Westfälische Wilhelms-Universität

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Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) in Münster ist mit rund 44.431 Studierenden (Stand: WS 2020/21) und rund 280 Studiengängen in 15 Fachbereichen eine der größten deutschen Universitäten.

Siegelmarken

Verzeichnis der Siegelmarken mit einem Bezug zur Westfälischen Wilhelms-Universität.

Geschichte

Alte Universität bis 1818

Der Vorläufer der heutigen Universität wurde Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. 1612 empfahl der damalige Regens, der Jesuit Matthäus Tympius, in seiner Schrift „Erheblich und wichtige Ursachen warumb in der wollöblichen Statt Münster… eine hochberühmbte Universitet oder Academiam zu fundieren und zu stiften seyn sollen“ die Gründung einer Universität in der Bischofsstadt.

Die Stadt erhielt 1631 von Papst Urban VIII. und Kaiser Ferdinand II. die Gründungsprivilegien für eine Universität. Die Landesstände sagten die Summe von 20.000 Talern zu, doch dieser Versuch scheiterte in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Ein erneuter Versuch betrieben durch Christoph Bernhard von Galen, Bischof von Münster, scheiterte 1670 an finanziellen Nöten.

In den 1770er Jahren gelang es Franz Freiherr von Fürstenberg, dem ständigen Vertreter des Kölner Erzbischofs und Bischofs von Münster, Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, die Gründung voranzutreiben. Als Kapital nutzte er den Erlös aus den Auflösungen zweier Klöster in Münster, dem Kloster Liebfrauen-Überwasser und dem Jesuitenkolleg Münster, das von der Aufhebung des Jesuitenordens betroffen war. Nach der Verleihung der Privilegien für eine Landesuniversität durch Papst Clemens XIV. am 28. Mai, beziehungsweise durch Kaiser Joseph II. am 8. Oktober 1773 erfolgte am 16. April 1780 schließlich die feierliche Eröffnung. Ziel der gegründeten Einrichtung sollte die universitäre Ausbildung begabter Einheimischer in den Fakultäten Theologie, Philosophie, Rechtswissenschaft und Medizin sein, um diese anschließend an die Kölner Universität zu berufen. Erster Kanzler der Universität wurde Franz von Fürstenberg. Das Amt des ersten Rektors bekleidete Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels.

Nachdem Münster 1803 im Zuge der napoleonischen Neuordnung Preußen zugeschlagen worden war, sollte die Universität nach Plänen des Freiherrn vom Stein zu einer der damals modernsten deutschen Universitäten ausgebaut werden. Dies wurde nicht verwirklicht. Vielmehr wurde die Universität Münster nach der Entscheidung der preußischen Regierung vom 18. Oktober 1818 zugunsten der neuen Universität in Bonn aufgehoben. Übrig blieb eine akademische Lehranstalt zur Ausbildung von Geistlichen und Gymnasiallehrern für die Diözese Münster, der 1821 eine Chirurgische Schule zur Seite gestellt wurde. 1843 wurde die Akademische Lehranstalt in Königliche Theologische und Philosophische Akademie umbenannt. Die chirurgische Schule wurde 1849 durch die preußische Regierung geschlossen, da Ärzte von diesem Zeitpunkt an ein Universitätsstudium absolvieren sollten.

Es folgten jahrzehntelange Verhandlungen mit der preußischen Regierung in Berlin. Erster Teilerfolg war die Anerkennung des philologischen Studiums an der Akademie als Vollstudium im Jahr 1858. Hauptstreitpunkt bei der Frage der Wiedererrichtung einer Universität war, dass die damalige katholische Akademie keine evangelischen Studenten aufnehmen wollte. Ab 1875 erhielten auch Protestanten Zugang.


Neugründung 1902

Auf Betreiben von Otto Fürst zu Salm-Horstmar beschloss das preußische Parlament am 11. März 1902 die Neugründung einer juristischen Fakultät in Münster. Dem Beschluss entsprechend erhob Kaiser Wilhelm II. am 1. Juli 1902 die Akademie wieder in den Rang einer Universität. Gelehrt wurde in den Fakultäten Theologie, Philosophie sowie Rechts- und Staatswissenschaft. 1907 erhielt die Universität schließlich durch Kaiser Wilhelm II. ihren heutigen Namen. Ein Jahr später war es auch Frauen gestattet, dort ein Studium aufzunehmen. Im gleichen Jahr wurde der münstersche AStA gegründet. 1914 entstanden die Evangelisch-Theologische Fakultät sowie 1925 die Medizinische Fakultät und das Institut für Leibesübungen.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde 1933 die Selbstverwaltung der Universität eingeschränkt. 26 Angehörige des Lehrkörpers (11,9 %) wurden gekündigt. Vier von ihnen wurden später Opfer des Nationalsozialismus. Jüdische Studenten wurden nicht mehr neu immatrikuliert, einige der noch eingeschriebenen konnten bis 1938 ihr Studium fortsetzen.

Zehn der damals 3.662 in Münster immatrikulierten Studierenden wegen „nichtarischer Abstammung“ aus der Universität ausgeschlossen. Drei Studierende wurden aus politischen Gründen exmatrikuliert. Im Jahr 2000 beschloss der Senat der Universität, diese unrechtmäßigen Vorgänge in einer „Erklärung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zu Maßnahmen der Universität während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ bekanntzugeben und für ungültig zu erklären.

Infolge von Kriegszerstörungen wurde der Lehrbetrieb im Wintersemester 1944/45 eingestellt, die Wiedereröffnung erfolgte am 3. November 1945. Nach dem Wiederaufbau des zu großen Teilen zerstörten Schlosses wurde dieses 1954 als Hauptgebäude der Universität eingeweiht.

1948 wurde die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät aus der Philosophischen Fakultät abgetrennt und die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät in die Rechtswissenschaftliche Fakultät und die Wirtschafts- und Staatswissenschaftliche Fakultät gegliedert. 1970 wurde eine neue Struktur mit 19 Fachbereichen eingeführt. Im Jahr 1968 wurde der erste geisteswissenschaftliche Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Fachbereich Geschichte eingerichtet. Im Jahr 1980 wurde die Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Abteilung Münster, der Universität angegliedert.

Im Jahr 1983 wurde das neue Universitätsklinikum Münster eröffnet, nachdem die Kapazität der alten Klinikgebäude nicht mehr ausreichte.

Im August 1986 verübte die Untergrundorganisation Rote Zora einen Brandanschlag auf das Institut für Humangenetik an der Westfälischen Wilhelms-Universität, dessen erster Direktor von 1951 bis 1965 der NS-Mediziner Otmar Freiherr von Verschuer gewesen war, und veröffentlichte entwendete Dokumente des Instituts.

1999 wurden die Fachbereiche der Universität in die heutige Anordnung gebracht, der 2004 durch Eingliederung der Münsteraner Abteilung der Musikhochschule Detmold der 15. Fachbereich Musikhochschule angefügt wurde.

Im Sommersemester 2001 nahmen die ersten Schüler in der „Junioruni“ an Vorlesungen und Prüfungen an der Westfälischen Wilhelms-Universität teil. Hierfür werden Schüler der 11. und 12. Klasse von ihren Schulen nach jeweils eigenen Auswahlkriterien vorgeschlagen und vom Unterricht freigestellt. Teilnahmebescheinigungen und Abschlussprüfungen können im späteren Studium an der WWU anerkannt werden.

Im Jahr 2002 erhielt die Westfälische Wilhelms-Universität eine neue Universitätsverfassung. Sie wurde Ende 2007 noch einmal in größerem Rahmen modifiziert – notwendig geworden durch das Hochschulfreiheitsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen. Vorgesehen ist nun das neue Gremium des Hochschulrates.

2004 fand zum ersten Mal der Elternalarm statt, bei der Eltern an Führungen und Vorlesungen teilnehmen können.

Nach Einführung von Studiengebühren für Langzeitstudierende sank die Anzahl der Studierenden zum Sommersemester 2004 um etwa 4.000. Aus Protest gegen eine Einführung von generellen Studiengebühren besetzten Studierende im Mai 2006 das Rektorat der Universität im münsterschen Schloss. Als am 17. Januar 2007 das Thema Studiengebühren erneut im Senat behandelt werden sollte, stürmten einige Studenten das Schloss, so dass der Senat mit nur 11 anwesenden von 23 Senatoren nicht beschlussfähig war. Knapp 1000 Studenten protestierten friedlich vor dem Schloss. Beim zweiten Versuch am 20. Januar fand die Senatssitzung auf einem extra durch Polizeischutz gesicherten Gelände des Technischen Hilfswerks statt. Dabei wurde beschlossen, vorerst keine Studiengebühren einzuführen und die Fragestellung zunächst von einer extra eingesetzten Kommission erörtern zu lassen. Bei der abschließenden Senatssitzung zum Thema am 14. März 2007 stimmte der Senat mit zwölf zu elf Stimmen trotz erneuter Demonstrationen für die Einführung von Studiengebühren in Höhe von 275 Euro pro Semester ab dem Wintersemester 2007/2008. Diese Regelung galt zunächst für zwei Jahre, danach sollte eine Zwischenbilanz gezogen werden. Die Westfälische Wilhelms-Universität war damit – abgesehen von der FernUniversität in Hagen, bei der von jeher das Unterrichtsmaterial kostet – die letzte Universität in Nordrhein-Westfalen, die die Einführung von Studiengebühren beschloss.

Mit Bettina Böhm als Nachfolgerin von Klaus Anderbrügge übernahm im Jahr 2004 erstmals eine Frau in der Geschichte der Universität das Kanzleramt an der Spitze der Verwaltung. Nachfolger wurde am 1. Februar 2008 Stefan Schwartze vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch.

Im Jahr 2007 wurde das Hochschulfreiheitsgesetz eingeführt. Seitdem wird die Universität als Körperschaft des öffentlichen Rechts geführt. Außerdem hat die Kommission zur Aufarbeitung der Geschichte der Universität Münster im 20. Jahrhundert am 12. Juli 2007 ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist eine systematische und lang dauernde Aufarbeitung der Vergangenheit der Universität Münster. Im gleichen Jahr erhielt die Westfälische Wilhelms-Universität ihr heutiges Logo und führte ein Corporate Design ein.

Im Jahr 2008 wurde der Hochschulrat ernannt, der im Hochschulfreiheitsgesetz vorgesehen ist. Erster Vorsitzender war Reinhard Kurth, ehemaliger Präsident des Robert-Koch-Institutes in Berlin.


Siegel der Universität

Das Siegel der Westfälischen Wilhelms-Universität zeigt Maria mit Krone, Zepter und Reichsapfel sowie Jesus Christus auf ihrem Arm, mit der Umschrift "SIGILUM UNIVERSITATIS MON[ASTERIEN]SIS". Es ist seit 1780 das offizielle Siegel der Universität. Davor war es im Besitz des Klosters Liebfrauen-Überwasser. Dieses Kloster wurde 1765 auf Antrag des münsterschen Domkapitels und der Ritterschaft der Stadt Münster aufgehoben, um mit dem Erlös daraus die Gründung der Universität finanzieren zu können.

Während der meisten Zeit des 19. und des ganzen 20. Jahrhunderts war die Universität eine staatliche Behörde und führte daher zunächst das Siegel des preußischen Staates, nach der Gleichschaltung in den 1930er Jahren das Siegel des nationalsozialistischen Staates und anschließend das kleine Siegel des Landes Nordrhein-Westfalen. Durch Erlass des Hochschulfreiheitsgesetzes erhielten die Universitäten in NRW, mit der Umwandlung in öffentlich-rechtliche Körperschaften, ab dem 1. Januar 2007 das Recht, eigene Wappen und Siegel zu führen. Hiervon machte die Westfälische Wilhelms-Universität mit Art. 1 Abs. 3 ihrer Verfassung vom 21. Dezember 2007 Gebrauch. Zuvor war der Einsatz des Universitätssiegels dem Rektorat vorbehalten. Das Siegel wird heute in grafisch überarbeiteter Form insbesondere auf Urkunden und anderen offiziellen Dokumenten benutzt. Vereinzelt wird es auf Studentenausweisen und Studienbescheinigungen verwendet.

Die Fachbereiche führen teilweise ihre überlieferten alten (Fakultäts-) Siegel, teilweise das Siegel der Universität.

Daneben gibt es das Logo der Universität mit dem Schloss als Hauptgebäude in stilisierter Form. Im Jahr 2007 wurde ein neues Logo eingeführt, das das Schloss in abstrahierterer Form darstellt. Ungeachtet einer vergleichsweise breiten Kritik sowohl am neuen Logo als auch daran, wie dessen Einführung kommuniziert wurde, wird es inzwischen als offizielles Logo der WWU verwendet.



Text: Wikipedia

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