Zichorienmühle

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Reklamemarke einer Zichorienfabrik um 1910

Geschichte

Neben der Zichorienmühle gab es früher am Ufer des Tiefen Sees einige Windmühlen. Im Jahr 1799 stand sie bereits auf einem kleinen Landvorsprung, dem Papenhorn, wo später ein Gaswerk errichtet wurde. Als nach dem Jahr 1813 der Bedarf an Ersatzkaffee zurückging, welcher aus Zichorien (eine Pflanzengattung) hergestellt wurde, wurde die Mühle außer Betrieb genommen und später (vor dem Jahr 1883) die Flügel entfernt.

Friedrich Wilhelm IV. blickte vom Park Babelsberg auf die Mühle und ärgerte sich über den Anblick. Auf seinen Wunsch hin wurde sie im Jahr 1859 aufgestockt und mit einem Zinnenkranz versehen, was ihr einen Burgen-artigen Karakter gab. Damit entstand ein würdiges Gegenstück für den auf der anderen Havelseite liegenden Flatowturm, der etwa zeitgleich aufgebaut wurde. Den Entwurf für den Mühlen-Umbau lieferte Ludwig Ferdinand Hesse, ein Schüler Schinkels, der auch das Belvedere auf dem Pfingstberg plante. Etwa ein Jahr später, im Jahr 1860, wurde im passenden Stil ein Wohnhaus neben der Mühle aufgebaut. Hier lebte der Fabrikant Biedermann, Inhaber einer auf dem Gelände befindlichen Dachpappenfabrik.

Im Jahr 1908 übernahm die Freundsche Gasanstalt das Gelände und stellte das Wohnhaus dem Betriebsleiter zur Verfügung.

Das denkmalgeschützte Gebäude wurde im Jahr 2006 durch den Potsdamer Gastronomen Guiseppe Riolo und Geschäftspartner restauriert und zu einer Gaststätte ausgebaut. Dabei entstand auch ein Wintergarten mit 120 Plätzen sowie noch einmal so viele Plätze auf dem Freisitz. Besitzer des Bauwerkes ist der Architekt Dirk Onnen, der in Potsdam bereits mit dem Werner-Alfred-Bad seine Spuren hinterlassen hat.


Ersatzkaffee

Ersatzkaffee war immer gefragt, wenn die Zeiten schlecht waren. Friedrich II. verbot dem gemeinen Volk, echten Bohnenkaffee zu trinken. Der Grund war der Siebenjährige Krieg, der das Land arm machte und weswegen preußische Taler nicht in das Ausland fließen sollten. In Preußen wurde dann auch Tabak angebaut und mit Ersatz-Stoffen für Tabak experimentiert, darunter neben der Zichorie auch die Gerste. Damit war der „Muckefuck“ erfunden. Das Wort ist wahrscheinlich eine Eindeutschung aus dem französischen: „mocca faux“, zu deutsch: „falscher Kaffee“.

So genannte Kaffeeschnüffler kontrollierten die Einhaltung des Gesetzes. Diese Beamten waren als Zollfahnder im Einsatz. Sie sollten nicht nur den Schmuggel von Kaffee eindämmen, sondern gleichzeitig auch das Schwarzbrennen von Schnaps.

Die Potsdamer mussten in Krisenzeiten immer wieder auf den geliebten Bohnenkaffee verzichten. Aber Not machte erfinderisch, wie das folgende Beispiel belegt. 1977 stiegen die Weltmarktpreise für Kaffee auf das Vierfache. Der devisenklamme Staat hatte damit ein Problem. Bei einem Verbrauch von jährlich 50.000 Tonnen (ohne Westkaffee aus Paketen) musste er jetzt 600 Millionen DM aufbringen. Experten schlugen vor, den Kaffee zur Hälfte durch Ersatzstoffe zu strecken. Die Marke Kaffee-Mix war geboren. Doch die Bevölkerung boykottierte die Neuentwicklung und versah sie mit dem Spottnamen „Erichs Krönung“.



Quelle: potsdam-wiki

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