Wilhelm Conrad Röntgen

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Wilhelm Conrad Röntgen (* 27. März 1845 in Lennep, heute Stadtteil von Remscheid; † 10. Februar 1923 in München) war ein deutscher Physiker. Er entdeckte am 8. November 1895 im Physikalischen Institut der Universität Würzburg die nach ihm benannten Röntgenstrahlen; hierfür erhielt er 1901 bei der Vergabe der ersten Nobelpreise den ersten Nobelpreis für Physik.[1] Seine Entdeckung revolutionierte unter anderem die medizinische Diagnostik und führte zu weiteren wichtigen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts, z. B. der Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zu Wilhelm Conrad Röntgen.

Elektrische-Gesellschaft Sanitas

Elektrikitäts-Gesellschaft Sanitas, Fabrik für elektromedizinische- und Röntgen-Apparate.

Röntgenmüller Hamburg


Sonstige

Leben

Kindheit und Studium

Wilhelm Conrad Röntgen wurde am 27. März 1845 in Lennep geboren, das heute zu Remscheid gehört. Er war das einzige Kind des großbürgerlichen Tuchfabrikanten bzw. Tuchhändlers Friedrich Conrad Röntgen und dessen aus Amsterdam[2] stammender Ehefrau Charlotte Constanze, geborene Frowein. Aus wirtschaftlichen Gründen zog die Familie 1848 nach Apeldoorn in die Niederlande. Ein weiterer Grund für den Umzug war wohl, dass die Mutter des späteren Nobelpreisträgers Niederländerin war.[3]

Aus einem Lebenslauf, den Röntgen im Jahr 1869 verfasst hat, geht hervor, dass er bis 1861 in Apeldoorn Primar- und Sekundarschulen besuchte.[4] Bis 1862 besuchte er die „Kostschule“ des Herrn van Doorn, eine private Grundschule. Am 27. Dezember 1862 zog Wilhelm Conrad Röntgen nach Utrecht und besuchte dort 1863 eine kleinere Privatschule, die Knaben im Alter von 14 bis 18 Jahren aufnahm, um sie auf die Ausübung eines technischen Berufes vorzubereiten.[5] Dort hatte er zwar meist gute Noten, aber sein Fleiß wurde in den Zeugnissen als zu mäßig erachtet.[6] Aus disziplinarischen Gründen, weil er irrtümlich für den Urheber einer Karikatur seines Klassenlehrers gehalten wurde, verwies man ihn ohne Abschluss von der Schule.

Obwohl er in der Folgezeit Sprachkenntnisse nachholte, bestand er dann nicht die in den Niederlanden mögliche Zulassungsprüfung „examen admissionis“ für eine Universität, belegte aber im Jahr 1865 als Gasthörer Kurse in Biologie (Botanik, Zoologie), Mathematik, Physik und Chemie an der Universität zu Utrecht.[7]

Röntgen, der seine Verwandtschaft mit dem Ingenieur des ersten Dampfbootes auf dem Rhein in Zusammenhang mit seiner Vorliebe für mechanische Fertigkeiten und Konstruktionen brachte,[8] begann am 23. November 1865 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) als regulärer Student zu studieren.[9] Dies war möglich, da am dortigen Polytechnikum eine Aufnahmeprüfung ausschlaggebend war und nicht der Nachweis eines Abschlusses. Dort erhielt er am 6. August 1868 sein Diplom als Maschinenbauingenieur. In der nachfolgenden Zeit absolvierte er bei dem sechs Jahre älteren August Kundt ein Aufbaustudium in Physik und wurde dessen Assistent. Im Juni 1869 wurde er an der Universität Zürich in Physik zum Dr. phil. promoviert, der Titel seiner Arbeit lautet Studien über Gase.

Wissenschaftliche Karriere und Leben

Danach begleitete er 1870 August Kundt, auf dessen Rat hin sich Röntgen zum Studium der Physik entschlossen[10] hatte, als Assistent nach Würzburg ans dortige „Physikalische Kabinett“ im Gebäude der Alten Universität in der Domerschulstraße.[11] In Würzburg veröffentlichte er in den Annalen der Physik und Chemie seine erste Publikation als Wissenschaftler. Im Juli 1870 trat er der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg bei.[12] Am 19. Januar 1872 heiratete er in Apeldoorn Anna Bertha Ludwig (1839–1919), die Tochter eines Gastwirts aus Zürich.

Zum 1. April 1872 wechselte er zusammen mit Kundt an die Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg. In Straßburg habilitierte sich Röntgen 1874 und ließ sich zunächst dort am 13. März 1874 als Privatdozent nieder.[13] Zuvor war ihm die Habilitation von der Universität Würzburg wegen seines fehlenden Abiturs verweigert worden.[14] Ab 1. April 1875 wirkte er als außerordentlicher Professor für Physik und Mathematik an der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim bei Stuttgart. Auf Wunsch seines früheren akademischen Lehrers und Förderers Kundt erhielt Röntgen sodann ab 1. Oktober 1876 eine Stelle als außerordentlicher Professor für Physik in Straßburg.

Durch seine Berufung zum 1. April 1879 auf eine ordentliche Professur in Gießen erhielt Röntgen in seiner wissenschaftlichen Laufbahn zum ersten Mal ein festes Gehalt. Im Jahre 1887 nahmen die Röntgens die sechsjährige Josephine Berta (1881–1972), die in Zürich am 21. Dezember 1881 geborene Tochter von Anna Röntgens Bruder Hans Ludwig, in ihren Haushalt auf. Später adoptierten sie das Kind, welches nach seiner Heirat in München am 6. März 1909[15] den Namen Josephine Berta Donges-Röntgen[16] trug.

Prinzregent Luitpold ernannte am 31. August 1888 Röntgen zum Nachfolger von Friedrich Kohlrausch in Würzburg.[17] Dort trat Röntgen am 1. Oktober 1888 diese Stelle als ordentlicher Professor an der Universität Würzburg an.

Rufe nach Jena und Utrecht hatte Röntgen abgelehnt.[18] 1893 und 1894 wurde er in Würzburg zum Rektor der Universität gewählt. Einen noch vor seiner berühmten Entdeckung, 1895 erfolgten Ruf an die Universität Freiburg lehnte er ebenfalls, wie auch eine vier Jahre spätere Berufung als Nachfolger von Gustav Heinrich Wiedemann nach Leipzig, ab.[19]

In Würzburg gelang Röntgen am 8. November 1895 seine größte wissenschaftliche Leistung: die Entdeckung der von ihm so genannten „X-Strahlen“, die im Deutschen den Namen „Röntgenstrahlen“ erhielten[20], während sie im Englischen weiterhin x-rays heißen. Am 22. Dezember 1895 gelang ihm damit eine Aufnahme von der Hand seiner Frau, bei der der Knochen und der Ehering klar zu erkennen sind.

Bei einem Vortrag vor Kaiser Wilhelm II. am 12. Januar 1896 stellte Röntgen seine Entdeckung öffentlich vor und am 23. Januar hielt er anlässlich einer Sitzung der Würzburger Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft einen Vortrag vor begeisterten Zuhörern aus allen Kreisen der Wissenschaft und Gesellschaft im vollbesetzten Hörsaal des Physikalischen Instituts. Im Anschluss an den Vortrag schlug der Anatom Albert Kölliker die Umbenennung der „X-Strahlen“ in „Röntgen’sche Strahlen“ (oder „Röntgen-Strahlen“[21]) vor, was von der Versammlung unter Vorsitz von Karl Bernhard Lehmann umgehend angenommen wurde.[22][23]

Vom 1. April 1900 an war Röntgen an der Universität München als ordentlicher Professor für Physik tätig. Dort wurde er Vorstand des Physikalischen Institutes der Universitätsstadt sowie Konservator des Physikalisch-Metronomischen Institutes des Staates.[24] Unter seinen akademischen Schülern aus der Münchener Zeit befindet sich der spätere Berliner Professor für Physik Peter Pringsheim (1881–1963).

Wilhelm Conrad Röntgen wurde 1900 die Barnard-Medaille verliehen. 1901 war er der erste Nobelpreisträger für Physik „als Anerkennung des außerordentlichen Verdienstes, das er sich durch die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen erworben hat“.

Im September 1914 war der Geheimrat Röntgen Mitunterzeichner des Manifestes der 93 Intellektuellen An die Kulturwelt!, was er später bedauerte. Er spendete auch die ihm verliehene englische Rumford-Medaille als Unterstützung für die deutsche Kriegsführung.

1919 starb nach langer und schwerer Krankheit Röntgens Frau. Im selben Jahr wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ernannt. Von seiner Tätigkeit als Professor an der Universität München wurde er am 1. April 1920 emeritiert.

Lebensende

Durch die Inflation in den Nachkriegsjahren verlor Röntgen große Teile seines beträchtlichen Vermögens. Als Beamter im Ruhestand bekam er jedoch laufende Pensionszahlungen und musste deshalb keine Not leiden.[25]

In München war Röntgen 1923 Patient des Chirurgen Ferdinand Sauerbruch, der bei jenem eine kleine gutartige Geschwulst im Gesicht entfernte, von der Röntgen annahm, es könne sich um Krebs handeln (Die Geschwulst bezeichnete der Münchner Pathologe Borst später als harmlos). Sauerbruch beklagte sich bei Röntgen darüber, dass dessen Erfindung die Ärzte dazu verleitet habe, ihre Patienten nicht mehr genau zu untersuchen, sondern sich zu sehr auf das neue Verfahren zu verlassen, Röntgen soll zu Sauerbruch daraufhin gesagt haben „Wo viel Röntgenlicht ist, muß auch Röntgenschatten sein“.[26]

Am 10. Februar 1923 starb Wilhelm Conrad Röntgen im Alter von 77 Jahren an Darmkrebs in München. Er ist aufgrund seines testamentarischen Wunsches auf dem Alten Friedhof in Gießen begraben, wo bereits Röntgens Eltern ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Entgegen der üblichen Schreibung Conrad ist sein zweiter Vorname in der Inschrift des Grabsteins als Konrad zu lesen. Die Reste seines Vermögens gingen an wohltätige Einrichtungen, darunter an die Armenpflege in Weilheim,[25] wo er ein Landhaus besaß.

Er verfügte weiterhin in seinem Testament, dass seine gesamten wissenschaftlichen Aufzeichnungen zu vernichten seien. Diesem Wunsch kamen seine Freunde nach, sodass nur noch wenige Dokumente von Wilhelm Conrad Röntgen existieren.

Persönlichkeit

Conrad Röntgen wird als introvertierter Mensch beschrieben, zu dem nur wenige einen tieferen Zugang fanden. Hervortretende Wesensmerkmale waren seine Bescheidenheit und sein Gerechtigkeitssinn. Wenn Röntgen in seine wissenschaftliche Arbeit vertieft war, konnte er sich nur schwer auf andere Menschen einstellen. So sah sich wohl auch seine Frau öfter ihrem schweigsamen Mann gegenüber, der nicht einmal auf Fragen reagierte. Seine wissenschaftlichen Resultate erarbeitete er mit Ausdauer und Sorgfalt. Er veröffentlichte nichts, was nicht nach allen Seiten abgesichert war. Seine Vorlesungen blieben auch nach seiner großen Entdeckung immer sachlich. Selbst die erste öffentliche Demonstration der neu entdeckten Strahlen im Januar 1896 in Würzburg war geprägt von der Schlichtheit und Bescheidenheit Röntgens.

Seit dem Tod des Vaters zweifacher Millionär,[27] stiftete er das mit der Verleihung des Nobelpreises verbundene Preisgeld in Höhe von 50.000 Kronen der Universität Würzburg. Ebenso verzichtete Röntgen auf eine Patentierung, wodurch sein Röntgenapparat schneller Verbreitung fand.[28] Auf Anfrage sagte er der AEG, er sei der Auffassung, dass „seine Erfindungen und Entdeckungen der Allgemeinheit gehören und nicht durch Patente, Lizenzverträge und dergleichen einzelnen Unternehmungen vorbehalten bleiben dürften“. Desgleichen lehnte er das ihm angetragene Adelsprädikat ab.

Erholung fand Conrad Röntgen seit seiner Studienzeit bevorzugt in den Alpen und seit seiner Würzburger Zeit auch bei der Jagd. Von Würzburg aus ging er im Wald von Rimpar auf die Jagd.[29] Seine Sommerurlaube verbrachte er oft im Engadin im Ort Pontresina.[30] Nach seinem Umzug nach München erwarb er im Jahr 1904 am südlichen Ortsrand von Weilheim in Oberbayern ein Landhaus, das im Volksmund „Röntgen-Villa“ genannt wurde. Dorthin zog sich Röntgen gern zur Entspannung zurück, ging der Jagd nach und lud andere Jäger und Freunde ein.[31] In München vermisste er die geistige Anregung, wie er sie von seinen Freunden in Würzburg erhalten hatte. Zu diesen Freunden gehörten Theodor Boveri und Margret Boveri mit denen er in Briefkontakt stand.[32] Noch kurz vor seinem Tod unternahm er Wanderungen in den Schweizer Bergen.

Emil von Behring wählte Wilhelm Conrad Röntgen zum Paten eines seiner Söhne.[33]


Text: Wikipedia

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