Alexander-Newski-Gedächtniskirche

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Alexander-Newski-Gedächtniskirche

Die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Gedächtniskirche auf dem Kapellenberg im Norden Potsdams wurde auf Anordnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zwischen 1826 und 1829 für die aus Russland stammenden Soldaten des Sängerchors der Russischen Kolonie Alexandrowka errichtet. Als Zeichen der engen Beziehungen zwischen Preußen und Russland, entstand ein sakrales Gebäude im altrussischen Baustil nach Entwürfen des Sankt Petersburger Hofarchitekten Wassili Petrowitsch Stassow, dem Karl Friedrich Schinkel Stilelemente der klassizistischen Architektur hinzufügte. Zum Gedenken an den 1825 verstorbenen Zar Alexander I. wurde die Kirche nach dessen Namenspatron, dem im 16. Jahrhundert heilig gesprochenen russischen Fürsten Alexander Jaroslawitsch Newski benannt.

Die Alexander-Newski-Gedächtniskirche ist das älteste russisch-orthodoxe Kirchengebäude in Westeuropa, nach dem Vorbild altrussischer Baukunst und ein Beispiel des frühen russischen Historismus. Als Teil der Kolonie Alexandrowka steht die Kirche seit 1999 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO.


Geschichte

Mit der Anlage der Kolonie Alexandrowka wurde für die aus Russland stammenden Bewohner orthodoxen Glaubens ein Gotteshaus benötigt. Peter Joseph Lenné erhielt 1826 den Auftrag zur Gestaltung des Areals und entwarf Pläne, auf denen er als Standort den nördlichen Rand der Alexandrowka vorschlug oder als mögliche Variante in der Siedlungsmitte, im Schnittpunkt des als Andreaskreuz angelegten Wegesystems. Friedrich Wilhelm III. wünschte jedoch eine erhöhte Lage, so dass der Sakralbau schließlich auf dem nördlich an die Kolonie grenzenden, in Alexanderberg umbenannten Minenberg errichtet wurde, dem heutigen Kapellenberg. Für den im altrussischen Baustil geplanten Kirchenbau kamen im Mai 1826 Entwurfsvarianten vom Hofbauamt in Sankt Petersburg. Die verwendete, nicht mehr erhaltene Zeichnung, entsprach einer verkleinerten Kopie der vom Hofarchitekten Wassili Petrowitsch Stassow entworfenen, heute zerstörten Kiewer Desjatin-Kirche. Am Gedenktag für Alexander Newski erfolgte nach gregorianischem Kalender im September desselben Jahres die Grundsteinlegung. Die in russischer und deutscher Sprache verfasste Inschrift gibt die enge familiäre und politische Freundschaft zwischen den Höfen wieder:

Im Jahre 1826 am 11. September wurde im Nahmen Seiner Majestät des Königs von Preussen Friedrich Wilhelm IIIten als ein bleibendes Denkmal der Erinnerung an die Bande der innigen Anhänglichkeit und Freundschaft für den am Iten December 1825 höchstselig verstorbenen Kaiser aller Reussen Alexander Pawlowitsch Majestät der Grundstein zur Erbauung einer Kirche für den apostolischen, orientalisch-katholischen Glauben, unter Benennung des Heiligen Alexander Newsky, in der, von des Königs Majestät aus dem Russischen Sänger-Corps des Iten Garde Regiments zu Fuss gestifteten Gemeinde, durch den General Major von Alvensleben, Commandeur der 2ten Garde Division gelegt, und von dem kaiserlich russischen Gesandtschafts-Probst Johannes Tschudowsky feierlichst eingeweiht.

Der Grundstein wurde der Tradition folgend an der für den Altar vorgesehenen Stelle auf der Ostseite eingelassen. Die Kirche musste jedoch wegen der schlechten Beschaffenheit des Untergrundes einige Meter weiter östlich errichtet werden, so dass er heute unter dem Eingang auf der Westseite liegt.

Wie bereits beim Bau des Blockhauses Nikolskoë und der Kolonie Alexandrowka erhielt Capitaine Adolf Snethlage, Kommandeur der Berliner Garde-Pionier-Abteilung, die Bauleitung übertragen. Ihm zur Seite stand Ingenieurleutnant Johann Hermann von Motz. Soldaten führten die Arbeiten aus, ebenso Potsdamer Handwerker, wie Steinmetzmeister August Forck, der Maler Albert Ludwig Trippel und Maurermeister Johann Wilhelm Blankenhorn. Nachdem der Innenraum 1827 im Rohbau fertiggestellt war, kamen Anfang 1828 von russischen Künstlern ausgearbeitete Gestaltungsentwürfe. Karl Friedrich Schinkel, der zur Begutachtung hinzugezogen wurde, nahm Änderungen vor und fügte der byzantinischen Sakralkunst Zierformen des Klassizismus hinzu. Am 10. Juni 1829 fand in Anwesenheit des Zarenpaares Nikolaus I. und seiner Gemahlin Alexandra Fjodorowna, das sich anlässlich der Vermählung des Prinzen Wilhelm mit Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach in Preußen aufhielt, der erste Gottesdienst statt. Die eigentliche Weihe durch den Gesandtschaftsgeistlichen der russischen Botschaft in Berlin, Johannes Borissowitsch Tschudowski, erfolgte jedoch erst zwei Monate später am Gedenktag des Nationalheiligen und drei Jahre nach der Grundsteinlegung am 11. September 1829 im Beisein der preußischen Königsfamilie und Angehöriger des Hofes, des evangelischen Bischofs Rulemann Friedrich Eylert, des Kommandanten des I. Garde-Regiments zu Fuß Karl von Prittwitz, hoher Vertreter der Stadt Potsdam und der Gesandten des Zarenhofs in Preußen. Neben den anwesenden Bewohnern der Kolonie Alexandrowka war zudem der königliche Leibkutscher und Aufseher des Blockhauses Nikolskoë Iwan Bokoff anwesend, der ebenfalls zur russisch-orthodoxen Kirchengemeinde gehörte.

Im Jahr darauf erhielt Schinkel den Auftrag den kleinen, die Kirche umgebenden Friedhof mit einer Einzäunung zu versehen. Im März 1830 fertigte er einen Entwurf für ein Gitter in Eisenguss von vier Fuß Höhe mit vier Eingängen und Sandsteinpfeilern. Den altrussischen Baustil der Zwiebelhauben zitierte Schinkel in der zwiebelförmigen Pfeilerbekrönung, die Steinmetzmeister Forck anfertigte. Das Gitter stammt aus der Berliner Eisengießerei Egells & Woderb. Auf dem Friedhof fanden neben anderen, die sich um die Kirche verdient gemacht haben, die Priester ihre letzte Ruhe, wie der erste Geistliche Tschudowski. Die Bewohner der Kolonie wurden hier nicht beigesetzt, sondern fanden auf dem Alten Friedhof in Potsdam ihre letzte Ruhe, deren Grabstätten heute nicht mehr erhalten sind.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/D.J.Müller

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