Burgpalast

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Der Budapester Burgpalast (ungarisch Budavári Palota), auch genannt die Budapester Burg, ist das größte Gebäude Ungarns und eine Sehenswürdigkeit der Hauptstadt Budapest. Es nimmt den gesamten Südteil des Burgviertels auf dem Burgberg ein.

Die Budapester Burg überragt die Millionenmetropole als das höchstgelegene Gebäude und ist von allen Richtungen in ihren ganzen Ausmaßen gut zu erkennen. Ihre Geschichte reicht bis in die Anfänge des 13. Jahrhunderts zurück, als Béla IV. hier eine Burg errichten ließ. Ab dieser Zeit war der Palast der Wohn- und Regierungssitz der ungarischen Könige. In den folgenden Jahrhunderten hinterließ jede Herrscher- und Stilepoche ihre Spuren an dem Gebäudekomplex, der immer wieder erweitert, umgestaltet und ausgebaut wurde. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden große Teile des Palastes zerstört, welche man aber durch Rekonstruktionsarbeiten zum Teil wiederherstellen konnte. Genutzt wird der Burgpalast heute überwiegend von Museen, aber auch für repräsentative Anlässe der ungarischen Regierung. Seit 2014 werden im Zuge einer großen Sanierung verschiedene Bereiche der Burg wieder in den Zustand vor der Zerstörung versetzt.

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Geschichte

Gründung unter Béla IV.

Die ehemalige Königliche Burg (Királyi Vár) ist im südlichen Teil des Burgberges zu finden. Bis zur Vereinigung der vorher selbständigen Gemeinden Buda (deutsch Ofen), Óbuda (Alt-Ofen) und Pest im Jahre 1873 zur königlichen Hauptstadt Budapest hieß sie Budaer Burg bzw. Ofener Burg.

Nach 1242, also nach dem Mongolensturm von 1241, wurde die erste Burg auf dem Budaer Burgberg gebaut. König Béla IV. ließ auf dem 50–60 Meter hohen, 1,5 Kilometer langen und relativ schmalen Plateau eine befestigte Stadt erbauen. Die älteste erhaltene Urkunde stammt aus dem Jahr 1255. Es entstand ein gotischer Palast, von dem auch heute noch Reste zu sehen sind.

An der Stelle einer kleinen Burg mit einem Turm ließ König Ludwig I. (der Große) von Neapel aus dem Haus Anjou um 1370 eine neue Residenz errichten. Im Norden wurde ein zweiter Hof angelegt mit Wohnbauten auf der West- und Ostseite.

Unter König Sigismund (1387 bis 1437) ging die Burg durch weitere zahlreiche Erweiterungen. Der bedeutendste Teil des phasenweise ausgeführten Baus fand in den 1410er und 1420er Jahren statt. Durch die Verlegung der königlichen Kanzlei und des Hofes 1408 von Visegrád nach Buda wurde die Burg zu einer permanenten Residenz. Die erste Bauphase betraf höchstwahrscheinlich nur den Inneren Hof aus der Anjou-Zeit. Am Hang des Hügels auf der Südspitze wurde ein Wohnbau errichtet. Der teilrekonstruierte Gewölbesaal im Erdgeschoss dieses Neubaus (Gotischer Saal) ist aus dieser Bauphase erhalten und dient heute als Ausstellungsraum.

Die beiden Türme, die die Ecken im Nordosten und im Nordwesten der zweihöfigen Anlage sicherten, wurden wahrscheinlich ebenfalls damals gebaut. Der kleinere, nordöstliche Turm diente später als Torturm und seine Überreste sind noch gut sichtbar. Der im Nordwesten stehende Turm (Csonka-Turm) hatte als Wohnturm eine größere Grundfläche. Reste dieser Konstruktion, die von sehr dicken Außenwänden umschlossen waren, konnten teilweise ausgegraben werden. Sein Grundriss ist im Innenhofes des modernen Schlosses markiert. Da der Bau dieses Turms nicht abgeschlossen wurde, wurde er auch als Turris Manca in den mittelalterlichen Quellen bezeichnet.

In der nächsten Bauphase wurde die Fläche des Schlosses wiederum deutlich vergrößert. Es entstand im Norden der alten Burg mit ihren zwei Höfen ein neuer, größerer Innenhof (Sigismund-Hof). Für diesen Ausbau musste der Teil der Stadt, der sich dort bis an die alte Burg erstreckte, abgerissen werden. Der neue Innenhof wurde von der Stadt durch einen neuen, tiefen Graben, den Zweiten Trockengraben, getrennt. Auf der Ostseite des neuen Hofes lagen zwei kürzere Bauten in Nord-Süd-Ausrichtung, und auf der Nordseite erstreckte sich ein dritter, längerer Flügel mit einer Ost-West-Achse. Im südlichen Bereich des Ostflügel lag die Schlossküche mit ihren Schornsteinen. Der dritte Palastflügel, der etwa im rechten Winkel zu den beiden anderen stand, war eines der größten Gebäude seiner Zeit. In diesem Flügel (Sigismund-Palast) befand sich der Große Saal mit den gewaltigen Abmessungen von ca. 75 mal 20 Metern. Der Haupteingang auf diesen Innenhof lag auf der Nordseite, und eine Brücke führte von einem Aus dieser Zeit stammen auch die berühmten gotischen Statuen, die 1974 bei archäologischen Ausgrabungen entdeckt wurden. Nach der Restaurierung wurden Reste von 60 verschiedenen Statuen identifiziert, die sehr wahrscheinlich Teil einiger Wohnbauten oder Kapellen aus der Zeit Sigismunds waren. Sie sind heute im Nationalmuseum im Untergeschoss der Burg ausgestellt.

Die damals durchgeführten Bauarbeiten sollten nicht nur den Palast um neue Flügel erweitern, sondern auch die Befestigungen verbessern und erweitern. Innerhalb dieser gewaltigen Festung entwickelte sich eine Bürgerstadt, mit ihren rund 400 Häusern, Klöstern, sieben Schulen und einer Universität, zum Zentrum des Landes.

Ausbau unter Matthias Corvinus

Während der Regentschaft (1458–1490) von König Matthias Corvinus, der ein großer Förderer von Kunst und Wissenschaft war, wurde die spätmittelalterliche Königsburg zu einem prächtigen Renaissance-Schloss ausgebaut. Nach der Heirat des Königs mit Beatrix von Aragón im Jahr 1476 kamen vermehrt italienische Humanisten, Künstler und Handwerker nach Buda. Der König erweiterte das Schloss im Stil der frühen Renaissance vor allem nach Florentiner Vorbildern.[1]

Zunächst wurden ab etwa 1477/78 von Florentiner Handwerkern die Innenräume auf der Ostseite des zweiten Hofes in der Nähe der Kapelle aus der Zeit der Luxemburger durch neue Kassettendecken, Türen, Fenster und Kamine modernisiert. Ein (nicht mehr erhaltener) Kamin zeigte die Jahreszahl 1479. Hier entstanden auch die beiden Bibliotheksräume mit Fenstern zur Donau hin. Ab etwa 1480 wurden auch die Fassaden des Ehrenhofs (Zweiter Hof) modernisiert und auf drei Seiten um eine zweigeschossige Loggia im italienischen Stil mit Balusterbrüstungen erweitert. In der Mitte des zweiten Hofes befand sich ein Brunnen mit einer Statue von Pallas Athene.

Auf der Westseite des Inneren Hofes aus der Anjouzeit errichtete der König um 1484 einen Hängenden Garten über einer tonnengewölbten Zisterne im Untergeschoss (diese noch erhalten). In den letzten Jahren seiner Regierungszeit begann Matthias Corvinus mit dem Bau eines weiteren Wohnbaus auf der Ostseite des Äußeren Hofes. Der Bau blieb wegen des frühen Todes des Königs unvollendet. Die ummauerten Gärten des Schlosses lagen an den Westhängen des Schlossberges. In der Mitte der Anlage wurde von Matthias eine vorstädtische Villa gebaut. Von dieser sogenannten Aula Marmorea ist nur eine Säule erhalten. Mit seinen Kunstschätzen wurde der Burgpalast schließlich zum Zentrum der Renaissance-Kultur für große Teile Mittel- und Osteuropas. Nach dem Tod von Matthias Corvinus setzte sein Nachfolger König Wladislaw die Werke seines Vorgängers fort, insbesondere nach seiner Heirat mit Anne de Foix-Candale 1502.

Osmanen und Habsburger

Nach jahrelanger Belagerung der Burg gelang es im Jahr 1541 schließlich den Türken, die Budaer Burg einzunehmen. In den folgenden 145 Jahren der Besatzung begann der langsame Verfall der Burg. So wurden die Räume des Burgpalastes als Lagerräume, Pulverkammern oder Ställe benutzt. Am Pfingstsonntag 1578 explodierte nach einem Blitzschlag die Pulverkammer des Palastes. Etwa 2000 Menschen starben und der Palast wurde großenteils zerstört.[2] In einigen Teilen des Palastareals wurden hingegen die Befestigungsanlagen stark erweitert und verstärkt. Den wiederholt gegen die Burg anrennenden christlichen Heeren gelang es nicht, den Türken die Burg zu entreißen.

Im Jahr 1686 wurde die Burg abermals belagert, diesmal unter der Führung von Herzog Karl V. von Lothringen. Zwei Monate lag der Burgberg unter dem Beschuss der Befreiungskämpfer. Bei den folgenden Erstürmungsversuchen kam es zu unzähligen erbitterten Kämpfen mit den Türken, die letztendlich zur fast vollständigen Zerstörung der Burg führten. Der entscheidende Angriff, der auch mit der erfolgreichen Eroberung der Burg endete, fand schließlich am 2. September 1686 um 17 Uhr statt. Da die Furcht vor einer erneuten Besetzung der Burg durch die Türken so groß war, wurden sofort wieder die Mauern und die Bastionen der Burg provisorisch instand gesetzt. Allerdings war der Palast so stark zerstört, dass es nicht möglich war, ihn wieder aufzubauen.

1711 bis 1740 wurden schließlich viele Teile der Burg abgerissen und Karl III. machte sich 1714 daran, einen kleinen Palast im Barockstil zu erbauen. Unter Maria Theresia wurde anschließend begonnen, ein großes wohnliches Schloss zu errichten. 1770 konnte man nach 56-jähriger Bauzeit die Fertigstellung des Palais verkünden.

1769 wurde die dem Heiligen Sigismund geweihte Burgkirche fertiggestellt. Erzherzog Joseph Anton, Palatin von Ungarn, ließ 1838 die Krypta unter dieser Kirche als Erbbegräbnis für sich und seine Nachkommen ausbauen. In dieser Palatinusgruft sind heute 26 Personen bestattet.

Zur Zeit des ungarischen Freiheitskampfes von 1848 bis 1849, wurde der Palast abermals belagert, Teile von ihm brannten. Die entstandenen Schäden wurden recht zügig wieder behoben.

Zu seiner heutigen Größe wurde das Palais 1890 bis 1903 unter Leitung der Architekten Miklós Ybl und Alajos Hauszmann ausgebaut. Im Zuge der Ausbauarbeiten erhielt der Palast auch seine heutige neobarocke Form.

20. und 21. Jahrhundert

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Burg während der Schlacht um Budapest im Januar und Februar 1945 zu einem Hauptbrennpunkt der Kämpfe. Hauptgrund dafür war, dass in den alten Höhlensystemen unter der Burg tief im Burgberg das deutsche Hauptquartier eingerichtet war. Bei den heftigen Kämpfen wurde die Burg fast vollständig zerstört, und zahlreiche wertvolle Einrichtungsgegenstände sowie Gemälde fielen den Flammen zum Opfer. Bauelemente, die den Krieg überstanden hatten, wurden in einer radikalen Modernisierung vernichtet.

Diese zweite Zerstörung ermöglichte es jedoch auch, die alte ursprüngliche Burg zu erforschen und zu rekonstruieren. Diese war von dem ab dem 18. Jahrhundert erbauten Palais überdeckt worden. Durch die Freilegung der alten Grundfesten bekam man Einblick auf historische Räumlichkeiten, von denen man bis dahin nicht gewusst hatte. Als wichtigste sind hierbei die Burgkapelle und der große Gotische Saal zu nennen, welchen man nur anhand der erhaltenen Erdgeschossmauern und zweier Säulen, die das Kreuzgewölbe trugen, originalgetreu zu rekonstruieren schaffte. Durch die Arbeit der Historiker konnte ein großes Stück verloren geglaubter Budapester und Ungarischer Geschichte erfolgreich wiederbelebt werden.

1961 wurde die 1769 fertiggestellte Burgkirche abgerissen. 1968 wurden die ausgegrabenen und wiederhergestellten Teile der alten Burg und des Palastes der Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben. 1978 schloss man die Restaurierungsarbeiten ab. Seitdem finden auch in regelmäßigen Abständen Grabungen und in Teilbereichen Rekonstruktionen statt.

1987 wurde der Burgpalast zusammen mit dem Uferbereich der Donau und der Andrássy út von der UNESCO als Teil des Weltkulturerbes erklärt.

Es bestehen Pläne der Regierung, die Schäden des Zweiten Weltkrieges sowie die folgenden Beschädigungen der Kommunisten zu beseitigen und das Schloss wieder außen sowie innen zu restaurieren.[3] Außen geht es vor allem um die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes der Kuppel sowie der Dachformen.[4]

Im Rahmen des Nationalen Hauszmann-Plans wurden bis Sommer 2019 die Reithalle und das Hauptwachgebäude an der Nordseite des Burgpalastes rekonstruiert. Außerdem wurde bis Sommer 2021 der Sankt Stephans-Saal im Burginneren wiederaufgebaut.[5]


Text: Wikipedia

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