Worms Hauptbahnhof

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Ansichtskarte vom Bahnhof Worms (1912)

Anfänge

Die Geschichte des Eisenbahnverkehrs beginnt im Jahr 1836, als Franzosen und Bayern planten, eine linksrheinische Eisenbahnstrecke von Basel über Straßburg und Mainz nach Köln zu bauen. Zwei Jahre später wurde dieser Plan allerdings von den Großherzogtümern Baden, Hessen und dem Königreich Preußen aufgrund wirtschaftlicher und militärischer Gründe verworfen. Stattdessen baute man die Riedbahn auf rechtsrheinischer Seite.

1844 ergriffen schließlich einige Mainzer und Wormser Bürger die Initiative und gründeten zum Zweck eines Baus einer Eisenbahnstrecke von Mainz nach Worms die Hessische Ludwigsbahn. Doch verschiedene Gegebenheiten wie die Notjahre 1846–1847, die demokratischen Aufstände in den Jahren 1848–1850, verschiedene Konkurrenzkämpfe und die Bestrebungen privater Investoren, die Eisenbahnstrecke mit der bayrischen Pfalz und damit auch mit dem Elsass und Lothringen zu verbinden, führten dazu, dass erst am 29. August 1852 ein Vertrag von Hessen und dem Königreich Bayern präsentiert werden konnte, der den Weiterbau bis Ludwigshafen am Rhein durch die Pfälzische Ludwigsbahn-Gesellschaft vorsah.


Der erste Bahnhof

Insgesamt sechs Jahre diskutierte man in Worms über die Lage des neuen Bahnhofs. Der Wormser Gemeinderat plädierte dabei aufgrund der Nähe zur Stadt und zum Rheinhafen für eine Lage am heutigen Rheintorplatz, durchgesetzt hat sich jedoch am 21. September 1852 die Hessische Ludwigsbahn mit ihrer favorisierten Lage am alten Friedhof, dem heutigen Albert-Schulte-Park. Am 24. August 1853 wurde schließlich die Bahnstrecke von Mainz nach Worms eröffnet und drei Monate später, am 15. November, folgte der Anschluss nach Ludwigshafen am Rhein in der Pfalz. Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke nach Mainz hatten die Wormser nun direkten Anschluss an das rechtsrheinische Mainz-Kastel, von dort aus nach Frankfurt am Main, und von dort aus sogar bis nach Berlin. Über die Pfälzische Ludwigsbahn konnte man nun ab Ludwigshafen am Rhein über Saarbrücken und Forbach (Moselle) nach Frankreich reisen, ab Mannheim konnte man in Züge der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen steigen.

Nach anfänglicher Unterschätzung des Güterverkehrs, wurden in den folgenden Jahren am Wormser Bahnhof Verladerampen, ein Güterschuppen und ein Rangierbahnhof gebaut. Jetzt gab es auch reguläre Güterzüge: Von ganz Südhessen und Rheinhessen kamen nun Zuckerrüben, Getreide, Kohle und einiges mehr zu den Fabriken, Mühlen und Häfen in Worms. Die Eisenbahn in Worms gab der Industrie und der Bevölkerung einen sehr großen Zuwachs: 1849 hatte Worms ohne die Eisenbahn nur 89 Arbeiter in Fabriken, 1858 waren es mit der Eisenbahn über 2000.

Nachdem sich der Eisenbahnanschluss in Worms als ein großer Erfolg herausgestellt hat, beschloss man den Ausbau des Schienennetzes: In den 1860er Jahren wurden schließlich die Nibelungenbahn nach Bensheim und die Rheinhessenbahn nach Bingen am Rhein gebaut.


Der zweite Bahnhof

Als der Personenverkehr immer mehr zunahm, reichte das alte Empfangsgebäude in seiner Größe nicht mehr aus. Daher erweiterte man das alte Gebäude 1871 erheblich. Das Wormser Empfangsgebäude war nun ein zeitgenössischer Bau im Stil des Historismus. Man gelangte im Gebäude von der verglasten Vorhalle zum Wartesaal I. und II. Classe, zum Wartesaal III. Classe und zum Fürstlichen Zimmer. Außerdem gab es jetzt Schlafzimmer für die Conducteure, Besprechungszimmer sowie Räume für die lokale Eisenbahnverwaltung. Zudem befanden sich entlang der Friedhofstraße (heute Bahnhofstraße) eine Laderampe mit einer Drehscheibe, ein Bahnübergang, der in die Liebenauer Straße, Güterhallenstraße und zum Güterbahnhof führte, ein Lokschuppen mit Werkstatt, Magazin, Schiebebühne, Drehscheibe und Gaswerk. Der Lokschuppen wurde dabei erst 1900 nach der Verstaatlichung zur Preußisch-Hessischen Staatsbahn durch das Bahnbetriebswerk in der Bensheimer Straße in Worms ersetzt.

Mit dem Bau weiterer neuer Eisenbahnstrecken wurde der Wormser Bahnhof immer mehr ausgelastet. Zudem gab es, eingepfercht zwischen Bahnhofstraße und Güterhalle, nur drei Bahnsteige. Dabei wurde der dritte Bahnsteig auch noch oft durch Rangieren und das Abstellen von Güterzügen blockiert. Es folgten viele und aufgeregte Aufrufe aus der Bevölkerung, man solle sich endlich um den weiteren Ausbau der Bahnhofsanlage bemühen.


Der dritte Bahnhof

1890 verlangte schließlich die Wormser Stadtverordnetenversammlung einen Umbau bzw. Neubau der Bahnhofsanlage. Sie begründete ihre Entscheidung mit steigendem Passagieraufkommen, das kaum noch gut abgefertigt werden könne, sowie mit dem alten Empfangsgebäude, das nicht mehr zeitgemäß sei. In der Folgezeit gab es heftige Diskussionen um den neuen Standort des Wormser Bahnhofs. Die Hessische Ludwigsbahn befürwortete, das neue Bahnhofsgebäude auf die Höhe der Gaustraße bzw. des Neuhausener Tunnels zu verlegen. Am Ende entschied man sich jedoch für einen Neubau des Bahnhofs auf dem Platz des vormaligen Bahnhofsgebäudes. Der neue Wormser Bahnhof hatte jetzt zehn Gleise, von denen die Hälfte Durchgangsgleise von Ludwigshafen am Rhein und Kaiserslautern nach Mainz und Frankfurt am Main waren.

Nach etwa zweieinhalb Jahren Bauzeit wurden das neue, heute denkmalgeschützte Empfangsgebäude und die neuen Bahnsteige am 31. März 1904 offiziell eingeweiht. In der etwa 110 Meter langen Frontseite des Gebäudes zur Bahnhofstraße dominiert die Empfangshalle, rechts daneben die Gepäckabfertigung und dann die Verwaltung. Auf der linken Seite der Empfangshalle befanden sich die Wartesäle dritter und vierter Klasse, davor ein Esszimmer mit einem dazugehörigem Schankraum, dahinter ein Korridor, links davon wiederum die Wartesäle erster und zweiter Klasse sowie die Wohnung des Bahnwirts. Am linken Ende des neuen Bahnhofgebäudes entstand außerdem der Fürstenpavillon. Hiervon wiederum links versetzt baute man ein Gebäude für die Bahnpost.

Der Zweite Weltkrieg führte zu erheblichen Schäden am Wormser Hauptbahnhof: So waren infolge eines Bombardements vom 18. März 1945 sowohl alle Gleise und Stellwerke als auch das Bahnbetriebswerk mit Rechteckschuppen, Ringlokschuppen und Werkstätten sowie der Güterbahnhof und die Bahnmeisterei völlig zerstört worden. Zudem war das Empfangsgebäude stark beschädigt worden. In der Folgezeit dauerte es bis Mitte 1945, bis wieder regelmäßig Züge fuhren. Trotzdem waren bis Ende 1945 noch 38 von 53 km Gleisanlagen im Wormser Hauptbahnhof nicht befahrbar, so dass zu diesem Zeitpunkt Richtung Mainz immer noch keine Züge fahren konnten. Erst nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland, etwa ab 1950 normalisierte sich die Lage des Eisenbahnverkehrs in Worms wieder.



Text: Wikipedia

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