Anhaltisches Staatsarchiv

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Das Anhaltische Staatsarchiv, bis 1919 Herzoglich Anhaltisches Haus- und Staatsarchiv, war das für die Überlieferung des Fürstentums, des Herzogtums und des Freistaates bzw. ab 1934 Landes Anhalt zuständige staatliche Archiv. Es befand sich im Schloss Zerbst. Dessen Nachfolgeeinrichtung war das Landesarchiv Oranienbaum als frühere Außenstelle des Staatsarchivs Magdeburg, heutiger Rechts- und Funktionsnachfolger ist die Abteilung Dessau des Landesarchivs Sachsen-Anhalt.

Siegelmarken

Geschichte

Ein festes Kanzleiwesen scheint sich in Anhalt erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts entwickelt zu haben.[1] Schriftlich fassbar wird ein anhaltisches Archivwesen im Jahr 1339, als Abt Eckart von Ballenstedt den Fürsten Albrecht und Waldemar von Anhalt eine Urkunde über den Verkauf des Dorfes Niendorf mit seinem Abtssiegel bestätigt. Dabei erwähnt er, dass es eine frühere Urkunde zum gleichen Verkauf mit dem Siegel des Ballenstedter Kapitels gibt: „littere predicte recondite sunt in Cerwist cum aliis litteris dictorum principum“,[2] und belegt so, dass es in Zerbst ein fürstliches Archiv gegeben hat. Es ist davon auszugehen, dass auch andere anhaltische Fürsten ein solches Archiv unterhalten haben.[3] Mit der Vereinigung der anhaltischen Linien im ausgehenden 16. Jahrhundert wurde die Überlieferung im Dessauer Schloss als Gesamtarchiv zusammengeführt, nach der erneuten Teilung des Fürstentums bildeten sich mehrere Linienarchive in den jeweiligen Residenzen, bis nach dem erneuten Zusammenfall 1863 die Gründung eines eigenen Archivs erforderlich wurde. Die Wahl fiel auf den Standort Zerbst, wo das Herzoglich Anhaltische Haus- und Staatarchiv 1872 Räume im Corps de logis und Ostflügel des Schlosses bezog. Es war dem Herzoglichen Staatsministerium zugeordnet. Infolge des Gesetzes über die Auseinandersetzung mit dem früheren Herzoglichen Hause und des darauf basierenden Auseinandersetzungsvertrags vom 23. Juli 1919 erfolgte eine Trennung der Bestände des Herzoglichen Hausarchivs von den staatlichen Beständen, die beide im Zerbster Schloss verblieben. 1920 wurde das Zerbster Stadtarchiv ebenfalls dorthin überführt.

Kriegsverluste

1942 setzten Archivgutverbringungen an mehrere Auslagerungsorte ein. Das Schloss Zerbst wurde beim Bombardement der Stadt am 16. April 1945 schwer beschädigt, viele der noch im Keller lagernden Archivalien gingen verloren. Die ausgelagerten und die im Zerbster Schloss verbliebenen Archivalien wurden nach und nach in das Schloss Oranienbaum verbracht.

Ein anderer Teil der Überlieferung wurde in Schachtanlagen der Solvaywerke in Bernburg (Saale) und der Preussag in Schönebeck (Elbe) verbracht. Viele der dort eingelagerten Bestände wurde von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und später im Archivlager Göttingen sowie in Koblenz verwahrt, bis sie 1987 in die Außenstelle Oranienbaum des Staatsarchiv Magdeburg zurückkehrten. Andere Archivalien wurden in Zerbst und an den Auslagerungsorten entfremdet.

Die Dienstregistratur des Anhaltischen Staatsarchivs fiel ebenso wie die Dienstbibliothek dem Luftangriff auf Zerbst zum Opfer. Der heutige Bestand Z 290 Staatsarchiv Zerbst enthält nur Überlieferungssplitter.

Alle derzeit als Kriegslust geltenden Archivalien sind in der Datenbank www.lostart.de nachgewiesen. Das Landesarchiv Sachsen-Anhalt konnte in den letzten Jahren mehrere als verloren geltende Archivalien aus Privathand wieder zurückgewinnen.[4]

Text: Wikipedia

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