Eichwalde unterm Hakenkreuz

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Einleitung

Autor: Wolfgang Müller

Zur Geschichte des Ortes von 1933 bis 1945

Die Broschüre wurde im Jahre 2004 vom Heimatverein Eichwalde e.V. herausgegeben, gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, mit Unterstützung der Gemeinde Eichwalde und der Schloss Druckerei Königs Wusterhausen. Nachdruck nur mit Genehmigung des Autors.

(Im Jahr 2014 wurden entdeckte Fehler korrigiert.)

Vorwort

Eichwalde bestand 1933 vierzig Jahre, als jener geschichtliche Zeitraum begann, der heute meist NS-Zeit, auch die Zeit des Dritten Reiches oder einfach Nazi-Zeit genannt wird. Bezeichnungen für zwölf Jahre deutscher Geschichte, die mit der Machtübertragung an Hitler begannen, den Führer der deutschen Faschisten, die sich selbst Nationalsozialisten oder Nazis nannten. Jahre, in denen der zweite Weltkrieg entfesselt wurde und die mit der Zerschlagung des Naziregimes, mit der Befreiung vom Faschismus im Jahre 1945 durch die Armeen der Antihitlerkoalition endeten.

Die folgende Abhandlung versucht, vor dem Hintergrund allgemeiner Geschichte örtliche Ereignisse zu beschreiben, die in vielseitiger Übereinstimmung die deutsche Zeitgeschichte jener Jahre widerspiegeln. Hoffnung, Zustimmung, Mittun, Anpassung, Leid und Widerstand kennzeichnen die Wege von Einwohnern in diesen Jahren. Viele folgten bereitwillig der ideologischen Strömung und politischen Bewegung des Nationalsozialismus. Sie identifizierten sich mit dem Hitlerreich und wurden zwangsläufig in die Vorbereitung des zweiten Weltkrieges eingebunden. Wenige haben Widerstand geleistet. Sie wurden dafür verfolgt, jüdische Einwohner diskriminiert, ausgestoßen und vernichtet. Menschen anderer Länder wurden zur Zwangsarbeit nach Eichwalde gebracht. Besonders an diese Tatsachen soll mit dem Heimatheft erinnert werden, weil das Geschehene häufig unbekannt ist oder aus dem Gedächtnis verdrängt wurde. Indem mit der Aufzeichnung unbekannter oder vergessener Lokalgeschichte der Frage nachgegangen wird, was während dieser dunkelsten Zeit Deutschlands in Eichwalde geschah, soll einer Relativierung des Hitlerregimes und faschistischen Völkermords entgegnet werden. Es ist um unserer Zukunft willen notwendig, Friedensliebe, menschliche Solidarität, demokratisches Denken und Handeln als bleibende Werte zu bewahren, sie gegen neonazistische und antisemitische Aktivitäten zu verteidigen. Möge so das Bedürfnis nach weitergehender Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unseres Ortes befördert werden.

Dank schulde ich den Mitarbeitern der von mir genutzten Archive für ihre Unterstützung. Herzlich danke ich heutigen und ehemaligen Eichwaldern, die zu Gesprächen bereit waren, dabei geduldig meine Fragen beantworteten und mir oft sehr persönliche Erinnerungen mitgeteilt haben. Zu besonderem Dank verpflichtet bin ich deshalb vor allem Frau Ruth Weis, geb. Freudenberg, Frau Erika Wolff, geb. Kaschel, Frau Erika Zietz, geb. John, und Herrn Erich Krüger, die selbst oder deren Angehörige Verfolgte des Naziregimes waren.

Wolfgang Müller


Märzwahlen

Am 30. Januar 1933 wurde Hitler, der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), vom Reichspräsidenten Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Einflußreiche Kreise einer konservativ-nationalen Fraktion sogenannter Eliten aus Großindustrie, Großlandwirtschaft und Großbanken sahen, übereinstimmend mit Revanchevorstellungen der Reichswehrgeneralität, in der Hitlerpartei eine erwünschte Massenbasis zur Überwindung der politischen Krise der Weimarer Republik und zur Stabilisierung ihrer Macht. Diese Kreise überblickten nicht, daß ihre Vorstellungen über autoritäre Regierungsgewalt hinter den Ansprüchen der Hitlerbewegung zur Errichtung einer Nazi-Diktatur zurückblieben. Die Arbeiterparteien, Gewerkschaften und Nazigegner bürgerlicher Parteien waren durch selbst verschuldetes Unvermögen in eine totale Defensivstellung gedrängt worden. Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), zerstritten und dadurch in verschiedener Weise nicht fähig, umfassenden gemeinsamen Widerstand zu organisieren, hatten die fürchterliche Gefahr unterschätzt. Antifaschistische Kräfte aus unterschiedlichen politischen Lagern waren somit nicht in der Lage, die Errichtung einer faschistischen Diktatur zu verhindern.

Obwohl sich bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 gegenüber der Wahl am 31.Juli 1932 in Deutschland der Stimmenanteil der NSDAP verringert hatte, in Eichwalde von 1150 (32%) auf 863 (27,4%) Stimmen, war es zwar keine Mehrheit, jedoch eine beachtliche Anzahl von Einwohnern, die bereits direkt für die Hitlerpartei gestimmt hatten. Einige Begründungen dafür finden sich in der bis dahin verlaufenen Geschichte Eichwaldes. Nach 1921 hatten sich nicht nur in Gestalt der Ortsvereinigungen des Deutschen Reichskriegerbundes "Kyffhäuser“ und des Stahlhelm (Bund der Frontsoldaten) extrem nationalistische und demokratiefeindliche Kräfte gesammelt, sondern auch eine als "Sportverein Olympia" getarnte Organisation gebildet, die allerdings 1926 verboten worden war. Aus ihr rekrutierten sich Kader der neben der legalen Reichswehr bestehenden "Schwarzen Reichswehr", die eine der wichtigsten Vorläufer und Sammelorganisationen der Hitlerpartei war und deren Angehörige sich später meist der NSDAP, SA und SS anschlossen. Alle diese Vereine standen der Weimarer Republik besonders ablehnend gegenüber. Sie waren meist noch immer "kaisertreu“, hingen der propagandistisch wirksamen Dolchstoßlegende an, sahen sich mit dem Versailler Vertrag national gedemütigt und in der Novemberrevolution von 1918 einen Verrat an der deutschen Geschichte. Im Ort agierten seit mehr als einem Jahrzehnt ein Reihe nationalistischer und militaristischer Parteien, Vereine und Gruppierungen. Mehrere bürgerliche national-konservative Parteien, insbesondere die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) und die Deutsche Volkspartei, bildeten in Eichwalde seit mehreren Jahren ein erfolgversprechendes Wählerpotential für die Hitlerbewegung. Seit Juli 1928 bestand eine Ortsgruppe der NSDAP. So verwundert es nicht, wenn schon zu den Kommunalwahlen am 17. November 1929 bürgerliche Parteien ihrerseits versuchten, die Nazis für eine gemeinsame Liste "Bürgerliche Gemeinschaft" zu gewinnen, was nur an der Ablehnung durch die NSDAP scheiterte. Selbst auf lokaler Ebene war bei national- konservativen Kreisen der Eindruck entstanden, daß es möglich schien, "mit simplen Parolen einer auf Feindbilder aufgebauten Ideologie die Unzufriedenen und Deklassierten, die Traumatisierten und Verzweifelten nach dem Ersten Weltkrieg unter der Zauberformel 'Nationalsozialismus' zu integrieren ."

Die örtlichen SPD- und KPD-Organiationen verhielten sich zueinander meist ebenso im Kleinen, wie ihre Parteien im Großen - distanziert, mißtrauisch, uneinig. Dennoch bildeten vor allem die Mitglieder dieser Parteien und der ihnen nahe stehenden legalen oder illegalen Organisationen wie Rote Hilfe Deutschlands, Arbeitersportverein, Roter Frontkämpferbund, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Eiserne Front und andere, zusammen mit ihren Wählern und weiteren Eichwalder Einwohnern die Kraft, die sich bisher den Nazis entgegengestellt hatte. Die faschistische NSDAP gewann ihre Wähler in Eichwalde überwiegend aus dem bürgerlich- konservativen Lager, wie die Wahlergebnisse von 1924 bis 1932 erkennen lassen:

Reichs- und Landtagswahlen (in Prozent) SPD KPD Bgl.-Kons. P. NSDAP
am 07.12.1924 26,5 8,1 64,3 1,1
20.05.1928 27,8 13,7 57,1 1,4
14.09.1930 29,1 12,9 47,2 10,8
31.07.1932 28,8 13,2 26,0 32,0
06.11.1932 24,3 15,4 32,9 27,4

Das dramatische Ende der Weimarer Republik war eine schmerzliche Niederlage für alle Antifaschisten und Demokraten auch in Eichwalde, der Anfang einer katastrophalen Entwicklung, spätestens nach dem 1.September 1939, als der zweite Weltkrieg begonnen hatte.

Die Machtübertragung am 30. Januar1933 versetzte die damals nur etwa 50 Mitglieder zählende Ortsgruppe der NSDAP, die SA- und SS-Angehörigen (Schutz-Abteilung / Schutz-Staffel) sowie die Anhängerschaft in mehreren anderen Nazi-Organisationen Eichwaldes in einen Begeisterungstaumel. Am Abend hörten auch Eichwalder Besitzer von Radiogeräten die Rede des künftigen Reichspropaganda- Ministers Goebbels mit den Worten "Deutschland ist erwacht!“. Am 31. Januar lasen die Eichwalder in der "Königs Wusterhausener Zeitung“ die Spitzenmeldung über die Zusammensetzung des neuen Reichskabinetts. Eine Rede des neuen Reichskanzlers wurde erstmals am 1. Februar im Radio übertragen, Hitlers "Aufruf an das Volk“, in der er glückliche Zeiten innerhalb von vier Jahren versprach. Seine Erläuterungen vor Reichswehrgeneralen am 3. Februar1933 wurden wohlweislich nicht verbreitet. Er habe sich die Ausrottung des Marxismus, den Kampf gegen das Versailler Diktat, den Aufbau der Wehrmacht und die Eroberung neuen "Lebensraums“ zum Ziel gesetzt, erklärte Hitler und grenzte die Aufgaben zwischen SA und Reichswehr voneinander ab. In groben, aber erkennbaren Umrissen wurde der Weg in einen Krieg vorgezeichnet. Mit dieser Perspektive waren die Generale einverstanden. Wirtschaftseliten ebenfalls, denn die Aufrüstung konnte beginnen. Die Schaffung eines "europäischen Großwirtschaftsraums" unter deutscher Vorherrschaft entsprach den Interessen führender Persönlichkeiten deutscher Großindustrie- und Bankenkreise bereits aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg und konnte angesichts solcher Konkurrenten wie der USA, Großbritanniens und Frankreichs nicht ohne Gewaltanwendung erreicht werden. Eroberung von neuem Lebensraum im Osten bedeutete letztlich Krieg gegen die Sowjetunion. Dabei waren unabhängige Arbeiterparteien und -organisationen, die sich gegen ein erneutes Kriegsabenteuer zur Wehr setzten sowie eine demokratische Staatsordnung nur störende Schranken.

Anfangs wurden alle Schritte zur Errichtung der faschistischen Diktatur noch unter dem Mantel der Weimarer Verfassung gegangen. Als etappenweiser Staatsstreich folgte Schlag auf Schlag bei der Zertrümmerung des bürgerlich- demokratischen Staates. Dazu gehörten die für den 5. März 1933 angesetzten Neuwahlen des Reichstages, nachdem dieser am 1. Februar ohne fällige Einberufung und der Preußische Landtag per Verordnung des Reichspräsidenten vom 6. Februar aufgelöst worden war. Durch eine weitere Verordnung wurden die kommunalen Vertretungskörperschaften der Gemeinden und Gemeindeverbände mit Wirkung vom 8. Februar aufgelöst, die Kommunalwahlen auf den 12. März festgelegt. Das kannten die Eichwalder schon, und nicht nur sie. ' Wieder einmal ein Kanzler, der vom Reichspräsidenten ins Amt befördert worden ist ', dachte man, und nicht wenige waren beruhigt, daß es neben den Nazis auch andere, ihnen vertrautere Politiker in der Koalitionsregierung gab. Die örtliche Deutschnationale Volkspartei freute sich über den Reichswirtschaftsminister Hugenberg, die Stahlhelm-Ortsgruppe über ihren Bundesführer und jetzigen Arbeitsminister Seldte. Der "Kyffhäuser“- Ortsverein stellte später fest : " Freudig begrüßten die Kameraden die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler und die Bildung der nationalen Front zum Zwecke des engen Zusammenschlusses aller auf nationalem Boden stehenden Deutschen zur Bekämpfung des Kommunismus.“

Die erste Februarwoche des Jahres 1933 verlief in Eichwalde verhältnismäßig ruhig. Zunächst waren die Mitglieder der örtlichen NSDAP-Organisation offenbar mit den inszenierten Aufmärschen in Berlin und der weiteren Formierung ihrer Anhängerschaft beschäftigt, doch die bürgerlichen nationalistischen Parteien und Verbände sammelten sich ebenso wie die Nazis in Eichwalde zur Vorbereitung der Wahlen im März sehr entschieden und gut organisiert. Am 3. Februar referierte der Eichwalder DNVP-Reichstagsabgeordnete, der Schriftsteller und Journalist, Dr. Erich Schmidt, Kronprinzenstr.36 (Fontaneallee), vor den Mitgliedern des Eichwalder Kriegervereins im Lokal Krüger (auch "Ratswaage", heute August-Bebel-Allee 31/32) über die neue sogenannte 'Regierung der nationalen Konzentration'. Wenn er geahnt hätte, wie bald er zu den von Nazis gemaßregelten und mit Berufsverbot belegten Leuten gehören würde! Die am 4. Februar vom Reichspräsidenten ergangene Verordnung " Zum Schutze des deutschen Volkes “ ermöglichte massive Eingriffe in die Presse- und Versammlungsfreiheit und verhinderte praktisch legale Aktionen gegen die neue Regierung. Eichwalder Kommunisten, voran Emil Kachel und Paul Meyer, brachten trotzdem heimlich am Wasserturm und auf dem Bahnhof, in der Bahnhofstraße und weiteren belebten Straßen KPD-Losungen an, die ein Widerstands- und Kampfsignal gegen die entstehende Nazidiktatur waren. Derartige spektakuläre Aktionen erregten kurzzeitig beachtliche Aufmerksamkeit. Am 7. Februar fand unter illegalen Bedingungen im Niederlehmer Sporthaus Ziegenhals eine Tagung von Mitgliedern des Zentralkomitees und einigen weiteren Funktionären der KPD statt, auf der Ernst Thälmann die Hitler-Regierung als Verkörperung des offenen Faschismus charakterisierte, von deren Methoden bald noch weitere Steigerungsmöglichkeiten zu erleben sein werden. Am Vormittag des 5. Februar marschierte die NSDAP zu einem großen SA-Werbetag mit Blasmusik in Eichwalde auf. Die Basis des Eichwalder SA-Sturms befand sich in der Wörther Straße 23/24 (Beethovenstr.) auf dem Grundstück des Kaufmanns Reichmann, dessen Mitgliedschaft in der NSDAP und SA schon vor 1933 zur Etablierung der Hitlerbewegung in Eichwalde, insbesondere durch deren materielle Unterstützung, wesentlich beigetragen hatte. Für den Nachmittag dieses Sonntags hatte die "Eiserne Front“, die sozialdemokratische Schutzorganisation, eine Kampfdemonstration nach Eichwalde für die Herstellung der Einheitsfront des werktätigen Volkes organisiert, an der sich, wie bei einer gleichartigen Versammlung im Berliner Lustgarten, auch KPD-Mitglieder beteiligten. Denn für die KPD waren Demonstrationen im Freien seit dem 2. Februar verboten. Der Marsch führte über Zeuthen zum Eichwalder König-Albert-Platz (Händelplatz). An der Spitze des Zuges marschierte eine Musikkapelle, in Eichwalde wurde eine Ansprache gehalten. Es war zu keinen Zwischenfällen gekommen, denn die Eichwalder SPD- und KPD-Anhängerschaft war noch eine ernstzunehmende Kraft. Die DNVP forderte zur Versammlungsteilnahme am 8. Februar im Restaurant Graff in der Bahnhofstraße 83 mit dem Thema auf: "Her zur schwarz-weiß-roten Front!“ Die "Deutsche Staatspartei “ veranstaltete am 12. Februar sogar ihren Bezirkstag im Ratskeller ( früher Restaurant Lindner, Bahnhofstr.12 ) in Eichwalde.

Manche Einwohner zeigten jetzt mehr als zuvor im wahrsten Sinne des Wortes Flagge. In der Bahnhofstraße war an einem Eckhaus gegenüber der Schule eine in dieser Größe in Eichwalde noch nie gesehene Hakenkreuzfahne entrollt worden. Der Zeitungshändler Hille, einer der ersten Eichwalder Nazis, schwang in diesen Tagen besonders heftig seine Glocke, wenn er mit dem Fahrrad an der "Gewerkschaftssiedlung “vorbeifuhr und dabei provozierend "Der Angriff, der Angriff", den Namen eines NS-Blattes, brüllte. Der Fleischermeister an der Ecke Bahnhof-/ Grünauer Str. präsentierte jetzt sogar im Laden sein Stahlhelmabzeichen an der weißen Schürze, andere zeigten nun offen ihr altes oder eben neu erworbenes NSDAP-Abzeichen mit dem Hakenkreuz am Jackenkragen. SPD-Mitglieder und Sympathisanten diskutierten, wie lange es Hitler wohl machen würde, KPD-Mitglieder versuchten, sich Mut zu machen, sich in Sicherheit zu bringen, den Widerstand zu organisieren.

Seit dem 10. Februar raste in Deutschland der als Wahlkampf getarnte faschistische Terror, wurden entsetzliche Grausamkeiten siegestrunkener Horden der SA, SS, des Stahlhelm und sogar der HJ (Hitlerjugend) verübt, die alle bisher bekannten Beispiele von Nazi-Gewalttaten weit übertrafen. In Eichwalde hielten sich Ausschreitungen und Tätlichkeiten noch in Grenzen. Am 17. Februar hatte Göring als kommissarischer preußischer Innenminister der Polizei befohlen, die "nationalen Verbände“ zu unterstützen. Bei Waffengebrauch gegen "Staatsfeinde“ war Straffreiheit versprochen (Schießerlass). Wenige Tage danach wurden etwa 50 000 Mann aus SA, SS und Stahlhelm als Hilfspolizei erklärt. Längst hatten auch die Eichwalder Nazis in den Kommunisten ihre entschiedensten Gegner erkannt. Sie sahen deshalb ihre wichtigste Aufgabe in der "Niederringung des marxistischen Widerstandes". Ein Umzug der SA in Eichwalde am 26. Februar sorgte für die weitere Mobilisierung der Nazi-Anhängerschaft und wirkte einschüchternd auf die übrige Bevölkerung. Mit dem Brand des Reichstagsgebäudes in Berlin in der Nacht vom 27. zum 28. Februar war der gesuchte Vorwand geschaffen : Noch in der gleichen Nacht wurde der Terror in erster Linie gegen die KPD verstärkt, erfolgten nach vorbereiteten Listen Verhaftungen von Kommunisten sowie von Sozialdemokraten und standhaften bürgerlichen Demokraten. Nach den Novemberwahlen des Jahres 1932 waren die Kommunisten im Reichstag mit 100 Abgeordneten und 16,7 % die drittstärkste Kraft nach den Sozialdemokraten mit 121 Sitzen und 20,3 % der Stimmen. Mit der "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat “ vom 28. Februar 1933 , der sogenannte Reichstagsbrandverordnung, setzte Hindenburg die bürgerlich-demokratischen Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft, was gleichsam politischer Ausnahmezustand bedeutete. Die KPD war faktisch verboten und nun endgültig in die Illegalität gedrängt, die SPD verfolgt. Alle kommunistischen Abgeordneten sollten verhaftet werden und wurden deshalb gejagt. Derartige Listen waren schon in der 'Weimarer Zeit' von der politischen Polizei angelegt worden und standen nun den Nazis zur Verfügung. Allein in Preußen wurden 1800 kommunistische Funktionäre verhaftet. Thälmann fiel den Nazis am 3. März 1933 in die Hände. Auch SPD-Abgeordnete wurden bereits verfolgt und verhaftet. Der sich noch im Amt befindliche Landrat des Kreises Teltow, von Nathusius, leitete an alle Ortspolizeibehörden die Aufforderung Görings weiter, umgehend alle sich im Gemeindebereich befindlichen Ausländer schriftlich zu erfassen, die im Verdacht kommunistischer Betätigung stehen könnten. Eichwalde und alle anderen Nachbarorte des Wildauer Industriezentrums, einer Hochburg von SPD und KPD, blieben von Terroraktionen nicht ausgenommen.

Der Schriftsteller Walter Kolbenhoff (Pseudonym für Fritz Walter Hoffmann, geb.20.05.1908 in Berlin, gest. 29.01.1993 in Germering) wohnte damals in Eichwalde (oder Berlin-Schmöckwitz). KPD-Mitglied und zunächst wie sein Vater Fabrikarbeiter, war er seit 1930 als Journalist für die "Rote Fahne“ und als Schriftsteller tätig. Er veröffentlichte 1933 seinen ersten Roman mit dem Titel "Untermenschen“, ein stark autobiographisch bestimmtes Bild der letzten Jahre der Weimarer Republik. In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde er zu Hause schon von der SS erwartet. Auf dem Heimweg konnte er jedoch von seiner Vermieterin gewarnt werden und so der Verhaftung entgehen. Eine Wahlversammlung der SPD, die an dem üblichen Versammlungsort für Eichwalder Großveranstaltungen in "Walters Bierhallen“(Inhaber: E. Schäfer, heute August-Bebel-Allee / Ecke Bahnhofstr.) am 3. März durchgeführt wurde, störten Nazis und Hitlerjugend derart, daß sie abgebrochen werden mußte. Am 4. März wurden auf Weisung der NSDAP überall in Erwartung einer vom Rundfunk aus Königsberg übertragenen Hitlerrede Pechfackeln angezündet und Holzhaufen in Brand gesetzt, dieser Sonnabend zum "Tag der erwachenden Nation“ erklärt. Die Nazi-Ortsgruppen Eichwaldes und Schulzendorfs zogen abends, wegen ihrer noch geringen Mitgliederzahl in einem gemeinsamen Fackelzug, durch beide Orte und entzündeten am Eichwalder Wasserturm, am südlichen Eisenbahnübergang und im Schulzendorfer Stadion Holzfeuer. Im Rückblick auf die Ereignisse nach dem 30. Januar 1933 brüstete sich noch 1938 die HJ-Schar Eichwaldes: " In den nun folgenden Wochen war für uns verstärkter Dienst angesetzt; stets waren wir bereit, den jungen Staat, das neu erwachte Deutschland zu schützen. So wurde am Abend des Reichstagsbrandes von uns, gemeinsam mit der SA, die Siedlung Schulzendorf nach kommunistischem Material durchsucht. Zwei Wahlversammlungen der SPD in Schulzendorf und Eichwalde wurden schnellstens zum Platzen gebracht. Am Abend des 4. März 1933 marschierten wir geschlossen zum Schulzendorfer Stadion, wo wir die Rede des Führers hörten und anschließend ein Freudenfeuer anzündeten.“

Unter derartigen Bedingungen ging es den Wahlen am 5. März zum Reichstag und Preußischen Landtag sowie im Land Preußen den Wahlen am 12. März zu den Provinziallandtagen, Kreistagen und Gemeindeparlamenten entgegen. Hier sollen, stellvertretend für alle antifaschistisch gesinnten Eichwalder Bürger, jene Personen des Ortes genannt werden, die sich damals in schon lebensbedrohlicher Lage als Kandidaten für die Wahlen bereit erklärten und so der Machtübernahme der Nazis entgegen traten.

Kandidaten der SPD waren für den Preußischen Landtag: Wilhelm Krüger, Tischler, Gewerkschaftsangestellter. für den Brandenburgischen Provinziallandtag :Reinhold Lungmus, Chauffeur, Gewerkschaftsangestellter.

für die Gemeindevertretung: Walter Noack, Graveur; Willi Korn, Metallarbeiter; Anna Hank, Hausfrau; Erich Wauschke, Abteilungsleiter; Eugen Klambt, Werkmeister; Max Molitor, Zimmerer; Elise Kupfer, Ehefrau; Franz Bachmann, Gewerkschaftsangestellter; Franz Dartsch, Maurer; Erich Krüger, Metallarbeiter; Helene Kamnitz, Ehefrau; Otto Wiest, Verbandssekretär; Waldemar Ruffani, Metallarbeiter; Fritz Habermann, Sattler; Jonny Holle, Arbeiter.

Kandidaten der KPD für die Gemeindevertretung waren: Theodor Oldenburg, Bauarbeiter; Bernhard Haase, Werkzeugmacher; Wilhelmine Mecklenburg, Witwe; Emil Kaschel, Maschinenschlosser; Erich Franke, Drahtzieher; Walter Bormann, Rohrleger; Paul Meyer, Schlosser.

Die bürgerlichen Parteien oder Wählervereinigungen waren bereits als künftige Partner der NSDAP vorgemerkt, wobei es darunter einzelne Kandidaten gab, die keine Freunde der Hitlerbewegung waren, sondern der sogenannten " demokratischen Mitte “ zugerechnet werden können. Die "Unpolitische Bürgerliste“ (Haus- und Grundbesitzer- Verein, Verein der Handel- und Gewerbetreibenden und Zentrumspartei) trat mit dem Kaufmann Erich Michler, einem Gemeindeabgeordneten und Schöffen, Mitglied der Deutschen Staatspartei, als Spitzenkandidat zur Wahl an. Er hielt zu den Nazis Distanz, allerdings auch zu linken Parteien. Ebenso kandidierte der Lehrer Otto Schmidt, Deutsche Zentrumspartei, für diese Bürgerliste. Beide waren zugleich Kandidaten bei der Kreistagswahl. Die Kampffront "Schwarz-Weiß-Rot“ präsentierte Studienrat Oscar Krönke als Spitzenkandidat der DNVP und des Stahlhelm. Die NSDAP wurde insbesondere von Zivilingenieur und Patentanwalt Hugo Lesser, Buchhalter Willi Micklei, Koch Ewald Hille und Handelsvertreter Erich Rix sowie von 11 weiteren Nazis vertreten. Bei der Wahl zum R e i c h s t a g am 5. März 1933 betrug die Wahlbeteiligung in Eichwalde ca. 95%, Ausdruck eines bis dahin nicht erreichten hohen Grades der politischen Mobilisierung. Etwa 149 Wahlberechtigte verweigerten sich, nicht zuletzt angesichts des Nazi-Terrors und von Ausnahmegesetzen, der Abstimmung. Gegenüber den Wahlen im November 1932 erreichte die Eichwalder NSDAP mit 1256 der gültigen Stimmen zwar einen Wählerzuwachs, aber mit 38,14% nur ein unter ihren Erwartungen liegendes Ergebnis. Hitlerpartei und Kampffront "Schwarz-Weiß-Rot“ hatten zusammen mit 1889 Stimmen eine Mehrheit im Ort erzielt. 2190 Stimmen für die NSDAP und die bürgerlichen Parteien (DNVP, Zentrum, Staatspartei, Volkspartei u.w.) standen gegen 1054 Stimmen der SPD und KPD zu Buche.

Das Wahlergebnis "brachte dann auch den Beweis, daß unser Ort jetzt zu 60 Prozent aus Anhängern “der NSDAP und DNVP besteht, stellte die " Königs Wusterhausener Zeitung “ begeistert fest. Es bleibt hervorzuheben, dass angesichts des Naziterrors, von Versammlungsverboten, Hausdurchsuchungen und Verfolgungen die Anzahl der Stimmen für die linken Arbeiterparteien in Eichwalde respektabel war. Sie blieben aber weiterhin durch tiefe politische Differenzen getrennt. Der Tischler Wilhelm Krüger war im Wahlbezirk Potsdam I als Abgeordneter der SPD in den Preußischen Landtag, Reinhold Lungmus in den Brandenburgischen Provinziallandtag gewählt worden. Am 8. März war "wegen des überwältigenden Wahlsieges“ der NSDAP in der Provinz Brandenburg (52,4%) überall schulfrei. Im Reichstag erlangten die Nazis nur 43,9% der Stimmen und auch mit der Regierungskoalition nur eine knappe absolute Mehrheit (51,9 %). Ähnlich verhielt es sich im Preußischen Landtag. Deshalb wurden am 9. März die 81 Reichstagsmandate der KPD-Abgeordneten annulliert und von Göring als Preußischer Minister des Innern am 11. März die Verhaftung aller kommunistischen Reichstags- und Landtagsabgeordneten angeordnet. Die Wahlen zur Eichwalder G e m e i n d e v e r t r e t u n g am 12. März 1933 wurden von diesen Ereignissen beeinflußt. Die Wahlbeteiligung von 87,5 Prozent war einerseits ein Protest besonders von Wählern der Arbeiterparteien gegen den Nazi-Terror, andererseits Ausdruck von Resignation vor einem erwarteten Wahlausgang, wovon die NSDAP profitierte. Die Zahl der Nichtwähler war auf etwa 550 angestiegen. Die Gemeindewahl brachte folgendes Ergebnis: Die NSDAP erreichte einen Stimmenanteil von 39.6% (1.111 Stimmen), die bürgerlich-nationale Kampffront Schwarz-Weiß-Rot ( Deutschnationale und Stahlhelm ) 20.3% (568 St.), die SPD kam auf 19,1% ( 534 Stimmen ), die Unpolitische Bürgerliste auf 12,9% (362 St.), die KPD auf 8,1% (228 Stimmen). Erstmals kamen vier NSDAP-Mitglieder in die Gemeindevertretung sowie zwei Vertreter der "Kampffront “, zwei SPD-Mitglieder, ein Kandidat der Bürgerliste, kein KPD-Kandidat. Bemerkenswert war die Entscheidung der gewählten SPD-Abgeordneten Walter Noack (Noack hatte auch ein Mandat im Kreistag erhalten) und Willi Korn, ihr Amt in der Gemeindevertretung nicht anzunehmen. Ihre Plätze nahmen die SPD-Kandidaten Max Molitor und Eugen Klambt ein.

Die Eichwalder hatten also gewählt. Das "Teltower Kreisblatt" erschien am 13. März 1933 mit der Schlagzeile:" Rechtsmehrheit bei den Kommunalwahlen ". Bei den Provinziallandtagswahlen erlangte die NSDAP im Brandenburgischen Provinziallandtag mit 53,1% die absolute Mehrheit. Nach den Märzwahlen des Jahres 1933 veranstalteten die Nazis und die nationalistischen Vereine Eichwaldes mehrere meist zentral angewiesene Siegesappelle und Machtdemonstrationen, die von der Absicht getragen wurden, den Einwohnern, insbesondere den SA-Leuten und Parteigängern, das Gefühl zu vermitteln, als hätten sich jetzt alle ihre Hoffnungen auf Dauerbeschäftigung, auf Beschränkung der Übermacht der Banken und des Großkapitals, auf soziale Gerechtigkeit, soziale Sicherheit und vieles andere mehr endgültig erfüllt.

Fester Bestandteil im Zusammenspiel von Demagogie und Terror waren dabei Aufmärsche, Appelle, Feiern und Jahrestage. Sie waren auf Zustimmung zur Hitlerbewegung und gleichzeitige Einschüchterung der Eichwalder Bevölkerung orientiert. Einen ersten Anlaß bot dafür die am 21. März 1933 anberaumte Eröffnungssitzung des eben gewählten Reichstages mit einem Staatsakt in Potsdam. 30 SA-Männer aus Eichwalde waren nach Potsdam beordert worden, um das äußere Bild der von Goebbels inszenierten symbolbefrachteten Veranstaltung mitzuzeichnen: Das Bündnis alten preußischen Geistes mit neuen jungen Kräften der Hitlerbewegung. Das demagogische Schauspiel zeigte Wirkung. Es war nicht für jedermann erkennbar, daß hier die Traditionen kriegerischer preußisch-deutscher Vergangenheit an neue aggressionsbereite Kräfte vererbt worden war. Bei den meisten Menschen keimten Hoffnungen auf bessere Zeiten voller Arbeit und Frieden.

Auf Weisung des zum 'Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda' ernannten Joseph Goebbels fanden in allen Städten, Dörfern und Gemeinden ähnliche Massenveranstaltungen statt. In Eichwalde war dazu von der NSDAP-Ortsgruppe erstmals ein gemeinsamer Rundfunkempfang ermöglicht worden. Um alle Eichwalder den "Beginn einer neuen Epoche deutscher Geschichte“ hörbar miterleben zu lassen, hatte der Elektro-Ingenieur Werner Schilling am Gefallenen-denkmal in der Bahnhofstraße / Am Graben zwei Lautsprecher installiert. Es war erst der Anfang gemeinschaftlicher nationaler Rundfunkempfänge, erwies sich doch der Rundfunk als neues Medium der Massenbeeinflussung besonders geeignet. Immer mehr Eichwalder schafften sich zu dieser Zeit ein Radio an. Nahezu täglich ertönten Hitlerreden und bis zum Überdruß die Stimme des Propagandaministers Goebbels aus den Lautsprechern. Bald bezeichnete der Volksmund hinter vorgehaltener Hand einen seit der Funkausstellung im August 1933 verkauften "Volksempfänger“ (VE 301= 30.1. -Tag der Machtübertragung) als "Goebbels - Schnauze“. Das aktuelle Radioprogramm wurde täglich in der "Königs Wusterhausener Zeitung“ veröffentlicht. Am Abend des 21. März 1933 marschierten unter reger Teilnahme vieler Einwohner alle Nazi-Organisationen und nationalistischen Vereine mit einem Fackelzug durch den Ort. Auch die Eichwalder Schulen hatten sich daran zu beteiligen. Feuerstöße, Fackelzüge, Blaskapellen, militante Aufmärsche - all das gehörte in den nun folgenden Jahren zum Erscheinungsbild öffentlichen Lebens in der Gemeinde. Wie überall verbreitete sich im Ort das hoffnungsvolle Gefühl, jetzt hätte "eine neue Zeit" begonnen, mit der "alles anders werden" würde. So versprachen es die Naziführer jedenfalls.

Mit dem sogenannten Gleichschaltungsgesetz vom 31. März wurden in allen Parlamenten, vom Reichstag bis zu den Gemeindeparlamenten, die gewonnenen Sitze auf Wahlvorschläge der KPD für unwirksam erklärt, deren Reichstagsmandate bereits am 9. März annulliert worden waren. Der SPD wurden die Mandate vom Reichstag bis in die Kommunalparlamente mit der Verfügung des NS-Innenministers Frick vom 21. Juni 1933 kassiert und die Partei faktisch verboten. Das Verbot per Gesetz erfolgte am 14. Juli 1933. Die Volks-, Berufs- und Betriebszählung am 16. Juni 1933 ergab in Eichwalde 4.815 Einwohner.


1 Berndt- Jürgen Wendt : Deutschland 1933-1945. Das Dritte Reich. Handbuch zur Geschichte, Hannover 1995, S. 59 ff
2 Vgl. Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik. Berlin 2004.
3 Bernhard Biermann(Hg.): Heimatbuch der Gemeinde Eichwalde,1938, S.539 ff (i.f.H e i m a t b u c h).
4 Wolfgang Benz : Geschichte des Dritten Reiches, München 2003, S.14. (i.f. B e n z ).
5 Zusammenstellung nach Unterlagen im Kreisarchiv des Landkreises Dahme-Spreewald, Bestand Eichwalde, ( i. f. K r e i s a r c h i v , B. E. ) durch Reiner Brandhorst, Eichwalde.
6 Vgl. Königs Wusterhausener Zeitung ( i.f. K W Z )v. 31. Januar 1933. Staatsbibliothek zu Berlin, Sign.: Ztg.1300 MR. (1933 im Titel des Blattes der Stadtname noch als ein Wort, seit 1936 getrennte Schreibweise. Vgl. Adamy / Hübener / Leps. Königs Wusterhausen. Eine illustrierte Stadtgeschichte. Berlin,1998, S. 173, Anm. 27.) Eine ' Eichwalder Zeitung' wird zunächst als Nebenausgabe genannt, später als mit der KWZ vereinigt ". Die Geschäftsstelle der 'Eichwalder Zeitung' befand sich in der Bahnhofstr.10 bei dem Buchdrucker Fritz Koch. Es scheint so, als wäre die 'Eichwalder Zeitung' 1933 einige Zeit noch separat erschienen (Vgl. KWZ v. 12. Mai 1933), aber bisher ist kein derartiges Exemplar bekannt.
7 Vgl. Wendt, a. a. O.,S. 76. u. Pätzold / Weißbecker, a. a. O., S. 232.
8 Kurt Pätzold / Manfred Weißbecker : Adolf Hitler. Eine politische Biographie. Leipzig 1995,S. 234 f.
9 Vgl. Martin Broszat u.w. (Hg.): Ploetz . Das Dritte Reich. Ursprünge, Ereignisse, Wirkungen. S. 29.( i.f. P l o e t z ). Außerdem: Sebastian Haffner: Germany: Jekyll & Hyde, 1939 – Deutschland von innen betrachtet. Berlin ,1996,S.162. ( i.f. H a f f n e r )
10 Vgl. Teltower Kreisblatt v. 15. Februar 1933. ( i.f. T K B )Staatsbibliothek zu Berlin. Sign. Ztg. 724g.
11 Heimatbuch ,S. 590.
12 KWZ v. 3. Februar 1933.
13 Vgl. Anm.7.
14 In einem Bericht von Paul Meyer, Eichwalde, Gartenstr. 11, o.D., wird diese Aktion für die Zeit nach der Verhaftung Thälmanns (3. März 1933) erinnert, was nicht gänzlich auszuschließen ist. Vgl. Kopie Heimatarchiv, S. 3 .
15 Vgl. Autorenkollektiv ( Hg.): Lehrbuch der deutschen Geschichte ( Beiträge ), Bd.11, Berlin 1969, S.24. ( i. f. B e i t r ä g e ).
16 KWZ v. 8. Februar 1933.
17 KWZ v. 7. Februar 1933.
18 Bericht Erich Krüger, Eichwalde, Gerhart-Hauptmann-Allee, im Jahre 2003.
19 Vgl. Heimatbuch, S. 546 f.
20 KWZ v. 28. Februar 1933.
21 Ploetz, a.a.O., S.91.
22 Vgl. Franz Dahlem: Am Vorabend des zweiten Weltkrieges,.1938 bis August 1939. Erinnerungen, Bd. 1, Berlin 1977, S.184.
23 Kopie Heimatarchiv, Dok. v. 6. März 1933.
24 Heinrich-Wilhelm Wörmann : Widerstand in Köpenick . Bd.9 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945, Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hg.), Berlin 1995, S. 164 f. Kolbenhoff wohnte wahrscheinlich in der sog. Schmöckwitzer Siedlung. Bedingt u.a. durch die Organisationsstruktur der KPD, sind bestimmte Ereignisse sowohl ' Randberliner' - als auch Eichwalder Vorgänge.
25 KWZ v. 5. März 1933
26 Heimatbuch, S. 558.
27 Vgl. TKB v.3. März , KWZ v. 26. Februar und 10. März 1933.
28 Die Angaben zu den Wahlergebnissen sind im TKB v. 6. März, in der KWZ v. 7. März 1933 und im Heimatbuch v. 1938 voneinander abweichend.
29 KWZ v. 7. März 1933
30 Kreisarchiv , B.E. ,Nr. 145.
31 KWZ v.14. März 1933
32 KWZ v. 6. April 1933
33 Kreisarchiv, B.E., Nr.145.
34 Ploetz, S.52.


Machtausbau

Am 6. April 1933 versammelten sich im Rathaussaal die neugewählten Gemeindevertreter zu ihrer ersten Sitzung. Die Zeitung berichtete: " Der Saal war festlich mit schwarz-weiß-roten und Hakenkreuzfahnen geschmückt." Laut vorläufiger Flaggenverordnung des Reichspräsidenten Hindenburg galten seit dem 12. März 1933 die schwarz-weiß-rote Fahne und die Hakenkreuzfahne als gemeinsame Reichsfahnen. Es war eine von den Nazis wegen noch nicht eindeutiger Mehrheitsverhältnisse im Reichstag ungeliebte Zwischenlösung. Der Doppelzustand wurde mit dem Reichsflaggengesetz vom 15. September 1935 beseitigt und die Hakenkreuzflagge zur alleinigen Reichsfahne. Obwohl es anscheinend Äußerlichkeiten waren, ließen die Reichsfarben schwarz-weiß-rot, die sich auch in der Hakenkreuzfahne fanden, die Symbiose konservativer Feinde der Weimarer Republik mit der Hitlerbewegung erkennen. Eichwaldes Weg unter dem Hakenkreuz hatte - anscheinend endgültig - begonnen.

Zur Festigung der faschistischen Diktatur ging die NSDAP zielstrebig an die weitere Vernichtung der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie. Um dafür freie Hand zu bekommen, entledigte sich die Hitlerregierung mit dem "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" (‘Ermächtigungsgesetz’) am 23. März 1933 aller Bindungen der Verfassung und jeglicher parlamentarischer Kontrolle. Der Errichtung einer totalitären Herrschaft stand nichts mehr im Wege. Am 24. März 1933 dankte der Reichsverband der deutschen Industrie Hitler für die Sicherung der Wirtschaft vor 'Störungen' und 'politischen Schwankungen'.

Mit dem Ermächtigungsgesetz hatte sich das NS-Regime den Anschein der Legalität verschafft. Die Regierung selbst konnte jetzt ohne das Parlament sogar von der Verfassung abweichende Gesetze zur Stabilisierung der NS-Diktatur erlassen. Um gegen möglichen Widerstand von Parlamenten der deutschen Länder und Gemeinden die Reichsregierungspolitik einheitlich verwirklichen zu können, wurden nacheinander sogenannte Gleichschaltungsgesetze erlassen. Begrifflich abgeleitet von dem am 31. März erlassenen " Vorläufigen Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich ", leiteten sie den Stabilisierungsprozeß der NS-Herrschaft ein, die rein formal erst im "Reich", aber noch nicht in den Ländern etabliert war. Mit diesem Gesetz wurde zunächst deren Selbständigkeit beseitigt, ihre Parlamente ohne Neuwahlen umgebildet ( in Preußen durch Gesetze vom 17.Juli sowie vom 15. Dezember 1933 ) und schließlich am 30. Januar 1934 mit dem "Gesetz über den Neuaufbau des Reiches" beseitigt. Am 7. April 1933 wurden mit einem weiteren Gesetz sogenannte Reichsstatthalter zur Überwachung der von Hitler bestimmten politischen Richtlinien eingesetzt. Sie konnten in ihren Ländern Regierungen ernennen und Gesetze erlassen. Hitler, der in Preußen selbst die Rechte eines Statthalters ausübte, übertrug Göring als preußischem Ministerpräsidenten und Innenminister Befugnisse zu deren Wahrnehmung. Dieser ließ im Preußischen Landtag gegen die Stimmen der SPD - die KPD-Abgeordneten waren bereits ausgeschlossen, verfolgt und verhaftet - am 18. Mai extra ein preußisches Ermächtigungsgesetz für die preußische Staatsregierung beschließen, mit dem nach den Märzwahlen die Gleichschaltung Preußens zu Ende geführt wurde. Er hatte bereits das Geheime Staatspolizeiamt mit Sitz in Berlin errichtet und mit besonderen Vollmachten ausgestattet, welche bald auf ganz Deutschland ausgedehnt wurden.

Die Gleichschaltungsgesetze stärkten die Reichsgewalt, also den Platz Hitlers als Reichskanzler und seiner als Diktatoren praktizierenden Statthalter. Dem Willen des "Führers" wurde alles untergeordnet, diese Beseitigung parlamentarischer Demokratie als Sieg verkündet. Weil für die Durchsetzung einer derartigen Politik eine willfährige Beamtenschaft erforderlich war, wurde am 7. April das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" erlassen. Es begann die sogenannte Säuberung der staatlichen Verwaltung und nicht nur dort. Die "Gleichschaltung“ erwies sich als verschleiernde Bezeichnung für die mit offenem Terror gepaarte Methode der Machteroberung, als Sprachregelung für all jene Ereignisse, die nichts anderes als die Zerschlagung, Ausschaltung und Vernichtung bestehender bürgerlich-demokratischer Strukturen, politischer Gegner, besonders der Arbeiterparteien, der Gewerkschaften, Organisationen, Verbände und Vereine waren.

Für das Eichwalder 'Gemeindeparlament' bedeuteten alle diese Vorgänge folgendes: Eine Aufhebung und Neubildung der Gemeindevertretung war durch die eben abgehaltenen Wahlen in Preußen im Unterschied zu den anderen Ländern zunächst nicht erforderlich. Aber selbst hier sollte dem 'Ortsparlament' nur noch formal eine Lebenszeit bis Dezember beschieden sein. Noch sollte alles sehr demokratisch aussehen, obwohl längst die Beseitigung des parlamentarischen Systems durch die Nazis in vollem Gange war. Außerdem konnte man nun endlich den politischen Gegnern im Ort zeigen, wie gerne man gewillt war, die neuen politischen Machtverhältnisse zu genießen und auszuspielen. Wie einleitend erwähnt, trat am 6. April 1933 die von der NSDAP dominierte neugewählte Gemeindevertretung im Rathaussaal zu ihrer ersten Sitzung zusammen und wurde vom bisherigen Amts- und Gemeindevorsteher, Hans Friedrich, per Handschlag zur gewissenhaften Erfüllung ihrer Aufgaben verpflichtet. Am 16. April ließ ein Pressebericht durchblicken, wie die SPD-Vertreter bei der Wahl der Gemeindeschöffen isoliert worden waren. Vor der Wahl der Gemeindeschöffen hatten sich NSDAP und die Kampffront 'Schwarz-Weiß-Rot' Eichwaldes auf gemeinsame Kandidaten geeinigt. Die "KönigsWusterhausener Zeitung“, die sich immer offensichtlicher als NS-Blatt profilierte, schrieb triumphierend:" Eine erdrückende Mehrheit der nationalen Regierungsparteien wird hinfort die Geschicke unseres Ortes leiten “. Die beiden Sitze der SPD wurden im Juli annulliert. Als sich die bürgerlichen Parteien im Juni /Juli von selbst auflösten, wurden die zwei Vertreter der Kampffront 'Schwarz-Weiß-Rot' in die NSDAP-Fraktion der Eichwalder Gemeindevertretung aufgenommen. Der Spitzenkandidat der "Unpolitischen Bürgerliste“, Kaufmann Erich Michler, legte sein Amt als Gemeindevertreter, vermutlich im Zusammenhang mit der Auflösung dieser Parteien, im Juli 1933 nieder. An seine Stelle trat der Klempnermeister Walter Schmidt.

Nachdem KPD und SPD, die Hauptgegner des NS-Regimes, ausgeschaltet waren, verboten und verfolgt wurden, kam die Reihe an die Gewerkschaften. Die Hitler-Regierung hatte den Internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiter, den 1. Mai, zum gesetzlich festgelegten "Tag der nationalen Arbeit “ bestimmt. Demagogisch wurde diese Tradition der Arbeiterbewegung mißbraucht und der Tag mit überall angesetzten Massenkundgebungen als Generalprobe für weitere Manipulationen im Zeichen einer sogenannten "Volksgemeinschaft“ begangen. Erstmals 1933 auf dem Berliner Tempelhofer Feld zentral durchgeführt und gleichzeitig in Eichwalde 'in neuer Weise' veranstaltet, wurde der 1. Mai zu einem monströsen Spektakel aufgezogen. Kirchenglocken läuteten, alle Nazi-Formationen, militaristischen Vereine, Feuerwehr, sonstige Gruppierungen und Sparten bewegten sich schon seit 7 Uhr bei Blasmusik durch den Ort und hörten die "kernige“ Ansprache des kommissarischen Ortsgruppenleiters der NSDAP. Auf dem Volksfestplatz, dem heutigen Schillerplatz, ertönte ab 9 Uhr die Lautsprecher-Übertragung der Goebbelsrede aus dem Berliner Lustgarten. Von angeblich 1000 Teilnehmern wurde laut Zeitung berichtet, 10 Tage später diese nicht sehr beeindruckende Zahl auf 4000 geschönt. Besonders wurde auf die Speisung von etwa 700 Bedürftigen, von Arbeitslosen und Empfängern von Wohlfahrtsgeld, hingewiesen. Der Hitlerstaat sollte als Ordnung der Gerechtigkeit, Gleichheit und Fürsorge angesehen werden. Deshalb hatten Firmeninhaber und Geschäftsleute, die bald "Gefolgschaftsführer“ hießen, am 1.Mai in Reih und Glied mit ihren Arbeitern und Angestellten zu marschieren.

Eichwalder KPD-Mitglieder und Arbeitersportler kamen an diesem Tag auf verschiedenen Straßen und Wegen mit Gleichgesinnten aus dem ganzen KPD-Unterbezirk zu einer durch Antifaschisten weiträumig gesicherten illegalen Maifeier bei Grünheide zusammen. Ein Jahr später, als wieder nach nun erprobtem NS-Muster der 1. Mai in Eichwalde veranstaltet wurde, stellte man einen Film über den Verlauf dieses Tages im Ort her, der als Vorfilm bei Kinoveranstaltungen gezeigt wurde. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften zerschlagen und ihre Mitglieder in die am 10. Mai gebildete und der NSDAP angeschlossene "Deutsche Arbeitsfront“ (DAF) genötigt. Führende Gewerkschaftsfunktionäre kamen in sogenannte 'Schutzhaft '. Einige Gewerkschaftsführer, die in der Eichwalder Gewerkschaftssiedlung an der Waldstraße wohnten und nun verfolgt wurden, verließen Deutschland. So der Vorsitzende im Hauptvorstand des „Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs“, Mitglied des Reichstages Anton Reißner (1890-1940), der nach seiner Festnahme im April 1933 und mehreren Monaten Haft in die Niederlande emigrierte. Nach Auflösung der Gewerkschaften und Bildung der "Deutschen Arbeitsfront " mit der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude“( KdF) wurde in Eichwalde zunächst eine Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO), seit Januar 1934 die DAF installiert.

Das " Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums “ vom 7. April 1933 galt natürlich auch in Eichwalde als Maßstab für eine Weiterverwendung im Staatsdienst. Es richtete sich vornehmlich gegen Parteimitglieder und Sympathisanten linker Parteien sowie gegen alle politisch unzuverlässigen Beamten. Wer auch nur im Verdacht stand, republikanisch zu denken, wurde in den Ruhestand versetzt. Überall begann eine Welle politischer "Säuberungen“, die " Bereinigung des Personalbestandes von Juden und Marxisten", die Ausschaltung aller Personen, die irgendwelcher Antipathien gegen den Faschismus verdächtigt wurden, besonders in öffentlichen Verwaltungen und Einrichtungen.

Der seit Dezember 1921 tätige und mit Wirkung vom 28. Mai 1925 für 12 Jahre bestätigte Amts- und Gemeindevorsteher Friedrich wurde trotz seines beflissenen Bekenntnisses zur 'nationalen Bewegung' offenbar nicht länger für geeignet gehalten, seine Arbeit fortzusetzen. Er wurde am 25. Juli 1933 zunächst durch den Referendar Louis Hähner abgelöst, der zuvor als kommissarischer Gemeindevorsteher in Schulzendorf tätig gewesenen war, sich hier bereits nach Meinung der Nazis "bewährt" hatte und nun in Eichwalde gleichfalls kommissarisch als Amts- und Gemeindevorstehers eingesetzt wurde.

Das Beamtengesetz war mit dem §3, dem "Arierparagraphen“, zugleich die erste Maßnahme einer legalisierten Judenverfolgung. Danach galt als "nichtarisch“, wer einen jüdischen Elternteil oder Großelternteil hatte. Schon1939 versuchte der deutsche Publizist Sebastian Haffner die Frage zu beantworten, wer eigentlich ein Nazi sei. Er schrieb: " Woran erkennt man ihn? Sicherlich nicht daran, daß er eine Hakenkreuzfahne aus seinem Fenster hängt. Heute tut das jeder in Deutschland. Es bedeutet nichts. Er ist auch nicht daran erkennbar, daß er Mitglied irgendeiner NS-Gliederung oder der Partei ist. Jeder, der eine Familie hat, für die er sorgen muß, und es sich nicht leisten kann, seine Arbeit zu verlieren, ist in der einen oder anderen nationalsozialistischen Organisation. Und hat er das Pech, einen Beruf auszuüben, in dem die Mitgliedschaft in der NSDAP gefordert wird, tritt er ihr bei.....Das wichtigste und einfachste Kriterium ist die Haltung zur Politik gegenüber den Juden in Deutschland.“

Auch wenn die Antwort neue Fragen ergibt, ist sie doch hilfreich für die Beurteilung mancher örtlicher Ereignisse und Personen dieser Jahre, in denen sich die Mehrzahl der Bürger ab jetzt gegenüber den Nazis zustimmend, mindestens aber loyal verhielt. Die "Gleichschaltung“ war in Eichwalde außer in den politischen Gremien an weiteren Beispielen zu erleben: Parteigänger der Nazis oder ihnen nahestehende Personen, die nicht immer der NSDAP angehören mußten, rückten auch in Eichwalde an die Spitze von öffentlichen Einrichtungen oder örtlichen Vereinen jeder Art. Die bisher in den öffentlichen Funktionen tätigen Bürger wurden auf ihre Gesinnung überprüft.

Die Gemeindeschule oder auch Volksschule (Klassen1 bis 8) Eichwalde leitete schon seit 1917 Rektor Richard Froböse, die gehobene und höhere Schule, später Reformrealprogymnasium (Klassen 5 bis12) seit 1920 Studien-Direktor Dr. Karl Hohmann. Die Leiter beider Schulen waren für geeignet befunden worden, ihre Ämter weiter auszuüben. Sie waren dem NS-Regime nicht verdächtig. Beide hielten es wahrscheinlich für opportun und berufserhaltend, Mitglied der NSDAP zu werden, wie es in der Beamtenschaft besonders viele Lehrer taten. Bereits seit 1929 waren Eichwalder Lehrer im NS-Lehrerbund des Kreises Teltow organisiert, bevor sich 1934 eine der NSDAP angeschlossene selbständige Ortsgruppe mit dem "Ortsgruppenamtswalter" Studienrat Richard Klein bildete, die auch pensionierte Lehrer einschloß. Im Schulbetrieb wurden sehr schnell mehrere Schritte der Gleichschaltung eingeleitet. "Seit dem Tage der nationalen Erhebung am 30.1. regte sich auch in unserer Schule ein neuer Geist...", schrieb Dr. Hohmann im Bericht über das Schuljahr 1932/33. Hierzu einige Beispiele für die Zerschlagung demokratischer Strukturen: Der Elternbeirat der Schule wurde mit Runderlaß des Preußischen Innenministers vom 10. April 1933 abgeschafft, dafür ein Schulausschuß gebildet, in dem jetzt mehrere Mitglieder der NSDAP, u.a. Rechtsanwalt Lesser und Fabrikant Micklei sowie der Ortsgruppenführer des "Stahlhelm" und Lehrer am örtlichen Gymnasium, Studienrat Krönke, vertreten waren. Ihm durften keine Mitglieder angehören, die einmal auf Vorschlag der SPD oder KPD in den Elternbeirat gewählt worden waren. Lt. Runderlaß vom 7. August 1933, nach dem Verbot der SPD, mußten Schulbeamte und andere Schulangestellte, die der SPD angehört hatten, eine entsprechende Loyalitätserklärung an die Schulabteilung des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg einreichen. Eine "Konferenzordnung für höhere Schulen" bestimmte, daß künftig nicht mehr in Form von "wechselnden Mehrheitsbeschlüssen der Lehrerschaft " über Maßnahmen des Direktors entschieden werde. Sie wies der Konferenz nur noch beratende Befugnisse zu. Der Direktor war jetzt gegenüber der 'Schulabteilung beim Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg und von Berlin' persönlich " für den nationalsozialistischen Geist und die Leistungen seiner Schule verantwortlich ".

Systematisch wurden Schulen als Bestandteil faschistischer ideologischer Ausrichtung profiliert, insbesondere durch Richtlinien zur Vermittlung eines heroischen nationalistischen Geschichtsbildes sowie der Rassen- und Vererbungslehre. Hier wurden jene Vorstellungen von deutschem Weltmachtanspruch entwickelt und rassistisch begründet, die sich zuerst in der Ausgrenzung und Verfolgung von Juden und weiterer Minderheiten in Deutschland und darauf im Kampf für die Gewinnung von "Lebensraum" gegen slawische "Untermenschen" und den "jüdischen Bolschewismus" während des Krieges furchtbar verwirklichen sollten. Eichwalder Lehrer hatten sich seit April 1934 zu Kursen über Vererbungslehre, Rassenkunde, Rassenhygiene, Familienkunde und Bevölkerungspolitik anzumelden. Die Formung von Kindern und Jugendlichen im NS-Geist war aber in erster Linie Angelegenheit der HJ. In den Schulen Eichwaldes existierten schon seit 1930 NS-Jugendgruppen, ebenso eine 80 Mitglieder zählende Schulgruppe des "Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA)“, der seit Juni 1933 als Zeichen aktiver Zielstellung "Volksbund “ hieß. Im Gymnasium war von Studienrat Krönke am 20. März 1933 noch eine sogenannte Scharnhorstgruppe mit zunächst 27 Schülern gegründet worden, sozusagen eine Jugendorganisation des Stahlhelm. Aber auch sie wurde nicht neben der Hitlerjugend geduldet. Im Sommer 1933 wurde die letzte der neben der HJ bestehenden Eichwalder Jugendgruppen, die Reichspfadfindergruppe, gewaltsam von Mitgliedern der HJ aufgelöst, indem die einen Ausflug unternehmende Gruppe in ihrem Heim überfallen wurde. Als die Werbung für die HJ durch Lehrer im August 1935 angeordnet wurde, konnte Eichwalde schon eine Mitgliedschaft von 90 Prozent aller Schüler melden. Öffentlich wurden Eltern ermahnt, daß die Zugehörigkeit zur Hitlerjugend das beste Bekenntnis zum Nationalsozialismus sei. Von 1934 bis 1937 wurden wöchentlich in den Schulen sogenannte Staatsjugendtage durchgeführt.

Obwohl nach dem 30. Januar 1933 der NS-Geist auch in die Eichwalder Schulen offiziell eingezogen war, seit 21. März neben Hindenburg-Bildern auch Hitlerbilder in der Schule anzubringen waren, seit 22. Juli der Hitlergruß als sogenannter "Deutscher Gruß“ an Schulen obligatorisch wurde und Auszüge aus Hitlers "Mein Kampf “ an der Eichwalder Schule als Vorlage für den Kurzschrift-Unterricht verwendet wurden, blieb dennoch für die Infiltration des "neuen Geistes" viel zu tun. Der Gemeinderat bewilligte im Juni 1933 Geldmittel zur Anschaffung einer Radioanlage für die Schule. Nun konnten Führerreden und NS-Veranstaltungen original verfolgt werden. Anschließend berichteten die Schüler darüber in den Familien und trugen so zur Verbreitung der NS-Ideologie bei. Zwei HJ-Mitglieder des Eichwalder Gymnasiums durften im September 1933 zum Reichsparteitag der NSDAP nach Nürnberg fahren, nachdem sie in einem Vorbereitungslager auf dem Schütte-Lanz-Gelände in Zeesen in ihre Statistenrolle eingewiesen worden waren. Lehrer betätigten sich auch als Führer von NS-Jugendorganisationen. Der Volksschullehrer Zinngraf, ein trotz reichlicher Anwendung des Rohrstocks beliebter Lehrer, zeigte hier als SA-Mitglied besonders viel Engagement. Gleichzeitig trat er judenfeindlich in Erscheinung. Frau Weis, geb. Freudenberg, erzählte: " In der Volksschule gab es zu meinem Glück den Rektor Froböse, der mich gegen antisemitische Anfeindungen mancher Mitschüler ("Judensau!") in Schutz genommen hat und mitunter deren Eltern zur Aussprache in die Schule bestellte. Ein feiner Mensch! Danach hatte ich vor denen dann Ruhe. Weniger gut erging es mir bei dem Lehrer Zingraff, einem Super-Nazi. Ich lebte nur in Angst vor diesem Lehrer, er hat mich regelrecht gequält, weil er wußte, daß mein Vater ein Jude war." Frau Judith Hartung erinnerte sich schwärmerisch an den Rektor der Volksschule, Froböse: „Welch ein Pädagoge!“ Leider war für ihn, so erzählte sie, wie bei allen Lehrern dieser Zeit der Rohrstock ein unerläßliches und teilweise häufig angewandtes Erziehungsmittel, aber kaum jemand verstand damals, wie er es fertig brachte, den zur Pflicht gewordenen "deutschen Gruß“ stets mit einem Räuspern und Hustenanfall beim Betreten der Klasse zu vermeiden." Einmal übergab er ihr, da sie Lehrerin werden wollte, ein Reclamheft mit Lessings "Nathan der Weise“, empfahl ihr, es zu lesen und bot an, mit ihr darüber zu sprechen. "Ob er sich mit aller Konsequenz klar war, welcher Gefahr er sich möglicherweise aussetzte?“, so fragte sich seine ehemalige Schülerin rückblickend.

Am 26. Oktober 1937 wurden Reichsrichtlinien für den Schulunterricht im NS-Geist erlassen. Für die Höheren Schulen war der Erlaß über Erziehung und Unterricht vom 29. Januar 1938 verbindlich, mit welchem der seit 1936 laufende Prozess der Vereinheitlichung der Höheren Schulen abgeschlossen wurde. Der bislang neunjährige Besuch der Höheren Schule wurde mit Anschluß an vier Volksschuljahre auf acht Jahre verkürzt. Seit April 1939 war Turnen Abiturfach. Seit 1938 benannte man das bisherige "Reformrealprogymnasium mit Realschule" in Eichwalde offiziell als "Deutsche Oberschule für Jungen. (Miterziehung von Mädchen)". Während bislang Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet wurden, gab es jetzt getrennte Klassen. Jahre später, in einer "Amtlichen Bekanntmachung" von 1944, lautete die örtliche Schulbezeichnung "Oberschule für Jungen, Eichwalde (Sonderklassen für Mädchen 1-5)". Aus Berichten ehemaliger Schüler geht hervor, daß sich diese Neuorganisation nicht nachteilig auf die Bildungsqualität und das Leistungsniveau auswirkte, denn die Eichwalder Lehrerschaft soll äußerst bemüht gewesen sein, mit entsprechenden Anforderungen weiterhin ein hohes Bildungsniveau zu gewährleisten. Erinnerungen an Dr. Hohmann als Direktor des Gymnasiums bieten bei Rückblicken auf Eichwalder Schulverhältnisse in der NS-Zeit immer wieder interessanten Gesprächsstoff, nicht nur, weil er sich als Ur- und Frühgeschichtsforscher bereits damals einen Namen gemacht hatte. Als Mitglied der NSDAP, der 1935 am Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg teilnehmen konnte, galt er einerseits als zuverlässige Vertrauensperson des Regimes in der Schule. Andererseits hatte er sich trotz der herrschenden Verhältnisse seine grundsätzlich humanistische Gesinnung bewahrt, was ihm nach 1945 nicht vergessen wurde. Ein ehemaliger Kollege Dr. Hohmanns erinnerte sich: " Während der Terrorzeit war ich ein Jahr lang an der Schule in Eichwalde/Mark als Studienassessor tätig. Meine wichtigste Erinnerung daran ist die an das hochanständige, menschliche Verhalten des damaligen Schulleiters, Herrn Direktor Hohmann. Entgegen dem, was damals von einem Beamten als selbstverständlich erwartet wurde, war ich nicht in der Partei, also kein 'Pg', auch nicht in der sogenannten SA. Überdies gehörte ich der Bekennenden Kirche an, war Mitglied ihrer Schulkammer in Berlin, auch als sie ausdrücklich verboten wurde. Deshalb wurde ich von Schule zu Schule versetzt und so meine Anstellung als Studienrat verhindert. Trotzdem blieb Herr Direktor Hohmann ein korrekter und kollegialer Vorgesetzter und hat nie etwas gegen mich unternommen. Ihm galt und gilt meine Hochachtung...Meine Hauptpflicht bei der Erinnerung an diese Zeit ist also das ehrende Andenken an eine in demoralisierender Zeit lautere Persönlichkeit, Herrn Direktor Hohmann, Eichwalde / Mark.“

Die Stunde der Gleichschaltung und des Bekenntnisses der Freiwilligen Feuerwehr Eichwaldes zum NS-System war der 8. April 1933. Anlässlich ihrer Hauptversammlung ergriff im Anschluß an die Übergabe des neu errichteten Steigerturms der Amts- und Gemeindevorsteher Hans Friedrich das Wort zu seiner Ansprache. Er ging auf die 'nationale Erhebung' ein und sagte:" Nationales Bewußtsein ist Pflicht; auch die Feuerwehr muß sich auf den Boden der nationalen Regierung stellen. Wer dies nicht kann, muß sich eben zurückziehen. Mit einem dreifachen Sieg Heil schloß die inhaltsreiche Ansprache." Die "Interessengemeinschaft Eichwalder Grundbesitzer e.V." hatte am 12. Februar einen neuen Vorstand gewählt, der "zum Zwecke der Gleichschaltung" am 20. Mai seine Ämter zur Verfügung stellte. Nur zwei bisherige Vorstandsmitglieder wurden in einer 'außerordentlichen Generalversammlung auf legalem Wege' wieder gewählt; beide waren Mitglieder der NSDAP. Vorsitzender wurde der Ortsgruppenleiter der Nazipartei, Erich Rix. In der Mitgliederversammlung am 15. Juli wurde bekanntgegeben, daß der neue Vorstand inzwischen von der NSDAP bestätigt worden sei. Selbst das bislang von den Vereinen des Ortes vorbereitete "Eichwalder Volksfest " wurde vom 27. bis 29. August 1933 nun unter Leitung der NSDAP-Ortsgruppe veranstaltet. Das NS-System hatte begonnen, die Fest- und Feiertagskultur gleichzuschalten, sie mit dem Stempel 'völkischen Geistes' zu versehen.

Während sich in der evangelischen Kirche die Gleichschaltung allgemein kompliziert, vollzog, waren dagegen in Eichwalde die Verhältnisse eindeutig. Hier dominierten von Beginn an die mit dem Parteiprogramm der NSDAP übereinstimmenden "Deutschen Christen“, deren Ortsgruppe weitere Anmeldungen in der Moltkestraße 10 (Schulzendorfer Str.) oder direkt beim Pfarrer entgegenzunehmen bereit war. Bei der anstehenden Wahl des Gemeindekirchenrates im Juni 1933 erübrigte sich deshalb eine Wahlhandlung, weil die Mehrheit der Kandidaten nicht nur dieser Glaubensbewegung angehörte, sondern auch Mitglied der Hitlerpartei oder ihres Koalitionspartners, mindestens aber mit dem neuen Zeitgeist konform war. Auch bei der örtlichen katholischen Gemeindeführung konnte von einer Abgrenzung zum NS-Regime nicht die Rede sein.

"Gleichschaltung" konnte aber auch nur Verdrängung oder Vereinnahmung bedeuten. So wurde der "Kyffhäuserbund“ im Mai 1933 nach dem NS-Führerprinzip zu unbedingter Gefolgschaft gegenüber Hitler verpflichtet. Alle Mitglieder waren "auf Gesinnungstreue“ zu prüfen. Dieses 'Prinzip' bedeutete, egal wo es durchgesetzt wurde, praktisch die weitgehende Ausschaltung demokratischer Gepflogenheiten, die Unterordnung unter den Willen des von der NSDAP berufenen Führers der jeweiligen Organisation, den widerspruchslosen Befehlsempfang.

Am 13./14. Mai 1933 zelebrierte die Ortsgruppe des Stahlhelm eine zum Volksfest gestaltete Fahnenweihe. Es war sozusagen die verspätete Siegesfeier nach den März-Wahlen dieser seit dem 22. Februar 1933 als Hilfspolizei verwendeten militaristischen Vereinigung und als eine programmatische Veranstaltung für kommende Jahre gedacht. Der Stahlhelm-Landesführer mahnte "Einigkeit im nationalen Lager“ an und brachte seine Freude "über das gute Einvernehmen. zwischen dem Stahlhelm und der braunen Garde Hitlers“ in Eichwalde zum Ausdruck. Nachdem der Stahlhelm-Führer Seldte als Kabinettsmitglied am 26. April zur NSDAP übergetreten war, ahnte der 'Stahlhelmer' wohl die bevorstehende Gleichschaltung seines Vereins. Am 21. Juni 1933 unterstellte sich der Stahlhelm der SA-Führung, wurde 1935 aufgelöst und in die SA als SA-Reserve I eingegliedert.

Als am 15.Februar 1934 der Männerturnverein Eichwalde 04 e.V. seine Hauptversammlung abhielt, vollzog sich die Besetzung der Ämter wie folgt: Nur der Vereinsführer und die Kassenprüfer wurden gewählt. Die übrigen Ämter und seinen "Führerstab“ berief der Vereinsführer, der wiedergewählt worden war. Dem war allerdings im Dezember 1933 eine Intervention des Ortsgruppenleiters der NSDAP vorausgegangen, weil ihm der bisher amtierende Vorsitzende des Turnvereins, Walter Fielitz, nicht nationalsozialistisch genug erschien. Offenbar hatte sich Rix im Verlaufe des Jahres durchgesetzt. Die Kasse des Arbeitersportvereins wurde beschlagnahmt, der Verein mußte sich auflösen. Ein seit 1927 bestehender Arbeitergesangsverein "Schubert-Chor“ löste sich nach der "Gleichschaltung“ des Arbeiter-Sängerbundes auf. Bedauernd stellte der " Männergesangsverein Eichwalde 1919 “ fest, daß diese nun "frei gewordenen Sänger“ sich ihm jedoch nicht anschlossen. Der Eichwalder Männerchor hatte längst seinen Frieden mit den neuen politischen Verhältnissen gemacht.

In Eichwalde bestand seit 1932 eine Ortsgruppe des radikalen "NS-Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand“, der vor seiner Überführung in die NS-Hago, die "Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbe-Organisation“, am 7. August 1933 die Gewerbetreibenden heftig umwarb, noch ehe sie zwangsläufig Mitglieder dieser der NSDAP angeschlossenen Organisation wurden. Leiter der Eichwalder NS-Hago-Ortsgruppe war zunächst der Inhaber der Tischlereifirma Rottschäfer, seit 1934 der Inhaber eines Foto-Kino-Geschäfts, Johannes Wollermann. Das "Führerprinzip“ wurde im Handel und Handwerk mit der Bildung von Reichsständen und Pflichtinnungen durchgesetzt. So zeigte sich am Beispiel Eichwaldes, wie die "Gleichschaltung" hinunter in die Gemeinden, bis in ihr gesellschaftliches- und Vereinsleben reichte. Alles und jeder hatte sich den Nationalsozialisten zu unterstellen. Recht schnell entschlossen sich jetzt mehrere Eichwalder, bei den eben noch belächelten oder als nicht gesellschaftsfähig angesehenen Nazis mitzumachen. Ende Dezember 1932 hatte die Hitlerpartei im Ort 51 Mitglieder aufzuweisen, im Dezember 1933 schon 117 Mitglieder und 211 Parteianwärter. Dazu hatte auch die Auflösung bürgerlicher Parteien beigetragen, die mitunter ihren Parteigängern die Mitarbeit bei den Nazis empfahlen. Die SA konnte sich von einem der Zeuthener SA angeschlossenen "Trupp“ zu einem eigenständigen "Sturm“ verstärken. Mit dem "Gesetz gegen die Neubildung von Parteien“ vom 14. Juli 1933 hatte die NSDAP die Gleichschaltung der Parlamente vollzogen und setzte diesen Prozeß auf breiter Front in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen fort. Ein Organisationsprinzip der Nazis, die Verschmelzung politischer und staatlicher Ämter, hatte in Eichwalde durch Personalunion des Bürgermeisteramtes und der Funktion des Ortsgruppenleiters einen prägnanten Ausdruck gefunden. Das "Gemeindeverfassungsgesetz" vom 15. Dezember 1933 beseitigte die Gemeinderäte als gewählte Organe. Die alleinige Machtbefugnis und Verantwortung erhielt der von der NSDAP eingesetzte "Gemeindeleiter", der den Gemeinderat zu Sitzungen einberufen konnte, wenn er wollte. Im Vorfeld der Berufung des 'Gemeindeleiters' der Landgemeinde Eichwalde kam es zu einem unter Aktendeckeln gehaltenen Skandal. Es war in Eichwalder Nazi- und deutsch-nationalen 'Kampfbund'- Kreisen bekannt, daß die Kreisleitung Teltow der NSDAP sich für den Handelsvertreter Erich Rix als ehrenamtlichen Gemeindeschulzen entschieden hatte. Da platzte am 7. Juni 1934 ein mehrseitiges Schreiben an den Potsdamer Regierungspräsidenten in das mit Amtseinführungen von Bürgermeistern und Gemeindeschulzen voll beschäftigte Landratsamt des Kreises Teltow. Am gleichen Tage war schon die amtliche Berufung für Rix verfügt worden und seine Einführung stand bevor. Der Absender, ein P. Behrendt, warnte ausdrücklich vor Rix und dem als Gemeindeältesten vorgesehenen Nazi Sommer, vor letzterem, weil er in 'wilder Ehe' lebte. Rix wurde als Speichellecker, Intrigant und Karrierist bezeichnet, hinter dem nur 5 Prozent der Eichwalder stünden, besonders die SA und die in der NS-Hago organisierten Handels- und Gewerbetreibenden würden ihn gänzlich ablehnen. Es wurden Zeugen für diese Behauptungen genannt, die umgehend dazu befragt wurden. Es stellte sich heraus, daß weder der Absender bekannt war noch die Zeugen von dem Schreiben Kenntnis hatten, es sich somit um ein anonymes Schreiben handelte. Der Absender konnte nie ermittelt werden. Allerdings bestätigten sich einige Behauptungen. Vermutlicher Hintergrund waren Eichwalder 'Fraktionskämpfe' zwischen ehemals deutschnationalen und den 'siegreichen' nationalsozialistischen Kreisen. Ebenso, wie sich führende konservativ-nationale Kreise bei ihrem Versuch der "Einrahmung" von drei NSDAP-Vertretern mit acht deutschnationalen oder parteilosen Ministern im Hitlerkabinett verkalkuliert hatten, so waren im Ort gleichfalls gewisse bürgerlich-konservative Kräfte in Eichwalde enttäuscht, von den Nazis derart an den Rand gedrängt zu werden. Besonders schwerwiegend war, daß die örtlichen SA-Führer Gusinde und Schoener erklärten, von der Eichwalder SA werde Rix rein gefühlsmäßig abgelehnt. Die Berufung von Sommer wurde zurückgezogen, aber durch Entscheid der NS-Führung des Kreises blieb es bei der Berufung von Rix. Die Beschwerde wurde mit folgender Ergänzung zu den Akten gelegt:" Sollte Rix die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen, so bliebe immerhin die Möglichkeit, ihn gemäß § 37 des Gemeindeverfassungsgesetzes bis zum Ablauf des ersten Amtsjahres jederzeit abzuberufen."

Am 11. Juni 1934 wurde nach Verfügung des Landrates vom 7. Juni 1934 der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Erich Rix , an die Spitze der Gemeindeverwaltung gestellt. Zu Gemeindeschöffen (Beigeordnete) wurden Willi Micklei (Mitglied der NSDAP seit 1. August 1930), Albert Schwerdtner (Mitglied der NSDAP seit 1. April 1931) und der später kriminell gewordene Nazi Megow ernannt. Von da an tat Rix alles, um den jederzeit widerrufbaren Vertrauensvorschuß zu rechtfertigen. Er war bestrebt, in jeder Hinsicht nach seinem Motto "Eichwalde voran!" an der Spitze zu stehen, als organisationsbegabter Gemeindeleiter, markanter 'NS-Führer' gegenüber der Bevölkerung, scharfmacherischer Propagandaredner und als konsequenter Judenfeind. So konnte er mit Wirkung vom 24. November 1937 als hauptamtlicher Bürgermeister (Beamter auf Zeit) für 12 Jahre bestätigt werden.

Entsprechend dem Preußischen Gemeindeverfassungsgesetz vom 15. Dezember 1933 bezeichnete man den Leiter der Gemeindeverwaltung (ab 3. Januar 1934) als "Gemeindeschulze“. Die NSDAP berief die Mitglieder der Gemeinderäte, die nicht mehr gewählt, sondern ebenso wie der Bürgermeister nach Bestätigung durch die NS-Aufsichtsbehörde eingesetzt wurden. Im Oktober 1935 zum Beispiel waren 11 ortsbekannte Nazis in den Gemeinderat berufen worden, von denen keiner bei der letzten Wahl am 12. März 1933 gewählt worden war. Die Mitarbeiter des Amtes galten, wie in allen Betrieben und Einrichtungen, als Gefolgschaft. Erst mit der neuen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 hieß das Amt wieder "Bürgermeister“, ohne etwas an den diktatorischen Vollmachten des NS-'Dorfkönigs' – scherzhaft wurde Rix gelegentlich mit 'Rex' tituliert, Eichwalde als 'Rixdorf' – zu verändern. Anläßlich dieser gesetzlichen Neuregelung hatte der Reichsinnenminister nochmals eindringlich die "unbeschränkte Führerverantwortlichkeit“ als Grundsatz der Gemeindeverwaltungen betont. " Der Parlamentarismus ist aus den Gemeindestuben endgültig verbannt“, ließ Reichsinnenminister Frick verlauten. Als im Januar 1935 der Gauleiter der NSDAP vor den Gemeindevorstehern sprach, erklärte er: "Gemeindeschulze im Dritten Reich ist mehr, als Oberbürgermeister von Berlin in der Judenrepublik zu sein!“


1 KWZ v. 6. April 1933.
2 Zit. nach : Heinz Bergschicker : Deutsche Chronik, 1933 – 1945.Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur. Berlin 1982, S. 28 .
3 Ploetz, S.32 u. 95.
4 TKB v. 19.Mai 1933 (Beilage).
5 Ploetz, S.96.
6 Vgl. Beiträge, S.52; Benz, S.23.
7 KWZ v. 16. April 1933.
8 Ebenda
9 KWZ v. 25. Juli u. 17.September 1933.
10 Vgl. Beiträge, S.37 ff.
11 KWZ v. 4. Mai 1933.
12 Heimatarchiv Eichwalde : Bericht Paul Meyer, Eichwalde, Gartenstr. 11, Typoskript, S.4.
13 KWZ v. 3. Juni 1934. Nach Auskunft v. 30. Juli 2003 der Filmstelle des Bundesarchivs ist der Film nicht mehr nachweisbar.
14 Sebastian Haffner: Germany: Jekyll & Hyde.1939 – Deutschland von innen betrachtet, Berlin 1996,S. 68 f. ( i. f. Haffner ).
15 Vgl. Heinz Bergschicker : Deutsche Chronik 1933 – 1945. Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur, Berlin 1982, S.52.
16 Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam.( I .f. BLHA), Pr. Br .Rep. 34 ( Provinzial-Schulkollegium ) Nr.564, Bericht über Schuljahr 1932 / 33, S.13.
17 Kreisarchiv, B. E., Nr.145.
18 EHG , Bestand 1933, Dok.v. 15. Dezember 1933.
19 Kreisarchiv, B. E., Nr.145.
20 BLHA, ebenda.
21 KWZ v. 19. Januar 1935.
22 Bericht "Staatsjugendtag und Gemeinschaftslager für Erzieher ". In: Nationalsozialistische Erziehung ( Ausgabe Kurmark ), Kampf - und Mitteilungsblatt des Nationalsozialistischen Lehrerbundes im Bereich Norddeutschland, Berlin, 16. Juni 1934, Nr. 24, S. 281ff.
23 KWZ v. 1. September 1933.
24 Bericht Ruth Weis, Erkrath, vom Februar 2004, Privatarchiv d. A.
25 EHG (Hg.), Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Schulhauses in Eichwalde, 1999, S.34.
26 Heimatbuch, S. 270 f.
27 BLHA , Pr. Br. Rep. 34, Prov.Schulkollegium, Nr. 5466, Bericht 1935 / 36, S. 9.
28 Festschrift, a.a.O., S. 28f.
29 KWZ v. 16. April 1933.
30 Zuarbeit von Herrn W.Flügge, Eichwalde, nach: " Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau " für den Siedler und Gartenbau, Monatszeitschrift, Frankfurt /Oder, 1933.
31 KWZ v. 5.August 1933.
32 KWZ v. 23. Juni 1933.
33 KWZ v. 19.Mai 1933.
34 Heimatbuch, S.641. KWZ v. 22.Juni 1935.
35 Heimatbuch, S.546 ff.
36 BLHA, Pr. Br. Rep. 2A I Kom, Nr. 2340, Dok. v. 7. Juni 1934.
37 Ebenda, Dok. v. 19. Juli 1934.
38 Rix war seit 1. Juli 1932 Mitglied der NSDAP( Nr. 1.361 678) und seit 6. Juli 1933 Ortsgruppenleiter.
39 Heimatbuch , S. 98. BLHA , Pr. Br. Rep. 2 A I Kom. Nr. 2339, Dok. v. 23. Oktober 1939 u. w.
40 KWZ v. 12. / 13. Oktober 1935 .
41 Heinz Bergschicker : Deutsche Chronik.1933-1945. Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur. Berlin.1982, S.199.
42 KWZ v. 21. Januar 1935.


Terror

Verfolgung und Terror, Mißbrauch von Recht und Justiz, " geschickte Kombination von Gewalt und Lüge" als kennzeichnende Methoden der Machtkonsolidierung wurden nach den Märzwahlen intensiver als bisher fortgesetzt, wobei sich der faschistische Terror auf den Widerstand von Kommunisten und anderen linken Kräften konzentrierte. Am 21. März, dem "Tag von Potsdam“, erließ Reichspräsident Hindenburg eine als "Heimtückegesetz“ bezeichnete " Verordnung zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung ", die zusammen mit anderen Gesetzen erweiterte Möglichkeiten zur Verfolgung politischer Gegner bot. Davon wurde in den kommenden Monaten unter Androhung schwerer Strafen exzessiv Gebrauch gemacht. Nach bekanntem Muster juristischen Kampfes in Zeiten zugespitzter politischer Konfrontationen während der Weimarer Republik wurden Sondergerichte zur ständigen Einrichtung in jedem Oberlandesgerichtsbezirk. Keine gerichtliche Voruntersuchung, kein Eröffnungsbeschluß eines Verfahrens, keine Rechtsmittel eines Angeklagten, dabei verschärfte Strafbemessungen, insbesondere Todesstrafen, waren Merkmal dieser Gerichte. Die Schaffung des "Volksgerichtshofes" als oberstes Ausnahmegericht zur Verfolgung politischer Gegner im Jahre 1934 war Höhepunkt dieser Entwicklung.

Die SA war auch in Eichwalde Hauptakteur des Terrors. Der SA-Trupp und die sogenannte Motor-SA (seit 1931 Nationalsozialistisches Kraftfahr- Korps, NSKK) hatten bis August 1933 ihre Aufgaben als "Hilfspolizei" Görings zu erfüllen. Mehr als 80 SA-Leute erfüllten vom SA-Heim auf dem Grundstück des Truppführers Reichmann in der Wörther Straße ( Beethovenstr.) aus die Befehle zur Niederhaltung von Widerstandsaktivitäten und zur Verfolgung politischer Gegner des Faschismus im Raum Eichwalde-Zeuthen und darüber hinaus. Die "KönigsWusterhausener Zeitung" berichtete anhaltend über "Schießereien", meist aus Berlin, bei denen angeblich vorwiegend SA-Leute 'Angegriffene' und Kommunisten die Täter waren, die "auf der Flucht" erschossen wurden. Ein Beispiel für SA-Aktivitäten war der Boykott gegen jüdische Geschäfte, Ärzte und Einrichtungen am 1. April 1933. An diesem Tag setzte mit einem von der NSDAP in ganz Deutschland organisierten Boykott die offizielle Diskriminierung jüdischer Bürger ein. Sie richtete sich gegen jüdische Geschäftsinhaber, Ärzte, Hochschullehrer und viele andere Deutsche jüdischer Herkunft. Man weiß heute nicht mehr, wieviel jüdische Mitbürger 1933 in Eichwalde lebten, sicher weniger als 0,5 Prozent der Einwohnerzahl. 1937 wurden noch 16 Einwohner mosaischen Glaubens registriert. Im Ort gab es keine jüdischen Geschäfte, deshalb konnte sich die SA hier nicht wie andernorts 'entfalten'. In der Stubenrauchstraße 77 betrieb der Schriftsetzer Oswin Großöhmigen eine kleine Firma. Er schreibt in seinen Lebenserinnerungen: " Inzwischen war nun auch die NSDAP auf dem Plan erschienen, mit ihr ihre judenfeindlichen Bestrebungen. Eines Tages wurde durch Handzettel bekannt, daß der Arzt Giessel und meine Frau Juden seien - und ' wer Jude ist, ist unser Feind ' -waren die Schlußworte. Unser Leidensweg begann. Ich wurde als Geschäftsmann bald unmöglich,...“. Vor Praxis und Wohnhaus von Dr. med. Julius Giessel in der Stubenrauchstraße 83 / Ecke Grünauer Straße postierten sich Eichwalder SA-Männer, um Patientenbesuche bei dem jüdischen Arzt zu verhindern. Nach 24 Stunden wurde der Boykott deutschlandweit auf Drängen 'arischer' Wirtschaftskreise abgebrochen, weil in- und ausländische Profitinteressen gefährdet waren.

In Eichwalde gab es seit dieser Zeit im alltäglichen Leben zunehmend eine antisemitische Stimmungsmache. Das seit 1923 erscheinende NS-Blatt "Der Stürmer", eine extrem antisemitische Zeitung, war seit 1933 exponierter Bestandteil der NS-Propaganda in ganz Deutschland. Keine Stadt, keine Gemeinde, in welcher dieses Hetzblatt nicht ausgehängt war. Dazu wurden sogenannte "Stürmerkästen", rot angestrichene Holzkästen, meist mit Aufschriften wie:" Der Jude ist an allem schuld!" und:" Juda verrecke!" an öffentlichen Straßen und Plätzen aufgestellt. In Eichwalde stand dieser Kasten auf dem Grundstück des Schulgartens an der Ecke Bahnhofstraße / Joachimstraße (Humboldtstr.). Außerdem war ein weiterer Kasten im Schulgebäude selbst angebracht. Jedes Kind, jeder Jugendliche konnte es lesen. Hierzu berichtete eine Eichwalderin, die zu dieser Zeit noch im Ort zur Schule ging: " Eines Tages schaute ich in den 'Stürmerkasten' neben der Schule und las eine mir besonders auffallende Artikelüberschrift. Sie lautete:' Der Trick zieht nicht mehr, Herr Weiß'. Ich dachte, es handelte sich um meinen jüdischen Onkel Weiß, der am Kurfürstendamm in Berlin ein Textilgeschäft unter der Firmierung 'Trixi' besaß. Obwohl ich ja in diesem Blatt nichts anderes erwartet hatte, war ich nun doch sprachlos über die maßlose Hetze. Jetzt aber schien es meine Verwandtschaft unmittelbar zu betreffen... Noch heute bin ich froh darüber, damals spontan zu meiner Tante und meinem Onkel Weiß gefahren zu sein, die in der Plesser Straße in Treptow wohnten. Meine Tante bereitete bald umsichtig und entgegen der Auffassung meines Onkels, der als deutscher Kriegsfreiwilliger des ersten Weltkrieges noch nicht glauben wollte, etwas befürchten zu müssen, die Ausreise der Familie 1938 aus Deutschland in die USA vor. Nach dem Krieg, als Onkel und Tante in der österreichischen Heimat des Onkels vor einem Denkmal mit den Namen ihrer ermordeten Verwandten standen, sagte mein Onkel zur Tante: 'Du hast uns das Leben gerettet!' "

Mit Datum vom 24. April 1933 wurde den Schuldirektoren der Provinz Brandenburg und von Berlin mitgeteilt, daß ärztliche Bescheinigungen nur noch von nichtjüdischen Ärzten anerkannt werden. Das berührte auch den Arzt Dr. med. Julius Giessel. Weitere antisemitische Maßnahmen folgten. Seit Oktober war es unerwünscht, die Unterrichtsfächer Deutsch, Geschichte und Religion von 'nichtarischen' Lehrkräften erteilen zu lassen, wie per Aushang im Gymnasium verkündet werden mußte. Beispiele eines übersteigerten Nationalismus und von Judenfeindlichkeit waren besonders nach dem 1. Weltkrieg in Eichwalde anzutreffen, aber bisher nur Randerscheinungen geblieben. Schon der 1924 gegründete "Schießklub Hubertus Eichwalde e.V." hatte sich ausschließlich "allen nationalgesinnten arischen Kreisen der Bevölkerung " geöffnet. In diesem Geiste schloß der Kyffhäuserbund am 30. September 1933 alle "Nichtarier" aus seinen Reihen aus. Dem folgte der Eichwalder Kriegerverein (Kyffhäuserbund) am 1. November 1933 mit dem Ausschluß von vierzehn sogenannten 'nichtarischen' Mitgliedern. Das schien zunächst eine vereinsinterne Angelegenheit zu sein, erwies sich aber bald als ein symptomatisches Zeichen für zunehmenden Antisemitismus im Ort. Mitunter war das an bisher problemlosen Vorgängen zu erleben. Die beginnende staatsoffizielle Judenverfolgung als ein Bestandteil des faschistischen Terrors hatte viele Facetten. Die Familie des Bankangestellten Hans Freudenberg, eines Juden, verheiratet mit seiner 'arischen' Frau Maria, zog 1933 von der Schmöckwitzer Siedlung nach Eichwalde. Hans Freudenberg war als jüdischer Angestellter von seinem Bankhaus in Berlin entlassen worden. Nachdem die Freudenbergs anfänglich ohne Schwierigkeiten eine Eichwalder Wohnung mieten konnten, dauerte es nicht lange, bis der Hauswirt sie wissen ließ, daß er nicht weiter an einen Juden vermieten wolle. Diese Erfahrung mußte die Familie in den kommenden Jahren mehrmals in Eichwalde machen. Zum Glück hatte eine Frau Schnepp in der Warthestraße 6 (Havelstraße) Mitgefühl, die selbst inzwischen als sogenannte Halbjüdin galt, und stellte der Familie Freudenberg zweimal als Überbrückung ein Dachzimmer zur Verfügung. Erst als Freudenbergs 1938 in ein desolates Sommerhaus auf dem Grundstück der jüdischen Geschwister Boas in der Sedanstraße (Grenzstr.) eingezogen waren, glaubten sie, zur Ruhe kommen zu können. Doch die Ausgrenzung bisheriger Nachbarn, die nun als Juden isoliert wurden, sollte noch entsetzliche Steigerungen erfahren.

Derartige Ereignisse ließen bei so manchen Einwohnern das Gefühl entstehen, wie gut es doch sei, nicht zu jener Minderheit zu gehören. Solche Konflikte berührten einen anscheinend nicht, wenn man ihnen aus dem Wege ging. So verschwand vielfach jegliche Solidarität mit Verfolgten, entstand Angst und allenfalls heimliches Mitgefühl. Mutig hatten antifaschistisch gesinnte Eichwalder, insbesondere Kommunisten, den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur aufgenommen. Hausdurchsuchungen und polizeiliche Beobachtungen, oft mit Hilfe von SA-Kräften, auch Denunziationen von Einwohnern, waren an der Tagesordnung. Am 31. März 1933 wurde der politische Leiter der KPD-Ortsgruppe Eichwalde, der Schlosser Emil Kaschel (1898 – 1983), verhaftet und am 17. Mai im Amtsgericht Königs Wusterhausen "auf Grund der einwandfreien Zeugenaussagen" einer Eichwalderin zu zwei Monaten Gefängnis mit zwei Jahren Bewährung verurteilt. Er hatte sich täglich bei der Ortspolizeistelle im Rathaus Eichwalde zu melden. Erst Ende April wurde der Politische Leiter des KPD-Unterbezirks Königs Wusterhausen, Bauarbeiter Theodor Oldenburg, von 1924 bis 1933 Gemeindevertreter Eichwaldes (Kaiser-Friedrich-Str.17, heute Heinrich-Heine Allee), der sich bis dahin in Berlin aufgehalten hatte, in "Schutzhaft“ genommen. Andere KPD-Mitglieder versuchten, die Unterbezirksorganisation und kommunistische Parteizellen von 3 bis 5 Mann in den Ortschaften wieder aufzubauen. Dabei verhielten sie sich meist umsichtig und machten es der Gestapo lange Zeit schwer, ihre Verbindungen aufzudecken, die auch über Beitragszahlungen für die " Rote Hilfe Deutschlands “ bestanden. Diese der KPD nahestehende Organisation unterstützte seit 1921 politische Gefangene und deren Familien. Durch geschicktes Taktieren von Verhafteten bei Verhören waren manche Kassierer und Unterkassierer der KPD unentdeckt geblieben. So auch der Eichwalder 1.Vorsitzende der Roten Hilfe, Schlosser Paul Meyer, der die Arbeit dieser Organisation hier bis September 1933 weiterführte. Einer der Kassierer war Hermann Matthes. Es war nicht ausgeblieben, daß ehemalige Mitkämpfer resignierten, sogar zu den Nazis überliefen, aus Angst Verrat begingen und so Lücken in den illegalen Verbindungen entstanden. Außerdem kannte man sich in politischer Hinsicht im kleinen Eichwalde recht genau, so daß unter diesen Verhältnissen besonders aktive Mitglieder linker Parteien durch Polizei und Nazis leicht zu neutralisieren waren. Im September 1933 wurde Theodor Oldenburg erneut, außerdem die KPD-Mitglieder Bernhard Haase, Eichwalde, und Leo Wiechert , Schulzendorf, in sogenannte Schutzhaft genommen. Weil Gefängnisse und Kasernen nicht ausreichten, die Verschleppten aufzunehmen, entstanden erste provisorische Konzentrationslager und Bunker der SA, die schnell als Folter- und Mordstätten ein Begriff in der Öffentlichkeit wurden. In Königs Wusterhausen wurde zunächst ein sogenanntes " wildes K-Lager “ errichtet.

In einem Bericht des ersten Gestapo-Chefs, Rudolf Diels, hieß es: "... In diesen Märztagen entstanden die Konzentrationslager um Berlin. Es kamen Nachrichten über Lager bei Oranienburg, Königswusterhausen und Bornim. Nach den Berichten von Beamten und Freunden trat die SA mit eigenen ' Vernehmungsstellen' in Berlin selbst in eine grauenvolle Tätigkeit ein. In den einzelnen Stadtteilen entstanden 'Privatgefängnisse'." Auch im Keller des Wildauer Rathauses wurden Verhaftete vorübergehend eingesperrt. Seit März 1933 wurden planmäßig in der Provinz Brandenburg Konzentrationslager (KZ) eingerichtet, das erste in Oranienburg, 1935/36 dann in Sachsenhausen. Hier war ein damals in Eichwalde ortsbekannter SS-Mann, der Inhaber des Seifengeschäftes in der Grünauer Straße 64, als Wachhabender tätig. Die Überwachung, Ermittlung und Bekämpfung oppositioneller Kräfte wurde mit dem Gesetz zur Errichtung des Geheimen Staatspolizeiamtes in Berlin vom 26. April 1933 weiter perfektioniert. Die Nachrichten über die als "Köpenicker Blutwoche" in die Geschichte eingegangenen Grausamkeiten der SA in Köpenick vom Juni 1933 waren in Eichwalde verbreitet worden. Unzählige Menschen, vorwiegend Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftsfunktionäre, aber auch den Nazis unbequem gewordene Aktivisten bürgerlich-nationaler Parteien und Organisationen wurden verhaftet, mißhandelt und dabei mindestens 23 Köpenicker Einwohner viehisch umgebracht. Weitere starben an den erlittenen Mißhandlungen. Schon 1933 wurde das Buch "Sturm 33 Hans Maikowski" über ein an den Köpenicker Ereignissen beteiligtes berüchtigtes SA-Mordkommando aus Charlottenburg als Schullektüre in Eichwalde empfohlen.

Trotzdem erwies sich insbesondere der kommunistische Widerstand entgegen allen Erwartungen als außerordentlich lebendig. Eine Hauptform des Widerstandskampfes war die Verbreitung von Flugblättern und anderen schriftlichen Materialien. Dabei handelte es sich vorrangig um aufklärende Schriften und Zeitungen über den Charakter des Hitler-Regimes und um Aufforderungen zu dessen Bekämpfung. Die Zeitung berichtete von Vorgängen in Zeuthen:" Auf eine bezügliche Belohnungszusage, die durch Amtsvorsteher Scheer ergangen war, hatte sich eine Anzahl von Personen gemeldet, die dem Amte ihre Beobachtungen oder Kenntnisse über bei hiesigen Kommunisten lagerndes parteipolitisches Agitationsmaterial mitteilten. Ganz im stillen wurde nun eine Durchsuchung aller solcher Art bekanntgewordenen Wohnungen vorbereitet....Nicht nur große Mengen verbotener und höchst gefährlicher Druckschriften wurde entdeckt, sondern auch beschriftete Matrizen und Bestandteile eines Vervielfältigungsapparates, die zur Herstellung der sattsam bekannten Zettel gedient hatten, die unter dem Titel 'Das rote Sprachrohr' erschienen und nächtlicherweise im Ort verbreitet worden waren." Wie rege der Widerstand in Erscheinung trat, zeigen weitere Beispiele. Die Schulleitungen wurden angewiesen, Beobachtungen über vielfach festgestellte verstärkte " kommunistische Betätigungen von antifaschistisch gesinnten Lehrern in Schulen und Lehrerkreisen " umgehend zu melden und ihnen "mit aller Schärfe" entgegen zu treten. Bislang konnte Dr. Hohmann für die Eichwalder Schule derartige Betätigung ausschließen, wie er die vorgesetzte Schulabteilung pflichtgemäß wissen ließ. Im Oktober 1933 traf eine Anweisung der Schulbehörde in Eichwalde ein, die das von "staatsfeindlichen Elementen" organisierte Auftauchen " marxistischer Schriften “ in Schulen meldepflichtig machte. Im Dezember 1933 wurde an die Gemeindeverwaltung ein Schreiben des Reichspropaganda-Ministeriums gerichtet, worin vor den Aktivitäten des "Internationalen Hilfskomitees für die Opfer des Hitlerfaschismus“ gewarnt wurde, dessen Ehrenvorsitzender Professor Albert Einstein war. Dieses Komitee sorgte für Kinder politischer Gefangener in Deutschland, denen es einen Aufenthalt in den Niederlanden ermöglichte und sie dafür mit allem Notwendigen versorgte. Derartige Reisen sollten unter allen Umständen verhindert und über Reiseanträge umgehend die Gestapo informiert werden.

Seit 1934 konzentrierte sich die Gestapo auf die Suche nach Funktionären der Arbeiterparteien, wobei sie oft unter Foltern erpreßte Geständnisse von Verhafteten auszuwerten verstand. Der parteilose Eichwalder Drucker und Schriftsetzer Oswin Großöhmigen hatte sich aus politischer Überzeugung bereit erklärt, illegale Druckerzeugnisse für die KPD in seiner Werkstatt in der Stubenrauchstraße 77 herzustellen. Durch Verrat kam die Gestapo dem Vertriebssystem auf die Spur und verhaftete Großöhmigen am 12. Januar 1934. Er wurde zunächst in das berüchtigte Columbia-Haus, einem Berliner KZ, gebracht, dort bestialisch gefoltert und vom "Volksgerichtshof “ am 12. September 1934 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Erst in der Haft entschloß er sich, Mitglied der illegalen KPD zu werden. Wie bereits erwähnt, war seine Ehefrau Jüdin. Nur durch stillschweigende Hilfeleistungen ihres Eichwalder Hauswirtes und anderer Privatleute überstand sie die Zeit der Inhaftierung ihres Mannes. Die Gemeindeverwaltung verweigerte jede Hilfe, und einzelne Mitarbeiter schikanierten das Ehepaar, als Großöhmigen 1936 aus dem Zuchthaus entlassen worden war.

Die antifaschistische Haltung von Eichwalder Sozialdemokraten reichte vom aktiven illegalen Kampf bis zur passiven Resistenz. In der Gewerkschaftssiedlung (heutige Waldstraße, ‘Tautsiedlung’) wohnte bis 1933 der Abgeordnete der SPD im Preußischen Landtag, Wilhelm Krüger (1889 - 1953). Von Beruf Tischler, war er von 1920 bis 1933 SPD-Bezirkssekretär für die Provinz Brandenburg und Grenzmark- Posen-Westpreußen, zugleich Mitglied des Zentralen Parteiausschusses. Nach der Machtübertragung an die Faschisten schien es der Familie ratsam, um weiteren Schwierigkeiten auszuweichen, nach Berlin-Neukölln umzuziehen. Wilhelm Krüger wurde auch an seinem neuen Wohnort ununterbrochen von SA-Leuten observiert und schließlich am 15. August 1933 verhaftet. Am 20. Juni 1934 erfolgte die Anklage wegen "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens in Tateinheit mit einem Verbrechen nach §2 des 'Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien' “. Wilhelm Krüger hatte geholfen, die illegale Arbeit der SPD zu organisieren. Er wurde zu 2 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach der Haftentlassung setzte er den Widerstandskampf fort und gehörte bis 1945 dem illegalen Zentralausschuß der SPD an. Seiner Familie wurden unendliche Demütigungen zugefügt. Seinem Sohn Erich wurde deswegen längere Zeit eine Lehrstelle verwehrt. Erst durch unerwartete Hilfe von illegal arbeitenden Unbekannten konnte ein Ausbildungsplatz besorgt werden. Auch in späteren Jahren erlebte Erich Krüger, daß trotz anhaltender Verfolgungen die antifaschistische Solidarität lebte. Er wurde eines Tages an seiner Arbeitsstelle überraschend von einer jungen Frau angesprochen, die in der Telefonzentrale des gleichen Betriebes arbeitete und die er noch aus seiner Kinderzeit kannte. Es war Lieselotte Lindow aus Eichwalde. Sie warnte ihn vor angelaufenen Nachforschungen der Gestapo, die, wie sich herausstellte, mit einer Einladung des "Einstein-Komitees" für Erich Krüger zusammenhingen.

Der frühere Reichstagsabgeordnete der SPD, Kurt Wegner, versuchte, nach seiner Entlassung aus einem Nazi-Gefängnis, statt an seinem damaligen Wohnort Cottbus seit 1935 in Eichwalde möglichst unauffällig zu leben. Mitunter trafen sich bei ihm langjährige politische Freunde, manche hatten, wie Wegner, eine Haft in Gefängnissen und Konzentrationslagern überstanden und tauschten nun Informationen aus, vermieden aber jegliche Organisationsform, übten passive Resistenz. Dennoch blieb Wegner weiterhin unter Beobachtung durch die Gestapo. . Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in der Markgrafenstraße 36 (Uhlandallee) wurden Bücher sozialistischer und humanistischer Dichter und Autoren beschlagnahmt. Kurt Wegner wurde zum Verhör geschafft, konnte aber wieder nach Hause zurückkehren. Derartige Maßnahmen blieben natürlich in Eichwalde nicht unbemerkt und trugen zum Gemisch aus ängstlichem Angepasstsein und Wohlverhalten bei. Mißtrauisch verfolgte die Gestapo auch politische Betätigungen von ehemals bürgerlich-national organisierten Personen, selbst dann, wenn ihnen keine illegale Tätigkeit nachgewiesen werden konnte. So wohnte in der früheren Kronprinzenstraße 36 ( Fontaneallee ) der Schriftsteller und Verleger Dr. Erich Schmidt (1897-1952). Von Juli 1932 bis März 1933 war er Reichstagsabgeordneter der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP) und dort Mitglied des Sozialpolitischen Ausschusses. Es war jener Dr. Schmidt, der noch im Februar 1933 in Eichwalde für die Regierung der "nationalen Konzentration“ geworben hatte. Nach dem Verbot seiner journalistischen Tätigkeit 1933 gab er in seinem eigenen Verlag Loseblatt-Handbücher zu sozialen, verkehrs- und wirtschaftsrechtlichen Themen heraus. Der Verlag und seine Eichwalder Wohnung wurden von der Gestapo durchsucht. Die von ihm seit Juli 1933 verlegten "Berliner Hefte “wurden 1938 von der Reichsschrifttumskammer verboten. Das Verlags- und Pressewesen war ebenfalls 'gleichgeschaltet' , d.h. verboten, beschlagnahmt, ausgeschaltet oder auf nationalsozialistische Linie, wie z. B. die "KönigsWusterhausener Zeitung", gebracht worden.

An die Eichwalder Schulleitung erging mit Datum vom 6. September 1933 folgende streng vertrauliche Weisung: " Lehrer, Schüler, Beamte, Angestellte, Arbeiter, die der SA, der SS oder dem St. (Stahlhelm, d. A.) angehören, sind, sobald 'ernste Alarmstufe' angeordnet ist, grundsätzlich ohne weiteres und ohne besondere Genehmigung vom Unterricht bezw. von ihren Dienstgeschäften beurlaubt." Alle technischen Vorbereitungen für die ständige Einsatzbereitschaft waren zu treffen. Von April bis Oktober 1933 war die SA des Landkreises Teltow für Fahrt-, Benzin- und Telefonkosten aus öffentlichen Mitteln unterstützt worden. Von der Gemeindeverwaltung Eichwalde erhielt der SA-Sturmbann IV / 206 aus öffentlichen Haushaltsmitteln 180.- RM für die Anschaffung eines Kraftwagens. Das Gewaltpotential dieser Terrorbanden sollte vorerst weiter erhalten bleiben. Dazu dienten regelmäßige Mobilisierungen. Im März 1934 wurde zum Beispiel ein nächtlicher Alarm der Motor-SA Eichwaldes ausgelöst, die inzwischen reichlich mit Kraftfahrzeugen und Motorrädern ausgerüstet war. Eines Morgens um halb vier wurden die Einwohner durch Motorenlärm und lauten Marschgesang wach, als die Eichwalder SA nach Waltersdorf abrückte. Hier wurde ein militärischer Aufmarsch mit Parade abgehalten, " dessen sich kein Infanterist zu schämen brauchte", wie der Berichterstatter prahlte.

Immer wieder wurden die Einwohner mit Aufmärschen und Aktionen beschäftigt. In Eichwalde war schon seit 1924 alljährlich das Gedenken an den sogenannten "Rhein- und Ruhrkämpfer “ Willy Dreyer aus der Eichwalder Waldstraße durch militaristische Vereine und nationalistische Parteien gepflegt worden. Dreyer ,1900 geboren, war im Jahre1923, nationalistisch verblendet, in das von Frankreich besetzte Ruhrgebiet gefahren, um gegen die Besatzer zu kämpfen. Er wurde dort verhaftet, zunächst zum Tode verurteilt, später zu lebenslänglicher Haft begnadigt. Als er im Gefängnis schwer erkrankte, wurde die Strafverbüßung aufgehoben, aber Dreyer verstarb am 21. März 1924 in einem französischen Krankenhaus und wurde im gleichen Jahr in Eichwalde beigesetzt. Sein 10.Todestag am 26. März 1934 war Anlaß für einen Aufmarsch von etwa 2000 SA-Leuten des Kreisgebietes, dazu der örtlichen NS-Organisationen, der Schuljugend und Hunderten von Einwohnern. Glockengeläut, Trauermusik, Rede eines SA-Standarten-Pfarrers, gemeinsamer Gesang des Deutschlandliedes und von Nazi-Liedern - all das erzeugte eine beeindruckende Stimmung. Die Wald- und die Schulzendorfer Straße wurden in Dreyerallee umbenannt. Insbesondere der Anblick "der langen braunen Kolonnen “ war auf Wirkung bedacht. Wer dieses militärische Schauspiel sah, konnte eingeschüchtert leicht seinen Widerspruchsgeist oder seine Protesthaltung aufgeben.

Die Rollenverteilung zwischen SA und Reichswehr war noch nicht endgültig entschieden. In der Reichswehr gab es Befürchtungen über eine aus Reichswehr und SA verschmolzene Miliz, woran die SA große Erwartungen geknüpft hatte. Noch wurden die Schlägertrupps der SA gebraucht. Sie rückten in Eichwalde am 8. Mai 1934 mit LKW an, um ein illegales Funktionärstreffen des linken gewerkschaftlichen "Einheitsverbandes für das Baugewerbe" im Ort zu zerschlagen und die Beteiligten zu verhaften. Das Treffen war verraten worden, aber dank ausgestellter Posten mißlang die Überrumpelung durch die SA. Zunehmend war in Eichwalde ein radikalisierter Antikommunismus spürbar und eine wachsende Denunziationsbereitschaft zu verzeichnen. Um so beachtlicher ist deshalb die Tatsache, daß es der KPD im Bereich Eichwalde - Schulzendorf - Schmöckwitz - Köpenick gelang, die illegale Arbeit mit in Berliner Betriebe hinein reichenden Verbindungen bis zur Befreiung vom Faschismus aufrechterhalten zu haben. Das war dank des mutigen, konspirativ geschickten Verhaltens von Emil Kaschel aus Eichwalde, später Schulzendorf, sowie der Schlosser Walter Zietz (1887 - 1966) und Kurt Zietz (1896 – 1974) aus Berlin-Schmöckwitz möglich. Die mit hohem Einsatz Widerstand leistende mutige Minderheit der Einwohner war anfangs der Auffassung, daß die Hitler-Regierung ebenso eine kurzlebige Episode sein würde, wie es mehrfach deren Vorgänger gewesen waren. Leider erwiesen sich solche Hoffnungen als Illusion und führten zu gewaltigen Opfern der Arbeiterparteien und bürgerlichen Antifaschisten. Die Widerstandskämpfer folgten ihrer politischen Überzeugung, etwas aus ihrer Sicht Notwendiges für den gesellschaftlichen Fortschritt, gegen die Nazi-Barbarei und den von ihnen vorhergesehenen Krieg zu tun, auch wenn ihr Kampf mit Verfolgung, mit Strafen und Tod bedroht wurde.


1 Beiträge, Bd. 11, S. 33
2 Ploetz, S. 93 f.
3 Heimatarchiv Eichwalde. Lebenslauf und Leidensweg des Schriftsetzers Oswin Großöhmigen und seiner Frau aus Miersdorf bei Zeuthen während des Bestehens des nationalsozialistischen Staates 1933 / 45, S.2.
4 Bericht Willi Matthes, ( Jg.1911 ), Eichwalde, Triftstr., Februar 2004.
5 Zeuthen. Geschichte und Geschichten, Zusammengestellt von Hans-Georg Schrader. 1998, Abbildung, S.336.
6 Bericht Frau Günther, Eichwalde, Stubenrauchstr., November 2003. Mit „Herr Weiß“ war Dr. Bernhard Weiß gemeint, ein Jude, der in der späten Weimarer Republik Berliner Polizei-Vizepräsident war und 1933 emigrieren musste.
7 Kreisarchiv, B. E., Nr. 145.
8 Eichwalder Humboldt-Gymnasium, Bestand 1933, Dok. v. 25. August 1933. (i.f. EHG).
9 Heimatbuch, S.643 u. 601.
10 BLHA, Rep. 203, Nr. 5491.
11 Bericht Ruth Weis, geb. Freudenberg, Erkrath, Januar 2004.
12 KWZ v. 20. Mai 1933.
13 Bericht Willi Matthes, Eichwalde, Triftstr., März 2004.
14 KWZ v. 2. April, 26. April, 2.September 1933.
Zum antifaschistischen Widerstand in der Region hat Herr Fred Bruder mehrere Aufsätze veröffentlicht. Seine Hinweise wurden dankbar verwendet.
15 Zitat aus : (Hg.) Bundeszentrale für politische Bildung / bpp. Informationen zur politischen Bildung, Nr. 251, Nationalsozialismus I. Von den Anfängen bis zur Festigung der Macht. Bonn, 2003, S.41.
16 BLHA, Pr. Br. Rep. 203, AzS, BET 1206.
17 Vgl. Ploetz, S.94 f.
18 Beiträge, Bd. 11, S. 45.
19 Kreisarchiv, B.E., Nr.145.
20 KWZ v. 26.März 1933.
21 Ebenda, Dok. v. 13. April 1933.
22 Kreisarchiv, ebenda.
23 Vgl. Dahlem , a.a.O., S. 184.
24 Vgl. Anm. 3.
25 Bericht Erich Krüger, Eichwalde, im Jahre 2003. Vgl. (Hg.) Eichwalder Heimatverein e.V., Heft II, "Leute in Eichwalde“: Wilhelm Krüger – Die Nazis machten ihn zum Staatenlosen, S.20.
26 Hermann Wegner : Durch die Zeit gestolpert. Erinnerungen. Berlin, 1993. S.19 f.
27 Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand in Köpenick und Treptow, a.a.O.,S.167 f.
28 EHG, Bestand 1933, Dok. v. 6. September 1933.
29 BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A I Kom, Nr. 512, Dok. v. 30. Okt. 1933 u. 28. Aug.1934.
30 KWZ v. 22. März 1934.
31 Heimatbuch, S.76.
32 Vgl. Heinrich-Wilhelm Wörmann, a.a.O. S. 129.


Anpassung

Meist hörten oder lasen die Einwohner mehr von Verhaftungen und Unannehmlichkeiten, als daß sie diese selbst unmittelbar miterlebt hätten. Sensibler beobachteten ehemalige Anhänger von KPD und SPD sowie jüdische Einwohner die sich entwickelnden Verhältnisse, denn für sie waren jähe Repressionen nicht auszuschließen. Zunehmend setzten die Eichwalder große Hoffnungen in die vollmundigen Versprechungen der Naziführung, und man sah mitunter in Personen, die davon abweichende Auffassungen äußerten, eher Nörgler und Pessimisten. Gespannt verfolgten die Menschen, wie sich allmählich wirtschaftliche Fortschritte am Horizont zeigten, wie sich Beschäftigung, Ordnung, Sicherheit und vielleicht sogar bald Wohlstand einstellten. In seinen Erinnerungen gibt Hermann Wegner, der seit 1935 als Jugendlicher in Eichwalde gelebt hatte, seine Ansichten über diese Jahre wie folgt wieder: "Kleine Fabrikanten, Handwerksmeister, Ingenieure, gut dotierte Beamte leisteten sich schon damals einen Haupt- oder Zweitwohnsitz außerhalb der großen Stadt. Die tägliche Fahrt mit Dampfzug und S-Bahn nahmen sie in Kauf, um Feierabend und Wochenende zwischen Seen und Wäldern zu genießen, beneideten wohl auch die Pensionäre, die hier schon ungestört Rosen züchteten. Nur jeder vierte Eichwalder ging im Wohnort seinem Beruf nach, verdiente sein Brot in der Gemeinde, in der er Steuern zahlte...Die Siedlerhäuser ähnelten sich, blieben brav in der Reihe, und ihre Besitzer besserten die Haushaltskasse mit Kleintierzucht und Gemüseanbau auf. Mietshäuser nach Berliner Vorbild standen nur einige neben dem Bahnhof...So ein Ort beherbergt Einzelgänger, Menschen, die von Zinsen leben, ein paar Käuze, überwiegend Kleinbürger, gewiß nicht Umstürzler. Folglich gedieh hier Anpassung, nicht Widerstand...Die NSDAP in Eichwalde, vor 1933 eher ein Mitleid erheischendes Häuflein, hoffte auch nach der Machtergreifung vergebens auf den stürmischen Zulauf..... Aber so abwartend und tatenlos, wie die Eichwalder nun den „Führer“ gewähren ließen, hatten sie auch dem Niedergang der Weimarer Republik zugeschaut.“ Der äußeren Ansicht Eichwaldes mag diese Beschreibung wohl entsprochen haben, jedoch werden Rolle und Einfluß der Nazis hier eher verharmlost. So teilnahmslos untätig waren viele der fast 5000 zählenden Einwohner des Ortes durchaus nicht. Im Gegenteil, die Naziorganisationen Eichwaldes erreichten bald einen beachtlichen Mitglieder- und Mitmacheranteil.

Die Einwohnerschaft Eichwaldes setzte sich, wenn man die Berufe der im Einwohnerverzeichnis von 1938 aufgeführten Haushaltungsvorstände betrachtet, zu etwa 44 Prozent aus Arbeitern und Angestellten, zu 42 Prozent aus Beamten, Selbständigen und Freiberuflern, zu 14 Prozent aus Rentnern, Pensionären und sonstigen Personen zusammen. Mit nationaler und sozialer Demagogie, durch Drohung und Terror, mit Rassenideologie und übersteigertem Nationalismus hatte der deutsche Faschismus den weitaus größten Teil der Einwohner Eichwaldes ergriffen. Das ließ auch manche zu Taten bereit werden und keinesfalls abwartend abseits bleiben. Sie fanden sich bald mit den anderen politischen Verhältnissen ab und nahmen bereitwillig den "neuen Geist“ in sich auf.

1932 zählte die NSDAP in Eichwalde 50 Mitglieder, bezogen auf 3 604 Wahlberechtigte waren das 1,4%. Seit März 1933 stieg die Mitgliederzahl der örtlichen NSDAP sprunghaft an ("Märzgefallene“, so nannten die vor dem 30. Januar 1933 Mitglied gewordenen Nazis jene nach den Märzwahlen eingetretenen Mitglieder.), so dass Ende des Jahres 1934 schon 318 Eichwalder Mitglied in der Hitler-Partei waren. Bezogen auf etwa 4 400 Stimmberechtigte im August 1934, von denen die Mehrzahl erwerbsfähig gewesen sein wird, waren das 7,2%. Zeitweilige Mitgliedersperren, so vom 1.5.1933 bis zum 1.5.1937, bremsten den Zustrom zur NSDAP etwas, ohne ihn je ganz zu verhindern. Die einzige jemals zwischen 1933 und 1945 durchgeführte Mitgliederzählung ergab, daß am 1. Januar 1935 in Deutschland 2.495 000 NSDAP-Mitglieder registriert waren. Das waren 3,8% der Erwerbsfähigen Deutschlands. Für 1938 wurden lt. Heimatbuch 588 Mitglieder und Anwärter der NSDAP gezählt. Bezogen auf 4.660 wahlberechtigte Einwohner im Jahre 1938 waren 12,6 % sogenannte Pg's (NSDAP-Ziel 5-10%). Die Eichwalder Nazis waren also überdurchschnittlich erfolgreich. Bis 1945 stieg die Mitgliederzahl weiter. Es gab außerdem hunderte Anhänger und Mitläufer in mehr als 18 örtlichen NS-Verbänden und Gliederungen. Darunter waren 15 SS-Leute, von denen 3 in KZ’s eingesetzt waren. Nur wenige Eichwalder Kinder und Jugendliche entzogen sich der Mitgliedschaft in den NS-Jugendverbänden Hitlerjugend und Deutsches Jungvolk sowie Bund Deutscher Mädel und Jungmädel. Der "Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes" versuchte, die Gewerbetreibenden des Ortes unter Aufsicht zu bringen. Mit dem Versprechen, ein Kontrollrecht bei der Vergabe von Aufträgen zu haben, lockte auch der örtliche Vorstand des Kampfbundes Handwerker und Gewerbetreibende, sich seinen Reihen anzuschließen. Am 8. August 1933 wurde der Kampfbund in Durchsetzung des "Führerprinzips" in die "Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbe-Organisation" (NS-Hago) überführt. Allein dem seit 1934 bestehenden Reichsluftschutzbund waren bis April 1937 bereits 1203 Bürger beigetreten, ließen sich bei Hauswerbungen einschreiben. Besonders die Tätigkeit der Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) fand große Zustimmung. Bis 1938 waren schon annähernd tausend Eichwalder Mitglied dieser NS-Organisation. Mit dem von der NSV geleiteten Winterhilfswerk (WHW, seit 13. September 1933) sollte die soziale Not unmittelbar gemildert werden. Es wurden Straßen- und Haussammlungen veranstaltet, die nicht nur den Eindruck umfassender Fürsorge des NS-Systems für das Wohl des Volkes vorgaukelten, sondern zugleich dem NS-Staat schon 1933 mühelos 358 Millionen RM in die Kasse brachten. Anfangs gehörte das Winterhilfswerk zu jenen Maßnahmen, die über noch vorhandene Konsolidierungsprobleme der Hitler-Regierung hinwegtäuschen sollten. Das WHW, später selbst in den Kriegsjahren alljährlich durchgeführt, stellte in Wahrheit eine zusätzliche Steuer zur Finanzierung der Rüstung dar. Mit der Organisation des Winterhilfswerkes wurde besonders die Eichwalder Anhängerschaft der Nazis im Herbst 1933 über viele Wochen beschäftigt, die von den Eichwaldern Lebensmittel-, Kleider- und Geldspenden einsammelte. Was den einen von SA-Leuten und Hitlerjungen abverlangt wurde, verteilten diese an andere Mitbürger. Gutscheine für den Bezug von Kohle, Strom und Gas wurden an Bedürftige verschenkt. "Keiner soll hungern oder frieren", lautete eine zentrale Losung der Nazis. Dem konnte man schwerlich widersprechen. Die NSDAP gab sich ein soziales Gesicht, inszenierte und propagierte den "Sozialismus der Tat“. "Eintopfsonntage" in den Haushalten und Speisegaststätten, seit 1.Oktober 1933 an jedem ersten Sonntag des Monats in ganz Deutschland, 1935 bereits jeden zweiten Sonntag, sollten das Gefühl der Zugehörigkeit zur Volksgemeinschaft festigen und dem NS-Staat Devisen für einzuführende Lebensmittel ersparen. Unter der Überschrift "Aus einem Topf “ war am 7.Januar 1934, dem vierten Eintopfsonntag nach dessen Einführung, in der Regionalzeitung zu lesen : "Am Eintopfsonntag ißt das deutsche Volk gleichsam aus einem Topf, aus dem Topf deutscher Not, deutschen Schicksals, aber auch aus dem Topf deutscher Notgemeinschaft, deutscher Aufbaubereitschaft. Mit dem Eintopfgericht soll sich das deutsche Volk verbunden fühlen, wie etwa bei einer Arbeitsgemeinschaft in einem Arbeitslager, wie der Soldat in der Stubenkameradschaft oder die wandernde Jugend im Zeltlager. Das ist der tiefere Sinn des Eintopfgerichts...“ Die Eichwalder waren offenbar besonders eifrige Eintopfesser, denn die Gemeinde erreichte im Kreis Teltow mit 546,- RM (Reichsmark) den 5. Platz bei der Abrechnung der mit einem bescheidenen Eintopfessen eingesparten Geldmittel, im Februar sogar Platz 4. Eine Eichwalderin erinnerte sich an folgende Begebenheit aus ihrer Kindheit: "An einem Sonntag saßen meine Eltern und ich beim Essen. Da rief jemand an der verschlossenen Gartentür. Mein Vater nahm sein Portemonnaie und ging, von mir neugierig begleitet, zur Gartenpforte. Es war 'Eintopfsonntag', und da wurde immer gleich das beim bescheidenen Eintopfgericht gesparte Geld einkassiert. ' Hat es geschmeckt?' wurden wir vom Kassierer gefragt. Mein Vater antwortete:' Ach, wissen Sie, wenn der Eintopf gut gekocht ist, schmeckt er sogar als Sonntagsessen ' und reichte seine Spende über den Zaun. Ich starrte ihn entgeistert an. Noch nie hatte ich meinen Vater die Unwahrheit sagen hören. Wir hatten uns nämlich gerade einen Braten schmecken lassen. ' Wir essen, was uns gefällt, so lange wir es uns leisten können, aber das muß ja nicht jeder wissen ', meinte mein Vater hinterher. Ich hatte verstanden." Losungen wie: "Sonntagspflicht - Eintopfgericht!“, "Eintopfessen - nicht vergessen!“, "Das Eintopfgericht erzieht Eure Kinder zur Volksgemeinschaft!“ oder "Herr Eintopf und Frau Kelle melden sich zur Stelle!“ mobilisierten die Eichwalder. Am ersten Sonntag im November 1933 waren HJ, BDM und DJ damit beschäftigt, ihrerseits Geld für das WHW zu sammeln. Dazu wurden bei Straßensammlungen im Zusammenwirken mit der NSV Nägel für 5 Rpfg verkauft, die auf einen Schild in Form des HJ-Abzeichens genagelt werden sollten. Derartige Nagelungen der HJ-Schilde wurden in der Aula des Gymnasiums veranstaltet, auf einen Schild paßten 1300 Nägel (65.-RM).

Zum emotionalen Höhepunkt des Jahres 1933 sollte die WHW-Aktion "Weihnachten in jedem deutschen Haus“ werden. Bedürftige erhielten vom WHW Geschenke, Lebensmittel, Brennstoffe und wurden in Feierstunden betreut. Am Bahnhof Eichwalde ließ die Ortsleitung der NSDAP eine Holzpyramide errichten, die jeden Ankommenden mahnte, die WHW-Spende nicht zu versäumen. Im Februar 1934 verkaufte man Rosetten aus Plauener Spitze, um die Not der Arbeitslosen in der Plauener-Spitzen-Produktion zu lindern, im Mai folgte der Verkauf von Seidenbandabzeichen für das Hilfswerk "Mutter und Kind “, der 14. Juli wurde zum "Tag der deutschen Rose" erklärt und dementsprechend Naturrosen mit Band und Nadel verkauft, in ganz Deutschland 20 Millionen Stück für je 20 Rpfg. Der Straßen- und Hausverkauf lief auf Hochtouren. Das alles sollten sichtbare Zeichen deutscher Volksgemeinschaft sein. Nicht wenige Eichwalder fühlten sich durch die andauernde Sammlerei auch bedrängt und belästigt. Die Regionalpresse verlautbarte deshalb im Februar 1934 ausdrücklich für Eichwalde: "Glaube nicht, lieber Volksgenosse, daß es genügt, wenn Du Dich in Deiner Wohnung hältst und unsern Sammlern vortäuschst, Du wärst nicht zu Hause. Wir finden Dich überall, ob zu Hause, auf dem Spaziergang oder im Lokal. Durch Dein Tun und Lassen wirst Du beweisen, ob Du Dich zu der großen Volksgemeinschaft bekennst oder Dein Bekenntnis nur ein Lippenbekenntnis ist. Am 18. Februar trägt jeder Eichwalder eine Spitzenrosette!“ Die Verärgerung der Bevölkerung über den regelrechten Sammlungsterror führte schließlich 1935 zu einem zeitweisen Verbot von Straßensammlungen. Es gab jedoch viele weitere Methoden, u.a. den automatischen Lohnabzug, um die Gelder für das Winterhilfswerk einzutreiben. Mit immer neuen Varianten wurden finanzielle Mittel abgeschöpft und gleichzeitig das Trugbild von einer Volksgemeinschaft ohne Klassenunterschiede erzeugt. Bald war in Eichwalde kein Bereich des gesellschaftlichen Lebens mehr vorhanden, der nicht von den Nazis erfaßt, reglementiert, organisiert und kontrolliert wurde.

Lügen und Versprechungen großen Stils waren unverzichtbare Führungsmethoden der Hitlerregierung und NSDAP-Führung. Von besonderer Tragweite und Hinterhältigkeit erwiesen sich die permanenten Heucheleien Hitlers über den Wunsch nach Frieden und Sicherheit für ein Deutschland in der Völkergemeinschaft. Sie blieben bei beträchtlichen Teilen der Bevölkerung nicht wirkungslos. Die Wahrheit hatte der damalige Außenminister von Neurath nur als Niederschrift einer Ministerbesprechung Hitlers am 7. April 1933 seinem Tagebuch anvertraut, indem er schrieb: " Unser Hauptziel bleibt die Umgestaltung der Ostgrenze. Es kommt nur eine totale Lösung in Frage." Eben, am 4. April, war der Berliner Vertrag von 1926, der Freundschafts- und Neutralitätspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion, verlängert worden. Ein Nichtangriffsvertrag mit Polen folgte im Januar 1934.

Die Hitlerregierung beteuerte unüberhörbar und demagogisch ihre Bereitschaft zur totalen Abrüstung. Krieg sei Wahnsinn ohne Ende, hatte Hitler in seiner als "Friedensrede" bezeichneten Reichstagsrede am 17. Mai 1933 erklärt. Die Probleme wurden derart verfälscht dargestellt, als erfüllten allein die Siegermächte des ersten Weltkrieges ihre in Versailles übernommenen Verpflichtungen zu einer Rüstungsbeschränkung nicht. Unter dem längst gesuchten Vorwand einer angeblichen Ungleichbehandlung Deutschlands in Abrüstungsfragen brach die deutsche Delegation ihre Verhandlungen bei der seit Februar 1933 stattfindenden Genfer Abrüstungskonferenz am Sitz des Völkerbundes ab. Das Hitlerkabinett traf am 14. Oktober die Entscheidung, sich damit zugleich aus dem Völkerbund zurückzuziehen. Scheindemokratisch sollte mit einer außerordentlichen Reichstagswahl und einem Volksentscheid am 12. November dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund nachträglich zugestimmt und die propagierte 'Wehrhaftmachung' als von allen Deutschen ersehnte Notwendigkeit gerechtfertigt, der außenpolitische Kurs Hitlers zur Revision des Versailler Systems gebilligt werden. Es war der national-konservativen und faschistischen Propaganda nach dem Ersten Weltkrieg gelungen, bei vielen Deutschen den Versailler Vertrag als Ausdruck nationaler Erniedrigung und dessen Beseitigung als Lösung aller ihrer Sorgen und Nöte erscheinen zulassen. Die Nazis taten so, als würden sie breite Volksinteressen vertreten, wenn sie lautstark die Revision des Vertrages verlangten. Gleichberechtigung wurde gefordert - das NS-Regime verstand darunter vorrangig die militärische Gleichberechtigung und erzeugte eine nationalistische Hochstimmung als Beschützer der Nation. Als im November 1933 die Ortsgruppe der NSDAP in "Walters Bierhallen“ eine Wahlversammlung mit der Losung: "Frieden und Gleichberechtigung!" veranstaltete, konnte sie auf die in der Einwohnerschaft, nicht nur beim Kriegerverein, weit verbreiteten Hoffnungen einer baldigen Revision des Versailler Vertrages bauen. "Mit Ja in Treue zum Führer!“- das wurde nun von der Ortsgruppe der NSDAP zum Ziel der Abstimmung am 12. November deklariert. Zur weiteren Vorbereitung dieses Täuschungsmanövers wurde am 10.November um 13.00 Uhr auf allen deutschen Sendern als Höhepunkt der "Propagandaschlacht “, wie Goebbels es bezeichnet hatte, eine Rede Hitlers übertragen, die er vor Arbeitern der Berliner Siemenswerke hielt. Zu dieser Stunde, in der sich Hitler als Mann der Arbeit und des Volkes präsentierte, ruhte in ganz Deutschland die Arbeit. Die Eichwalder Straßen waren wie leergefegt. Auch alle Schüler des Ortes verfolgten die Rede beim Gemeinschaftsempfang. Hitler beteuerte erneut vor aller Welt seine Bereitschaft zu Gleichberechtigung und Frieden, um gleichzeitig den beschlossenen Rückzug aus dem Völkerbund und die Notwendigkeit deutscher Rüstung zu rechtfertigen. Frieden, bis Deutschland durch Aufrüstung und Wehrmacht kriegsbereit geworden war, Gleichberechtigung mit dem Rüstungsstand anderer Staaten. Dass derartige revanchistische Propaganda die Kriegsgefahr heraufbeschwor, wurde nur von einer Minderheit des deutschen Volkes wahrgenommen. Zwei Tage später ging man zur Wahl.

Das Ergebnis sah wie folgt aus: Von 3867 Wahlberechtigten beteiligten sich 218 nicht an der Scheinwahl zum Reichstag, außerdem ergab die Auszählung einen außergewöhnlich hohen Anteil von 312 ungültigen Stimmen. 3337 der gültigen Stimmen waren für den Wahlvorschlag der einzigen zur Wahl stehenden Partei, der NSDAP, mehr als 86 Prozent. 530 Wahlberechtigte Eichwaldes hatten sich den Nazis, zweifellos aus Protest gegen die Beseitigung des demokratischen Parteiensystems, gegen den Nazi-Terror und den außenpolitischen Kurs des faschistischen Regimes, verweigert, also 13,7 % der stimmberechtigten Eichwalder. Das Wahlverhalten zum Thema der Volksabstimmung ergab: Von 3867 Stimmberechtigten nahmen 3753 an der Volksabstimmung teil, davon entschieden sich 3518 (93,7%) für den außenpolitischen Kurs der Hitler-Regierung. Insgesamt hatten sich 349 stimmberechtigte Eichwalder, mehr als 9%, durch Stimmenthaltung oder mit ihrem Nein gegen den Rückzug Deutschlands aus dem Völkerbund entschieden. Sie durchschauten den friedensgefährdenden Kurs Hitlers - nur eine Minderheit, aber eine weitblickende.

Fünf Jahre später, am 10. November 1938, es war der Tag nach dem Pogrom gegen die Juden, erklärte Hitler in einer nicht zur Veröffentlichung bestimmten Rede vor ausgewählten NS-Funktionären : " Der Zwang war die Ursache, warum ich jahrelang nur vom Frieden redete. Es war nunmehr notwendig, das deutsche Volk psychologisch allmählich umzustellen und ihm langsam klarzumachen, daß es Dinge gibt, die, wenn sie nicht mit friedlichen Mitteln durchgesetzt werden können, mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden müssen." Schon gegen Ende des ersten Jahres der NS-Diktatur war die überwiegende Mehrheit der Eichwalder nachweislich an ihrem Abstimmungsverhalten auf den Kurs der NSDAP eingeschwenkt. Ihnen blieb trotz mahnender Stimmen verborgen, welche Kriegsgefahr mit dem Faschismus in Deutschland verbunden war. Es war mehr als nur ein symbolischer Akt, als am 1. Juli 1933 der König-Albert-Platz, der heute Händelplatz heißt, in Adolf-Hitler-Platz umbenannt wurde. Dazu erklang aus dem Gotteshaus, das neben der Kirchenfahne auch mit der Reichsfahne und der Hakenkreuzfahne dekoriert war, feierliches Orgelspiel.


1 Hermann Wegner: Durch die Zeit gestolpert . Erinnerungen. Berlin, 1993, S.17.
2 Friedrich Westphal : Adreßbuch für die Gemeinde Eichwalde ,Kreis Teltow, Berlin, 1938. Hierin sind nach dem Stand vom 1. Februar 1938 die Haushaltungsvorstände aufgeführt, die nach ihrer sozialen Stellung oder Berufsbezeichnung eingetragen wurden. Eine andere Quelle für eine annähernde Übersicht der Sozialstruktur stand 2004 nicht zur Verfügung.
3 Heinz Bergschicker, Deutsche Chronik, a.a.O., S.52.
4 Mitgliedszahlen nach Heimatbuch, S. 539 ff.
5 Kreisarchiv, B.E. Nr. 148 ..
6 Vgl. Kurt Pätzold / Manfred Weißbecker : Hakenkreuz und Totenkopf. Die Partei des Verbrechens. Berlin 1981. S. 235.
7 KWZ v. 7. Januar u. 14. Oktober 1934.
8 Bericht Frau Günther, Eichwalde, Stubenrauchstr., November 2003.
9 Kreisarchiv, B.E.Nr.145 .
10 KWZ v. 17. Februar 1934.
11 Ploetz, a.a.O, S. 196.
12 Vgl. Beiträge, (Abschnitt 1., Anm.15 ) S. 81ff.
13 KWZ v. 18. November 1933.
14 Zitiert nach: Heinz Bergschicker, Deutsche Chronik 1933 – 1945, Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur, Berlin1982, S. 267.


Kreuz und Hakenkreuz

Das kirchliche Leben in Eichwalde wurde während dieser Jahre von den politischen Ereignissen ebenfalls berührt und blieb von der Zerstörung humanistischer Werte nicht verschont. Führende Persönlichkeiten beider christlichen Konfessionen offenbarten seit März 1933 eine profaschistische Haltung. Der deutsche Protestantismus war während der NS-Zeit in zwei kirchenpolitische Gruppierungen gespalten. Die eine Richtung bildete die Glaubensbewegung "Deutsche Christen “, welche die faschistische Ideologie mit dem christlichen Glauben verschmelzen wollte, die andere war die im Kampf gegen faschistische Kirchenpolitik gebildete Bewegung der "Bekennenden Kirche“. Sie setzte sich innerkirchlich für die Reinhaltung des evangelischen Bekenntnisses von den Einflüssen der NS-Ideologie und die Ablehnung der Eingriffe des Staates in das Leben der Kirche ein. Allerdings war damit nicht von vornherein eine illoyale Haltung oder etwa Widerstand gegenüber dem NS-Regime verbunden.

Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Eichwaldes war von 1930 bis zum 1.März 1932 Paul Maßler. Bis zum 31. März 1933 blieb die Pfarrstelle unbesetzt, die Gottesdienste wurden von in Eichwalde lebenden pensionierten Pfarrern versehen. Im Jahre 1933 bewarb sich Pfarrer Georg Pickel für das Pfarramt in Eichwalde. Pickel hatte sich bereits 1932 der NSDAP und bald darauf den 'Deutschen Christen' angeschlossen. Diese Fakten begünstigten die einstimmige Entscheidung des Gemeindekirchenrates für ihn, zumal Pickel aus seiner antisemitischen Einstellung und nationalsozialistischen Gesinnung kein Hehl gemacht hatte. Anläßlich seines Amtsantritts am 1. April 1933 hatte ihm sein katholischer Amtsbruder Kohlsdorf schriftlich zugesichert, wie Pickel auf dessen Jubiläumsfeier 1934 verkündete, "daß sie beide an der religiös-sittlichen Erziehung ihrer Gemeinden arbeiten wollten, was ihn sehr angenehm berührt habe; und er könne zu seiner Freude bestätigen, daß zwischen ihnen ein herzliches Einvernehmen bestehe. Beide Konfessionen hätten sich in dieser schweren Zeit zusammengefunden und (es) bestehe hier am Ort ein solch freundschaftliches, aufrichtiges Zusammenarbeiten, wie es für das ganze Reich wünschenswert sei.“

Die katholische St. Antonius-Kirchengemeinde wurde von Pfarrer (bis 1948 Kurator) Kohlsdorf geführt, dessen silbernes Priesterjubiläum am 17. Juni 1934 feierlich gewürdigt worden war. Aus diesem Anlaß fand nach den Kirchenfeierlichkeiten eine weltliche Zusammenkunft in "Wiechers Gesellschaftshaus" (Gosener Str.) statt, auf der ein Erzpriester das Wort nahm und ein Gelöbnis der Treue gegenüber der weltlichen Obrigkeit abgab. " Nach einem dreifachen 'Sieg Heil' auf den Papst, den Reichspräsidenten und den Reichskanzler wurden die Papsthymne und je ein Vers des Deutschland- und des Horst-Wessel-Liedes stehend gesungen “, wie im Heimatbuch festgehalten wurde. Hier war von politischer Abstinenz nichts zu spüren. Kurator Kohlsdorf war natürlich dem Verhaltenskodex des vom Vatikan mit dem NS-Regime geschlossenen "Reichskonkordats" verpflichtet, der seinen Priestern 'Botmäßigkeit' gegenüber der staatlichen Obrigkeit abverlangte. Kohlsdorf galt bei Stahlhelm und Kriegerkameradschaft als beliebter Volksredner, der zu Fahnenweihen und festlichen Zusammenkünften stets die rechten Worte zu finden wußte. "Nach dem Treuegelöbnis auf den Führer folgte der Gesang des Liedes ‘Vom Himmel hoch’", schrieb die Tagespresse in einem Bericht über die Weihnachtsfeier der Eichwalder Kriegerkameradschaft 1935, die sich Herrn Kohlsdorf als Festredner geladen hatte. Kein Pfarrer erhob Einspruch, als der Eichwalder jüdischen Familie Lippmann empfohlen wurde, ihre Kinder nicht mehr am evangelischen Religionsunterricht in der Schule teilnehmen zu lassen. Die kirchenpolitische Glaubensbewegung "Deutsche Christen“ war nach der Gründung einer Ortsgruppe angestrengt bemüht, die evangelischen Gläubigen noch stärker auf den Führerstaat zu verpflichten, so auf einer Kundgebung am 9. März 1934 in der Aula des Gymnasiums mit dem Thema :"Nationalsozialismus und Deutsche Christen“. Bei anderer Gelegenheit referierte Pfarrer Pickel zum Thema: "Die deutsche Frau im Dritten Reich“. Pickel war allerdings ein moralisch labiler Mensch, der sich deshalb im Ort keinen guten Ruf erwerben konnte. Er wurde 1936 wegen erheblicher Dienstvergehen durch den Rechtsausschuß der Kirchenprovinz Mark Brandenburg suspendiert. Der Eichwalder Gemeindekirchenrat, seit 1933 vom Geist des Nationalsozialismus beherrscht, fand in dem damaligen Vikar Friedrich Schotte einen für Eichwalder Verhältnisse geeigneten Nachfolger. Schon vor 1933 war Schotte, geb.1906, überzeugter Nazi und Mitglied der SA. Seit April 1936 verwaltete er die Evangelische Pfarrgemeinde, wurde am 18.10.1936 als Pfarrer ordiniert und bekam 1938 das Amt als Hilfsprediger (bis 31.8.1941) offiziell übertragen. Ihm folgte am 1.9.1941 Pfarrer Arthur Max Datschewski (1890-1967). Insgesamt hätte Bürgermeister Rix mit den kirchlichen Verhältnissen in Eichwalde recht zufrieden sein können. Es war ihm jedoch im Frühjahr 1938 während der "amtlichen Herstellung" des Adreßbuches für die Gemeinde Eichwalde nicht entgangen, daß zu dieser Zeit gewisse Konflikte zwischen der NS-Führung und den Kirchen öffentlichkeitswirksam ausgetragen wurden. Die katholische Kirche zum Beispiel hatte "weniger aus grundsätzlicher Gegnerschaft " manche Probleme mit dem NS-Regime. Ein Rundschreiben des Papstes, welches 1937 in allen katholischen Kirchen zu verlesen war, sprach einige dieser Bedrückungen kritisch an. Eine Verhaftungswelle gegen Pfarrer beider Konfessionen und Schauprozesse gegen geistliche Ordensbrüder füllten die Spalten der Nazi-Presse. Da konnte und wollte Rix nicht abseits stehen. Er gab seine Meinung über den gesellschaftlichen Platz der Kirche zu erkennen, indem er im Adressbuch der Gemeinde Eichwalde unter der Rubrik "Kirchen" nach der Evangelischen Kirche die St. Antoniuskirche und dann den "Gemeindemüllabladeplatz" aufzählen ließ.

In Eichwalde existierte noch eine, wenn auch unbedeutende, besonders profaschistische Alternative zu den christlichen Kirchen, die sogenannte " Deutsche Glaubensbewegung “, deren Anhänger "an die Stelle der christlichen Bekenntnisse den Mythos von der nordischen oder germanischen Rasse, den Blut- und Bodenkult und die Vergottung Adolf Hitlers setzen wollten...".

Seit 1932 gab es im Ort eine Neuapostolische Kirchen-Gemeinde, die im Mai 1933 Räume in der Bahnhofstraße 10 anmieten konnte, nachdem die ersten Gottesdienste zuvor in der Gaststätte "Cafe am Stern" durchgeführt worden waren. Bei aller Einflußnahme des NS-Staates auf das kirchliche Leben blieb die religiöse Betätigung von Einwohnern oft die letzte moralische Bekräftigung, um christliche Ethik zu bewahren. Dass das soziale und kulturelle Leben der Kirchen bot individuell ein Gegengewicht in einer gleichgeschalteten Öffentlichkeit. Diese Möglichkeiten wurden, besonders in der evangelischen Kirche Eichwaldes, durch Gebete für "den von Gott gesandten Führer" beeinträchtigt.


1 Beiträge, S.72 ff.
2 Vgl. Ploetz, S.51.
3 Heimatbuch, S.355.
3 Ebenda, S. 372.
5 Vgl. Beiträge, S. 72.
6 KWZ v. 23. Dezember 1935.
7 EHG, Aktenablage , Bestand 1933, Dok. v. 15. Mai 1933.
8 BLHA, Pr. Br. Rep. 2A II T, Nr. 501.
9 Vgl. Otto Fischer (Bearb.): Evangelisches Pfarrbuch für die Mark Brandenburg seit der Reformation, Bd.1, Berlin 1941.
10 Ploetz, S. 51, dgl. Benz, S. 98 ff.
11 Adreßbuch Gemeinde Eichwalde, Kreis Teltow, März 1938, S. 12.
12 Kreisarchiv, B.E., Nr. 151, Vgl. Beiträge , a.a.O.,S.72.


Arbeitsbeschaffung

Mit der Machtübernahme durch die Nazis war sowohl bei ihrem Anhang als auch bei der werktätigen Bevölkerung insgesamt die Erwartung verbunden, endlich die Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Bereits 1932 hatten die Regierungen unter den Kanzlern von Papen und von Schleicher Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur vorbereitet, die jetzt nach abflauender Wirtschaftskrise erste Erfolge zeitigten, aber nun vollständig der Hitler-Regierung zugeschrieben wurden. Dazu gehörte u.a. das "Schleicher-Programm“, welches den Gemeinden 500 Millionen RM für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zugewiesen hatte und das von der Hitlerregierung um weitere 100 Mio.RM aufgestockt wurde. Durch einen Gesetzeskomplex vom 1. Juni 1933 "zur Verminderung der Arbeitslosigkeit “ (das sogenannte Reinhardt-Programm) wurden neue Maßnahmen mit Bereitstellung von 1 Milliarde RM eingeleitet. Diese Mittel wurden für den weiteren Ausbau ländlicher Siedlungen, für Straßenbauten, Wasser- und Gasanschlüsse und Gebäudereparaturen bereitgestellt, wovon offenbar Eichwalde ebenfalls begünstigt werden konnte. Zunächst handelte es sich um Notstandsarbeiten, die weder ausreichende soziale Sicherstellung noch Dauerbeschäftigung boten. Ein riesiger Billiglohnsektor wurde geschaffen, in welchem die Arbeitslosen bei sehr geringer Bezahlung eingesetzt wurden. Das nutzte die Gemeindeverwaltung, indem sie Umbauten des Rathauses einschließlich einer Zentralheizung vornahm. Im Ort wurden Verschönerungsarbeiten durch Erwerbslose ausgeführt, und sieben örtliche Arbeitslose reinigten die Straßen und Gehwege. Weibliche Arbeitskräfte vermittelte man häufig als Hauswirtschaftshilfen. Wie schwierig zunächst die Arbeitsbeschaffung war, wird an der Förderung des Wohnungsbaus deutlich: Im Kreis Teltow konnten bis Juli 1933 insgesamt nur 24 500.-RM als Reichsbaudarlehen zur Verfügung gestellt werden. Davon wurde in Eichwalde der Bau eines Einfamilienhauses und eines Zweifamilienhauses unterstützt, nicht etwa finanziert.

Die Gemeindeverwaltung forderte begüterte Einwohner auf, Geld für zwei Jahre gegen Verzinsung von 0,75% über dem Sparkassenzins zu Gunsten der Gemeinde einzuzahlen. Damit sollten bis zum Eintreffen von staatlichen Mitteln Arbeitsplätze finanziert werden. Im September 1933 waren tatsächlich 28 000 RM eingezahlt worden, mit denen die Verlegung von Gehwegplatten in der Grünauer und Kaiser-Wilhelm-Straße (August-Bebel-Allee) durch Eichwalder Erwerbslose bezahlt werden konnte. Am 1. Oktober 1933 setzte der Reichsautobahnbau auf Teilabschnitten des Berliner Ringes ein, womit nicht nur ein gewaltiges Beschäftigungsprogramm sondern zugleich eine riesige Propagandawelle begann. Die Regionalzeitungen berichteten über weitere Beispiele des Abbaus von Arbeitslosigkeit:"Zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung läßt die Postverwaltung jetzt Kabel für die Fernsprechleitungen in den Ortsstraßen verlegen... Eine Anzahl Arbeitsloser hat von der Gemeinde dadurch Beschäftigung erhalten, dass kranke und schiefgewachsene Straßenbäume entfernt werden. “ Arbeitslose wurden mit Erdarbeiten und im technisch rückständigen Baugewerbe beschäftigt. Die Eichwalder Lindenstraße, Friedenstraße, Schillerstraße, Caprivistraße (Leistikowstr.) und Rheinstraße wurden auf diese Weise bei Verwendung von Mitteln der Pflasterkasse ausgebaut.

Es waren Maßnahmen des Regimes, die Anklang fanden. Die Zahl der Eichwalder Empfänger von Arbeitslosen-, Krisen- und Wohlfahrtsunterstützung verringerte sich durch derartige Maßnahmen im Januar 1934 von 295 auf 59 im Mai 1935. In der Provinz Brandenburg fiel die Arbeitslosenzahl von Januar 1933 mit rund 892 000 bis Oktober 1934 auf 302 000 (11,1% der Bevölkerung). Das entsprach in etwa der Gesamtsituation in Deutschland. Insgesamt wurden in Deutschland noch immer 2.267 657 Millionen Arbeitslose gezählt, trotz Verdoppelung der Mannschaftsstärke der Reichswehr und trotz vieler verhafteter politischer Gegner.

Im Frühjahr 1934 mehrten sich überall in Deutschland Widersetzlichkeiten und sogar offene Proteste der werktätigen Bevölkerung, nicht nur wegen neuer Gesetze über Arbeitszeiten und -ordnungen, über geringe Löhne, steigende Lebensmittelpreise und schlechte Arbeitsbedingungen. Auch Enttäuschungen bei Nazianhängern der Mittelschichten über nicht eingelöste Versprechen der Naziführung wie Steuererleichterungen und Lohnerhöhungen ließen Gefühle des Betrogenseins entstehen. Die Führung der NSDAP ergriff deshalb eine Reihe von sozialen, politischen und ideologischen Maßnahmen, um die krisenhafte Situation zu entspannen. Dazu gehörten Gesetze zur Regelung der Arbeit, die faktisch eine Entrechtung der Arbeiter gegenüber den Unternehmern bedeuteten, zum Ausbau des "Führerprinzips“ in Staat und Gesellschaft ("Betriebsführer – Gefolgschaft “), zur Perfektionierung des Systems von Repression, Einschüchterung und Demagogie sowie weitere Regelungen zur Beseitigung der Erwerbslosigkeit. Am 20. Januar 1934 wurde das "Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit " erlassen, somit das faschistische 'Führerprinzip' in den Betrieben verankert und selbst die Deutsche Arbeitsfront in der Wahrnehmung von Arbeiterinteressen weiter eingeschränkt. Als die Gemeindeverwaltung vom Arbeitsamt befragt wurde, ob Eichwalde Umsiedler aus Großstädten und Industriegebieten aufnehmen und mit Arbeit versorgen könnte, beantwortete man die Ablehnung mit folgenden Gründen: " Unter Berücksichtigung der hiesigen Verhältnisse ist hier auch in absehbarer Zeit mit einer Arbeitsmöglichkeit nicht zu rechnen. Die hier bestehende Arbeitslosigkeit ist hauptsächlich durch die Stillegung der Industriebetriebe in Wildau bedingt. Solange diese ihre Pforten nicht wieder zu öffnen vermögen, wird auch eine weitere allgemeine Besserung der Konjunktur weder die Zahl der vorhandenen Erwerbslosen erheblich senken noch Arbeitsmöglichkeiten für Umsiedler bieten." Der NSDAP-Gauleiter fuhr im Februar 1934 durch den Kreis Teltow, besuchte Ortschaften und Betriebe (u.a.Wildau), um Optimismus zu verbreiten und Front "gegen Meckerer und Miesmacher“ zu machen, womit er eine gleichlautende Kampagne vom 3. Mai bis Ende Juni 1934 schon ankündigte. Wie ernst die Lage war, ist aus einem Schreiben vom 5. Mai 1934 ersichtlich, das vom Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg an die Leiter der staatlichen höheren Lehranstalten gerichtet war. Es enthielt die Weisung, bevorzugt sogenannte " Alte Kämpfer" der NSDAP, SA, SS und des Stahlhelm in Arbeitsverhältnisse zu bringen. Darin hieß es: " Es muß als eine Ehrenpflicht betrachtet werden, die Kämpfer für die nationalsozialistische Revolution in erster Linie wieder in den Wirtschaftsprozeß einzuschalten und ihnen möglichst eine dauernde Beschäftigung bei auskömmlicher Entlohnung zu sichern...." Die bislang erwerbslos gebliebenen "Alten Kämpfer" begannen bereits über die Politik ihrer Parteiführer zu räsonieren, so daß die Phase der Machtstabilisierung empfindlich gestört wurde. Verstärkt wurden Zehntausende von Facharbeitern bei Notstandsarbeiten eingesetzt.

Der Ausbau von Straßen im Ort wurde durch Ausschreibungen an Firmen übertragen, die jeweils Arbeitslose zu diesen Arbeiten einzustellen hatten und deren Entlohnung aus Geldern der Arbeitsämter erfolgte. So wurde z.B. die Markgrafenstraße (Uhlandallee) 1934/35 durch eine Firma aus Waltersdorf unter Hinzuziehung von Berliner Arbeitslosen gepflastert. 1935 wurden 10 Straßenlaternen an Kreuzungen aufgestellt, weitere Gasrohre und Stromkabel verlegt. Die Regionalzeitung meldete:" Eine Umpflasterung der Werderstraße (Stadionstr.) von der Königstraße (Gerhart-Hauptmann-Allee) bis zur Schulzendorfer Chaussee (Ernst-Thälmann-Str.) wird zurzeit ausgeführt. Somit ist wieder für mehrere Eichwalder Erwerbslose Arbeit und Brot geschaffen worden. Die Pflasterarbeiten werden von der Firma Penkrath & Reckling aus Waltersdorf ausgeführt.“ Selbst in Eichwalde mußten Arbeitsmöglichkeiten für Erwerbslose aus Berlin beschafft werden. Der Ort gehörte damals noch zum Arbeitsamtsbezirk Berlin-Ost, erst seit 1. Juni 1937 zum Arbeitsamt Teltow mit einer Außenstelle in Königs Wusterhausen. Derartige Maßnahmen trugen einen Übergangscharakter und brachten selten dem qualifizierten Facharbeiter einen vollwertigen Arbeitsplatz.

Besonders der Kleinhandel und der Gewerbe treibende Eichwalder Mittelstand hatten große Erwartungen an den versprochenen wirtschaftlichen Aufstieg. Manch einer unterlag der Illusion, die neue Regierung werde nun mit ihrem zur Schau gestellten scheinbar revolutionären Aktionismus, wie versprochen, etwas gegen das Monopolkapital, gegen die Warenhauskonzerne und Großbanken tun, den kleinen Kaufleuten und Handwerkern mehr Chancen eröffnen. Gegen das Großkapital wurde nicht vorgegangen, aber die Konsum-Genossenschaften, in denen die Nazis 'Reste marxistischer Wirtschaftsformen' sahen, wurden zerschlagen. Daran beteiligte sich besonders der "Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand", in Eichwalde geführt von Heinrich Rottschäfer und anschließend von Johannes Wollermann. Seit März 1933 organisierte der 'Kampfbund' nicht nur Boykottaktionen gegen große Warenhäuser sondern auch gegen die Konsumgenossenschaften. Bis etwa 1934 gab es einen Konsum-Laden in der Grünauer Straße, der zur Konsumgenossenschaft Berlin und Umgebung e.G. gehörte. Diese wurde schließlich 1935 endgültig in Liquidation trieben und das Geschäft ging an den früheren Konsum-Angestellten Emil Jannutsch über, der ab jetzt Einzelhändler wurde.

Bereits vor 1933 hatten einige Eichwalder Kleinbürger wie der Kaufmann Hans Reichmann , Fabrikantenfamilie Micklei, Fabrikant Keil, Apotheker Schultze-Gebhardt, Kaufmann Schwerdtner und andere, auch mancher Selbständige sogenannter freier Berufe, die aufkommende Nazibewegung im Ort materiell unterstützt und sich ihr früher oder später angeschlossen. Zu vielen Anlässen bekundeten einige Geschäftsleute mit besonders einfallsreichen Schaufensterdekorationen ihre nationalsozialistische Gesinnung, was in der Regionalpresse als beispielhaft herausgestellt wurde. Alle Gewerbetreibenden wurden straff organisiert und mit Reichsbetriebsappellen, Handwerker-Werbewochen, Fahnenweihen und Gefolgschaftsversammlungen regelmäßig mobilisiert. "Handel, Handwerk und Gewerbe haben den Willen, an der Frühjahrsoffensive der Arbeitsschlacht zum Wohle der Gesamtheit mitzuwirken, damit auch der letzte Volksgenosse in die große Front aller Schaffenden eingereiht wird und wieder Lohn und Brot erhält ", hieß es im Aufruf zu einer großen Kundgebung der NS-Hago Eichwaldes am 23. März 1934. Die Losung lautete: " Beseitigt die Not der Erwerbslosen, gebt Aufträge!"

Das Eichwalder und Schulzendorfer Elektro-Handwerk veranstaltete im März 1934 gemeinsam die Werbewoche des Installateurhandwerks, um auf diese Weise den Verkauf von Elektrogeräten zu steigern und die Auftragslage verbessern zu können. Es wurde die Elektro-Gemeinschaft Eichwalde-Schulzendorf ins Leben gerufen. Koch- und Backvorführungen mit Geräten und Werbefilmen der Firmen AEG und Dr. Oetker gehörten zum Programm der Werbewoche. Am "Tag des deutschen Handwerks“ im Oktober 1934 verpflichtete sich die Eichwalder Handwerkerschaft gegenüber dem Ortsgruppenleiter und Gemeindeschulzen Rix, nur Qualitätswaren liefern zu wollen. Private Investitionen wurden kurzzeitig auch im Handwerk begünstigt. Die seit 1920 ortsansässige Elektrofirma Otto Preuß zum Beispiel baute 1935 ein Geschäfts- und Privathaus in der Augustastraße 27 (Schmöckwitzer Straße). Das 'Elektro-Haus' leitete der Sohn des Firmengründers, Artur Preuß. Der Inhaber des Foto-Geschäfts Wollermann errichtete im gleichen Jahr sein Wohn- und Geschäftshaus in der Bahnhofstraße / Ecke Grünauer Straße, ebenso die Firma Schilling (Lebensmittel / Milch) in der Bahnhofstraße / Ecke Landgrafenstraße (Beethovenstraße) . Der Masseur Bernhard Michel eröffnete 1937 in der Kurfürstenstraße 10 (Puschkinallee) eine Kurbadeanstalt.

Die im Verlaufe des Jahres 1934 eingeleiteten Konsolidierungsschritte, vom Terror über den Führerkult bis zur Arbeitsbeschaffung, zeitigten nun relative Erfolge. Problematisch blieb, daß sich in den Reihen der SA-Leute überall Eigenmächtigkeiten gegenüber wirtschaftlichen und staatlichen Einrichtungen sowie Stimmungen des Unmutes über die schleppende Verbesserung ihrer sozialen Lage zeigten. Jetzt wurden von Hitler Forderungen der Großindustrie und der Reichswehrführung nach Ausschaltung dieser kleinbürgerlichen SA-Opposition erfüllt. Am 30. Juni 1934 wurde eine umfassende Mordaktion von SS - und Gestapo-Einheiten mit technischer Unterstützung der Reichswehr gegen SA-Führer und weitere Personen durchgeführt. Die SA wurde allerorts entwaffnet und als politisches Rebellionspotential ausgeschaltet. Das betraf auch die Eichwalder SA, deren im Frühjahr 1934 im Ort aufgestellte SA-Reserve II, gebildet durch den Eichwalder Kyffhäuserbund, im Dezember 1935 aufgelöst wurde. Nicht nur wegen der schon geltenden Wehrpflicht. Es gab auch im Ort zahlreiche Unzufriedene, die aus dem Kyffhäuserbund, der seit 1935 " NS-Reichskriegerbund (Kyffhäuser)“ hieß, austraten, weil ihnen "die nationalsozialistische Grundlage während der letzten Jahre nicht zusagte“, auch gab es Mitglieder, " die nach ihrer eigenen Angabe ausschieden, weil sich die erhofften wirtschaftlichen Vorteile durch ihre Mitgliedschaft nicht sofort zeigten “, wie ein Mitglied des Kriegerbundes schrieb. Deshalb fand in allen Vereinen, die nun 'gleichgeschaltet' waren, permanent eine Infiltration mit der Nazi-Ideologie statt. Von einer Monatsversammlung der NS-Kriegsopferversorgung Zeuthen-Eichwalde im Februar 1934 wird berichtet : " Um die Kameraden, die mit ihrem innersten Fühlen und Denken dem Nationalsozialismus noch immer etwas fern stehen, mit dem Programm und der Idee des Nationalsozialismus vertraut zu machen, hat der Ortsgruppen-Obmann den Versuch zu einer politischen Schulung seiner Mitglieder unternommen. Zuerst machte er gemeinsam mit dem Propagandawart Erbe die Anwesenden mit dem Parteiprogramm, d.h. mit dessen 25 Punkten, bekannt, um dann in kurzer Form die Idee des Nationalsozialismus zu erläutern." Am 2. August 1934 starb Hindenburg. Hitler wurde durch ein vorsorglich tags zuvor verabschiedetes Gesetz zum unumschränkten Diktator. Als " Führer und Reichskanzler “ trat er an die Stelle des Staatsoberhauptes. Die Reichswehrführung veranlaßte die Änderung der verpflichtenden Eidesformel auf die Person Hitlers, statt wie bisher auf "Volk und Vaterland". Ab Februar 1938 übernahm er den Oberbefehl über die Wehrmacht. Mit einer Volksabstimmung am 19. August 1934 sollte dokumentiert werden, daß die Vereinigung des Amtes des Staatsoberhauptes mit dem des Reichskanzlers dem "Willen des Volkes“ entspräche.

Am 16. August hatte in "Walters Bierhallen “ der Landrat des Kreises Teltow persönlich zum Thema " Deutschland und der Führer “ vor fast 600 Teilnehmern das Erwartete heraufbeschworen. Der Eichwalder Männer-Turnverein veranstaltete eine 'Friedrich-Ludwig Jahn - und Hindenburg-Gedenkfeier' und leistete damit seinen Beitrag zum Erfolg der Volksabstimmung. Der Propagandaaufwand war nicht von ungefähr, denn man hatte nicht nur wegen der Vorgänge vom 30. Juni, sondern auch wegen deutscher Verwicklungen in den österreichischen Nazi-Putschversuch vom 23. Juli 1934 gewisse Mißstimmungen in der deutschen Bevölkerung festgestellt. Die Eichwalder stimmten mehrheitlich für Hitler, dennoch sagten 577 Stimmberechtigte Nein, 113 Stimmen waren ungültig, 162 verweigerten überhaupt die Stimmabgabe. 852 Stimmberechtigte hatten auf diese Weise zweifellos ihre Enttäuschungen, auch ihre Ablehnung der Naziherrschaft verdeutlicht. Das waren immerhin etwa 250 mehr als bei der Wahl und Volksabstimmung im November 1933. Am 16. Oktober 1934 waren in Eichwalde 2441 männliche und 2771 weibliche, insgesamt 5212 Einwohner, gemeldet. (1933= 4.902) In Eichwalde gelangte seit dieser Zeit der Führerkult, von Bittgesuchen an den, Geldsammlungen für den 'Führer' bis hin zu Gedichten über Hitler zu erstaunlicher Blüte. Die Mehrzahl der Eichwalder, getäuscht, verblendet und verführt, hatte auf dem Weg zur "Volksgemeinschaft “Tritt gefaßt und Gleichschritt aufgenommen.


1 Vgl. Berndt-Jürgen Wendt, (wie1. Abschnitt , Anm. 1), S. 181 ff.
2 Vgl. Beiträge, S. 55 f.
3 KWZ v. 6. August 1933.
4 Teltower Kreiskalender v. 1934, S.32.
5 KWZ v. 17. September 1933.
6 KWZ v. 12. Januar 1934.
7 Heimatbuch , S.629.
8 KWZ v. 12. Juni 1935.
9 Vgl. Sibylle Hinze, "Die ungewöhnlich geduldigen Deutschen". Arbeiterleben 1934 – 1936 im Spiegel ausgewählter Gestapodokumente (Regierungsbezirk Potsdam), in: Brandenburg in der NS-Zeit. Hg. v. Dietrich Eichholtz unter Mitarbeit von Almuth Püschel, Berlin1993, S.34.
10 Ploetz, S.103.
11 Kreisarchiv, B. E., Nr. 079.
12 Kreisarchiv, B.E., Nr.145.
13 Kreisarchiv, B. E., Nr. 062.
14 KWZ v. 15. Februar 1935.
15 KWZ v. 27. Mai 1934.
16 KWZ v. 7. Juni 1937.
17 BLHA, Pr. Br. Rep. 203 AzS, ESA Nr .4601.
18 BLHA, Pr. Br. Rep. I Kom, Nr. 2340 (Dok. v. 7. Juni 1934).
19 KWZ v. 30. Januar 1934.
20 KWZ v. 21. Januar 1935.
21 KWZ v. 22. März 1934.
22 Vgl. KWZ v. 14. u. 22. März u. 31. Oktober 1934.
23 KWZ v. 30. Oktober 1935.
24 Vgl.Benz, S. 42 ff.
25 Heimatbuch, S. 601.
26 KWZ v. 21. Februar 1934.
27 Vgl. Wolfgang Benz, Geschichte des Dritten Reiches, München 2003, S. 48. ( i.f. B e n z ).
28 Vgl. Wolfgang Schumann / Gerhart Hass ( Ltg. Autorenkoll.): Deutschland im zweiten Weltkrieg, Berlin 1975 ff, Bd.1-6, Bd.1,S. 106. ( i.f. D e u t s c h l a n d )
29 Vgl. Lehrbuch der deutschen Geschichte ( Beiträge ), Bd. 11 , (Hg.) Autorenkollektiv : Deutschland von 1933 – 1939, Berlin, 1969, S. 121 f. ( i.f. B e i t r ä g e ).
30 KWZ v. 21. August 1934.
31 KWZ v. 7. Dezember 1934.


Aufrüstung

1935 wurde die seit mehreren Jahren erforderliche neue Friedhofshalle Eichwaldes errichtet, deren monströse Einweihung im Hinblick auf die folgenden Jahre allerdings von makabrer Symbolik war. Der kommende Krieg war kein plötzlich entstandenes Ereignis, dem eine Kriegserklärung vorangestellt wurde, sondern ein vom Hitlerregime lange geplantes Verbrechen, dessen Vorbereitung und Beginn unauffällig und überraschend vonstatten gehen sollte. Jedoch mehrten sich innen- und außenpolitische Anzeichen einer verstärkten Kriegsgefahr.

Im Spätsommer 1934 war die Politik des "Neuen Plans“ verkündet worden, die offiziell am 24. September 1934 in Kraft trat. Dabei ging es vorrangig um die Sicherung der ab jetzt beschleunigten Aufrüstung Deutschlands, um die Einfuhr rüstungswichtiger Rohstoffe und Güter. Durch Export sollten Devisen für die Rüstungsproduktion erwirtschaftet werden. Eine Reihe von Maßnahmen wie staatliche Investitionen bei der Reichsbahn, Reichspost und beim Autobahnbau, die sich letztlich als Vorleistungen für eine kriegstüchtige Infrastruktur erweisen sollten, begünstigten den wirtschaftlichen Aufschwung. Mit allen Mitteln wurde die Verminderung der Arbeitslosigkeit vorangetrieben. Beschäftigung entstand auch durch staatliche Förderung eines zunächst freiwilligen Arbeitsdienstes. Noch gut erinnern sich ältere Eichwalder an folgende Tatsachen: Seit 1934 bestand zunächst nur für Abiturienten, seit dem 6. März 1935 eine allgemeine Arbeitsdienstpflicht vor dem Studium. Das war wie vieles andere eine Regelung aus der Weimarer Zeit, in der seit 1931 ein sogenanntes Werkhalbjahr für Abiturienten eingeführt worden war. Auch daran erinnern sich ältere Eichwalder: Jungverheirateten stellte ein Gesetz 1000.-RM Ehestandsdarlehen in Aussicht, wenn die Frau ihre berufliche Arbeit aufgab. Die Gemeindeverwaltung bemühte sich weiter um Arbeitsmöglichkeiten und beschäftigte selbst inzwischen 18 Gemeindearbeiter. Im August 1934 wurde ein Erweiterungsbau an der Schulturnhalle samt Arzt- und Lehrerzimmer, Ankleideraum und Geräteraum fertiggestellt. Eine notwendige Baumaßnahme, waren doch die Schulsportstunden aufgestockt worden, und die HJ brauchte ebenfalls Räumlichkeiten. Diese und manche anderen Maßnahmen brachten zunächst nur einen Korrektureffekt für die Arbeitslosenstatistik und dämpften allenfalls eine noch immer vorhandene Unzufriedenheit. Trotz aller eingeleiteten Schritte wuchsen im Winter 1934/35 die Erwerbslosenzahlen in Deutschland erneut auf fast 3 Millionen an. Das waren etwa 13,5 Prozent der abhängig Beschäftigten. Erst mit immer stärkerem Anlaufen der Rüstungsproduktion wurden überall Arbeitskräfte eingestellt. Großbetriebe in Berlin, seit 1935 die Henschel-Werke (HFW) in Schönefeld, in Wildau seit 1936 die Berliner Maschinenbau-AG ( BMAG, ehemalsMaffei-Schwartzkopff-Werke GmbH) und eine AEG-Fabrik (Lokomotivbau und Flugzeugzellenbau), seit 1937 die Hirth-Motorenwerke (Teile für Flugzeugmotoren) bei Waltersdorf, die 1941 zum Heinkel-Konzern kamen sowie weitere Rüstungsunternehmen boten auch für Eichwalder Einwohner neue Möglichkeiten zu qualifizierter Arbeit. In der "Reichshauptstadt" Berlin wurden besonders im Zusammenhang mit den Olympiavorbereitungen gewaltige Bauvorhaben wie Verkehrsbauten und Gebäudekomplexe ausgeführt. Eichwalder Fachleute hatten hier Anstellung gefunden. Bereitwillig nahmen die Beschäftigten verlängerte Arbeitszeiten, schließlich sogar den Zehnstundentag in Kauf. Dadurch steigende Wochenlöhne erhöhten das Familieneinkommen. Man schöpfte wieder Hoffnung auf ein sicheres Leben. Hauptsache Arbeit, wenn möglich entsprechend der beruflichen Qualifikation! So haben wohl die meisten Einwohner gedacht, die morgens in die immer voller werdenden Züge nach Berlin oder nach Königs Wusterhausen stiegen, um zu ihren Arbeitsstellen zu fahren. Der erste Zug nach Berlin verließ Eichwalde in Richtung Berlin um 4.59 Uhr, Richtung Königs Wusterhausen um 5.26 Uhr.

Die illegal arbeitende KPD versuchte mit Flugschriften und Zeitungen die Aufrüstung zu enthüllen. So ist in dem Informationsblatt des KPD-Unterbezirks 29 vom 1. Februar 1935 unter der Überschrift " Hetzarbeit in der Kriegsrüstung " zu lesen : " Zwischen Alt-Glienicke und Schönefeld, unweit der Ortschaft Schönefeld liegt der 'Sport' platz Schönefeld. In einem wahnsinnigen Hetztempo, bei drei Schichten, wird an der Fertigstellung des verkappten Flugplatzes und seiner unterirdischen Flughallen gearbeitet. Im Frühjahr 1935 soll die Richtkrone gesetzt werden." Die Kommunisten nannten direkt mit Namen, was offiziell tunlichst verborgen wurde: Heimliche Aufrüstung mit dem Ziel des Krieges. In einer 1940 veröffentlichten Propagandabroschüre der NSDAP war zu lesen: "Wenn die Arbeitslosigkeit so rasch beseitigt werden konnte, so hing das vor allem auch damit zusammen, daß vom Jahre 1935 an die Aufrüstung das Bild der deutschen Wirtschaft mehr und mehr bestimmte “. Selbst Eichwalde bot dafür ein Beispiel. Bei einem bislang kleineren Eichwalder Handwerksbetrieb konnte ein beachtlicher wirtschaftlicher Aufschwung beobachtet werden. Die Firma hatte sich ursprünglich als Bautischlerei und mit einem Bestattungsunternehmen bis 1933 mühsam durchgeschlagen. Es war die 1911 gegründete Großtischlerei für Bau und Innenarchitektur Heinrich Rottschäfer, die zwischen Plumpengraben und Bahngleisen (heute Lidl - Markt), an die Gemarkung Zeuthen grenzend, gelegen war. Sohn Walter des Firmengründers war bereits 1929 Mitglied der NSDAP-Ortsgruppe in Eichwalde geworden. Er studierte Innenarchitektur. In der Hoffnung, mit der Machtübertragung an die Hitlerbewegung Regierungsaufträge erlangen zu können, wurde der Seniorchef 1936 ebenfalls Mitglied der NSDAP. Als Zulieferer der Borsigwalder Holzindustrie (Betriebsteile in Berlin-Wittenau, Halbe, Mellensee) fertigte der Betrieb überwiegend Türen und Fenster für Baracken, die plötzlich massenhaft gebraucht wurden. Zunächst für die Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes, als Baustellenunterkünfte beim Autobahnbau und beim Militär, für HJ und BDM. Sie wurden bald auch neben Industrieanlagen errichtet, insbesondere aber in allen Arten für Konzentrationslager und die späteren Vernichtungslager gebraucht. Die Baracke, nach einfachem Baukastenprinzip mit genormten Elementen gebaut, ermöglichte die Errichtung von Barackenlagern in nur einer Woche. Dieses Geschäft ließ sich Rottschäfer nicht entgehen. Bis 1938 hatte sich die Firma für weitere Aufgaben empfohlen, war finanziell saniert und konnte die Belegschaft bis auf ca.120 Arbeiter aufstocken. Walter Rottschäfer wurde Teilhaber. Im Betrieb produzierte man nicht mehr nur Türen und Fenster für Baracken, sondern inzwischen auch Militärschränke und -kisten sowie Innenausbauten für Regierungsaufträge. Das NS-Regime förderte mit Blick auf die Kriegsvorbereitung bestimmte spezialisierte Handwerksbetriebe aus Nützlichkeitserwägungen bei der Kriegsvorbereitung, weil dezentrale Zulieferer von Rüstungsgütern schwerer verwundbar als industrielle Ballungszentren waren. Davon profitierte Rottschäfer zwangsläufig. So mancher Eichwalder hatte in der Firma seine Beschäftigung gefunden. Seit 1933 bis 1938 konnten die 224 Eichwalder Erwerbslosen allmählich mit Arbeitsplätzen versorgt werden.

Mit unverhohlener Aufrüstung wagten die Nazis in allen entscheidenden militärischen Bestimmungen den offenen Bruch des Versailler Vertrages und ließen die Friedenstarnung allmählich fallen. Jetzt wurden alle Maßnahmen in bislang nicht bekannter Weise der Militarisierung des gesellschaftlichen Lebens untergeordnet. Einberufungen zum Reichsarbeitsdienst legten laut Reichsarbeitsdienstgesetz vom 26. Juni 1935 eine sechsmonatige Dienstpflicht für männliche Jugendliche ab 18 Jahren fest. Gleichzeitig wurden damit günstige Einflußmöglichkeiten für die NS-Ideologie und die militärische Disziplinierung geschaffen. Ab Februar 1938 wurde das " weibliche Pflichtjahr “ in der Haus- und Landwirtschaft vor Aufnahme einer Berufstätigkeit eingeführt.

Begleitet von Demagogie und Terror der Nazis, hatte sich die Bevölkerung des Saarlandes, seit dem Versailler Vertrag durch eine Völkerbund-Kommission verwaltet, am 13.Januar 1935 mehrheitlich für die Rückkehr nach Deutschland entschieden. Die Rückgliederung des Saargebietes wurde zu einem gewaltigen innenpolitischen Erfolg Hitlers. Die Freude darüber übertönte die warnenden Stimmen, die auf weitere territoriale Ansprüche der Nazis aufmerksam machten. Weitsichtig schrieb eine Eichwalde zugeordnete illegale KPD-Zeitung:" Diese nationalistische Welle hat nicht nur den Zweck, das erschütterte Ansehen des Faschismus wieder zu festigen. Nein, mit diesen aufgepeitschten Leidenschaften gedenken sich die Hitler-Schacht-Papen in neue außenpolitische Abenteuer zu stürzen. Nach der Saar gilt es, nun noch andere deutsche 'Stammesbrüder' vom fremdländischen Joch zu befreien." Aber in Eichwalde organisierte die örtliche NSDAP-Führung am 15. Januar einen Fackelzug mit großem Aufmarsch aller Uniformierten unter reger Beteiligung der Einwohnerschaft. Die mahnenden Stimmen wurden übertönt, die Verbreitung der Wahrheit verfolgt und bestraft. Die nächsten Ziele wurden von Hitler schon ins Auge gefaßt, unter anderem das Memel-Gebiet. Nach Ende des ersten Weltkrieges war dieses bislang deutsche Gebiet mit autonomen Rechten Litauen zugeordnet worden. Hitlerdeutschland mobilisierte die memelländischen Faschisten als fünfte Kolonne, die unaufhörlich provozierend für die "Heimholung“ ins Deutsche Reich in Erscheinung trat. Dabei wurden im März 1935 von einem litauischen Gericht in Kowno 126 Nazis verurteilt, weil sie einen bewaffneten Umsturz vorbereitet und einen Belastungszeugen ermordet hatten. Neben hohen Zuchthausstrafen ergingen fünf Todesurteile. Die NSDAP organisierte deutschlandweit sofort Protestversammlungen. In Berlin wurde auf einer Protestkundgebung am 27. März schon "Führer, schlag zu!“ gefordert. Eichwalde erlebte seine die Volksmeinung aufputschende Veranstaltung Ende März in "Walters Bierhallen“. Hauptredner war der stellvertretende Kameradschaftsführer des örtlichen Reichskriegerbundes, Studienrat Boenisch, der für seine Handlungen als Freikorpsangehöriger 1919/20, vermutlich beim Kampf gegen revolutionäre Bewegungen im Baltikum, noch im Jahre 1937 von den Nazis ausgezeichnet wurde. Energisch setzte er sich, sekundiert von Bürgermeister Rix, für die Rückholung des Memel-Gebietes und die Freilassung der Putschisten ein. Wieder war ein Mosaikstein in die politischen Anschauungen der Eichwalder hineinmanipuliert worden, die wie alle Deutschen systematisch an immer weitere expansive Schritte der Hitlerregierung gewöhnt werden sollten, bis " die innere Stimme des Volkes selbst langsam nach Gewalt zu schreien begann “, wie Hitler es 1938 formulierte.

Doch ständiges Hauptthema der Einwohner in diesen Monaten des Jahres 1935 waren weniger die außenpolitischen Ereignisse, als vielmehr noch immer die erhoffte und versprochene Verbesserung der Lebenslage. Trotz zunehmender Beschäftigung blieben die Löhne nach dem allgemeinen Lohnstopp vom 6. April 1933 insgesamt niedrig. Der durchschnittliche Wochenlohn der Arbeiter in Brandenburg betrug 25 RM. Arbeiter in Rüstungsbetrieben hatten höhere Löhne. Autobahnarbeiter verdienten etwa 20 bis 22 RM, wovon aber Verpflegung zu bezahlen war. Zudem wurden legale und illegale Preissteigerungen ein belastender Faktor der Lebenslage.

Seit 1934 waren bei allen Hauptnahrungsgütern wie Brot, Kartoffeln, Fett, und Gemüse immer wieder Versorgungsengpässe aufgetreten. Die Eichwalder steigerten zwangsläufig die Erträge ihrer Gärten und Kleintierhaltung. Das Preußische Gesetz über das Landjahr vom August 1934 verpflichtete auch Eichwalder Schüler nach Beendigung der Schulausbildung ein sogenanntes Landjahr als billige Arbeitskräfte abzuleisten. Der " Einsatz von Schülern für besondere Zwecke kann die zeitweilige Schließung von Klassen oder Schulen rechtfertigen “, wie es in einem Schreiben an den Direktor des Eichwalder Gymnasiums 1935 hieß.

1935 traten erstmals größere Versorgungsschwierigkeiten auf: Schweinefleisch, Fett, auch einige importierte Produkte standen nicht mehr im gewohnten Umfang zur Verfügung. In Geschäften wurden Kundenlisten eingeführt. Eine der Ursachen dafür war die mangelnde Produktivität der deutschen Landwirtschaft, schlechte Erntejahre wie 1935, in erster Linie aber Devisenknappheit wegen gesteigerter Einfuhr rüstungswichtiger Rohstoffe. Niemand hungerte, sondern nach den Erfahrungen der großen Wirtschaftkrise am Ende der Weimarer Republik war der Eindruck bestimmend, alles zu haben, was man zum Leben brauchte. Zum Alltag gehörten auch Antifett- und Antifleisch-Kampagnen der Nazi-Propaganda u. dgl., je nach Versorgungsengpaß. Preissteigerungen bekamen immer häufiger Regulierungsfunktion. Selbst die kleinsten wirtschaftlichen oder sozialen Maßnahmen wurden mit gewaltiger Propaganda zur Vision einer großdeutschen Zukunft hochstilisiert. Die Gemeindevertretung hatte bereits am 10. August 1933 angeregt, an der Höheren Schule Eichwaldes die Schulkinderzahnpflege einzuführen, die dann ab 1. Oktober d.J. von einem Eichwalder Zahnarzt kostenlos übernommen wurde. Eine Schularztstelle und die übergreifende hygienische Beratung von Gemeindevorstand und Lehrerkollegium wurden seit April 1934 eingerichtet, bis es ab 1. Dezember 1935 zur Neuregelung der Schulgesundheitspflege auf Länderebene kam. In den Schulen wurde die Milchfrühstücksversorgung organisiert. Besonders die Jugend sollte sich für bevorstehende kriegerische Aufgaben durch beste Gesundheit auszeichnen. Wer ' hart wie Kruppstahl ' werden mußte, konnte keine schlechte Gesundheit haben. 1938 wurde in diesem Sinne der erste " Gesundheitsappell der deutschen Jugend “ veranstaltet und wurden Gesundheitspässe ausgegeben. Die Einrichtung einer vorläufigen BDM- und HJ-Baracke im Juni 1933 an der Bahnhofstraße sowie eines einfachen Hauses 1937 in der Landgrafenstraße 2 (Bruno-H.-Bürgel-Allee) als Kinderheim und neue Bestimmungen über Schulgeldermäßigung lt. Schulgeldgesetz vom 8. Februar 1938 wurden groß herausgestrichen. Seit Februar 1938 erlaubte man den Bewohnern der zu Berlin-Köpenick gehörenden Siedlungen im Ortsteil Schmöckwitz "Heimstätte Eichwalde e.G.m.b.H.“ und "Verein zur Förderung christlicher Siedlungen in Eichwalde “, ihre schulpflichtig gewordenen Kinder die Volksschule in der Gemeinde Eichwalde besuchen zu lassen. Der Preis für Elektroenergie war auch für Eichwalde 1934 von 20 auf 15 Rpfg / KwH gesenkt, aber höhere Grundgebühren (alt: 2,40 RM, neu: 3,40 RM) erhoben worden. Am 13. Dezember 1935 wurde ein Gesetz zur Förderung der Energiewirtschaft erlassen, welches eine möglichst wirtschaftliche Produktion, möglichste Sicherstellung der Energieversorgung und möglichst soziale Verteilung forderte. Als dann 1937 nahezu alle Neubauten an die Gasversorgung mit einem preiswerten Regel- und Mehrverbrauchstarif angeschlossen wurden, am 1.Juli 1938 für Eichwalde ein neuer günstiger Konzessionsvertrag mit der "Teltower Kreiswerke G.m.b.H “ vereinbart und der seit 1.Oktober 1933 geltende Kleinabnehmertarif wie bisher fortgesetzt wurde, 1938 für Wasser anstatt der Verwaltungsgebühr in Höhe von 5,04 RM jetzt eine Grundgebühr von 3,58 RM zu bezahlen war, löste das Freude aus, wie sozial sich alles gestaltete. Wasser wurde in Eichwalde, trotz neuer Preisgestaltung seit 1938, nur für öffentliche Einrichtungen billiger. Die geringen finanziellen Erleichterungen für die Bevölkerung hatten zugleich die Funktion, besonders angesichts des von Göring am 28. Oktober 1936 befohlenen erneuten Lohnstopps, vorhandenen Mißstimmungen entgegen zu wirken.

Seit Sommer 1933 absolvierten Eichwalder Lehrer Luftschutzlehrgänge. Die Ortsgruppe des Reichsluftschutzbundes warb seit 1934 eifrig um neue Mitglieder in Eichwalde, organisierte Ausbildungen für Luftschutzwarte, Laienhelferinnen für Erste Hilfe, Feuerwehrleute und Melder. Am 18. März1934 wurden die Einwohner per Tageszeitung zur Teilnahme an einer Propagandaveranstaltung des Reichsluftschutzbundes aufgefordert : "Um die Einwohner des Ortes über die Gefahren eines Luftangriffes und die nötigen Schutzmaßnahmen gegen die Folgen von Bombenabwürfen aufzuklären, findet am morgigen Sonntag im Rudolfschen Saale, Kaiser-Friedrich-Straße1 (Heinrich-Heine-Allee 1), ein Lichtbildervortrag über Luftschutz statt. Der Besuch desselben ist allen Einwohnern, besonders aber den Hausbesitzern, dringend zu empfehlen.“ Es wurde erklärt, daß Tausende von Kampfflugzeugen die Grenzen des wehrlosen Deutschland bedrohten. Eine Brandmittelvorführung auf der Straße sollte die Schrecken des Bombenkrieges veranschaulichen. Aber wer dachte daran, daß sein Kellerraum demnächst zum Bunker ausgebaut werden mußte. Bald wurde zur Einrichtung von Gasschutzkellern aufgerufen, wofür es "Reichszuschuß-Mittel “gab. Einige waren bereits in Eichwalder Häusern zu besichtigen und sind heute noch oft vorhanden. Die "Luftschutz-Ecke“ war eine ständige Rubrik in der "KönigsWusterhausener Zeitung". Hier wurden Hinweise zur Einrichtung von Luftschutzkellern und Bunkern gegeben. Am 29. Mai 1934 war die Bahnhofstraße um 18.00 Uhr voller begeisterter Menschen, als ein Flugzeugführer aus Berlin über Eichwalde seine Kunststücke zeigte. Systematisch wurde die Einwohnerschaft auf kommende 'Flugzeugereignisse' vorbereitet.

1935 erfüllte sich der lang gehegte Wunsch der Feuerwehr nach einer Sirene auf dem Rathausdach, und bald wurde eine weitere auf einem Hausdach in der Kronprinzenstraße / Ecke Karlstraße ( Fontaneallee / Ecke H.- Zille-Str.) installiert. . In den Eichwalder Schulen wurden seit diesem Jahr nicht mehr nur die üblichen Brandschutzübungen, sondern Luftschutzübungen durchgeführt. Der Eichwalder Ortsgruppenleiter für Luftschutz, Schneider, warb Januar 1936 anläßlich einer Versammlung des Haus- und Grundbesitzer-Vereins dafür, daß jeder Hauseigentümer Mitglied des Reichsluftschutzbundes werden sollte, dessen Dienststelle sich in der Bismarckstraße 4 (Walter-Rathenau-Str.) befand. Durch Spenden der Mitglieder sollten mehrere Hydrantenwagen zum Stückpreis von 200 RM gekauft werden. Es waren bereits 30 Luftschutzhelfer ausgebildet worden. 1936 wurde die Eichwalder Freiwillige Feuerwehr zu einem polizeilichen Hilfsorgan ernannt, die damit zur Verfügung des Bürgermeisters auch zu Aufgaben des Polizeidienstes verpflichtet werden konnte, " für Aufgaben im Frieden und im Kriege“, wie es hieß. 1937 wurde ein Ausbildungstrupp mit dem Ziel gebildet, alle Anwärter innerhalb eines halben Jahres als Feuerwehrmann in die FFW übernehmen zu können. 1937 wurden wie überall in Deutschland " Volksgasmasken " verteilt, 1938 der Unterricht über die Handhabung dieser Gasmaske eingeführt. 1939 wurden Ausbildungsvorschriften der Feuerwehr um die Besonderheiten des Luftschutzes ergänzt. Die Freiwillige Feuerwehr Eichwaldes war eine einsatzfähige Gemeinschaft geworden. Ein neues Löschfahrzeug vom Typ LF25 mit einer leistungsstärkeren Motorspritze von 2500 Ltr. / min. wurde noch kurz vor Kriegsbeginn angeschafft.

Seit 1933 war zielstrebig am Aufbau von Heer und Luftwaffe gearbeitet worden. Der Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund zeitigte gefährliche. Am 1. April 1933 betrug der Mannschaftsbestand der Reichswehr 102 500 Mann. Schon während der Herbstferien im Oktober 1933 wurde in der Eichwalder Schule ein Ausbildungslager des " Deutschen Jungvolkes“ des Kreises Teltow durchgeführt. "Auch eine Wache ist vor dem Eingang des Schulhofes aufgestellt. Der Posten, der alle zwei Stunden abgelöst wird, ist mit einer Luftbüchse, Stahlhelm und Signalhorn ausgerüstet. Will man den Schulhof betreten, so muß man sich bei dem Posten ausweisen. Die Begeisterung unter den jungen Volksgenossen ist groß “, berichtete die Zeitung. Man bedenke, daß ein Junge von zehn Jahren, der noch mit großem Ernst und auch Spaß beim Jungvolk oder der HJ mitmachte, 1941 im Alter von achtzehn Jahren unter Umständen bereits an der Front kämpfen mußte. Diese Lager wurden mehrfach in den kommenden Jahren wiederholt.

Ein streng vertrauliches, auf dem Dienstweg überbrachtes Schreiben des Reichsministers des Innern vom 23. Februar 1934 an die Leiter der höheren Lehranstalten erreichte auch das Eichwalder Gymnasium. Es betraf den freiwilligen Eintritt von Abiturienten zum 1. April oder 1. Oktober 1934 in das Reichsheer. Merkblätter und Fragebögen waren beigefügt. Ein Schreiben vom 24. Juli 1934 betraf die Einstellung von Offiziersanwärtern. Die zahlenmäßige Stärke der Reichswehr erreichte am 1. Oktober 1934 bereits 240 000 Mann. Im Nebeneffekt war es eine 'Arbeitsbeschaffungsmaßnahme'. Im Mai 1939 waren im Kreis Teltow neben den Berufssoldaten 7 287 dienstpflichtige Soldaten und Arbeitsmänner nicht mehr im zivilen Arbeitsprozeß. Manche Eichwalder waren inzwischen in NSDAP-Dienststellen und deren Gliederungen, bei SS, Reichsarbeitsdienst (RAD), in der Wehrmacht usw. beschäftigt. Im Einwohnerverzeichnis von 1938 liest man deshalb Tätigkeitsbezeichnungen wie Reichsangestellter, SS-Führer, Angestellter der Reichsstelle für Sippenforschung, Reichsfachgruppenwalter, Behördenangestellter, Feldmeister im Reichsarbeitsdienst, Feldwebel, Major usw.

Seit dem 26.Februar 1935 erfolgte durch Regierungserlaß offiziell der Aufbau der Luftwaffe. Göring als Reichsluftfahrtminister hatte im März 1935 demagogisch die Aufgaben der Luftwaffe wie folgt beschrieben:" Das Vaterland verteidigen, aber niemals den Frieden anderer bedrohen!“ Eichwalder Lehrer und männliche Schüler hatten schon seit April1933 an Segelfluglehrgängen in Grunau bei Hirschberg teilgenommen. 1936 wurden im Eichwalder Gymnasium zwei Luftsportgruppen gebildet. Die Fliegerortsgruppe "Höllengrund “ Zeuthen / Eichwalde des Deutschen Luftsportverbandes warb eifrig Mitglieder mit dem Slogan:" Deutschland braucht die Lust zum Leben und zum Fliegen!“ Ihre Ansprechstelle für Eichwalde befand sich in der Stubenrauchstraße 87. Als im März 1935 in Eichwalde die Heirat eines Fluglehrers stattfand, wurde diese den Zeichen der Zeit entsprechend als " Fliegerhochzeit “ gestaltet. Seine Kameraden warfen nach der Trauung, während sie über der evangelischen Kirche kreisten, Blumensträuße über Bord, die an Fallschirmen zur Erde sanken. Eichwalde gehörte zu den wenigen Gemeinden des Landkreises, die bereits 1936 einmalig 25 RM für die Förderung des Segelflugsports spendeten. Im 18. April 1937 fand am Gefallenen-Ehrenmal in der Eichwalder Bahnhofstraße eine feierliche Segelflugzeugtaufe statt. Den Schulgleiter, der den Namen "Willy Dreyer“ erhielt, hatte die Gemeinde den Segelfliegern der HJ geschenkt. Am 20. April schenkte die SA ganz Deutschlands dem "Führer" ein komplettes Jagdgeschwader. Eichwalde hatte unter Führung von Rix die Zeichen der Zeit wieder richtig verstanden und protzte mit dieser Aktion.

Zielstrebig wurde, ohne daß es den Eichwaldern bewußt war, die Kriegsvorbereitung vorangetrieben, der Luftschutz organisiert, für Luftwaffe und Heer, bald auch für die Marine geworben. Dabei fiel auch nicht sonderlich auf, daß anstelle des seit 1926 auf Initiative des "Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge" begangenen Volkstrauertages, regelmäßig am Gefallenen-Denkmal in der Bahnhofstraße veranstaltet, jetzt ein " Heldengedenktag " festgelegt war. Erstmals fand dieser in Eichwalde am 25. Februar 1934 statt und wurde 1939 auf den Tag der Wiedereinführung der Wehrpflicht festgelegt. Anstatt zu trauern, sollte die Bereitschaft zu neuen heldischen Taten gepflegt werden. Am 16. März 1935 wurde unter Verletzung des Versailler Vertrages mit Verkündung des " Gesetzes für den Aufbau der Wehrmacht " wieder die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Die "deutsche Ehre“, so hieß es, sei wieder hergestellt. Schnell startete die Deutsche Arbeitsfront eine Umschulungsaktion für Uniformschneiderei, der Bedarf war gewaltig, und wieder waren neue Arbeitsplätze entstanden. Am 19. März 1935 lief in Berlin eine umfassende Luftschutzübung. " Berlin war verdunkelt “, meldeten die Zeitungen. Einige Wochen später übte Königs Wusterhausen.

Schon am 1.Dezember 1936 war die Zwangsmitgliedschaft in der Hitlerjugend eingeführt worden. HJ-Dienst bedeutete für die männlichen Jugendlichen, ob Schüler oder Lehrling, in erster Linie Wehrertüchtigung. An zwei Nachmittagen pro Woche wurde ohne Rücksicht auf schulische Pflichten exerziert, gedrillt, marschiert, geschossen. Es war gleichsam eine infanteristische Grundausbildung zu absolvieren. Da es hierbei häufig zu Überlastungen der Kinder und Jugendlichen kam, besonders der Jungen, wurden vom Eichwalder HJ-Stammführer Lesser "Elternausspracheabende" in der Schule zur Klärung derartiger Differenzen anberaumt. Der Schriftsteller Hermann Wegner, aus einem antifaschistisch gesinnten Elternhaus stammend, erinnerte sich an seine Eichwalder Jahre und schrieb: "Ich drückte mich vor dem Jungvolk, entrann zunächst der Hitler-Jugend. Als mich ein dickbäuchiger Ortspolizist zu Pflicht-HJ befahl, die in Zivil auf dem Volksfestplatz exerzierte, war ich 16 Jahre alt und ... ertrug, was entehrend gemeint war, mit erhobenem Kopf “.

Die Bereitstellung von HJ-Heimen als Basis für die außerschulische Einvernahme der Jugend wurde nach 1935 auffällig forciert. Im Landkreis Teltow wurden allein 1937 rund 150.000 RM für diese Zwecke verwendet. Die Gemeinde Eichwalde stellte im gleichen Jahr 1500 RM für den Bau des HJ-Heims zur Verfügung und war in den kommenden Jahren immer wieder mit weiteren finanziellen Mitteln für die NSDAP und ihre Gliederungen zur Hand.

Der Eichwalder Geburtsjahrgang 1914 hatte am 18. Juni, der Jahrgang 1915 am 19. Juni 1935, 14.00 Uhr, im Bahnhofshotel Königs Wusterhausen zur Musterung zu erscheinen . Bald waren eine Million Männer Deutschlands, die vielfach zuvor noch arbeitslos gewesen waren, an die Wehrmacht gebunden. Am 7. November wurde der erste Rekrutenjahrgang vereidigt. Ein Soldatenbund e.V. mit seiner Soldatenkameradschaft Eichwalde, "Standort“ Schillerstraße 23 nahm im April 1936 seine Arbeit auf. Er hatte die Aufgabe, alle ehemaligen und jungen Militärangehörigen Eichwaldes und umliegender Ortschaften, die nach 1921 in der Reichswehr und der neuen Wehrmacht gedient hatten, zu sammeln und weiter mit der "aktiven Truppe“ Verbindung zu halten. Dabei bestanden im Ort bereits die ' Kriegerkameradschaft des Deutschen Reichskriegerbundes(Kyffhäuserbund)', Geschäftsstelle in der Roonstr.13 (Käthe-Kollwitz-Straße) sowie ein ' Reichstreubund ehem. Berufssoldaten e.V.', auch Schillerstr.23. Im März 1938 wurden alle diese paramilitärischen Verbände im " Nationalsozialistischen Reichskriegerbund (Kyffhäuserbund)“ einheitlich erfaßt. Die Verbreitung militaristischen Denkens erreichte eine neue Stufe. Gleichzeitig waren nun alle in die Reserve entlassenen Soldaten der Wehrmacht noch mehr der direkten Kontrolle der NSDAP ausgeliefert.


1 KWZ v. 17. Juni 1935.
2 Vgl. Beiträge, S.133 ; Benz, S.83.
3 Vgl. Benz, S.79.
4 Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Informationsblatt der KPD "Die Stimme", Organ der Werktätigen, UB 29 v. 1. Februar 1935, S.7. (Herkunft vermutl. Eichwalde).
5 Heinz Bergschicker, a.a.O., S.209.
6 BLHA , Pr. Br. Rep. 203, AzS, BET 1270, Blatt 140 ff.
7 Baubeginn am Berliner Ring: 1.Oktober 1933.
8 Konkrete Empfänger dieser Baracken der Firma sind nicht bekannt.
9 Vgl. Joachim Herrmann (Hg.): Deutsche Geschichte in 10 Kapiteln, Berlin 1988, S. 357.
10 Kreisarchiv, B.E., Nr. 097.
11 Vgl. Anm. 4 .
12 KWZ v. 15. Januar 1935.
13 KWZ v. 29. März 1935.
14 Vgl. Heinz Bergschicker: Deutsche Chronik 1933 – 1945. Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur. Berlin 1982, S. 267.
15 Vgl. Sibylle Hinze, a.a.O. ( Abschnitt 6, Anm.9 ),S.42f
16 EHG, Bestand 1935, Schreiben v. 5. September 1935.
17 Vgl. Sigrid und Wolfgang Jacobeit, Illustrierte Alltags- und Sozialgeschichte Deutschlands. 1900 – 1945. (i. f . J a c o b e i t ) Münster 1995, S.272 ff.
18 Heimatbuch, S. 267.
19 Vgl. Heinz Bergschicker, a.a.O., S. 182.
20 KWZ v. 20.07.1933.
21 Heimatbuch, S.377 ff.
22 Heimatbuch, S. 234.
23 Vgl. KWZ v. 16. Januar 1934.
24 Heimatbuch, a.a.O., S. 417ff.
25 Kreisarchiv, B.E., Nr.145.
26 KWZ v. 18. März 1934.
27 KWZ v. 28. Januar 1936.
28 KWZ v. 18./ 19. Juni 1938.
29 Oliver Hein: 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Eichwalde ,1894-1994, S. 11.
30 Vgl. Deutschland ,Bd.1, S. 85ff.
31 KWZ v. 4. Oktober 1933.
32 Vgl. Omer Bartok : Hitlers Wehrmacht. Soldaten, Fanatismus und die Brutalisierung des Krieges. Hamburg 1999, S. 166 f.
33 EHG, Bestand 1934, Dokumente v. 23. Februar , 20. März, 24. Juli 1934.
34 BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A I Kom, Nr. 285, Blatt 214.
35 KWZ v. 12. März 1935.
36 Kreisarchiv. B.E., Nr. 145.
37 KWZ v. 26. April 1935.
38 BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A I Kom, Nr. 513, Bl. 251.
39 Heimatbuch, S. 78.
40 Vgl. Deutschland, Bd.1, S.86.
41 KWZ v. 7. Mai 1935.
42 KWZ v. 20. März 1935.
43 KWZ v. 24. April 1934.
44 Hermann Wegner, a.a.O.,S.15.
45 BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A I Kom, Nr. 514 , Dok. v. 16. Sept. 1937, 19. Mai 1938 u. 2. Juni 1939.
46 KWZ v. 6. Juni 1935.
47 KWZ v. 24. April 1936.


Wachsende Kriegsgefahr