Emslandlager Neusustrum

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Blick auf das Emslandlager V Neusustrum vom Wachturm.



Vor Ort

Das Emslandlager V Neusustrum liegt in der heutigen Gemeinde Sustrum im Ortsteil Sustrum-Moor. Vor Ort kann man heute noch eine Lagerstraße sehen, die damals von den Häftlingen gebaut worden ist. Sie teilte damals das Gelände in einen umzäunten Teil mit den Häftlingsbaracken und einen Teil für die Lagerverwaltung. Wo früher die Baracken der Gefangenen standen, befindet sich heute der Sportplatz der Grundschule. Auf der anderen Seite der Lagerstraße befinden sich drei Gedenksteine, die an die schrecklichen Taten der damaligen Zeit erinnern sollen. Eine Säule mit Rundbogen ist erhalten geblieben, diese wurde damals von der SA errichtet. Allerdings wurde das Hakenkreuz entfernt und durch das Sachsenross ersetzt. Zudem wurde die Schrifttafel an der Säule nach dem Krieg ausgetauscht. Vor Ort ist ebenfalls der von den Gefangenen errichtete Vergnügungspark mit Teich für die SS-Wachmannschaft erhalten geblieben.


Allgemeines

Vogelperspektive auf das Emslandlager V Neusustrum.


Das Lager bestand aus zehn Baracken. In jeder Baracke konnten 100 Häftlinge untergebracht werden. Gesichert wurde das Lager durch einen Stacheldraht in zwei Meter Höhe und einen vier Meter hohen Drahtverhau mit einem Zwischenraum von vier Metern. In diesem Zwischenraum patrouillierten schwer bewaffnete SS-Wachen. Zudem besaß jedes Lager Wachtürme und in der Nacht wurden zusätzlich Scheinwerfer zur Ausleuchtung eingesetzt. Das Emslandlager in Neusustrum war ein nationalsozialistisches Konzentrationslager und war das dritte Lager von insgesamt fünfzehn. Es war eingerichtet für politische Schutzhäftlinge und hatte Platz für 1000 Gefangene. 80% der Insassen waren auch im heutigen Sinne kriminell. Dagegen waren 10% der Insassen Homosexuell und saßen wegen Wehruntauglichkeit. Deutschlandweit waren in Neusustrum die meisten Homosexuellen inhaftiert.


Geschichte

Am 20. Juni 1933 beschloss der preußische Innenminister Hermann Göring das Lager in Neusustrum zu errichten. Am 28. Juni wurde daraufhin eine Verwaltungsdirektion der staatlichen Konzentrationslager mit dem Sitz in Papenburg errichtet. Die Aufsicht für das Lager in Neusustrum wurde dem Oberlagerkommandant Brinkman übergeben und die Überwachung der Häftlinge wurde der SS übertragen . Am 1. September 1933 war das Lager in Neusustrum fertiggestellt. Daraufhin wurde die Leitung des Konzentrationslager am 27. September dem Obersturmführer Emil Faust übertragen. Dieser war allerdings wenige Wochen zuvor wegen großer Grausamkeit im Konzentrationslager Esterwegen aufgefallen. Somit ließ das Innenministerium im November 1933 die SS-Wachen abrücken und durch staatliche Angestellte ersetzen, die zu 80% aus der SA und zu 20% aus der SS bestanden. Außerdem wurde die Lagerleitung abgesetzt und dem preußischen Staatsrat Oberpräsident Viktor Lutze übertragen. Wegen einer Neuordnung des nationalsozialistischen KZ-Systems wurde das Lager in Neusustrum am 1. April 1934 vom Lager III zum Lager V umfunktioniert. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Lager in Neusustrum als Strafgefangenenlager des Reichsjustizministeriums genutzt. Die Verwaltung übernahm die preußische Justizverwaltung. Im Jahre 1935 wurde das Strafgefangenenlager mit einer Zugangssperre wegen Überfüllung belegt. Daraufhin wurde das Lager im April 1937 bis auf 1500 Insassen erweitert. Bewacht wurde das Lager nun von 300 SA Männern und Justizbeamten. Am 29. Juli 1940 wurden die deutschen Gefangenen in andere Lager verlegt. Sie mussten Platz für die 626 Zuchthausgefangenen aus Polen machen, diese erfuhren eine besonders schlechte Behandlung, da sie von den Nationalsozialisten als "minderwertig" gehalten wurden. Von 1940-1942 waren in Neusustrum 1750 polnische Kriegsgefangene inhaftiert. 1943 kamen etwa 450 französische und belgische Gefangene, sowie 60 Juden, die man aus allen Emslandlagern zusammengezogen hatte, nach Neusustrum. 1944 waren in Neusustrum ausschließlich Verurteilte von Straf- und Wehrmachtsgerichten inhaftiert. 1945 befanden sich nur noch 281 Gefangene im Lager, diese wurden daraufhin nach Aschendorf verlegt. Bis 1950 wurde das Lagergelände von der Justizstrafanstalt Lingen(Ems)genutzt.


Alltag im Konzentrationslager

Je nach Jahreszeit arbeiteten die Häftlinge zwischen acht bis zehn Stunden täglich im Moor. Dort mussten sie Entwässerungsgräben ausheben, Torf abbauen oder Straßen und Wege bauen. Die Arbeitskolonnen rückten früh morgens aus und kamen spät abends wieder zurück. Jeder Gefangene musste pro Tag einen 18m langen, 80cm breiten und 90cm tiefen Graben schaffen. Dabei bewegten sie 15 bis 16 Kubikmeter Torf. Die Häftlinge standen täglich Knöcheltief im Wasser und wer sein Pensum nicht schaffte wurde geschlagen. Die Verpflegung war für die harte Arbeit nicht ausreichend, es fehlte ihnen an Fetten. Durch die schlechte Versorgung waren viele Gefangene geschwächt und litten an Darmkatarrhen und konnten somit nicht arbeiten. Sie bekamen sieben Pfund Brot, diese wurden in drei Rationen pro Woche ausgegeben. Dazu gab es etwas Margarine, sehr wenig Wurst und ein wenig Marmelade. Vor dem Abmarsch ins Moor gab es manchmal eine Graupensuppe mit Rindertalg gekocht. Die Häftlinge bekamen nur zwei Mahlzeiten, eine früh morgens und eine spät abends. Mittags aßen sie ihre Brotrationen.

Aus dem Prozess gegen den ehemaligen Lagerführer Emil Faust im Jahre 1950 ist bekannt, dass die Gefangenen schlechter als Vieh behandelt wurden. Das Landgericht Osnabrück verurteilte Emil Faust zu lebenslanger Zuchthausstrafe. Unter seiner Leitung und oft auch mit seiner Beteiligung kam es in den wenigen Tagen seiner Tätigkeit im Lager V in Neusustrum zu zahlreichen Misshandlungen von Häftlingen und willkürlichen Erschießungen. Durch einen Zeugenbericht wird erneut die Grausamkeit der Konzentrationslager und auch die sehr schlechte Behandlung der Insassen deutlich. Denn schon bei der Ankunft in Neusustrum wurden die Gefangenen von der SS mit diesen Worten begrüßt: ,,Ihr Arschficker! Euch werden wir jetzt schon den Arsch aufreißen! Ihr werdet was erleben!'' Der Zeuge erzählt außerdem, dass er richtig kaputt gegangen wäre, wenn andere ihm nicht geholfen hätten. Er berichtet zudem, dass die, die als homosexuell inhaftiert wurden, einem als besonders brutal und abschreckend geltendem Strafvollzug ausgesetzt waren. Heute sind insgesamt 248 Todesfälle beurkundet und auf dem Friedhof in Esterwegen beerdigt.


Quellen

http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-taeter-und-mitlaeufer/1933-1945-biografien-f/faust-emil.html

http://www.diz-emslandlager.de/lager/lager05.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Neusustrum

http://www.gedenkstaette-esterwegen.de/index.php?con_cat=56&con_lang=1&sid=470f027074650e8f08adca951764646a

https://www.2mecs.de/wp/2008/08/neusustrum-vergessenes-lager-der-homosexuellen/

http://www.grundschule-friedrichsfehn.de/projekte/emslandlager/emslandlager/emslandlager.html