Wittstock (Dosse)

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Wittstock/Dosse ist eine Kleinstadt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin im Nordwesten von Brandenburg.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Wittstock.

Geschichte

Wittstock entstand aus einer slawischen Siedlung, wurde 946 in der Stiftungsurkunde für das Bistum Havelberg erstmals erwähnt und ist damit eine der ältesten Städte Brandenburgs. Am 13. September 1248 wurde Wittstock durch Bischof Heinrich I. von Havelberg das Stendaler Stadtrecht verliehen.[5] 1251 erhielt die Stadt einen Abdruck des Stadtsiegels, das eines der ältesten in ganz Brandenburg ist. Die auf den Fundamenten einer slawischen Befestigung errichtete Wittstocker Burg diente den Bischöfen von Havelberg von 1271 bis 1548 als Wohnsitz. Sie wird daher auch als Alte Bischofsburg bezeichnet.

Der Name (948 „Wizoka“, 1271 „Wiztok“, 1284 „Witzstock“, 1441 „Witstock“) ist volksetymologisch an niederdeutsch witt (weiß) und stock (Wurzelstock) angeglichen worden. Er geht aber auf altpolabisch vysoka (die hoch gelegene) zurück, da die Wittstocker Burg ab 946 so genannt wurde. Der Name ist dann auf die Siedlung im Tal übertragen worden.

Erstmals wurde 1325 ein Tuchmacher, 1328 ein Lehrer und 1333 ein Gewandschneider in der Stadt erwähnt. Am 23. August 1410 wurde Wittstock durch ein Erdbeben erschüttert.[6] 1495 zerstörte eine Feuersbrunst große Teile der Stadt. Die erste Stadtordnung wurde 1523 erlassen. Mit Busso II. starb 1548 der letzte Bischof von Havelberg auf der Wittstocker Burg. Die Herrschaft des Bistums Havelberg endete in Wittstock 1550 mit der Reformation. Ab 1364 ist in Wittstock „vor dem Kyritzer Tor“ ein mittelalterliches Leprosorium nachweisbar, das St. Georg geweiht war. Es wurde 1585 abgebrochen.[7]

Im Dreißigjährigen Krieg siegten 1636 in der Schlacht bei Wittstock am Scharfenberg die Schweden über kaiserliche und sächsische Truppen. 1638 brach die Pest in Wittstock aus. 1.500 Menschen, das war die Hälfte der Bevölkerung, starben. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg besuchte 1658 die Stadt. 1681 wurde Wittstock Poststation auf der Postroute Berlin–Güstrow. Die Reisezeit nach Berlin betrug damals 24 Stunden. Erneut zerstörte 1716 ein großer Stadtbrand zwei Drittel der Stadt. Um die Bevölkerungsverluste der letzten Jahrzehnte auszugleichen, wurden 1750 Kolonisten aus Württemberg und der Pfalz in und um Wittstock angesiedelt.

Während des Krieges gegen Napoleon wurde die Stadt 1812 zur Festung erklärt. Wittstock gehörte seit 1817 zum Kreis Ostprignitz in der preußischen Provinz Brandenburg. Die erste Wittstocker Zeitung – und die älteste der Prignitz überhaupt – erschien 1826. Die in der Stadt seit langem lebende jüdische Gemeinde errichtete 1857 ihre Synagoge in der St.-Marien-Straße 2, die 1928/1929 nicht mehr gebraucht und daher aufgegeben wurde. Sie wurde in den 1980er Jahren abgerissen, ohne danach ein Zeichen der Erinnerung zu setzen. Im Jahr 1869 wurde das Wittstocker Gymnasium gegründet. 1885 wurde die Stadt über die Bahnstrecke Wittenberge–Strasburg an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Diese wurde 1899 beziehungsweise 1912 durch eine weitere Strecke nach Neuruppin und Meyenburg ergänzt. Im Ersten Weltkrieg war Wittstock Standort eines Lazaretts.

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus 1933 richtete die SA-Standarte 39 im Keller einer ehemaligen Lungenheilstätte im Ortsteil Alt-Daber das KZ Alt-Daber ein. Hier wurden 40 Angehörige der KPD und SPD gefangen gehalten, von denen nach der Auflösung am 13. Juli 1933 26 in das KZ Oranienburg überführt wurden. Der zu DDR-Zeiten dort entstandene Gedenkraum wurde nach 1990 beseitigt, wie auch der Gedenkstein vor dem Haus.

Während des Zweiten Weltkrieges war Wittstock Standort mehrerer Ersatztruppenteile und Schulen der Fallschirmjäger der Wehrmacht.[8]

Am 22. Februar 1945 erfolgte im Rahmen der Operation Clarion gegen Verkehrsanlagen in Deutschland ein Luftangriff der 8. US-Luftflotte auf Wittstock als ein "Primärziel".[9] Elf Boeing B-17 "Flying Fortress" warfen 33 Tonnen Sprengbomben ab. Vermutliches Ziel könnte der in den 1930er Jahren erweiterte und modernisierte Bahnhof Wittstock (Dosse) gewesen sein. Besonders getroffen wurde die "Ostmark-Siedlung" (heute "Rosenplansiedlung"), in der 20 von 51 Häusern zerstört wurden. 50 (namentlich erfasste) Menschen starben.[10][11]

Die Rote Armee besetzte Wittstock 1945 und richtete in der Stadt eine Garnison der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland ein. Sie bestand bis Juni 1994.

Ab 1952 war Wittstock Kreisstadt des Kreises Wittstock im DDR-Bezirk Potsdam. In dieser Zeit errichtete und betrieb der Volkseigene Betrieb Werkstoffprüfungsmaschinen Leipzig im Ort ein Ferienlager für die Kinder seiner Betriebsangehörigen.

1968 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Tuchfabrik mit vormals 400 Beschäftigten der VEB Obertrikotagenwerk „Ernst Lück“ gegründet. 1989 hatte er als größter Arbeitgeber der Stadt 2800 Beschäftigte. Er wurde 1990 von der Treuhand abgewickelt. Die Nachfolgefirmen konnten sich nicht etablieren, die letzte ging 1997 in Insolvenz.[12] Das Leben der Arbeiter der Tuchfabrik dokumentiert die Langzeitdokumentarfilmreihe Wittstock. Zwischen 1975 und 1997 drehte der Dokumentarfilmer Volker Koepp eine sieben Teile umfassende Langzeitdokumentation über Arbeiterinnen des VEB Obertrikotagenbetriebs "Ernst Lück". Die Filme dokumentieren das Leben und die Veränderungen in Wittstock über einen Zeitraum von 22 Jahren.

Im Zuge der Gemeindereform verlor die Stadt 1993 den Status als Kreisstadt. Der Kreis Wittstock ging im neuen Landkreis Ostprignitz-Ruppin auf. Im Jahr 1994 wurde der Flugplatz Alt Daber, der als Armeeflugplatz genutzt wurde, geschlossen.

Nach der Eingemeindung umliegender Dörfer im Zuge der Gemeindereform am 26. Oktober 2003 war Wittstock bis 2009 die flächenmäßig drittgrößte Stadt Deutschlands.

2019 war Wittstock/Dosse Ausrichter der sechsten brandenburgischen Landesgartenschau unter dem Motto „Rundum schöne Aussichten“.[13]

Text: Wikipedia

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