Wollin

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Stadt Wolin (deutsch Wollin) ist der namensgebende Ort auf der Insel Wolin (Wollin) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Wollin.

Geschichte

Der südöstliche Zipfel der Insel Wolin war bereits seit dem Ende der Steinzeit besiedelt, das bewiesen Ausgrabungen von 1828 bis nach 2002. Die Ausgrabung von 1926 durch den Berliner Archäologen Carl Schuchhardt und später des Stettiner Museologen und Prähistoriker Otto Kunkel sowie des Archäologen Karl August Wilde von 1934 bis 1938 erbrachten Siedlungsbefunde in mit bis zu 6 m tiefen Schichten. An dieser Stelle wird 980 die Wikingerstadt Julin, Jumne und auch die dabei gelegene Jomsburg genannt, erwähnt. Den Berichten und Chroniken nach soll es das untergegangene Vineta, die größte slawisch/wikingische Frühstadt, gewesen sein. Tatsächlich war der Ort im 9. Jahrhundert einer der wichtigsten Handelsplätze der Ostsee und hatte im 10. Jahrhundert bereits um 8.000 Einwohner. Nach den Ausgrabungen muss die Siedlung damals eine Ausdehnung von 4,5 Kilometern entlang der Dievenow gehabt haben. Die Ausgrabungen dehnten sich vom südlichen „Galgenberg“ bis zum „Silberberg“ und „Mühlenberg“ nördlich von Wollin aus.

Die späteren Grabungen von 1952 leitete der polnische Museologe und Prähistoriker Władysław Filipowiak. Durch seine und die folgende Arbeit wurden die Ergebnisse von 1828, 1847, 1872, 1897 und 1934/38 bestätigt und erweitert.

Beim Bau der neuen Straßen- und Eisenbahnbrücken wurden ab 2001 ebenfalls viele weitere Siedlungsfunde aufgedeckt. Die meisten der geborgenen Artefakte sind im örtlichen Museum und in der rekonstruierten Slawen- und Wikingersiedlung Wolin auf der Plageinsel ausgestellt. Die Ausgrabungsbefunde dienten als Beleg für die Rekonstruktionsbauten und -gegenstände.

Die Nekropole der frühmittelalterlichen Stadt der Slawen und Wikinger befand sich südlich des Ortes auf dem heute so benannten „Galgenberg“. Erhalten sind dort noch heute 34 von ursprünglich 93 (um 1900) Hügelgräbern mit Körper- und Brandbestattungen (Urnen). Es sind Grabhügel mit 5 bis 20 m Durchmesser, die eine oder mehrere Bestattungen von der Bronzezeit bis zur Slawenzeit aufweisen. Ausgrabungen fanden hier 1847, 1872, 1897, 1934 und um 1954 statt. Die intensivste und ergebnisreichste war 1897 von Adolf Stubenrauch. Es gilt heute als archäologisches Reservat.[2]

Adam von Bremen schreibt um 1080 in seiner Bischofsgeschichte der Hamburgischen Kirche:

„Hinter den Liutizen, die auch Wilzen heißen, trifft man auf die Oder, den wasserreichsten Strom des Slawenlandes. Wo sie an ihrer Mündung ins Skythenmeer [gemeint ist die Ostsee] fließt, da bietet die sehr berühmte Stadt Jumne für Barbaren und Griechen [gemeint sind wohl orthodoxe Christen aus der Rus] in weitem Umkreise einen vielbesuchten Treffpunkt […]

Es ist wirklich die größte von allen Städten, die Europa birgt; in ihr wohnen Slawen mit anderen Stämmen, Griechen und Barbaren. Auch die Fremden aus Sachsen haben gleiches Niederlassungsrecht erhalten, wenn sie auch während ihres Aufenthalts ihr Christentum nicht öffentlich bekennen dürfen. Denn noch sind alle in heidnischem Irrglauben befangen; abgesehen davon wird man allerdings kaum ein Volk finden können, das in Lebensart und Gastfreiheit ehrenhafter und freundlicher ist. Die Stadt ist angefüllt mit Waren aller Völker des Nordens, nichts Begehrenswertes oder Seltenes fehlt.“

Wegen ihres Reichtums erregte die Stadt die Aufmerksamkeit ihrer Nachbarn und geriet in die Auseinandersetzungen mit Polen und Dänemark, in deren Verlauf Julin/Jumne, Vineta/Jomsburg? = (Wollin) sowohl 1043 als auch 1098 ausgeraubt und zerstört wurde. 1121 brachte der polnische König Bolesław III. Schiefmund die Stadt kurzzeitig unter seine Herrschaft. Bischof Otto von Bamberg führte 1124 das Christentum in der Stadt ein, 1140 wurde sie von Papst Innozenz II. zum ersten pommerschen Bischofssitz ernannt. Den Herzögen von Pommern gehörte das castrum Wolyn, von dem aus der Burgbezirk, das spätere Amt Wollin, verwaltet wurde. Die Burg wurde von Albert Holtz (1939) und Filipowiak (1956/1958) auf dem Silberberg vermutet, obwohl es dort wegen des Sandabbaus kaum noch nachweisbar ist.[3] Nach der Vignette in der Lubinschen Karte lag es aber wohl wesentlich näher an der Altstadt. Als 1164 und 1171 die Dänen Wollin erneut zerstörten, verlegte Bischof Konrad I. 1176 den Sitz des Bistums nach Cammin. Damit begann der Niedergang der einstigen Ostseemetropole, die sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts zu einem Dorf zurückentwickelte. Noch 1180 wurden die Kastellane Venzeslav (PUB I. 66/74/97) und 1220 Wizlaus (PUB I. 201) erwähnt.

Erst mit der Verleihung des lübischen Stadtrechts noch vor 1264 gemeinsam durch Herzog Barnim I. und Herzog Wartislaw III. festigte sich die Stadt wieder. Die gemeinsame Verleihung belegen die Bestätigungsurkunden von 1279 und 1286 durch Herzog Bogislaw IV. 1277 erfolgte durch Pommernherzog Barnim I. die Befreiung vom Zoll für die Landesbewohner, die in die Handelsstadt kamen, dadurch verbesserten sich die Verhältnisse weiter.[4]

1288 besaß Wollin bereits zwei Kirchen, St. Nikolai und St. Georg, und 1317 gründeten Zisterzienserinnen die Stadtschule, die älteste pommersche Schule. 1365 wird Wollin als Mitglied der Hanse erwähnt. Als 1394 eine hanseatische Flotte zum Kampf gegen die seeräuberischen Vitalienbrüder gebildet wurde, war auch Wollin daran beteiligt. 1535 wurde in der Stadt die Reformation eingeführt (der pommersche Reformator Bugenhagen wurde 1485 hier geboren). Das Wolliner Schloss diente als mehrfach der Unterbringung pommerscher Herzoginwitwen. Der Dreißigjährige Krieg brachte 1628 erneut schwere Zerstörungen und von 1648 bis 1720 die Herrschaft der Schweden. Nach dem Erwerb der südöstlichen Teile des von Schweden besetzten Pommerns durch König Friedrich Wilhelm I. wurde Wollin preußisch. Die Stadt zählte zu dieser Zeit nur noch etwa 500 Einwohner, die hauptsächlich vom Fischfang lebten.

Im 19. Jahrhundert wurden die Stadtmauern abgerissen und die Befestigungsgräben zugeschüttet. Das südlich gelegene Fischerdorf Wiek wurde eingemeindet. Im Zuge der neuen preußischen Kreiseinteilung wurde die Stadt Wollin 1818 in den Kreis Usedom-Wollin mit der Kreisstadt Swinemünde eingegliedert. Nach dem 1892 erfolgten Anschluss an die Bahnlinie nach Gollnow kam es durch die Errichtung der Bahnhofsvorstadt zu einer weiteren Ausdehnung des Stadtgebietes. Anfang des 20. Jahrhunderts siedelte sich eine Kutterwerft an; sie blieb der einzige industrielle Standort. Im Jahr 1909 wurde die Stadt von einer Feuersbrunst heimgesucht,[6] danach jedoch wieder aufgebaut.

Um 1930 hatte das Stadtgebiet von Wollin eine Fläche von 11,5 km²; im Stadtgebiet gab es drei Wohnorte:[7]

Früheres Wollin-Kolzower Chausseehaus

Johanneshof

Wollin

In den drei Wohnorten zusammen standen 677 Wohngebäude.[7]

In den letzten Kriegswochen von 1945 wurde die Stadt fast völlig zerstört. Nach Besetzung durch die Rote Armee wurde Wollin als Teil des Stettiner Zipfels von der Sowjetunion aufgrund des Potsdamer Abkommens der Verwaltung der Volksrepublik Polen unterstellt. Es begann nun die Zuwanderung von polnischen Migranten aus den an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie sowie aus Zentralpolen, darunter auch Ukrainer. Fast alle deutschen Einwohner Wollins wurde zwischen 1945 und 1947 von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben und zumeist gezwungen, ihr gesamtes Vermögen zurückzulassen.

Sehenswürdigkeiten

Nikolaikirche, ein spätgotischer, stark veränderter Ziegelbau mit drei Kirchenschiffen und einem 1705 errichteten barocken Westturm

Rathaus aus rotem Backstein von 1881

Heimatmuseum neben dem neogotischen Rathaus mit den Ausgrabungsfunden von 1934, 1952 und 2002

Bronze- bis slawenzeitliches Hügelgräberfeld im Süden der Stadt am „Galgenberg“ (Wzgórze Wisielcow)

Ausgrabungsstätten von 1934, 1952 und 2001 am Dievenow-Ufer vom Südteil der Stadt bis zum archäologischen Schutzgebiet „Silberberg“ Wollin mit ca. 4,5 km Länge

Der Gutshof Wollin wurde um 1800 für die Familie von Below errichtet. Bei der Rekonstruktion des Gutes in den Jahren um 2012 fand man Gebäudereste des dort ehemals vorhandenen Klosters der Zisterzienserinnen. Die Gewölbe des Gutshauskellers sind noch Überreste des ehemaligen Schlosses.[2]

Freilichtmuseum der Slawen- und Wikingersiedlung Wolin auf der Plage-Insel

Jährlich stattfindendes Wikingerfestival auf der Plage-Insel am jeweils ersten Augustwochenende

Beim Gemeindeort Warnowo (Warnow) befindet sich der hufeisenförmige Kiebitzsee, auf dessen Halbinsel war eine slawische Fluchtburg, die im 16./17. Jahrhundert mit einem Jagdschloss des Pommernherzogs Johann Friedrich überbaut wurde.[2]

Wolin besitzt eine reizvolle kleine Innenstadt und einen kleinen Hafen.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.