im zweistelligen Bereich sowie zur Zerstörung von mehreren Gebäuden im Bereich des Bahnhofes und der Innenstadt. Nach kleineren Scharmützeln mit Volkssturmeinheiten wurde Werdau am 16. April 1945 gegen 15 Uhr schließlich an die seit den Mittagsstunden am Ortseingang Ronneburger Straße stehenden amerikanischen Truppen übergeben.[7]

Kurze Zeit später mussten sie die Stadt gemäß den vereinbarten Zonengrenzen an die Rote Armee übergeben. Die Demarkationslinie zwischen den US-Amerikanern und den Sowjets verlief hier nach Kriegsende zunächst entlang der Zwickauer Mulde. Danach begann wie in der ganzen sowjetischen Besatzungszone eine sogenannte „antifaschistisch-demokratische Umwälzung“. Unter anderem kam es zur Durchsetzung der Bodenreform und zur Bildung von Volkseigenen Betrieben. 1951 entstand das Nationale Aufbauwerk, über das unter freiwilliger Mithilfe zum Allgemeinwohl der Bevölkerung u. a. Arbeiten im „Richard-Wagner-Park“ sowie im „Stadtpark am Roten Berg“ durchgeführt wurden. Auch das Sportgelände und Naherholungsgebiet „An den Teichen“ entstand zu jener Zeit. Dabei baute man u. a. ein ehemaliges NS-Aufmarschgelände zum heutigen Stadion im Landwehrgrund um. Im Werdauer Oberschülerprozess verurteilte man 1951 insgesamt 19 Schüler wegen Protests gegen die SED-Diktatur zu Haftstrafen zwischen 2 und 15 Jahren Zuchthaus.[8] 1952 wurde Werdau im Rahmen der Kreisreformen in der DDR dem Bezirk Karl-Marx-Stadt zugegliedert. Werdau bildete als Kreissitz den Kreis Werdau.

Besonders hervorzuheben ist die zu DDR-Zeiten betriebene Wohnungsbaupolitik in Werdau. Von 1949 bis 1988 entstanden in der Stadt über 6040 Wohnungen, zum Beispiel das ehemalige Wohngebiet Ernst Grube (Werdau-Sorge), seit 1987. Wie überall in der DDR verfielen die Altbauten aufgrund der allgemeinen Mangelwirtschaft im Laufe der Jahre zusehends. Baumaterial für Reparaturen war für Privatleute nur schwer zu bekommen. Die industrielle Plattenbauweise zur Schaffung von Wohnraum war für den Staat billiger und versprach eine schnelle Erhöhung des Wohnstandards. Für viele Werdauer Bürger hatten sich die Wohnbedingungen dadurch wesentlich gebessert. Gleichzeitig verfielen aber viele verlassene Gebäude in der Innenstadt und es kam zu ersten großflächigen Abrissen, da die Menschen nun oftmals in den Großwohnsiedlungen am Stadtrand lebten. Von großer Bedeutung war damals auch die industrielle und gewerbliche Entwicklung der Stadt. Bis 1989 gab es 46 volkseigene Betriebe aus der Textilindustrie, der metallverarbeitenden Industrie sowie dem Fahrzeugbau (vgl. bspw. Kraftfahrzeugwerk Ernst Grube).[9] Weiterhin gab es neun Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) sowie 180 selbstständige Händler und Gewerbetreibende. Nach 1989 gab es wie überall in der ehemaligen DDR große Veränderungen in Werdau. Viele Betriebe wurden geschlossen und bis heute Dutzende Fabriken abgerissen, da für sie keine Verwendung mehr bestand. Die ehemalige Textilindustrie ist Geschichte und die Einführung marktwirtschaftlicher Prinzipien sowie die Öffnung für den Weltmarkt brachten vielerorts den Niedergang der Industrie. Insbesondere die Textilindustrie war aufgrund der veralteten Gerätschaften und den vergleichsweise hohen Preisen nicht konkurrenzfähig. Die nach der Wende einsetzende Abwanderung in die alten Bundesländer ist mittlerweile einem fast ausgeglichenen Wanderungssaldo gewichen. Gleichwohl sinkt die Einwohnerzahl durch die niedrigen Geburtenraten kontinuierlich. Durch die Eingemeindung der benachbarten Gemeinden Königswalde, Steinpleis, Langenhessen und Leubnitz in den Jahren von 1996 bis 1999 stieg die Einwohnerzahl nach der Übersicht des Statistischen Landesamtes Sachsen wieder etwas an (vgl. Übersicht unten).

Dass sich das Stadtbild von Werdau seit der Wende verändert hat, ist nicht zu übersehen. Das ehemalige Wohngebiet Ernst Grube (Werdau-Sorge), die Plattenbausiedlung die 1987 erbaut wurde, wurde zwischen 2003 und 2016 komplett abgerissen.[10][11]

Im Jahr 2012 wurde der Johannisplatz (ehem. Ernst-Thälmann-Platz) umgestaltet und in seine ursprüngliche Form gebracht.[12]


Text: Wikipedia

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