Alter Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde
Der alte Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde wurde 1834 geweiht und löste den ersten katholischen Friedhof am Oranienburger Tor ab, der heute nicht mehr vorhanden und von Mietshäusern überbaut ist. Damit ist dieser Friedhof heute der älteste noch bestehende katholische Friedhof Berlins. Er ist etwa über zwei Hektar groß. 1833 wurde das gesamte Gelände umzäunt und ein Totengräberhaus sowie ein Schuppen erbaut. 1849 wurden hier 429 Opfer der Choleraepidemie begraben, 1866 nochmals 1.111 Opfer derselben Krankheit.
1866/1867 wurde die Kapelle des Friedhofs nach dem Vorbild italienischer Renaissancebauten mit Terrakottaformsteinen und einem Kupferdach errichtet. Diese Kapelle wurde 1987 originalgetreu wieder aufgebaut, nachdem sie wegen Baufälligkeit mehrere Jahrzehnte lang nicht mehr benutzbar war. Auf der östlichen Seite der Kapelle befindet sich die Grabstätte der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Karl Borromäus, auf der westlichen die der Schwestern des St.-Hedwigs-Krankenhauses, die beide mit einfachen Marmortafeln bedeckt sind. Ohne Namen befindet sich hier außerdem die Grabstätte der Schwestern von der Heiligen Elisabeth.
Am Eingang des Friedhofs von der Liesenstraße befinden sich zwei kniende Engel aus Marmor, die von Joseph Limburg (1874–1955) geschaffen wurden und gemeinsam mit der Friedhofsgrenze um etwa 40 Meter von der Liesenstraße entfernt wurden. Durch die Einebnung des Mauerstreifens 1961 sowie den Bau der zweiten Mauer 1967 gingen eine Reihe von architektonisch und historisch bedeutsamen Grabstätten verloren, an die heute ein Gedenkstein auf der freien Rasenfläche sowie ein stehengebliebener Mauerrest vor dem Friedhof erinnern.
Eine Reihe von bedeutenden Berlinern wurden auf dem Friedhof beerdigt, deren Grabmäler heute leider nicht mehr vorhanden sind. Die folgenden Grabmäler sind teilweise verloren gegangen oder wurden verändert:
Eleonora Ahna (1839–1865), Opernsängerin
Carl Joseph Begas (1794–1854), Maler; Grab wurde mit neuer Stele bestückt, weil das Grabmal aus Granit mit Marmorbildnis, geschaffen von Reinhold Begas, zerstört wurde.
Carl Breitbach (1833–1904), Historienmaler; Porträtrelief verschwunden.
Peter von Cornelius (1783–1867), Maler; das Grab wurde in vereinfachter Form neu errichtet.
Jakob Karl Engel (1821–1888), Komponist und Musiker
Joseph Karl Engel, Direktor der Krollschen Oper; Marmorstele verschwunden.
Franz von Forckenbeck (1796–1840), Vizepräsident des Berliner Oberlandesgerichts; Eisenkreuz verschwunden.
Ernst Formes (1841–1861), Sänger; Bronzerelief verschwunden.
Ceccardo Gilli (1798–1862), Bildhauer; Gedenkstein mit Medaillon von seinem Sohn Alexander Gilli aufgrund des Mauerbaus versetzt.
Eugen Gottlieb (1879–1940), Komponist und Kapellmeister
Franz Guthery (1850–1900), Komiker
Hermann Hendrichs (1809–1871), Schauspieler
Franz Hoppe (1810–1849), Schauspieler
Luise Horina (1848–1918), Hofopernsängerin
Ernst Eberhard von Ihne (1848–1917), Baumeister; Grabmal wurde aus der St.-Hedwigs-Kathedrale hierher gebracht und ist verschwunden.
Johannes Janda (1827–1875), Bildhauer; Grabmal verschwunden.
Bernhard Klein (1793–1832), Komponist und Kapellmeister
Wilhelmine von Lichtenau (1753–1820), Gräfin; kleine Grabplatte im ehemaligen Todesstreifen erneuert
Bernhard Lichtenberg (1875–1943), Theologe; sein Grab wurde in die St.-Hedwigs-Kapelle verlegt.
Daniel Liszt (1839–1859), Sohn des Komponisten Franz Liszt.
Mathilde Mallinger (1847–1920), Sängerin; Marmorsäule vorhanden, Genius verschwunden.
Johannes Peter Müller (1801–1858), Physiologe; Grabplatte verschwunden.
Emil Nitsch (1879–1941), Kammersänger
Ignaz von Olfers (1793–1872), Generaldirektor der Berliner Museen; Grabmal verschwunden.
Julius Qualigo (1833–1899), Theatermaler; Grabmal verschwunden.
Athanasius von Raczynski (1788–1874), Kunstsammler; erneuerte Grabplatte im ehemaligen Todesstreifen.
August Rincklage (1843–1914); Grabmal verschwunden.
Marianne Schadow (1758–1815), Ehefrau des Architekten Johann Gottfried Schadow; das von ihrem Ehemann geschaffene Grabmal wurde 1925 ins Märkische Museum überführt.
Paul Scheffer-Boichorst (1843–1902), Historiker; Porträtrelief verschwunden.
Louisa Schick (1773–1809), Schauspielerin
Margarete Schick (1773–1809), Sopranistin; Grabmal wurde 1891 zerstört.
Karl Seydelmann (1793–1843), Schauspieler; Porträtrelief verschwunden
Josef Sucher (1843–1908), Komponist, und Rosa Sucher (1849–1927), Opernsängerin; Grabmal verschwunden.
Franz Leo Benedikt Waldeck (1802–1870), preußischer Politiker; Porträtrelief verschwunden.
Karl Weierstraß (1815–1897), Mathematiker; Gedenkstein aufgrund des Mauerbaus versetzt.
Wilhelm Weskamm (1891–1956), Bischof des Bistums Berlin, seit 1968 umgebettet in die Unterkirche der St. Hedwigs-Kathedrale, Grabplatte noch vorhanden
Neben diesen Verlusten gibt es auf dem heute nur noch etwa 1,4 Hektar großen Gelände eine Reihe weiterer Gräber historisch mehr oder weniger bedeutsamer Personen, darunter:
Lorenz Adlon (1849–1921), Hotelier und Weinhändler (Hotel Adlon).
Eleanore de Ahna (1839–1865), Sängerin
Maximiliane von Arnim (1818–1894), Salonière
Mathias Bauer (1843–1906), Besitzer des Café Bauer
Jules Brunfaut (1873–1928), Meisterkoch
Ernst Brzoza (1898–1950), Pfarrer
James Cloppenburg (1877–1926), Mitbegründer des Textilwarenhauses Peek & Cloppenburg
Herrmann Cohen, Komponist und Pianist; umgebettet 1943 aus der zerstörten St.-Hedwigs-Kathedrale.
Hermann Dyckhoff (1853–1916), Textilfabrikant
Franz Anton Egells (1788–1854), Eisengießer
Enrique Gil y Carrasco (1815–1846), Dichter und Botschaftssekretär; die sterblichen Überreste wurden nach Spanien überführt.
Eugen Gottlieb (1879–1940), Komponist und Kapellmeister
Joseph Jahnel (1834–1897), Fürstbischöflicher Delegat (1889–1897) und Ehrendomherr zu Breslau
Theodor Jansen (1829–1885), Justizrat (Medaillon von Rudolf Schweinitz)
Joseph Limburg (1874–1955), Bildhauer; sein schlichter, vermutlich erneuerter Grabstein wurde neben den Engeln aufgestellt.
Anna Pauline Milder-Hauptmann (1785–1838), Sängerin
Johann Georg Patzenhofer (1815–1873), Gründer der Patzenhofer-Brauerei
Peter Reichensperger (1810–1892), Politiker
Rudolf von Renvers (1854–1909), Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Moabit
Therese Renz (1859–1938), Kunstreiterin
Carl Schilling (1876–1939), Architekt
Matthias Carl Schilling (1851–1909), Königlicher Hofsteinmetzmeister
Carl Sonnenschein (1876–1929), Theologe; das Holzkreuz mit Bronzekruzifix auf seinem Grab gilt als eines der bedeutendsten Grabmäler des Friedhofs.
Ernst Thrasolt (1876–1945), Dichter und Priester
Willibald Velten (1849–1937), Pfarrer
Text: Wikipedia
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