Wurgwitz
Wurgwitz ist ein Stadtteil der sächsischen Kreisstadt Freital
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Geschichte
Ersterwähnung, Spätmittelalter und Frühe Neuzeit
Zum Ende des 12. Jahrhunderts weitete sich der deutsche Einfluss in den durch Slawen besiedelten Gebieten immer weiter aus. Der Dohnaische Burggraf Heinrich ließ in dieser Zeit die Burg Thorun errichten. Ihre Position ist nicht genau belegt, es wird aber aufgrund von Grabungsbefunden vermutet, dass sich das Kastell auf dem Burgwartsberg bei Pesterwitz befunden haben muss. Das Domkapitel zu Meißen sah in der Errichtung eine Verletzung seines Hoheitsgebietes und ersuchte Papst Innozenz III., den Bau rückgängig zu machen. Zur Schlichtung des Streites wurde der Markgraf des Gaues Nisan, Dietrich der Bedrängte, verpflichtet. Er ordnete eine Grenzbegehung zur Klärung der Streitfrage an, zu der auch die Besitzer der in der Umgebung liegenden Dörfer geladen waren. Unter ihnen wurde „Hermannus de Worganewicz“ erwähnt, der Eigentümer des heutigen Wurgwitz. Überliefert ist sein Name in der 1206 verfassten Abschlussurkunde des Markgrafen, die das Gebiet zwischen der Quelle der Wiederitz (Zuchewidre) und deren Mündung in die Weißeritz (Bistrice) dem Meißner Hochstift zusprach. Die Burg Thorun wurde daraufhin geschleift.[4] Hermann hatte im Auftrag des Meißner Bischofs einen kleinen Landesausbauversuch in westliche Richtung unternommen, wo Nieder- und Oberhermsdorf entstanden (nach ihm benannt); einen umfassenderen Erfolg verhinderten die ebenfalls in der Nähe kolonisierenden Burggrafen von Dohna, die 1206 in ihre Schranken gewiesen wurden. Die Herren von Wurgwitz sind bis 1228 am bischöflichen Hof nachweisbar, ihre Nachfahren noch mindestens bis ins 15. Jahrhundert.
In dem im Hauptstaatsarchiv Dresden befindlichen Dokument werden zudem Dresden, Döhlen, Potschappel und Gompitz erstmals erwähnt. Kohlsdorf wurde erstmals 1450 als „Colostorff“ genannt[5], Niederhermsdorf tauchte 1381 als „Nydern Hermansdorf“ zum ersten Mal in Schriftdokumenten auf.[6]
In der Zeit von Hermannus de Worganewicz bestand Wurgwitz nur aus wenigen kleinen Häusern und Dreiseitenhöfen, die sich entlang der heutigen Zöllmener Straße, dem Wiesenweg und der Straße Am Weinberg im Stile eines Gassendorfes reihten. Die Lage am Hang ermöglichte einen guten Überblick über das im Süden liegende Döhlener Becken, was aus strategischen Überlegungen von Vorteil war.[6] Die Wortendung -ovici bedeutet im Slawischen „Siedlung der Leute“ oder „Dorf der Sippe“. Der wahrscheinliche slawische Ortsname Vrganovici stammt daher wohl von der Siedlung der Leute eines Vrogan.
Für das Jahr 1303 ist die Nennung von „Wrganewytz“ überliefert, 1308 die von „Wrganuwicz“. „Worgenwicz“ bzw. „Worgenewicz“ sind in Urkunden von 1378 erwähnt. Mitte des 15. Jahrhunderts tauchte „Worgewicz“, später auch „Wurgenwicz“ als Ortsname auf. Aus dem Jahr 1539 wurde „Wurgewitz“ überliefert, 1547 wurde das Dorf auch „Worgitz“ genannt. Zu dieser Zeit gab es im Ort 15 Inwohner und 13 „besessene Mann“, die 6½ Hufen Land bewirtschafteten.[7]
Am Eingang zum Rittergut Wurgwitz wurde 1625 anlässlich des 100. Jahrestages des Augsburger Religionsfriedens eine Sommerlinde gepflanzt. Sie steht noch direkt an der Zöllmener Straße und ist als Naturdenkmal geschützt. In einer Urkunde von 1645 wurden 16 abgabenpflichtige Wurgwitzer namentlich aufgeführt. Während der Pestwelle starben 1680 in Kesselsdorf und Wurgwitz 36 Menschen. Im Dezember 1745 unterlag ein Heer aus Österreichern und Sachsen der preußischen Armee in der Schlacht bei Kesselsdorf nur wenige Kilometer vom Dorf entfernt. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1756–1763), der finanzielle Auswirkungen auf Wurgwitz hatte, lebten neun besessene Mann und fünf Häusler im Ort, sie bestellten acht Hufen Land zu je 13 Scheffel. Ebenfalls erwähnt wurden je fünf „wüste“ besessene Mann und Häusler. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts erwarb Christian Gottlieb Brendel das Wurgwitzer Rittergut mit der Gerichtsbarkeit über den Ort.[8] Während des Deutschen Krieges waren 1866 preußische Soldaten in Wurgwitz stationiert.
Wurgwitz im Zeichen des Steinkohlenbergbaus
Der genaue Beginn der Steinkohlengewinnung im Döhlener Becken ist nicht belegt. Es wird davon ausgegangen, dass bereits im 12. Jahrhundert vereinzelte Förderung von Steinkohle durch die zu dieser Zeit in der Region ansässigen Bauern erfolgte. An der Weißeritz erhielt Hans Biener vom sächsischen Herzog Moritz 1542 das dokumentierte Abbauprivileg auf Steinkohle.[9] Über die Entdeckung der Steinkohle im Döhlener Becken erzählt eine Sage von einem Hirten, der im 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts bei Kohlsdorf Steine zum Schutz vor Wind aufgeschichtet haben soll:
„Ein Hirt machte sich an einem rauhen Herbsttage auf dem Felde bei dem Dorf Kohlsdorf Feuer an, um sich zu erwärmen. Der Wind löschte das Feuer immer wieder aus. Er suchte eine Menge Steine zusammen um eine Schutzmauer gegen den Wind zu errichten. Unter den Steinen befanden sich viele Schwarze, die das Pferd mit dem Hufe herausgescharrt hatte. Mit Schrecken bemerkte er, daß die schwarzen Steine der Mauer in Brand gerieten. So entdeckte man die Steinkohle.“
– nach Friedrich August Leßke[10]
Begünstigt durch die Hanglage von Wurgwitz konnten hin und wieder die parallel zur Oberfläche laufenden Kohlenflöze zutage treten. Von daher ist es wahrscheinlich, dass die Wurgwitzer Bauern schon früher mit einfachen Mitteln „horizontal“ Steinkohle abbauten. Für 1574 ist der Steinkohlenbergbau in Kohlsdorf durch Gutsbesitzer Georg Brendel überliefert.[11] In Wurgwitz fanden die ersten Abteufungen von Steinkohlenschächten im 17. und 18. Jahrhundert statt. Standort dieser ersten Förderungen war das Gebiet um den ehemaligen Wurgwitzer Kleinbahnhof. Die Steinkohle wurde schnell Grundlage für viele Handwerksbetriebe, ab 1736 wurde sie als Feuerungsmaterial auch im sächsischen Silberbergbau eingesetzt. Der Bedarf an Kohle stieg weiter und überschritt die Kapazität der bisher rund dreißig kleinen Schächte, die sich 1785 zwischen Kohlsdorf und dem Burgwartsberg erstreckten. Zwischen der heutigen Zöllmener und der Kesselsdorfer Straße gab es eine Reihe weiterer Schachtanlagen, die zu den „Brendelschen Abbaufeldern“ zählten. So kam es 1786 zur Eröffnung eines Steinkohlenschachtes in Niederhermsdorf. Von 1800 bis 1842 wurde der Tiefe Weißeritzstolln zur Grubenentwässerung angelegt. Mit dem 1817 begonnenen und 1837 fertiggestellten Tiefen Elbstolln konnte auch das Wasser von tieferen Schächten abgeleitet werden.[12]
Der Bergbau in der Wurgwitzer Gegend führte auch zur Verkehrserschließung. So wurde 1821 die heutige Kesselsdorfer Straße chausseeartig ausgebaut und als Kohlenstraße benutzt, um die Steinkohle aus dem Freitaler Revier in Richtung Freiberg zu transportieren. Die Ausbaumaßnahme war Teil eines umfassenden Straßenbauprogramms zur Erschließung des Landes. Am 1. Dezember 1856 ging die normalspurige Niederhermsdorfer Kohlezweigbahn vom Bahnhof Potschappel bis zum Albertschacht in Betrieb. Die Einweihung der Schmalspurbahn Freital-Potschappel–Nossen folgte am 1. Oktober 1886. Sie nutzte zwischen Potschappel und Wurgwitz das Gleis der Kohlezweigbahn mit (Dreischienengleis). Die Schmalspurstrecke diente auch der Personenbeförderung. Die Brücke Wurgwitz über die Kesselsdorfer Straße war die erste in Trestle-Bauweise errichtete in Europa.[6]
Um 1840 gab es im Kohlsdorfer Revier zehn Schächte, in denen etwa 100 Bergleute beschäftigt waren. Diese Anlagen waren nur maximal 66 Meter tief und dienten zum Abbau von Kohlenflözen von vier bis zwölf Meter Mächtigkeit. Im Jahr 1843 kaufte Carl Friedrich August Freiherr Dathe von Burgk das Gut Kohlsdorf, dessen Abbaufelder nun von den Freiherrlich von Burgker Steinkohlen- und Eisenhüttenwerken betrieben wurden. Die Produktion wurde schnell heruntergefahren, obwohl noch Kohle hätte abgebaut werden können. Im Jahr 1862 waren alle Steinkohlenschächte mit Ausnahme des Gotthardschachtes geschlossen. Eine Wiederbelebung des Steinkohlenbergbaus in Kohlsdorf nach 1945 wurde nach Voruntersuchungen aufgegeben.[13]
Die Schächte zwischen Kesselsdorfer und Zöllmener Straße wurden vom 1820 gegründeten Brendelschen Steinkohlenwerk betrieben. Die größte der dortigen Schachtanlagen war der Albertschacht, von 1835 bis 1922 in Betrieb, auf dem Gebiet des heutigen Holzhandels.[14] An das Bergwerk, das bis auf 204 Meter abgeteuft wurde, erinnern ein Straßenname auf dem Gelände und die Wurgwitzer Grundschule, die sich 2004 den Namen Am Albertschacht gab. Der letzte Hunt fuhr am 31. Oktober 1922 aus dem Albertschacht aus. Nach dem Ende des Bergbaus an dieser Stelle wurden 1922/1923 die meisten Gebäude abgerissen, lediglich das alte Maschinenhaus ist noch erhalten. Am Lichtloch 21 des Tiefen Weißeritz-Stollns baute man noch bis 1952 Kohle ab.[15] Das Lichtloch wurde 1841 hergestellt, um die Bewetterung des Albertschachtes zu verbessern. Ab 1935 gab es dort einen hölzernen Förderturm, der nach Einstellung des Abbaus abgebrochen wurde.
Kaiserreich und Weimarer Republik
Im Jahr 1889 eröffnete die erste Postagentur in Niederhermsdorf, zuvor gab es seit dem 1. April 1888 eine Posthilfsstelle. Erste Wasserleitungen gab es in Niederhermsdorf seit 1898. Am 15. Juli 1908 wurde die neue Schule in Wurgwitz eingeweiht, da die 1873 erbaute erste Wurgwitzer Schule wegen des Bevölkerungsanstiegs in ihrer Kapazität nicht mehr ausreichte. Während des Ersten Weltkrieges verloren 56 Wurgwitzer und Niederhermsdorfer ihr Leben.[17] Zu ihrem Andenken wurde 1934 von Arbeitslosen ein noch heute existierendes Denkmal errichtet, das nach dem Zweiten Weltkrieg zum „Ehrenmal an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ umgeweiht wurde.
Am Ende des Ersten Weltkrieges war ein Großteil der Kommunen finanziell stark geschwächt. Um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, waren leistungsfähigere Gemeinden erforderlich. Zuerst war ein Zusammenschluss von Wurgwitz und Niederhermsdorf mit Zauckerode und Saalhausen angedacht. Mit Zauckerode und Saalhausen konnte sich aber nicht geeinigt werden, und so schlossen sich am 7. Juli 1921 nur die zwei Gemeinden Niederhermsdorf und Wurgwitz zusammen. Die Gemeindeverwaltungen favorisierten zunächst „Kohlsdorf“ als Namen für die neue Gemeinde, doch das Innenministerium kritisierte den Vorschlag mit Verweis auf den bereits häufig existierenden Ortsnamen Kohlsdorf und die historische Bedeutung und Einmaligkeit des Namens Wurgwitz.[18] Als Alternative wurde daher der Name der eigentlich im Vergleich zu Niederhermsdorf kleineren Gemeinde Wurgwitz übernommen. Mit dem politischen Zusammenschluss der Orte vereinigten sich zugleich auch die Feuerwehr-, Ortsarmen-, Standesamts- und Schulbezirke. Zunächst wurden die Gemeinderäte beider Orte zusammengelegt, bis Ende 1921 kam es zur Neuwahl eines zwölfköpfigen Gemeinderates. Den früheren Wurgwitzer Gemeindevorsteher Walther Zwingenberger bestimmte das neue Ortsgesetz zum ersten Vorsteher der vereinigten Gemeinde. Er war noch bis Mitte 1945 Bürgermeister.[19]
Als Standort für das neue Rathaus der Gemeinde wählte man ein freies Feld zwischen der Neuen Schule und den restlichen Wohngebäuden der Pesterwitzer Straße. Hier wurde 1925 für etwa 100.000 Reichsmark das vom Dresdner Architekten Alfred Grummt geplante Gebäude errichtet. Der Bergbau und die Expansion der Industrie im Döhlener Becken wirkten sich auch auf die umliegenden Dörfer aus. Es entstanden Siedlungen von Arbeiterwohnhäusern, etwa entlang der Pesterwitzer und 1930 der Rudolf-Breitscheid-Straße und 1936 am Kohlsdorfer Hang des Hammerbaches. Damit einhergehend fand die sozialdemokratische Kultur Eingang in das Dorfleben, Arbeitervereine wie „Vereinigten Turner und Sänger Wurgwitz“[20] und die 1922 gegründete heutige SG Wurgwitz[21] entstanden.[22] Wenige hundert Meter südwestlich des Rathauses bauten die Mitglieder des Turn- und Sängervereins Wurgwitz 1928 eine Sporthalle, das heutige Alfred-Damm-Heim.
Von 2065 Einwohnern im Jahr 1925 waren 1682 evangelisch-lutherisch, 24 katholisch sowie 359 anderer oder keiner Konfession.[7]
Nationalsozialismus und DDR-Zeit
Am 19. Mai 1933 fand die erste Sitzung des Wurgwitzer Gemeinderates unter Leitung der Nationalsozialisten statt. In der Folge wurden unter anderem 1935 das Sportgelände und Vereinseigentum enteignet, die weitere Nutzung zu diesem Zweck wurde untersagt.[23] Auf der Kleinbahnbrücke über die Kesselsdorfer Straße ereignete sich 1935 ein Eisenbahnunglück: ein Güterzug brach auf der Brücke ein und verkeilte sich. Es gab keine Schwerverletzten. Im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 fielen etwa 170 Männer aus Wurgwitz, eine genaue Zahl der Getöteten konnte jedoch nie ermittelt werden. Im April kam beim Absturz eines getroffenen Flugzeuges der Pilot in Niederhermsdorf um. Am 8. Mai 1945 erreichten die ersten Soldaten der Roten Armee Wurgwitz. Der vorausgegangenen Aufforderung, vor den sowjetischen Truppen zu fliehen, kam kaum jemand nach. Die Einnahme des Ortes verlief ohne Zwischenfälle.[24]
In der DDR folgte die Umgestaltung der Wurgwitzer Landwirtschaft nach dem Prinzip der sozialistischen Landwirtschaft. Die Grundbesitzer wurden vertrieben, so musste 1953 Rittergutsbesitzer Winkler in den Westen fliehen. Die landwirtschaftlichen Flächen wurden verstaatlicht und am 10. Juli 1954 zur LPG Typ III „8. März“ vereinigt. Im Jahr 1960 erfolgte die Gründung zweier LPG Typ I aus den verbliebenen Privatbetrieben der Landwirtschaft. Sie wurden bis 1967 in die LPG „8. März“ überführt.[27]
Im Sportbereich wurde dem Sportverein wieder die Nutzung der Halle ermöglicht, wenngleich diese Eigentum der Gemeinde Wurgwitz blieb. Unter der Trägerschaft der Deutschen Reichsbahn nahm die BSG Lokomotive Wurgwitz ab 1962 unter diesem Namen an regionalen Wettkämpfen in den Sportarten Fußball, Turnen, Handball und Billard teil.[28] Im Jahr 1979 errichteten Anwohner in Eigeninitiative einen Skilift am Hang entlang der heutigen Oberhermsdorfer Straße. Noch im selben Winter war er einsatzbereit und wurde fortan von der Ski-Abteilung der BSG betrieben.[29]
Aufgrund der zunehmenden Motorisierung des Güter- und Personenverkehrs fuhr am 27. Mai 1972 nach 86 Betriebsjahren der letzte Zug auf der Schmalspurstrecke von Wilsdruff nach Potschappel. Der flexiblere Omnibusverkehr hatte den Schienenverkehr überflüssig gemacht. Erste Bestrebungen zu einer Buslinie von Dresden über Kesselsdorf und Wurgwitz nach Oberhermsdorf hatte es bereits Ende der 1920er Jahre gegeben. Das Bahnhofsgebäude an der Schmalspurbahnstrecke nutzt seit der Stilllegung die Freiwillige Feuerwehr Wurgwitz als Feuerwehrhaus. Nach ehrenamtlichem Umbau zog die Feuerwehr 1974 von der Rudolf-Breitscheid-Straße (1960 erbautes Feuerwehrhaus) dorthin.[30]
Am 3. September 1973 beschloss die Freitaler Stadtverordnetenversammlung den „Zusammenschluß der Gemeinden Wurgwitz und Kleinnaundorf mit der Kreisstadt Freital“, gegen den Entscheid des Wurgwitzer Gemeinderates. Die Eingliederung wurde am 1. Januar 1974 vollzogen. Letzter Bürgermeister von Wurgwitz war Karl-Heinz Hofmann, der seit 1968 im Amt war.[31]
Wende und Zeit in der Bundesrepublik
Im März 1990 strebte die neu gegründete „Bürgerinitiative Wurgwitz“ eine Loslösung von Freital und eine wieder eigenständige Gemeinde Wurgwitz an, die jedoch an dem schnellen politischen Wandel bis zur Auflösung der DDR am 3. Oktober 1990 scheiterte.[6] Die Bürgerinitiative nahm 1994 an der Wahl zum Freitaler Stadtrat teil und konnte dort 3,3 % der Stimmen und damit einen Sitz im Stadtrat erreichen.[32] Ab 1992 entstanden in Wurgwitz mehrere neue Wohngebiete, darunter die Mehrfamilienhaus-Siedlungen „Am Sonnenhang“ und „Am Weinberg“. Nachdem eine Ortschaftsverfassung in Freital eingeführt wurde, bekam Wurgwitz als erster Stadtteil 1994 einen eigenen Ortschaftsrat, dem Horst Wagner vorstand.[33] Es siedelten sich neue Unternehmen wie das Ehl-Werk oder das Solar-Park-Hotel an.
In den Jahren von 1999 bis 2001 wurde auf der ehemaligen Schmalspurstrecke der Radwanderweg „Edgar-Rudolph-Weg“ von der Carl-Thieme-Straße in Potschappel bis zum alten Kesselsdorfer Bahnhof gebaut. Von 2002 bis 2006 wurde die Kesselsdorfer Straße grundhaft ausgebaut und am Stadtrand im Zuge der Einrichtung eines leistungsfähigen Autobahnzubringers für Freital nach Norden verlegt.
Der alte Sportplatz von 1926, der zum Großteil noch auf dem baulichen Stand der 1960er Jahre war, bekam in den Jahren 2005 und 2006 einen neuen Kunstrasenplatz und ein Kleinfeld mit Flutlicht sowie Plätze für Beachvolleyball.[34] Im Jahr 2006 feierten die Wurgwitzer das 800. Jubiläum der Ersterwähnung mit einem großen Umzug, Ausstellungen und Veranstaltungen.[35]
Verwaltungsgeschichte
Im 14. Jahrhundert unterstand das Dorf bereits der Burg (Castrum) Dresden. Anschließend war Wurgwitz jahrhundertelang dem kurfürstlichen Amt Dresden zugehörig. Grundherr war im 16. Jahrhundert das Rittergut Niederjahna (gehört zur Gemeinde Diera-Zehren, Landkreis Meißen). Anfang des 17. Jahrhunderts ging die Grundherrschaft an die Herren zu Schieritz. Zum Ende dieses Jahrhunderts war dann das Rittergut Klingenberg Grundherr über Wurgwitz.[36]
Kirchlich war und ist Wurgwitz zu Kesselsdorf gehörig. Die Wurgwitzer waren dem Pfarrer der St. Katharinenkirche zu Kesselsdorf zum Zehnt Abgaben schuldig. Mitte des 16. Jahrhunderts waren auch die Dörfer Niederhermsdorf, Oberhermsdorf, Kleinopitz, Braunsdorf und Kohlsdorf nach Kesselsdorf eingepfarrt. Auch schulisch gehörten Niederhermsdorf und Wurgwitz lange Zeit zu Kesselsdorf. Niederhermsdorf löste sich 1834 mit einem eigenen Schulgebäude, im Schulbezirk Wurgwitz (mit Kohlsdorf) entstand 1873 das erste Schulhaus.
Durch das Bündnis mit Napoleon wurde Sachsen 1806 zum Königreich erhoben. Die feudalen Strukturen blieben noch bis zur Einführung der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838 bestehen. Sie gestand den sächsischen Gemeinden das Selbstverwaltungsrecht zu. Aus diesem Grund wurde in Wurgwitz der erste Gemeindevorstand eingesetzt. Erster Gemeindevorsteher war für zwei Jahre ein Herr Demnitz. Auf ihn folgten 1840–1850 Herr Ludwig, 1850–1856 Karl Heide und 1856–1868 Friedrich August Müller.[37]
Das Amt Dresden gab einen Großteil seiner Zuständigkeiten 1856 an das Gerichtsamt Döhlen ab. Diese Behörde wurde im Jahr 1875 zugunsten der Amtshauptmannschaft Dresden aufgelöst, die zwischen 1880 und 1924 in zwei Teile links und rechts der Elbe geteilt war. Im Dritten Reich wurde die Amtshauptmannschaft dann reichseinheitlich „Landkreis Dresden“ genannt. In der DDR kam Wurgwitz als eigenständige Gemeinde zum in der Kreisreform 1952 gebildeten Kreis Freital im Bezirk Dresden. Diesem Kreis gehörte das selbstständige Wurgwitz bis zur Eingemeindung nach Freital am 1. Januar 1974 an.[38]
Als Teil von Freital wurde Wurgwitz nach der Wende zunächst Teil des mit dem Kreis Freital territorial identischen Landkreises Freital im wiedergegründeten Freistaat Sachsen. Durch die Kreisreform 1994 wurde die Stadt dem Weißeritzkreis zugeordnet, der mit der Kreisreform 2008 in den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge überging. .
Text: Wikipedia
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