Wiener Eislaufverein

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Der Wiener Eislauf-Verein (WEV) ist ein österreichischer Eissportverein aus Wien. Seine größten Erfolge hatte der Verein im Eiskunstlauf, Eisschnelllauf und im Eishockey. Er betreibt auf dem Wiener Heumarkt mit über 6.000 m² Eisfläche einen der großflächigsten Freilufteisplätze der Welt.

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Geschichte

Zwar fanden die „Schleiferbuben des Kanals“ schon 1803 Erwähnung,[1] zum Volkssport wurde der Eislauf jedoch erst um die Jahrhundertmitte. Es war dies die Zeit, da sich die sportlichen Wiener an Wintersonntagen im Hafen des Wiener Neustädter Kanals (Heute Areal Bahnhof Wien-Mitte) trafen oder den Kanal belebten und „in schnellstem Tempo bei Einbruch der Dunkelheit mit brennenden Fackeln zwischen Wien und Guntramsdorf dahin [glitten].“[2]

Nachdem das winterliche Hafenbecken also bereits zum „Eissportgebiet Österreichs Nr. 1 geworden war, wurde der 1867 der WEV gegründet und pachtete im Gründungsjahr einen Teil des ehemaligen Wiener Kanalhafens.“[3] Der WEV wurde am 7. Februar 1867 von Artur Freiherr von Löwenthal, Karl (Carl) Korper von Marienwert, Erwin Franz Freiherr von Sommaruga, Constantin von Marguerite, Heinrich von Bach, Rudolf Grimm, Ritter von Grimburg, Cäsar Ranzi, Leon Schmidt Friedrich Böhmers, L. Mohr, Friedrich Klezl, Rudolf von Ponzen, Florian Mollo und Demeter Diamantidi gegründet. Das Areal des WEV vor der Jahrhundertwende lag in der Gegend des heutigen Bahnhofs Wien Mitte im 3. Wiener Gemeindebezirk. Am 26. Dezember des Gründungsjahres konnte der Natureislaufplatz eröffnet werden.

Im Jahr 1869 fand das erste Eisschnelllaufen der Vereinsgeschichte statt, im Jahr 1882 das erste internationale Preis-, Figuren- und Wetteislaufen. Zur Würdigung der Verdienste des noch jungen Vereins für den Eislaufsport wurde dem WEV in der Saison 1892/93 zum ersten Mal die Durchführung der Europameisterschaften im Eiskunstlaufen und Eisschnelllaufen durch die Internationale Eislauf-Vereinigung übertragen. Aufgrund städtebaulicher Maßnahmen um die Jahrhundertwende übersiedelte der Verein auf das Areal des Wiener Heumarktes im 3. Wiener Gemeindebezirk, wo am 6. Jänner 1901 der neue Eislaufplatz in Betrieb genommen wurde. Eislaufen wurde um die Jahrhundertwende zu einem bedeutenden Teil der popularen Freizeitkultur in Wien. Nach dem Vorbild der im Jahr 1909 weltweit ersten Freiluftkunsteisbahn von Eduard Engelmann in Hernals, eröffnete der WEV am 18. Dezember 1912 eine Kunsteisbahn in einem Ausmaß von 4.000 m².

Während des Ersten Weltkrieges kämpfte der WEV um seine Existenz. Die Kunsteisbahn sowie die Beleuchtung der Anlage konnten aufgrund des Kohle- und Strommangels in Wien nicht betrieben werden. Für einen sportlichen Aufschwung des Vereins nach dem Krieg sorgten Eiskunstläufer und -läuferinnen wie etwa Herma Szabó und Willy Boeckl. Bald setze auch ein wirtschaftlicher Aufwärtstrend ein. Im Jahr 1924 wurde die Kunsteisbahn von 4.000 m² auf 6.000 m², im Jahr 1927 von 6.000 m² auf 10.000 m² vergrößert – der WEV betrieb zu dieser Zeit die größte Kunsteisbahn der Welt. In der Saison 1929/1930 verzeichnete der WEV mit 9.521 Mitgliedern den höchsten Mitgliederstand in der Vereinsgeschichte.[4]

Die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre traf auch den WEV. Der Verein musste Sparmaßnahmen durchsetzen und den Betrieb der Kunsteisbahn einschränken. Die Eiskunstläufer und -läuferinnen blieben trotz der erschwerten Trainingsbedingungen weiterhin international höchst erfolgreich, Fritzi Burger und Felix Kaspar holten Welt- und Europameistertitel sowie Olympiamedaillen nach Wien.

Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erfolgte eine drastische Umstrukturierung des österreichischen Sport- und Vereinswesens. Die Folge war die Überführung des WEV in den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen. Als Vereinsführer wurde SA-Brigadeführer Heribert Seidler eingesetzt, als kommissarischer Verwalter Adolf Eder. Die antisemitischen Gesetze des NS-Regimes führten zu einem massiven Rückgang der Vereinsmitglieder. Die durch das NS-Regime als „jüdisch“ definierten Funktionäre, Mitglieder sowie Sportler und Sportlerinnen wurden unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs aus dem Verein ausgeschlossen. Im Jahr 1944 musste der WEV aufgrund des fortgeschrittenen Zweiten Weltkrieges zum ersten Mal in seiner Geschichte den Betrieb einstellen. Zuvor, im Jahr 1939, schlossen sich die Sportsektionen des WEV und des Eissport Klub Engelmann aus wirtschaftlichen Gründen zu einer Startgemeinschaft – der Wiener Eissport-Gemeinschaft (WEG) – zusammen. Einige WEG-Athleten und -Athletinnen, wie etwa Eva Pawlik, Edi Rada oder das Eishockeyteam, konnten auf Reichsebene sportlich reüssieren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Areal des WEV durch Bomben und Schützengräben beschädigt, die Kunsteisbahn konnte jedoch nach kurzer Zeit wieder in Betrieb genommen werden. Nach einer längeren kriegsbedingten Pause im internationalen Sport fanden die ersten Wettbewerbe mit Beteiligung von Sportlern und Sportlerinnen des WEV im Jahr 1948 statt. Maßgeblichen Anteil an der raschen Wiederbelebung des WEV in sportlicher, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht hatte die nach dem Zweiten Weltkrieg im Winter 1945 im WEV gegründete Wiener Eisrevue. Die Revue wurde zu einem Kassen- und Exportschlager und bescherte dem WEV ein Millionenpublikum. Auch in sportlicher Hinsicht erlebte der WEV in den 1950er und 1960er Jahren einen Höhepunkt. Zu den international erfolgreichen Eiskunstläufer und -läuferinnen dieser Zeit zählten Hanna Eigel, Ingrid Wendl, Hanna Walter, Regine Heitzer, Emmerich Danzer und Wolfgang Schwarz oder die Paarläufer Sissy Schwarz und Kurt Oppelt.

In den späten 1950er-Jahren stand für den Verein die Schaffung neuer Freizeit- und Kulturangebote fernab dem Eislaufbetrieb im Mittelpunkt. So richtete der WEV in den Sommermonaten zahlreiche internationale Ring- und Boxkämpfe aus, beheimatete eine Tennissektion und veranstaltete Musikkonzerte. Insbesondere in den 1960er/70er-Jahren lockte „Catchen am Heumarkt“ Tausende Fans an, Wien wurde zu einer europäischen Kampfsportmetropole.

In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde es mit wenigen Ausnahmen stiller um die Sportsektionen des Vereins. Trixi Schuba, in den Jahren 1971 und 1972 jeweils zweimalige Welt- und Europameisterin im Eiskunstlauf, krönte 1972 ihre Karriere mit Olympiasieg in Sapporo. Die österreichische Seriensiegerin Claudia Kristofics-Binder feierte im Jahr 1982 mit dem Gewinn des Europameistertitels der Eiskunstläuferinnen den letzten internationalen Erfolg für den Verein.


Text: Wikipedia

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