Festung Ehrenbreitstein

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Reklamemarke mit Blick auf die Festung

Die Festung Ehrenbreitstein ist eine seit dem 16. Jahrhundert bestehende, ursprünglich kurtrierische, später preußische Befestigungsanlage gegenüber der Moselmündung in Koblenz.

Ihr barocker Vorgängerbau, der auf eine um das Jahr 1000 errichtete Burg zurückging, war zeitweilig Residenz der Kurfürsten von Trier und wurde 1801 von französischen Revolutionstruppen gesprengt. In ihrer heutigen Gestalt wurde die Zitadelle (eigentlich Feste Ehrenbreitstein genannt, geplanter Name war Feste Friedrich Wilhelm) zwischen 1817 und 1828 unter Leitung des preußischen Ingenieur-Offiziers Carl Schnitzler neu errichtet. Sie war Teil der Anfang des 19. Jahrhunderts errichteten preußischen Festung Koblenz und gehörte zum System Oberehrenbreitstein. Von der preußischen Armee bis 1918 militärisch genutzt, diente die Feste Ehrenbreitstein im System der Koblenzer Festungswerke der Sicherung des Mittelrheintals und der gesamten Verkehrsinfrastruktur, d. h. Bahnwege und Flussübergänge bei Koblenz.

Heute ist sie Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz und beherbergt das Landesmuseum Koblenz, die Koblenzer Jugendherberge, das Ehrenmal des Deutschen Heeres sowie verschiedene Verwaltungsstellen. Zur Bundesgartenschau 2011 in Koblenz wurden das Vorgelände, hier entstand ein großzügiger Landschaftspark mit Aussichtsplattform, und Teile des Festungsgeländes selbst in die Veranstaltungsfläche einbezogen.


Lage

Die Festung Ehrenbreitstein liegt auf einem 118 m hohen Bergsporn, dessen schroffe Felshänge im Koblenzer Stadtteil Ehrenbreitstein in das Rheintal auslaufen. Dadurch musste nur der Hügelrücken, zum Plateau im Nordosten hin, besonders stark verteidigt werden. Im 19. Jahrhundert galt die preußische Festung Ehrenbreitstein als uneinnehmbar, zum einen aufgrund ihrer Lage auf dem gleichnamigen Berg, und zum anderen, weil der Feind stets von allen Seiten her durch die anderen Festungen und Forts im Festungsverbund attackiert werden konnte. Der Ehrenbreitstein wird auf drei Seiten – im Süden, im Osten und im Westen zum Rhein hin – von hohen Steilhängen begrenzt. Sie ist vom Rheinufer her, am Vorwerk Helfenstein vorbei, sowie vom Bergplateau im Norden zugänglich. Der für Verteidigungszwecke ideal geeignete Bergsporn wurde seit frühester Zeit für militärische Anlagen genutzt.


Vorgeschichte

Die Besiedlung des Ehrenbreitsteins ist schon für die Zeit um 4000 v. Chr. nachgewiesen. Bei Ausgrabungen im Frühjahr 2005 wurden unter der Großen Traverse (genauer: unter dem östlichen Kuppelsaal) Reste eines Pfahlgrabens aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. gefunden. Er war Teil einer bronzezeitlichen Wehranlage, die sich auf dem Südteil des Bergsporns befand. An einer nur etwa 30 Meter breiten Stelle sicherte die nach hinten mit Erde verstärkte Palisade den südlichen Teil des Bergsporns gegen die einzige Zugangsmöglichkeit im Norden. Aus der Römerzeit stammen Funde von Pfeilschleudergeschossen, Gefäßen und Münzen, die eine römische Nutzung des Felsens erkennen lassen. Auf dem südlichen Felssporn befand sich etwa von 250 bis 450 ein spätrömischer Burgus zum Schutz der Moselmündung, der Römerstraßen und des nahe gelegenen Limes. Keramikfunde aus karolingischer Zeit lassen eine mittelalterliche Befestigung im 8. oder 9. Jahrhundert vermuten.


Burg Ehrenbreitstein

Um das Jahr 1000 befand sich hier wohl die von Erembert oder Ehrenbrecht aus lahngauisch-konradinischem Grafengeschlecht errichtete Burg Ehrenbreitstein. Nach einer ersten urkundlichen Erwähnung ging sie nach Kauf durch Erzbischof Poppo von Babenberg um 1020 in den Besitz der Erzbischöfe von Trier über. Die Burg war der Brückenkopf für den rechtsrheinischen Besitz des Kurfürstentums Trier und galt als dessen sicherste Burg. So wurden hier in unsicheren Zeiten bedeutende Heiligtümer des Landes aufbewahrt, z. B. der Kopf des heiligen Matthias (Bistumspatron) von 1380 bis 1422 und der Heilige Rock mit wenigen kurzen Unterbrechungen von 1657 bis 1794.

Die Burg wurde um 1160 von Erzbischof Hillin von Fallemanien ausgebaut. Ein in dieser Zeit gebauter Halsgraben, der sogenannte Hellengraben, konnte unter der Großen Traverse nachgewiesen werden. Er erneuerte die erzbischöflichen Häuser, vertiefte den Halsgraben, errichtete dahinter den fünfeckigen Bergfried und ließ eine Zisterne anlegen. Es folgten noch weitere Aus- und Umbauten, insbesondere ab dem 16. Jahrhundert der Ausbau der Burg zur Festung. Gelegentlich taucht der Name Festung Hermannstein[2] in alten Grafiken auf. Er beruht offensichtlich auf Fehlern der Grafiker.

Südlich entstand um 1160 auf einem Bergsporn die Burg Helfenstein, die von der Familie von Helfenstein bis ins 14. Jahrhundert bewohnt wurde und danach verfiel. Mit Bau der preußischen Festung wurde die Burgruine vom Fort Helfenstein überbaut.


Ausbau zur kurtrierischen Festung

Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads begann im frühen 16. Jahrhundert wegen der voranschreitenden Kriegstechnik mit dem Ausbau der Burg zu einer Festung. Die Anlage wurde auf der Nordseite mit einem Graben und Bastionen versehen. Greiffenklau ließ auch die ersten Kanonen für die neue Festung gießen. Die größte dieser Kanonen ist die 1524 von Meister Simon aus Frankfurt am Main gegossene, neun Tonnen schwere und über 5 Meter lange Belagerungskanone Greif. Nach der Eroberung des Ehrenbreitsteins durch die Franzosen 1799 wurde die Kanone nach Frankreich gebracht. 1940, nach der Eroberung Frankreichs, kam sie kurzzeitig zurück, wurde aber 1946 wieder nach Paris gebracht. 1984 kam sie während der Amtszeit des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand, der auf dem Ehrenbreitstein einen entsprechenden Vertrag mit Bundeskanzler Helmut Kohl unterzeichnete, als Dauerleihgabe auf die Festung zurück.

Um 1600 entstand unter der Leitung des Festungsbauermeisters Johann II. von Pasqualini, Enkel von Alessandro Pasqualini, eine Bastion vor der Festung. Unterhalb und im Schutze dieser ließ Kurfürst und Erzbischof Philipp Christoph von Sötern 1626 bis 1629 das Schloss Philippsburg erbauen und verlegte 1629 seine Residenz aus dem inzwischen unsicher gewordenen Trier hierher. Im Dreißigjährigen Krieg wechselte die Festung Ehrenbreitstein zweimal den Besitzer, nachdem der Erzbischof 1631 zunächst Frankreich das Besatzungsrecht eingeräumt hatte und französische Truppen am 5. Juni 1632 die Festung besetzt hatten. Drei Wochen später kapitulierte die Stadt Koblenz und wurde ebenfalls besetzt. Im Oktober 1635 traten die Franzosen nach einem Bündnis mit dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar in den Krieg ein. Nachdem der Erzbischof 1635 von kaiserlichen Truppen gefangen genommen und Trier erobert worden war, befreiten diese im Mai 1636 auch Koblenz. 1637 eroberten die Franzosen die Festung zurück und kontrollierten nun wieder den Rhein, den wichtigen Handels- und Nachschubweg. Johann von Werth, der bereits über 30 Siege gegen die Franzosen errungen hatte und daher als der Franzosenschreck bekannt war, zog daraufhin von Köln aus gegen die Festung. Nach einer Belagerung, bei der es ihm gelang, die französischen Truppen auszuhungern, kapitulierte die Festung am 27. Juni 1637.

Der Ehrenbreitstein fiel 1650 wieder zurück an Kurtrier. Die Erzbischöfe Karl Kaspar von der Leyen und Johann VIII. Hugo von Orsbeck ließen im 17. Jahrhundert die Festung weiter ausbauen. Letzterer ließ den Hellengraben nach den Beschießungen der Stadt Koblenz 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg mit Trümmerschutt verfüllen und darüber einen mehrgeschossigen repräsentativen Residenzbau errichten. Erzbischof Franz Georg von Schönborn begann 1729 mit dem weitem Ausbau der Anlage zu einer barocken Festung. Den beiden Wällen im Norden ließ er noch die neuen Schönborn-Werke vorlegen. Balthasar Neumann plante diesen Wall mit Graben, gedecktem Weg und Gegenminensystem um 1730. Auf der Rheinseite und dem Helfenstein wurden zusätzliche Batterien aufgestellt.

Am 23. Oktober 1794 eroberten französische Revolutionstruppen im Ersten Koalitionskrieg die Stadt Koblenz und belagerten ab 1795 viermal die Festung. Am 27. Januar 1799 wurde sie nach fast einjähriger Blockade übergeben, weil die Besatzung kaum noch Verpflegung hatte. Durch den Frieden von Lunéville waren die Franzosen 1801 gezwungen, das rechte Rheinufer aufzugeben, also auch den Ehrenbreitstein. Um sie nicht den Gegnern zu überlassen, sprengten sie die barocke Festung planmäßig. Das darunter liegende Schloss Philippsburg wurde bei der Sprengung so in Mitleidenschaft gezogen, dass es abgebrochen werden musste. Die Ruinen der Festung gingen 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss für kurze Zeit an das Fürstentum Nassau-Weilburg (das spätere Herzogtum Nassau) über.


Neubau als preußische Festung

Durch den Wiener Kongress 1814/1815 ging das Territorium des Trierer Kurstaates als Teil der Rheinprovinz an das Königreich Preußen über. Am 11. März 1815 erließ König Friedrich Wilhelm III. die „Order zur Neubefestigung der Stadt Coblenz und der Festung Ehrenbreitstein“. In den folgenden Jahren entstand die Festung Koblenz, eines der umfangreichsten Festungssysteme Europas, gebaut nach den damals modernsten Erkenntnissen, der „Neupreußischen Befestigungsmanier“.

Unter Einbeziehung von Resten der zerstörten kurtrierischen Festung auf dem Ehrenbreitstein errichteten die preußischen Militärs und Ingenieure Claudius Franz Le Bauld de Nans, Generalmajor Gotthilf Benjamin Keibel, Generalinspekteur Gustav von Rauch und Inspekteur der rheinischen Festungen Ernst Ludwig von Aster eine weitläufige Zitadelle, die bis heute das Stadtbild beherrscht.

In Koblenz entstand eines der größten militärischen Bollwerke am Rhein, von dem heute nur noch der Ehrenbreitstein nahezu vollständig erhalten ist. Der Bau der neuen Feste Ehrenbreitstein, für die der Ingenieur-Offizier Carl Schnitzler die Bauleitung übernahm, dauerte von 1817 bis 1828. Sie war jedoch nur ein Teil der groß angelegten preußischen Festung Koblenz und Ehrenbreitstein, die erst 1834 fertiggestellt wurde. Die größte in der Zeit gebaute Feste, die Feste Kaiser Alexander, stand auf dem Bergrücken über dem ehemaligen Kloster, der Karthause. Nach der Fertigstellung der Festung Ehrenbreitstein wurden vorgelagert noch das Werk Nöllenkopf und das Werk Pleitenberg zur Verstärkung angelegt.

Neben den Festungen in Gibraltar und Paris sowie der Festung Köln war die Festung Koblenz mit 14 km Umfang damals eine der bedeutendsten Befestigungsanlagen Europas. Die drei Hauptbefestigungswerke der Festung Koblenz sollten die Namen der drei Monarchen der an den Befreiungskriegen beteiligten Länder Preußen, Österreich und Russland erhalten, die sich zur Heiligen Allianz zusammengeschlossen hatten. Es gab offenbar kurzzeitig Überlegungen, die Festung Ehrenbreitstein nach dem preußischen König Feste Friedrich Wilhelm zu nennen, doch man entschied sich schließlich für den historischen Namen Ehrenbreitstein.

Der Ehrenbreitstein wurde auf die Verteidigung gegen alle damals bekannten Waffen und Angriffsarten optimiert. Unter anderem bestimmten die Schussweiten der damaligen Feuerwaffen die Dimensionen der Anlage. Im Kriegsfall sollten 1500 Soldaten mit 80 Geschützen den Ehrenbreitstein verteidigen. Die Festung wurde wegen außenpolitischer Ereignisse und Revolutionen insgesamt acht Mal armiert, d. h. verteidigungsbereit gemacht, doch sie wurde nie angegriffen, abgesehen von acht Luftangriffen im Ersten Weltkrieg auf Koblenz ab Oktober 1917.

Im Gegensatz zu der vormaligen kurtrierischen Festung wurde die Anlage nicht mit Söldnern, sondern ausschließlich mit Berufssoldaten und Wehrpflichtigen bemannt. Nach der Heeresreform von 1808 war der Aufenthalt sogar verhältnismäßig komfortabel. So hatte beispielsweise jeder Soldat sein eigenes Bett, und die neu errichteten Kasematten (gegen Kanonenbeschuss und Bomben gesicherte Räume), die hier auch als Unterkunft dienten, wurden mit Ofenheizung und Fenstern ausgestattet.

Die gesamte Festung Koblenz stand bis 1890 im aktiven Dienst, wurde aber ab 1886 bereits als Festung minderer Wichtigkeit geführt. Ab 1890 begann wegen der fortschreitenden Kriegstechnik die Auflassung der linksrheinischen Festungswerke. Die rechtsrheinischen Festungswerke mit dem Ehrenbreitstein blieben, mit Ausnahme der Bienhornschanze, noch bis zum Ende des Ersten Weltkrieges einsatzbereit. Die letzte Besatzung des Ehrenbreitsteins bildeten das III. Bataillon des Infanterie-Regiments „von Goeben“ (2. Rheinisches) Nr. 28 und das II. Bataillon des Schleswig-Holsteinischen Fußartillerie-Regiments Nr. 9, im Ersten Weltkrieg dann vor allem noch die Ersatzformationen des letzteren Regiments.


Zeit der Weltkriege

Nach 1919 sollte der Ehrenbreitstein gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags geschleift werden. Jedoch sah die Interalliierte Militär-Kontrollkommission (IMKK) in Berlin am 25. Februar 1922 davon ab, nachdem unter anderem auf Seiten der Alliierten der US-amerikanische General Henry Tureman Allen und auf deutscher Seite der Oberstleutnant a.D. Eduard Hüger, bis 1924 Leiter des Koblenzer Entfestigungsamtes, sich mit Hinweis auf den kulturellen Wert der Festung vehement für deren Erhalt eingesetzt hatten. Zunächst besetzten 1918 amerikanische Truppen den Ehrenbreitstein. Ihnen folgten in den Jahren 1923 bis 1929 französische Soldaten.

Im Zweiten Weltkrieg lagerten in den Kasematten Kunstgüter und Archivbestände aus Koblenz, Köln und Wuppertal. Zufällige Bombentreffer zeigten jedoch, dass die Kasematten keinen ausreichenden Schutz gegen Bomben boten. Im Zuge der Remilitarisierung des Rheinlands zogen 1936 wieder deutsche Soldaten auf den Ehrenbreitstein ein. Von Herbst 1936 bis Juni 1939 nutzte eine Panzerabwehreinheit, die 14. Kompanie des Infanterie-Regiments 80, Landbastion und Hohe Ostfront als Kaserne. Als Teil der Luftverteidigung von Koblenz standen seit spätestens 1941 auf der Festung drei Flak-Geschütze (Dächer der Rheinbastion, Contregarde Links und der Niederen Ostfront). Im Felsen unter der Festung, genauer unter dem Helfenstein, entstand 1943 ein Luftschutzbunker, dessen Stollen bis zu 10.000 Menschen aus Ehrenbreitstein und umliegenden Stadtteilen sowie Reisenden vom Bahnhof Ehrenbreitstein Schutz gegen Luftangriffe bieten sollten. Am 27. März 1945 besetzten zunächst amerikanische Soldaten die Festung Ehrenbreitstein, ihnen folgten wieder französische Einheiten. Obwohl die Stadt Koblenz bei den Luftangriffen zu 87 % zerstört wurde, erlitt die Festung kaum Schaden. Lediglich im Bereich der Langen Linie und des Fahnenturms kam es zu Beschädigungen.


Nach dem Zweiten Weltkrieg

Seit etwa 1946 unterhielt die Internationale Flüchtlingsorganisation (IRO) auf der Festung ein Lager für Displaced Persons. Eine besondere Kolonie bildeten ungarische Flüchtlinge (zeitweise bis zu 350 Personen), die für die Franzosen als Bautrupp im Rahmen des Wiederaufbaus arbeiteten. Sie bauten einen Teil des Kriegs-Pulvermagazins der Contregarde rechts zu einer katholischen Kapelle um, der „Ungarn-Kapelle“. Das Lager wurde am 15. Oktober 1950 aufgelöst. Ab Sommer 1949 zogen verstärkt Koblenzer Familien in die Festung ein, die erst jetzt aus der Evakuierung zurückkehrten und obdachlos waren. Als Wohnungen genutzt wurden Kasematten des Turms Ungenannt, der Langen Linie, des Östlichen Grabenschlusses des Hauptgrabens, des Ravelins, der Contregarde links, der Kurtine, der Hohen Ostfront, der Wache am Felsenweg und des Helfensteins sowie die Blockhäuser am gedeckten Weg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging als Rechtsnachfolger Preußens die Festung Ehrenbreitstein in das Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz über. Mitte der 1960er Jahre wurden zwei Kasematten der Contregarde rechts für die Lagerung von kleineren Mengen Atommüll, Forschungsabfällen der Universität Mainz, umgebaut. Aufgrund von Bürgerprotesten sah man aber davon ab, diese Räume in Betrieb zu nehmen.

Der Ehrenbreitstein dient heute verschiedenen Institutionen. Das Landesmuseum Koblenz nutzt seit den 1950er Jahren die Hohe Ostfront und die Contregarde rechts als Ausstellungsbereich, hingegen ist in der Niederen Ostfront sowie der Südtraverse eine Jugendherberge untergebracht. Die Landbastion beherbergte bis 2009 das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Abteilung archäologische Denkmalpflege); die Contregarde links ist Bürotrakt der Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz der Generaldirektion Kulturelles Erbe.

Das massive Mauerwerk hält das Raumklima in der Festung weitestgehend konstant, deshalb lagerte dort bis 1998 das Bundesfilmarchiv umfangreiche Magazinbestände. Hierunter befanden sich auch besonders feuergefährliche Zelluloidfilme, die 1988 einen Brand verursachten, bei dem Teile der Archivbestände vernichtet wurden.


Bundesgartenschau 2011

Die Stadt Koblenz erhielt den Zuschlag für die Austragung der Bundesgartenschau 2011. Das Vorgelände der Festung, hier entstand ein Landschaftspark, und die Festung selbst wurde als Austragungsfläche genutzt. Am nördlichen Ende des Landschaftsparks bietet seit dem eine hölzerne Aussichtsplattform den Besuchern einen freien Blick ins Rheintal.

Der Festungsplatz (Schlosshof) und die Fassaden der Festungsbauwerke sowie deren Dächer wurden 2009–2011 vom Land Rheinland-Pfalz vollständig saniert. Der Kasemattenbau „Lange Linie“, der im Zweiten Weltkrieg einen Bombentreffer erhielt, wurde erstmals wiederhergerichtet und Besuchern zugänglich gemacht. An Stelle des Sessellifts, der sich an der Ostseite befand und das Ehrenbreitsteiner Tal mit der Festung verband, wurde 2011 ein Schrägaufzug in Betrieb genommen. Im Keller unter der Großen Traverse, wo eine 3000-jährige Befestigung des Orts nachgewiesen werden konnte, wurde die multimediale Ausstellung „Ein Berg im Wandel – 3000 Jahre befestigter Ort“ eingerichtet. Die kontinuierliche Befestigung eines Ortes über solch einen langen Zeitraum konnte bisher sonst nirgends in Deutschland nachgewiesen werden.

Die Seilbahn Koblenz, die größte Luftseilbahn Deutschlands, befördert seit dem 2. Juli 2010 die Besucher von den Rheinanlagen über den Rhein auf das Plateau vor der Festung. Mit einer Förderkapazität von insgesamt 7600 Menschen pro Stunde ist sie weltweit unübertroffen. Im Jahr nach der Bundesgartenschau besuchten etwa 500.000 Menschen die Festung. Diese erhebliche Steigerung der Besucherströme geht auf die verbesserte Erreichbarkeit mittels der Seilbahn und die vielen Veranstaltungen auf dem Festungsgelände zurück. Die UNESCO hat am 19. Juni 2013 in Phnom Penh auf der 37. Sitzung des Welterbekomitees beschlossen, den Betrieb der Seilbahn bis 2026 zu erlauben. In diesem Jahr endet die technisch längstmögliche Betriebsdauer. Dieses bedeutet für die Festung Ehrenbreitstein einen weiteren Ausbau der kulturellen Aktivitäten. Dank der Seilbahn besuchten 2013 etwa 550.000 Menschen die Festungsanlage, eine weitere Steigerung zum Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie noch vor der Bundesgartenschau erwartet.



Text: Wikipedia

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