Binnendüne Waltersberge

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Offene Sandflächen auf dem Weinberg

Die Binnendüne Waltersberge ist eine der größten Binnendünen Brandenburgs.[1] Sie liegt in der Kleinstadt Storkow im Landkreis Oder-Spree am Ostrand des Naturparks Dahme-Heideseen. Der Kern des Dünenkomplexes steht mit rund 14 Hektar als Naturschutzgebiet Binnendüne Waltersberge unter Schutz und ist als FFH-Gebiet im Natura-2000-Verbund ausgewiesen.

Die Unterschutzstellung soll unter anderem ihre charakteristischen Silbergras- und Grasnelkenfluren und Schaf-Schwingelrasen sowie Insekten wie den Ameisenlöwen, das Maskottchen des Naturschutzgebiets, bewahren. Fast unmittelbar an das Nordufer des Großen Storkower Sees grenzend, erhebt sich die Düne mit dem 69 Meter hohen Storkower Weinberg um bis zu 32 Meter über die Wasserfläche des Sees.

Die Binnendüne wurde im Laufe der Zeit von zahlreichen anthropogenen Eingriffen überprägt. Dazu zählen wirtschaftliche Nutzungen wie Weinanbau, Aufforstung und Sandabbau für ein Kalksandsteinwerk, das zum Teil in die Düne hineingebaut wurde. Da zu Beginn der 2000er-Jahre nur noch rund ein Viertel der Fläche offen lag, wurden 2010 und 2011 umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Sukzession aufzuhalten und mit Auslichtungen die ökologisch wichtigen, offenen Flächen zurückzugewinnen und freizustellen.

Geographie und Geologie

Lage

Die Binnendüne Waltersberge liegt auf dem Stadtgebiet Storkows rund 1,5 Kilometer nordöstlich des denkmalgeschützten historischen Stadtzentrums im Bereich des kleinen Storkower Forstes. Zwischen der Düne und dem Nordufer des Großen Storkower Sees verläuft die Reichenwalder Straße, Teil der Kreisstraße K 6749 nach Reichenwalde. An die Ausläufer des Gebiets schließt sich im Nordosten das Hirschluch an, eine landschaftsgeschützte, ehemals vermoorte Niederung (Luch) mit einem kleinen See an der „Evangelischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Hirschluch“,[2] der über den Lebbiner See und das Rieploser Fließ nach Nordosten zum Storkower Kanal entwässert. Nach Westen reichen die Sandhügel bis fast an den Städtischen und Jüdischen Friedhof heran.[3]

Naturraum und Entstehung

Das Gelände befindet sich südlich des von der Spree durchflossenen Berliner Urstromtals am Westrand der Storkower Platte in der Storkower Talsandfläche[4] im Ostbrandenburgischen Heide- und Seengebiet, das in den Naturräumlichen Haupteinheiten Deutschlands als Nr. 82 geführt wird. Die zahlreichen Seen und Sande des Gebiets sind ein Relikt des Brandenburger Stadiums (24.000 bis 22.000) der Weichsel-Eiszeit.[5]

Die Schmelzwasser des tauenden Eises lagerten die Fracht der Gletscher als glazifluviale Sedimente ab und hinterließen in den Urstromtälern oder auf Hochflächen wie der Zauche weite Sanderflächen. Da der Boden nach dem endgültigen Abtauen des Eises noch gefroren und vegetationslos beziehungsweise noch längere Zeit ohne geschlossene Pflanzendecke blieb, wurde der feinkörnige Sand ungehindert aufgeblasen, über zum Teil weite Strecken transportiert, an bodennahen Hindernissen aufgewirbelt und an anderer Stelle zu Binnendünen und Flugsandfeldern wieder abgelagert. Während der Wind in Ost- und Südbrandenburg eher Flugsandfelder anwehte, bildete die bis zu 69 Meter hohe, wellige Ablagerung nördlich des Storkower Sees eine der größten Binnendünen in Deutschland aus.[1] Auch bei den bis zu 53 Meter hohen Türkenbergen – lediglich rund zwei KiIometer westlich gelegen – soll es sich um eine derartige Ablagerung handeln. Allerdings wird diese ausgedehnte „Sandschelle“ kaum noch als Düne wahrgenommen, da sie aufgrund von Aufforstungsmaßnahmen in den 1770er-Jahren komplett mit Kiefernwald bedeckt ist (siehe unten).

Naturschutz und Schutzmaßnahmen

Im Gegensatz zu den meisten Naturschutzgebieten in Brandenburg gibt es für das Naturschutzgebiet Binnendüne Waltersberge keine gesonderte Verordnung als Naturschutzgebiet. 1983 bereits als Flächennaturdenkmal (FND) ausgewiesen, erfolgte die Unterschutzstellung als NSG durch den „Beschluß Nr. 130 des Bezirkstages Frankfurt/Oder vom 14. März 1990, Inkrafttreten am 16. Mai 1990, Bekanntmachung in der Märkischen Oderzeitung vom 16. Mai 1990“.[6][7] Als Schutzfläche werden hier 13,66 Hektar angegeben, während der FFH-Steckbrief 13,96 Hektar nennt. Natura 2000- und FFH-Gebiet

Das NSG Binnendüne Waltersberge ist Teil des kohärenten europäischen ökologischen Netzes besonderer Schutzgebiete Natura 2000. Der Steckbrief des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) enthält für das 13,97 Hektar umfassende FFH-Gebiet unter der Nummer 3749-307 folgende Charakterisierung:

„[…] weitgehend gehölzarmer, offener Teil eines größeren Binnendünenkomplexes mit charakteristischen Silbergras- und Grasnelkenfluren, Schafschwingelrasen, thermophilen Säumen sowie Flechten-Kiefernwäldern und -forsten.“

– Bundesamt für Naturschutz. Steckbrief FFH-Gebiet Binnendüne Waltersberge.[8]

Am Ostrand des Naturparks Dahme-Heideseen gelegen, befindet sich die Binnendüne knapp außerhalb des Naturparks.[9] Sie wird allerdings in Veröffentlichungen, bei Exkursionangeboten und auch Entwicklungsmaßnahmen von der Naturparkverwaltung, dem Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) und dem NABU Regionalverband Dahmeland fast regelmäßig in den Naturpark einbezogen.[10]

Naturlehrpfad Martin-Graef-Weg

Im Sommer 2011 wurde der Lehrpfad „Binnendüne Waltersberge in Storkow (Mark)“ eingeweiht. Der Naturlehrpfad ist mit zahlreichen Informationstafeln zur Entstehung, Geschichte, Ökologie sowie Flora und Fauna des Gebiets ausgestattet. Am Aufstieg steht eine vierteilige Tafel, die unter anderem eine Karte des Areals enthält (siehe Abbildung oben links). Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Storkow wurde dem Pfad der Beiname „Martin-Graef-Weg“ verliehen.[11] Den Beinamen trägt der Pfad zur Erinnerung an Martin Graef (1930–2007), einen Landwirt, der sich in verschiedenen regionalen Gremien und Organisationen für den Naturschutz, auch den der Binnendüne, eingesetzt hatte.[12] Die Querung der Düne (nebst Hirschluch) ist zudem Teil der Etappe 11 auf dem 66-Seen-Wanderweg rund um Berlin.[13]

Auslichtung und Freistellung der Binnendüne 2010/2011

Zu Beginn der 2000er-Jahre war nur noch weniger als ein Viertel des Gebiets offene Sandfläche. Um ein gänzliches Zuwachsen und Verschwinden dieser Landschaft zu verhindern, führten am 3. Juni 2010, anlässlich des Tags der Umwelt, Wehrpflichtige des Bundeswehrstandortes Storkow und die Naturparkverwaltung Dahme-Heideseen eine erste Ausholzungsaktion durch. Dabei wurden auf der Freifläche wachsende Gehölze wie Kiefer, Birke, Robinie, Aspe und Spätblühende Traubenkirsche entfernt. Am 12. Juni 2010 folgte eine gemeinsame Aktion von Mitarbeitern des Naturparks, des NABU Regionalverbands Dahmeland, der Heinz-Sielmann-Stiftung, der Naturwacht Brandenburg und Schülern eines Königs Wusterhausener Gymnasiums zur Artenerfassung des Naturschutzgebietes. Infolge dieser Maßnahme wurde beschlossen, die Pflege und Entwicklung des Naturschutzgebietes zu erweitern. Unter Beteiligung der Naturparkverwaltung, der Bundesforsten und der Stadt Storkow, der Eigentümerin der Fläche, wurden daraufhin im Frühjahr 2011 große Teile des Schutzgebietes aufgelichtet und freigestellt.[14][15][16] Die Karte der Lehrpfad-Haupttafel (siehe nebenstehende Abbildung) zeigt die offenen Dünenflächen 2010 und die freigestellten Flächen 2011 (Kiefern-, Eichengruppen, Totholz, Stubben).


Bild: Wikimedia/Lienhard Schulz

Text: Wikipedia

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