Wilhelm II. (Württemberg)

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Wilhelm II. (geboren als Wilhelm Karl Paul Heinrich Friedrich) (* 25. Februar 1848 in Stuttgart; † 2. Oktober 1921 auf Schloss Bebenhausen) war von 1891 bis 1918 der vierte und letzte König im Königreich Württemberg.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zu Wilhelm II.

Leben

Prinz Wilhelm wurde als Sohn des Prinzen Friedrich von Württemberg und dessen Gemahlin Prinzessin Katharina von Württemberg, einer Tochter von König Wilhelm I. von Württemberg, geboren. Er war das einzige Kind seiner Eltern und wurde nach der absehbaren Kinderlosigkeit von König Karl und Königin Olga für die Aufgaben eines Thronfolgers erzogen.

An der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Georg-August-Universität Göttingen studierte er Rechtswissenschaft, Staatswissenschaften und Finanzwissenschaften. In Potsdam trat Wilhelm in die Preußische Armee ein. Nachdem König Karl in den letzten Jahren seiner Regentschaft amtsmüde wurde, übernahm der junge Prinz Wilhelm an seiner statt Repräsentationsverpflichtungen.

Seit dem Jahr 1870 war Wilhelm als Prinz des königlichen Hauses bis zu seiner Thronbesteigung im Jahre 1891 Mitglied in der württembergischen Kammer der Standesherren. Er ließ sich dort oft durch andere Mitglieder der Kammer vertreten, nahm aber auch persönlich an den Sitzungen teil.

Erste Ehe

Im Jahr 1877 heiratete Prinz Wilhelm Prinzessin Marie zu Waldeck und Pyrmont. Diese Eheverbindung mit einem kleinen Fürstenhaus, eine Neigungsheirat, traf in Württemberg auf wenig Begeisterung.

Das Paar hatte drei Kinder, von denen zwei nicht über das Säuglingsalter hinaus kamen. Lediglich die Tochter Prinzessin Pauline (1877–1965), wurde erwachsen und später die Gemahlin von Fürst Friedrich zu Wied (1872–1945). Der Sohn Prinz Ulrich (*/† 1880) starb schon in seinem Geburtsjahr im Alter von fünf Monaten. Der Tod ihres Sohnes Prinz Ulrich traf das Elternpaar als schweren Schicksalsschlag, dem für den Gemahl Prinz Wilhelm ein weiterer folgen sollte: Im April 1882 verstarb Prinzessin Marie während der Entbindung von ihrem dritten Kind, das bei seiner Geburt nicht lebensfähig war.

Zweite Ehe

Prinz Wilhelm heiratete 1886 in zweiter Ehe Prinzessin Charlotte zu Schaumburg-Lippe. Wieder fiel seine Wahl einer Gemahlin auf eine Aristokratin aus einer minder bedeutenden Dynastie.

Aus der Ehe mit Prinzessin Charlotte zu Schaumburg-Lippe gingen keine Kinder hervor. Daher wurde seit den 1890er Jahren Herzog Albrecht von Württemberg, der Spross einer katholischen Nebenlinie des Hauses Württemberg, als künftiger Thronfolger in die Regierungsgeschäfte eingeführt.

König von Württemberg

Nach dem Tod von König Karl trat der Prinz 1891 als König Wilhelm II. die Regierung an. Viele Souveränitätsrechte waren an den Deutschen Kaiser gefallen.

König Wilhelm pflegte einen eher großbürgerlichen Lebensstil. Ohne Bewachung oder Begleitung ging er bis in die letzten Tage seiner Regierung in Stuttgart spazieren. Männer aus dem Bürgertum lud er zu Herrenabenden an seinen Wohnsitz im Stuttgarter Wilhelmspalais ein.

Für Dienstboten und landwirtschaftliche Arbeiter im Lande führte der König eine Krankenversicherung ein und die Steuern in Württemberg wurden erstmals nach dem tatsächlichen Einkommen der Bürger erhoben.

Dem Kaiser in Berlin stand König Wilhelm II. distanziert gegenüber, zumal er das Militärische zeitlebens nicht besonders schätzte.

In der Regierungszeit König Wilhelm II. wurde es dem Internationalen Sozialistenkongress von 1907 erlaubt, in Stuttgart zu tagen.

Am Hoftheater wurden Stücke gespielt, deren Aufführungen in anderen Ländern des Reiches verboten waren, wie die Werke von Frank Wedekind, bei deren Vorstellungen in Stuttgart der König und die Königin gemeinsam anwesend waren.

Corps

1867 war Wilhelm im Corps Bremensia Göttingen aktiv geworden.[1] Im Wintersemester 1868/69 verkehrte er beim Corps Suevia Tübingen. Suevia verlieh ihm im Dreikaiserjahr das Band.[1] Regelmäßig besuchte er die Veranstaltungen des 1886 gegründeten Alt-Herren-Vereins für Württemberg und Hohenzollern. Nach der Thronbesteigung übernahm er auch offiziell das Protektorat über den AHV. Im vertrauten Kreis der alten Corpsstudenten fühlte er sich besonders wohl. Von seinem Humor zeugt das Lied, das er sich auszubitten pflegte (aus Warum sollt im Leben):[2]

Möchte mich berauschen, Nicht mit Fürsten tauschen Und im Wahne selbst Nicht König sein ...

Auch nach seiner Vertreibung und Abdankung stand der nunmehrige Herzog Wilhelm zum Corpsstudententum:[2]

„Der Geist des deutschen Corpsstudententums, der Geist der Zusammengehörigkeit und der Treue wird einer der nützlichsten und notwendigsten Bausteine sein beim Wiederaufbau alles dessen, was jetzt zusammengebrochen ist.“

– Wilhelm

Abdankung und letzte Jahre

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs traf König Wilhelm II. schwer. Mit Tränen in den Augen verabschiedete er seine Truppen in Stuttgart. Sein letzter diensttuender Generaladjutant war seit 5. Juli 1918 General der Infanterie Friedrich von Graevenitz.

Ab Ende Oktober 1918 nahmen die Demonstrationen und Protestversammlungen gegen die bestehende Gesellschaftsordnung zu. Auch in Württemberg wurde die Beseitigung der Monarchie gefordert. Bei einer Unterredung der Demonstranten mit Innenminister Köhler am 4. November 1918 gaben die Demonstranten zu, dass sich König Wilhelm II. – von seinen Untertanen hoch geschätzt – vorbildlich konstitutionell verhalten habe; einer der Wortführer, der Spartakist Seebacher, formulierte die geforderte Abdankung denn auch folgendermaßen: „s’isch aber wege dem Sischteem“ („es ist aber wegen des Systems“).[3] Nachdem am 9. November 1918 eine revolutionäre Menge mit zum Teil auswärtigen Anführern ins Wilhelmspalais eingedrungen war, verließ König Wilhelm II. schließlich am Abend Stuttgart in Richtung Bebenhausen. Dass ihm in dieser Situation niemand beistand, verwand er nie. Am 30. November 1918 verzichtete er als letzter der Bundesfürsten auf die Krone und nahm den Titel eines Herzogs zu Württemberg an. Die provisorische Regierung sicherte ihm bereits am 29. November 1918 sehr entgegenkommenderweise zu, dass er neben einer jährlichen Rente von 200.000 Mark sowie einem lebenslangen Wohnrecht im Jagdschloss Bebenhausen das uneingeschränkte Verfügungsrecht über sein Privateigentum behalte. Die letzten Jahre verbrachte er in Bebenhausen und noch häufiger in Friedrichshafen.

Beisetzung

Nachdem er am 2. Oktober 1921 in Bebenhausen gestorben war, wurde der Leichenzug, seinem letzten Wunsch entsprechend, um Stuttgart herumgeleitet. Auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg ließ sich Wilhelm II. an der Seite seiner ersten Frau und seines Sohnes in einem Erdgrab bestatten. In dieser Familiengrabanlage wurde 1946 auch seine zweite Frau beigesetzt.

Die Württemberger Bürger und ihr letzter König

Wilhelm II. galt seinen Bürgern als beliebter und volksnaher König. Noch heute werden gerne Geschichten erzählt, wie die Einwohner Stuttgarts ihren Monarchen beim Spaziergang mit seinen Hunden (zwei Spitzen) mit den Worten: „Grüß Gott, Herr König“, grüßten und Wilhelm II. als Erwiderung seinen Hut zog und den Kindern Süßigkeiten gab. So soll es auch keine Seltenheit gewesen sein, wenn Kinder ihrem König begegneten, er von ihnen gefragt worden sei: „Keenich, hoscht mer nex?“ – Was sagen soll: „König, hast Du nichts für mich?“.


Text: Wikipedia

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