Burg Kronberg

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Die Burg Kronberg ist eine Burganlage in Kronberg im Taunus, einer Kleinstadt im Hochtaunuskreis in Hessen. Sie besteht aus einer hochmittelalterlichen Oberburg aus der Stauferzeit sowie einer frühneuzeitlichen Mittelburg, die eher Schloss- oder Residenzcharakter hat und bis zum Bau des nahe gelegenen Schlosses Friedrichshof (1894) von den Cronbergern „das Schloss“ genannt wurde.

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Geschichte

Der Zeitpunkt und die Umstände der Gründung liegen im Dunkeln.[2] Man nimmt an, dass die erste Bauphase auf die Spätzeit König Konrads III. oder die Frühzeit Friedrichs I. (Kaiser Barbarossa) zurückgeht und etwa im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts lag. Unklar ist aber, ob die ursprünglichen Bauherren bzw. Besitzer bereits die Kronberger Ritter waren. Diese jedenfalls gehen zurück auf Ministeriale in Eschborn, deren Existenz seit 1189/90 belegt ist. Es liegt nahe, dass diese im Auftrag des Königs bzw. Kaisers gegen Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Burg übernahmen, doch gibt es keine Dokumente hierzu, so dass die ganze Frühzeit bezüglich der Eigentümer oder Bewohner im Dunkeln bleibt. Die auf Krongut über einem Felssporn errichtete Anlage – daher möglicherweise der nachmalige Name Kronberg (früher auch Cronberg, Cronenberg oder Cronbergk geschrieben) – könnte ursprünglich noch mittels Holzpalisaden befestigt gewesen sein. Zwar gibt es hiervon keine Reste, doch legen archäologisch-bautechnische Befunde nahe, dass in der Zeit um 1170 bis 1200 die drei Türme der Oberburg errichtet wurden und erst nach den Türmen die sie verbindenden festen Steinmauern. Parallel dazu dürften im Burginneren und auch im unmittelbaren Umfeld weitere Bauten, überwiegend in Holzbauweise, für Bedienstete errichtet worden sein. Die ältesten Keramikfunde aus dem Bereich der Mittelburg (Reste von Geschirr und Kacheln) werden auf die Zeit um 1200 bis 1250 datiert.

Als denkbare Beweggründe für den Burgenbau oder die Übernahme durch die nachmaligen Kronberger werden genannt: 1) Die Anlage mag als Teil eines Burgen-Schutzkreises um das Krongut Wetterau konzipiert worden sein. 2) Sie mag als zusätzlicher Schutz der Reichsstadt Frankfurt mit der damaligen Königspfalz gebaut worden sein. 3) Sie mag auch eine Schutzfunktion für die in Sichtweite vorbeiführende Handelsstraße Frankfurt–Köln gehabt haben.

Die erste schriftliche Nennung derer von Cronberg bezieht sich auf einen Otto von Cronenberg im Jahre 1230. Die Burganlage wurde auch bald danach der Familie fest zu Lehen gegeben und sollte ihr gehören, solange männliche Erben zu verzeichnen waren. Durch den gemeinsamen Besitz über verschiedene Familienzweige und Einzelpersonen repräsentierte die Anlage eine Ganerbenburg. Sie umfasste früh auch weitere Burgteile: So bewohnten die im 14. Jahrhundert abzweigenden Familienlinien des Ohrenstamms (ausgestorben 1461) und des Flügelstamms (ausgestorben 1617) wohl Häuser der „Unterburg“ direkt neben Burgtor und Burgkapelle, während der bis 1704 überlebende Kronenstamm wohl die Mittelburg bewohnte bzw. zumindest als offiziellen Stammsitz betrachtete. Die Häuser der Unterburg wurden in den Jahrzehnten nach dem Aussterben des Flügelstammes abgerissen und sind nur in Resten im ehemaligen Grundgeschoss (Kellerbereich noch sichtbar vom Inneren des Stadtgeschichtemuseums aus) erhalten. Das daneben stehende Burgtor entstand wohl 1478 als Ersatz für ein früheres Tor, das an anderer (heute unbekannter) Stelle stand. Sein Obergeschoss diente lange einem Pförtner als Wohnung. Die heutigen eichernen Torflügel stammen allerdings aus der Restaurierungszeit um 1900. Die an das Burgtor anschließende Burgkapelle wurde 1342 geweiht. Sie diente zahlreichen Cronberger Ritterfamilien als Begräbnisstätte und enthält auch noch immer einige Epitaphe (Grabdenkmäler) der Cronberger Ritter, seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aber insbesondere Gräber des Hauses Hessen. Die Kapelle wurde 1943 durch Bombenabwurf zerstört, wodurch die Gräber des Hauses Hessens jetzt im nicht überdachten Teil liegen. Der Chor und die Gräber sind nicht öffentlich zugänglich.

Von der Burg zur Stadt hin wurden ehemals wohl auch unterirdische, heute nicht mehr erkennbare Verbindungsgänge angelegt. Wohl ab dem 14. Jahrhundert siedelten sich manche der herrschaftlichen Familien auf Gütern innerhalb der Stadt Kronberg an, so auf dem Hellhof und auf der Westerburg, die auch noch in Resten in der Friedrich-Ebert-Straße erkennbar sind. Daneben erwarben, erbten oder erhielten sie auch weit entfernte Besitzungen, speziell im heutigen Rheinland-Pfalz, im Schwarzwald und in Böhmen.

Die Herren von Cronberg und ihre Familien entwickelten vielfache verwandtschaftliche und berufliche Verflechtungen mit anderen Herrschaftsfamilien und -einrichtungen, überwiegend in einem Umkreis von etwa 50–100 km. Ein Motivation dafür dürfte gewesen sein, dass das relativ kleine Reichslehen Kronberg nicht alle Mitglieder der sich verzweigenden Familien hätte versorgen können. So verdingten sich Cronberger verschiedentlich bei umgebenden Territorialherren, namentlich in der Kurpfalz und im Erzbistum Mainz. Ihr jeweiliger Lebensmittelpunkt war daher vielfach nicht mehr die Burg oder Stadt Kronberg selber, doch diente die Burg weiter als Identifikationspunkt für das Geschlecht und die Ganerbengemeinschaft.

Die heute noch sichtbaren Bauwerke der Burganlage entstanden überwiegend in der Zeit von etwa 1170 bis 1505, allerdings mit Ergänzungen im Rahmen dreier größerer Restaurierungs- und Ergänzungsphasen:

Anfang des 17. Jahrhunderts mit einem partiellen Umbau der Mittelburg und Umgestaltung der Giebel zu zeittypischen Rollwerkgiebeln, wohl auch dem Anbau des Standerkers im Westflügel; ferner erfolgte der Abriss der Unterburg; um 1875 bis 1912 einerseits durch den Taunusklub mit verbesserter Zugänglichkeit der Oberburg und des Freiturms sowie andererseits insbesondere durch Kaiserinwitwe Victoria, der Gattin von Kaiser Friedrich III., die sich nach dem Tod ihres Gatten Kaiserin Friedrich nannte, und danach durch ihren Schwiegersohn (Friedrich Karl von Hessen) mit vielfältiger Sanierung und aber auch freien Modifikationen und Ergänzungen der Mittelburganlage (darunter des in dieser Form nicht authentischen Wehrgangs und Prinzenturms); nach 2000, als die gesamte Anlage einer erneuten Sanierung, Restaurierung und Anpassung an Besucherströme und neue Nutzungen unterworfen wurde. Die Sanierungen an der Stadt- und Burgmauer sowie am Prinzenturm werden derzeit (2022) weiter durchgeführt, ebenso in den nächsten Jahren wohl die Sanierung der Kapellenmauer am ehemaligen katholischen Schulgarten.

Die Oberburg der Stauferzeit (ab ca. 1170)

Von den prominent aufragenden drei turmartigen Bauten der Oberburg waren die beiden niedrigeren (und wohl leicht älteren) Türme ehemals sicher etwas höher und bedacht, der hohe Turm hingegen deutlich niedriger als heute und vielleicht um 1200 errichtet; der Ausbau zur heutigen äußeren Form, die an einen Butterfassturm erinnert, erfolgte wohl bei gleichzeitiger Mauerverstärkung erst etwa 300 Jahre später. Der heutige Zugang zur Oberburg erfolgt über eine Steintreppe, die von der Mittelburgebene aus hoch führt. Wie der ursprüngliche Zugangsweg zur Oberburg verlief, ist nicht bekannt, da starke Umgestaltungen den ehemaligen Aufgang verschwinden ließen. Am Torturm erkennt man einen für die romanische Bauphase charakteristischen Rundbogen aus weißem Kalkstein und schwarzem Lungstein (einer Basaltform). Die kleine Betontreppe innerhalb des Torturms zum Hof wurde angelegt, um auf das Niveau des über die Jahrhunderte durch Schutt und Abfall angehobenen Innenhof-Niveaus zu gelangen. Der Torturm wird wegen der Torkapelle im Obergeschoss auch Kapellenturm genannt. Der direkt über dem Durchgang befindliche und nicht zugängliche Kapellenraum enthält einen kleinen Chor mit zwei Sakramentsnischen, der vom Burghof aus am leicht gerundeten Erker erkennbar ist.

Einen ungewöhnlichen Umriss hat der Fünfeckturm im hinteren Bereich der Oberburg, wohl ein ehemaliger Wohnturm mit heute nicht mehr erkennbarem Eingang in vermutlich mittlerer Höhe. Er ist wohl gegen 1500 in einen im Inneren viereckigen und mit Schutzgewölbe versehenen Schützturm (eine Kasematte) umgewandelt und mit einer bis 2,5 m starken Mauer verstärkt worden. Auffallend sind die wehrtechnisch eher seltenen Schlitzmaulscharten aus dieser Umbauphase[3]. Der heutige Eingang in den Fünfeckturm ist durch Verwendung eines Grenzsteins als Türsturz um 1900 gesichert worden, hatte an dieser Stelle aber wohl schon zuvor seit langem einen Behelfseingang, um vielleicht als Lager oder Stall für den Türmer und seine Familie zu dienen. Der heutige Betonfußboden wurde erst um etwa 2000 angelegt. Die im Innern seit 2018 aufgestellten fünf Holzstelen und Holzsitze wurden aus einer im Jahre zuvor durch Sturm gestürzten Buche geschnitzt und symbolisieren Obrigkeiten des Hochmittelalters (Bischof, Kaiser, Kaiserin, Prinzessin, Ritter).

Der heutzutage über eine Wendeltreppe des Taunusklubs[4] zu etwa zwei Dritteln besteigbare Freiturm ist der ehemalige Bergfried der mittelalterlichen Burganlage; sein sich im unteren Drittel bis zu einem kleinen Mauerwerkrücksprung erstreckende Basissockel weist wohl auf die ehemalige Oberkante hin, auf der vermutlich eine Dachkonstruktion saß. Der Turm hat eine Grundfläche von 8,4 mal 8,4 Meter und einen Hocheingang auf der Burginnenseite in (heute) 7 Meter Höhe. Seine heutige Gesamthöhe von rund 43 m und seine markante Form mit dem Butterfassaufsatz in 33 m Höhe erhielt er kurz nach 1500 zusammen mit der Innenverstärkung und dem damaligen Bau der Kasematte im Fünfeckturm sowie einem Zwinger und drei Bollwerken an der Nord- und Westseite der Burganlage – alles Maßnahmen zur Abwehr gegen damals wirksamer werdende Angriffswaffen. Ehemals war der Turm vermutlich sowohl von außen wie auch im Innern nur über steile, aber massive Treppen besteigbar.[5] Im Turm wohnte und wachte auch nach der mittelalterlichen Nutzung noch bis 1839 ein Türmer mit Familie.

Neben den drei heute noch sichtbaren Gebäuden sind an Mauerabsätzen der Oberburganlage auch die Stellen mutmaßlicher früherer Anbauten erkennbar. Einen eigentlichen repräsentativen Palas, wie viele andere Burgen, hatte die Kronberger Oberburg aber infolge der Enge der Anlage von nur ca. 750 m² offenbar nicht. Auf der heutigen Aussichtsplattform, die den Blick über Rhein-Main freigibt, findet sich rechts der Sockel eines kleinen Rundbaus, der als Rest eines kleinen Schalenturmes gedeutet wird.

Die Mittelburg des 14. bis 17. Jahrhunderts

Der Westflügel der Mittelburg sowie der zum Innenhof angebaute mächtige Fahnenturm gehen in der Anlage mindestens auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück und weisen noch etliche gotische Baustilelemente auf. Der vom Schlosseingang rechts stehende Nordflügel wurde hingegen erst um 1505 und im Stil der Renaissance-Zeit an der Stelle eines Vorgängerbaus, errichtet, von dem im Hausinnern im Küchenbereich Grundmauerreste zu sehen sind. Durch die Kombination des West- und Nordflügels erlangte die Mittelburg die heutige über Eck gebaute Form. Die beiden Gebäudeflügel wurden seit dem Bau von Schloss Friedrichshof zuweilen gemeinsam als „Altes Schloss“ bezeichnet. Die zeitweise verwendeten Bezeichnungen „Kronenstammhaus“ und „Flügelstammhaus“ für West- und Nordflügel werden heute als eine irrtümliche Familienstamm-Zuordnung betrachtet.

Der Westflügel war ehemals stärker in Einzelräume unterteilt als heute, enthielt aber durchaus auch schon repräsentative Großräume, die heutzutage für unterschiedliche Anlässe (Ausstellungen, Konzerte, Vorträge) genutzt werden. An seiner Südwand (zum Prinzengarten) wurde Anfang des 16. Jahrhunderts außen ein zweigeschossiger Standerker anstelle eines zuvor wohl nur im Obergeschoss angebauten Kapellenerkers errichtet. Der erwähnte Fahnenturm in der Ecke der Gesamtanlage war ursprünglich niedriger und oben vielleicht flach und mit Zinnen besetzt. Seine zwei hoch angebrachten und zum Hof weisenden Erkeranbauten wurden im 15. Jahrhundert angesetzt, die hinteren zwei Erkeranbauten allerdings erst (wohl aus Symmetriegründen) im Rahmen der ergänzenden Restaurierung und historisierenden Ergänzung um 1900.

Der Nordflügel enthält im Erdgeschoss eine Großküche mit eindrücklichem Tonnengewölbe, einer Feuerstelle (Esse) und einem alten, bereits 1367 erwähnten Ziehbrunnen (damals noch im Freien stehend), der aber zumindest heute als reine Zisterne, gespeist vom Dachwasser der Mittelburg, fungiert. Vor der rechten Seite des Gebäudes steht der Achteckturm mit enger Wendeltreppe neben dem heutigen (von Kaiserin Friedrich um 90° abgewinkelten) kleinen Treppenaufgang in den musealen Bereich. Die Wendeltreppe des Turms diente dem Gesinde als Verbindung vom Erdgeschoss und von außen (Türe zum Hof heute vermauert) zu den Gemächern der Burgherrschaft. Eine breitere Wendeltreppe, eingebaut 1444, findet sich in der Ecke des Westflügels hinter dem Fahnenturm und erlaubt den Zugang zu den beiden Flügeln, deren Geschossniveaus allerdings stark unterschiedlich liegen. Sowohl vom Achteckturm als auch vom Wappensaal oder Rittersaal des Westflügels aus besteht ein Zugang zum ab 1900 errichteten historisierenden Wehrgang und zum gegen 1912 gebauten Prinzenturm. Während die tragende Mauer und auch der Turm durchaus einem bei der Restaurierung vorgefundenen Mauerverlauf und Turmrest folgt, ist der Wehrgang selber eine dekorative Ergänzung nach konstruktiven Vorbildern in Nürnberg und Rothenburg ob der Tauber, um das Prinzip eines mittelalterlichen Burgen-Wehrgangs mit Schießscharten und "Pechnase" (Öffnung über der Tür zum Ansprechen des Ankömmlings) zu demonstrieren.

Die ehemals im gotischen Stil gestuften Treppengiebel der beiden Flügel, wie sie auf den ältesten Stichen noch an den beiden Gebäudeflügeln zu sehen sind, wurden im frühen 17. Jahrhundert durch die jetzigen Rollwerks- oder Schweifgiebel ersetzt. In diesem Zusammenhang entstand wohl auch der erwähnte Standerker. Darüber hinaus kam es äußerlich nur zu wenigen Veränderungen, wohl allerdings Änderungen in der Raumaufteilung und -ausgestaltung, die generell kleinteiliger und stärker mit Mobiliar befrachtet war als heute.

Schon 1617 verstarb der letzte männliche Nachfahre des Flügelstamms im heute noch erhaltenen Hellhof in der Altstadt von Kronberg, 1704 der letzte männliche und kinderlose Nachfahre des Kronenstamms auf Burg Hohlenfels im Hintertaunus. Allerdings lebte das im 30-jährigen Krieg (1618–1648) in den männlichen Linien erheblich dezimierte Geschlecht seit den Kriegswirren überwiegend auf anderen Besitzungen: Der reichsgräflich-katholischen Linie waren unter anderem Güter in Böhmen zugefallen; die protestantisch-freiherrliche Linie hatte sich im Krieg aus dem zwangskatholisierten Kronberg zurückgezogen. Teile der Burganlage verfielen ab jetzt verstärkt infolge fehlenden Unterhalts, wurden abgerissen oder zweckentfremdet.

Spätere Nutzungen und Veränderungen (1704–1989)

Nach dem Aussterben der Herren von Cronberg im Jahre 1704 kam die Burg zum Kurfürstentum Mainz, zu welchem seit Jahrhunderten Beziehungen bestanden hatten. Der lokale kurmainzische Amtmann nahm seinen Amtssitz für einige Zeit in der Mittelburg ein. Teile der Gebäude wurden als katholische Schule und Lehrerwohnung genutzt und unterhalb des Schlossgartens (heute „Prinzengarten“ genannt) wurde der heute noch bestehende Schulgarten angelegt. Während der napoleonischen Kriege wurde die Burg von französischen Truppen besetzt, teilweise auch etwas verändert und beschädigt; der Fahnenturm wurde im unteren Teil als Gefängnis, die Burgkapelle zeitweise als Pferdestall genutzt. Ab 1802/03 kamen Stadt und Burg zu Nassau-Usingen bzw. 1806 zum Herzogtum Nassau. 1866 wurden Burg und Stadt von Preußen übernommen. Genutzt wurde der Westflügel mittlerweile sehr unterschiedlich, unter anderem von einer kleinen Schreinerei, war aber schon stark baufällig geworden.

Alle verbliebenen Burggebäude waren in einem zunehmend desolateren Zustand, teilweise einsturzgefährdet und an vielen Stellen ohne intakte Fenster und Türen. Die Gesamtanlage wurde von Preußen jedoch als erhaltenswertes Denkmal taxiert, das in hervorragender Weise unterschiedliche Baustile von der Romanik bis in die frühe Neuzeit vereinigte. Kaiserin Friedrich ließ die Anlage Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem sie ihren Sommer-Witwensitz im heutigen Bad Homburg eingenommen hatte, durch den Architekten und Baurat Louis Jacobi unter Angleichung an den früheren Bauzustand restaurieren und als öffentliche Museumsanlage konzipieren. Aus Potsdam brachte sie eine erhebliche Waffensammlung mit und organisierte durch Zukauf eine reichhaltige Innenausstattung, die an den ungefähren Zustand der frühen Neuzeit Anfang des 17. Jahrhunderts erinnern sollte. Zu dem von ihr erworbenen zeitgemäßen Inventar gehörten viele Möbel, Öfen und andere Gegenstände, alle bewusst aus der Zeit vor 1704. Nach ihrem Tod (1901) wurden die Arbeiten von ihrem Schwiegersohn Friedrich Karl von Hessen fortgesetzt.

Während vieles im und am Schloss durchaus auch gemäß heutigen Ansprüchen professionell und in Anlehnung an den vermuteten Zustand um 1600 restauriert wurde, sind andere Partien relativ frei ergänzt worden, darunter der Einbau verschiedener Öfen und neuer Kamine. Der spätgotische Kamin im Terracottasaal stammt aus dem Stadtwaage-Gebäude Frankfurts. Der Kamin des Terracottasaals ist neoromanisch. Frei konzipiert sind auch der Wehrgang und der Prinzenturm. Das durch die Wehrgangsmauer führende Tor stammt aus Frankfurt-Praunheim.[6] Manche Innenausstattungen, etwa frei nachgebildete Malereien und Inschriften im Wappensaal des Westflügels, weisen Merkmale des Historismus und Jugendstils um 1900 auf. Für Besucher wurde auch eine Verbindung zwischen Mittel- und Oberburg konzipiert, wie von außen noch erkennbar ist, die aber nicht final umgesetzt oder erhalten geblieben ist. Am 25. Mai 1912 wurde die in den letzten 11 Jahren von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn fertig restaurierte Burg als Museumsanlage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, das Hauptgebäude am 1. Juni 1913.[7] Durch die beiden Weltkriege und ihre Folgen, durch Besetzungen und fehlende Aufsicht während der Wirrnisse kamen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele Gegenstände wieder abhanden, andere wurden weggebracht oder verkauft, die Kapelle zerstört.

Der zur heutigen Burganlage gehörende Eibenhain nördlich des um Ober- und Mittelburg ziehenden Zwingers wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg vom Hause Hessen erworben und gehörte zum Gartenareal eines früheren Privathauses in Holzbauweise am Ort des heutigen kleinen Burgparkplatzes an der Königsteiner Straße. Er war wohl im 18. Jahrhundert angelegt worden, könnte aber teilweise auch autochthonen Ursprungs sein. Er war bei der Burgübernahme durch die Stiftung in den 1990er Jahren ein verwildertes Dickicht aus verschiedenen Baum- und Straucharten und wurde durch ehrenamtliche Pflegemaßnahmen besuchergerecht umgewandelt. Heute ist er ein Ort der Ruhe im Rahmen des erweiterten Burgareals mit rund 200 Eiben stark unterschiedlichen Alters sowie mit Sitzbänken, bietet aber auch vielen Vogelarten Lebens- und Rückzugsraum.

Erhalt und Pflege durch Burgverein und Stiftung ab 1989

1989 gründete sich der Burgverein Kronberg e.V. mit dem primären Ziel, den Verkauf der Burg von der Hessischen Hausstiftung an einen Investor zu verhindern. 1992 erwarb die Stadt Kronberg die Burg und 1994 wurde die Stiftung „Burg Kronberg im Taunus“ gegründet. Seitdem verwalten Vertreter der Stadt und des Burgvereins die Burg gemeinsam, wobei die Pflege und Öffnung für das Publikum, der Kassenbetrieb, Führungen und kulturelle Veranstaltungen vom Verein weitgehend ehrenamtlich getragen werden. Dieser bedient auch das vor dem Burgtor eingerichtete Museum für Stadtgeschichte, das mit zahlreichen Exponaten einen Überblick über die Geschichte der sich um die Burg entwickelten Stadt Kronberg bis um 1900 bietet. Besichtigungen der Burg-Inneneinrichtung sind speziell im Nordflügel nur im Rahmen einer Führung möglich.

Von 2001 bis 2002 wurde die Oberburg, danach bis zunächst 2004 die Mittelburg grundsaniert. 2012 bis 2017 erfolgten aufwändige Restaurierungen und Sanierungen im Westflügel, welche durch großzügige Spenden unterstützt wurden.[8] Aus Gründen der Betriebssicherheit und eines erleichterten Zugangs zu den Obergeschossen wurde im hinteren und von vorne nicht einsehbaren Teil eine moderne Treppen- und Liftanlage angebaut. 2016 wurde der Wappensaal im 1. Obergeschoss des Westflügels mit den bereits 1899 durchgeführten Restaurierungen und auch Ergänzungen der Wappen sowie mit bildlichen und inschriftlichen Ergänzungen (wo nicht original erhalten) der Öffentlichkeit übergeben[9], 2017 auch der darüber liegende Saal, der seitdem vorwiegend für Ausstellungen verwendet wird. Weitere Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten sind noch im Bereich der Burg- und Stadtmauer hinter der Mittelburg sowie im Bereich des Schulgartens im Gange. Diese Bereiche sind daher derzeit (2022) noch nicht öffentlich wieder zugänglich.

Neben der baulichen Pflege und Restaurierung widmet sich der Burgverein auch der situationsgerechten Ausgestaltung der sich über fast 1,8 ha ausdehnenden Grün- und Waldflächen. Hierbei wird, soweit möglich und sinnvoll, eine Anlehnung an historische Vorbilder angestrebt, die aber zugleich dem Besucherbedürfnis und dem Vogel- und Naturschutz dienen soll. Sowohl für den als Ziergarten konzipierten Prinzengarten aus der frühen Neuzeit wie auch für den als Nutzpflanzengarten konzipierten Lehrergarten aus dem 18. und 19. Jahrhundert werden möglichst Pflanzen und Sorten verwendet, die damals in der Region verwendet wurden. Der Prinzengarten folgt dabei alten Vorbildern mit viel Grünfläche und dekorativen Elementen, wie Rasenbänken, Lauben und Spalieren. Der ausgedehnte Eibenhain weist auf die ehemals große Bedeutung dieser heute seltenen Baumart hin. Die Hangflächen der Oberburg wiederum sind mit sonnenliebenden Blütenpflanzen beschickt und dienen auch als Insektenbiotope.

Lage

Die Höhenburg wurde auf einem ca. 285 m ü. NN liegenden Sporn des Altkönigs am Taunus-Südhang errichtet und war Namensgeber sowohl für das ehemalige Reichsrittergeschlecht, als auch für die unterhalb der Burg entstandene Stadt Kronberg. Sie erlaubte eine Fernsicht nach Süden bis zum Spessart, über Frankfurt am Main und das Rhein-Main-Gebiet zum Odenwald sowie weiter nach rechts über die Oberrheinische Tiefebene bis zum Donnersberg in der Pfalz. Im Norden führt der Blick heute auf die Taunushöhen mit der Burgruine Falkenstein, zum Altkönig und zum Schloss Friedrichshof. Touristisch ist sie unter anderem in den 3-Burgen-Weg Königstein–Falkenstein–Kronberg des Taunusklubs e. V. eingebunden.[1]


Text: Wikipedia

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