Erzberg

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Der Erzberg ist ein Berg in der steirischen Stadt Eisenerz in der Gebirgsgruppe der Eisenerzer Alpen. Zumindest seit dem 11. Jahrhundert wird am Erzberg Eisenerz abgebaut, hauptsächlich Siderit. Es handelt sich dabei um den größten Eisenerztagbau Mitteleuropas und das größte Sideritvorkommen weltweit. Der auch „Steirischer Brotlaib“ genannte Berg stellt damit auch heute noch die wichtigste wirtschaftliche Grundlage in einer sonst strukturschwachen Region dar. Dem Erzberg verdanken wichtige österreichische Institutionen wie die Voestalpine mit ihren Stahlwerken in Linz und Leoben-Donawitz oder die Montanuniversität Leoben ihre Existenz. Er war auch Grundlage des wirtschaftlichen Aufschwungs der Region Eisenwurzen und der östlichen Obersteiermark vom 16. bis zum 20. Jahrhundert.

Der Bergbau am steirischen Erzberg wird von der VA Erzberg GmbH betrieben.

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Geschichte

Im Jahre 13 v. Chr. unterwarfen sich die Römer die damaligen Siedler dieser Gegenden, nämlich die Taurisker; aber schon vorher hatten sie " norisches Eisen" schätzen gelernt. Später erzählte Plinius (gest. 79 n. Chr.) vom „norischen Erz“. Auf der Feisterwiese des steir. Erzberges konnten drei römische Schmelzöfen nachgewiesen werden: Münzfunde und Tongefäße zeigten, dass in der Zeit des großen Konstantin (274–337 n. Chr.) auf unserem Erzberg Betrieb herrschte. (Quelle: Prof. Franz Angel, Naturwissenschaftlicher Verein für Stmk.; Seite 227). Seit etwa 400 Jahren wird dem Erzbergwerk in der Stadt Eisenerz das legendenhafte Gründungsdatum 712 zugeschrieben. Die heutige Einschätzung reicht von „reiner Gelehrtenerfindung“ bis zur Annahme eines Bergbaubetriebes in der Slawenzeit. Historische Flurnamen und Funde von Resten historischer Schmelzen mit Eisenschlacken im Bereich der Eisenerzer Alpen lassen darauf schließen, dass die Karantaner auch hier Erzabbau und Schmelzöfen betrieben haben. In der 1512 geweihten Eisenerzer Oswaldikirche soll sich früher eine Inschrift befunden haben, die die Gründung des Erzabbaues mit dem Jahr 712 dokumentierte. Das sonderbar genaue Datum könnte durch eine Verwechslung mit der Jahreszahl der Kircheneinweihung erklärt werden, da die spätgotischen Ziffern 5 und 7 sehr ähnlich ausgeschaut haben und damals die Tausenderzahl meist weggelassen wurde. Der Innerberger Hauptgewerkschaft kam das entgegen, damit sie im Jahre 1712 feierliche Millenniumsfeiern abhalten konnte. Inwieweit die damals vorhandenen Geschichtsquellen falsch aufgefasst oder bewusst erweitert wurden, ist heute nicht mehr eindeutig zu klären.[3] Die erwähnte Innerberger Hauptgewerkschaft hat ab 1625 unter anderem auch den Erzabbau im Eisenerzer Revier betrieben.

Erstmals urkundlich erwähnt wird der Erzberg 1171.

Im 14. Jahrhundert wurde durch Verfügung des Landesfürsten der Abbau des Eisenerzes am steirischen Erzberg, die Erzeugung des Roheisens und die Weiterverarbeitung klar geordnet. Die obere Berghälfte wurde vom südlich gelegenen Vordernberg aus erschlossen, während der untere Teil von Innerberg, dem heutigen Eisenerz, ausgebeutet wurde. Eine waagerechte Linie in 1186 m Seehöhe, die sogenannte Ebenhöhe, unterteilte den Berg. Eine Eisenordnung, erlassen 1448, führte auch zu einer Teilung der Absatzgebiete. Nordeuropa wurde von Innerberg beliefert, während Südosteuropa, über Venedig bis in die Levante, Eisen aus Vordernberg erhielt. Der Eisenhandel konzentrierte sich in Steyr und Leoben, die sich diesbezüglich als privilegierte Zentren durchsetzen konnten. Schon im Jahre 1287 erhielt Steyr vom Landesfürsten das Große Privileg für den Handel mit Innerberger Eisen und 1314 Leoben für den Handel mit dem Vordernberger Eisen.

Bis zur Einführung der Pulversprengung im Jahre 1720 erfolgte der Erzabbau in Stollen, die mit Schlägel und Eisen im Berg vorgetrieben wurden. Zuerst machte man die Sprengungen mit Schwarzpulver und nach der Erfindung des Dynamit mit diesem wesentlich stärkeren neuen Sprengmittel. Heute werden moderne Emulsionssprengstoffe verwendet, die erst nach dem Einpumpen scharf gemacht werden. Im 19. Jahrhundert erlebte die Eisengewinnung durch die Initiativen von Erzherzog Johann einen großen Aufschwung, von dem die ganze Region profitierte. Der Tagbau wurde vom Wiener Professor Franz Xaver Riepl angeregt. 1986 wurde der Untertageabbau eingestellt, zwei Jahre später wurde in einem Stollen ein Schaubergwerk eingerichtet.

In einigen der alten Stollen errichtete die Montanuniversität Leoben unter dem Namen Zentrum am Berg ein Zentrum für Tunnelsicherheit und Tunnelforschung.[4] Dort werden Forschungsarbeiten der Universität und von Firmen zu den Themen Tunnelsicherheit sowie zur Erprobung neuer Materialien und Verfahren ermöglicht, die Eröffnung des Tunnelforschungszentrums fand im Mai 2020 statt, zusätzlich zu den bestehenden wurden auch neue Tunnelröhren in den Erzberg gesprengt.[5]

Der Erzberg ist 1466 m hoch und hat insgesamt 24 terrassenartige Etagen. Der Abbau erfolgt aktuell nur bis zur 21. Etage.

2019 wurden 600 m Teststrecke Oberleitung zur Versorgung der dieselelektrischen Schwer-Lkw errichtet. Am 29. September erfolgte der Spatenstich für den Aufbau eines 5 km langen Streckennetzes. Das – lokale – Einsparungspotential beträgt 3 Mio. Liter Diesel bzw. 4200 t CO2 pro Jahr.

Geologie

Der Erzberg gehört zur Grauwackenzone. Er gilt als das größte Sideritvorkommen (FeCO3) der Welt. Neben Siderit besteht das abgebaute Material etwa aus Ankerit und eisenreichem Dolomit (Rohwand). Aufgrund dieser Durchmischung mit weniger eisenreichen Mineralien beträgt der Eisengehalt nur zwischen 22 und 40 %, im Durchschnitt etwa 33,5 %.

Mit insgesamt 250 Mitarbeitern werden im etagenförmigen Tagbau jährlich etwa 12 Millionen Tonnen Gestein gewonnen und zu 3 Millionen Tonnen Feinerz verarbeitet, die per Eisenbahn nach Linz und Leoben-Donawitz[1] transportiert werden.[2]

Sage vom Wassermann

Der Sage nach ist das Auffinden der Eisenvorkommen am Erzberg auf das Wissen eines Wassermanns zurückzuführen. Dieser lebte in einer Grotte nordwestlich von Eisenerz und wurde von den Bewohnern nahe dem Leopoldsteiner See mit Hilfe eines Pech-getränkten Mantels gefangen. Um sich seine Freiheit wieder zu erkaufen, habe er „Gold für zehn Jahr’, Silber für hundert Jahr’ oder Eisen für immerdar“ geboten. Die klugen Eisenerzer sollen letzteres gewählt haben, worauf ihnen der Wassermann den Erzberg zeigte.[7] Nachdem sie sich von den Erzvorkommen überzeugt hatten, ließen sie den Wassermann frei und dieser verschwand in einer Karstquelle, die seither Wassermannsloch genannt wird.

Der Vorgang wurde 2022 auf einer Briefmarke der Österreichischen Post dargestellt.[8]


Text: Wikipedia


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