Armin T. Wegner

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Armin T. Wegner, 1916 in Bagdad

Armin Theophil Wegner (* 16. Oktober 1886 in Elberfeld (heute zu Wuppertal); † 17. Mai 1978 in Rom) war ein deutscher pazifistischer Schriftsteller, Verfasser expressionistischer Lyrik und zahlreicher Reiseberichte.

Leben

1904/1905 erhielt Wegner zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung in Schlesien. 1908 schloss er das Gymnasium ab, das er in Striegau besucht hatte. Anschließend studierte er, unter anderem in Breslau, Zürich und Berlin. Nach einer Promotion zum Doktor der Rechte begann er seine Reisen, die ihn durch Europa, Nordafrika und Vorderasien führten.

Im Ersten Weltkrieg diente er zuerst an der russischen Front als Krankenpfleger. 1915 kam er mit einer deutschen Sanitätsexpedition in das Osmanische Reich. 1916 war Wegner dann als Sanitätsoffizier unter Feldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz in Ost-Anatolien tätig und sah dabei mit eigenen Augen die Vertreibung und den Völkermord an den Armeniern durch die Türken. Bis heute bedeutend ist, dass Armin T. Wegner nicht nur Augenzeuge war, sondern das Geschehen auch fotografisch und literarisch festgehalten hat. Er intervenierte in dieser Angelegenheit auch bei der deutschen Regierung und beim US-Präsidenten (Offener Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Woodrow Wilson, über die Austreibung des armenischen Volkes in die mesopotamische Wüste). Seine Hoffnung, die kaiserliche Diplomatie würde Einfluss auf die Verbündeten am Bosporus nehmen, wurde ebenso enttäuscht wie die Erwartung nach 1918, die Sieger würden sich für das armenische Volk einsetzen. Dennoch gelten Wegners Fotografien auch heute noch als die wichtigsten Bildbeweise für den Genozid am armenischen Volk. „Das unvorstellbare Ausmaß aber und der politische Wille, der hinter dem Genozid an den Armeniern im zerfallenden Osmanischen Reich stand, machen aus diesen Dokumenten Schätze von einmaligem Wert", schreibt etwa der Fotopublizist Ralf Hanselle. „Wegner […] ging es um das Sammeln und Festhalten von Beweismitteln. Auf seinen Bildern sticht all das ins Auge, was das 20. Jahrhundert der Nachwelt seit langem ins fotografische Gedächtnis eingebrannt hat: Die unterlegenen Körper und die sprechenden Blicke, die Ordnung der Macht und die Ohnmacht des Individuums".[1] Wegner hielt 1919 in der Berliner Urania einen Dia-Vortrag, in dem er auch die eigenen Bilder zeigte, den Vortrag hielt er später auch in Breslau und 1924 noch in Wien. Sein Vorhaben, zu dem Geschehen einen Roman zu schreiben, blieb in Entwürfen stecken, auch bedingt durch die Publikation von Teilen aus Franz Werfels Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh im Jahr 1932.

Nach dem Ersten Weltkrieg nahm Wegner seine Tätigkeit als Reiseschriftsteller wieder auf. Daneben betätigte er sich als aktiver Pazifist. 1919 war er aktiv an der Gründung vom Bund der Kriegsdienstgegner (BdK) beteiligt, der sich später international mit anderen Pazifisten in der War Resisters’ International (WRI) organisierte.

Im November 1920 heiratete Wegner die jüdische Schriftstellerin Lola Landau und lebte mit ihr in Neuglobsow am Stechlin. Im April 1923 wurde die Tochter Sibylle Anusch geboren. Die Ehe wurde nach Lola Landaus Entscheidung für den Zionismus und ihrer Übersiedelung nach Palästina 1939 geschieden.

1927/1928 unternahm Wegner eine Reise in die Sowjetunion. Sein daraufhin erschienenes Buch Fünf Finger über Dir ist ein Dokument des Ringens um eine angemessene Haltung gegenüber Kommunismus und politischer Gewalt.

Im April 1933 schrieb Wegner einen Brief an Adolf Hitler, worin er gegen die Judenverfolgungen protestierte. Mit erstaunlich prophetischem Weitblick warnte er ihn vor den späteren Folgen: „… die Schmach und das Unglück aber, die Deutschland dadurch zuteil wurden, werden für lange Zeit nicht vergessen sein … wenn einmal die Städte zertrümmert liegen, die Geschlechter verbluteten … Mit Scham und Verachtung werden sie von den Geschlechtern künden, die nicht nur das Glück des Landes leichtfertig auf das Spiel setzten, sondern auch sein Andenken für immer geschändet haben!“

Im August 1933 wurde er von der Gestapo verhaftet und im Columbiahaus in Berlin-Tempelhof gefoltert. Er verbrachte vier Monate in Gefängnissen und den Konzentrationslagern Oranienburg, Börgermoor und der Lichtenburg. Nach seiner Freilassung Ende Dezember 1933 emigrierte er. Über Großbritannien und Palästina gelangte er nach Italien, wo er sich 1936 in Positano niederließ. Im Jahr 1938 kamen in Deutschland alle Schriften Wegners auf die Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums.

Ab 1940 lebte er in Italien mit der Künstlerin Irene Kowaliska[2] zusammen, die er verfolgungsbedingt erst 1945 heiraten konnte. Schon 1941 war der Sohn Michael zur Welt gekommen. Zwischen 1941 und 1943 war Wegner als Lehrer für deutsche Sprache und Literatur an der Hochschule in Padua beschäftigt. Anschließend lebte er als freier Schriftsteller abwechselnd in Rom und auf der Insel Stromboli.

Auf dem ersten deutschen Schriftstellerkongress nach dem Krieg 1947 in Berlin zählte man den vermeintlich verschollenen Wegner zu den während des Nationalsozialismus umgekommenen Schriftstellern.[3]


Adressen: Wohnhaus Kaiserdamm 16 in Berlin-Charlottenburg, Geburtshaus Von-der-Tann-Str. 10 in Wuppertal


Text: Wikipedia

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