Forum Alte Werft

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von Roman Schlecht & Fabian Cordes

Forum Alte Werft in Papenburg


Allgemeine Nutzung früher und heute

Das Forum Alte Werft steht am Ölmühlenweg 9 in Papenburg. Am 7. Januar 1795 ersteigerte der Schiffszimmermann Willm Rolf Meyer das Grundstück, welches damals den Namen „Turmwerft“ hatte. Damals wurde das Grundstück gekauft, da Willm Rolf Meyer sich im Schiffsbau selbstständig machen wollte. Die Geburtsstunde einer der mittlerweile größten Schiffsbaukonzerne Europas, die Meyer Werft. Für den Schiffsbau wurde die Alte Werft ungefähr bis Anfang der 1970er Jahre genutzt, denn zu diesem Zeitpunkt wurde der Unternehmensstandort der Meyer Werft gewechselt. Die leeren Fabrikhallen wurden im Jahr 1992 zu einer Stadthalle und zu einem Theater umgebaut. Bis heute finden in der Alten Werft noch regelmäßig Aufführungen aller Art statt. In der damaligen Maschinenbauhalle befindet sich heute, seit Anfang des Jahres 1995, das Hotel Alte Werft, welches ihren Gästen bis heute eine Mischung aus Vergangenheit und Moderne des Gebäudes präsentiert.


Geschichte der Familie Meyer in Papenburg

1690 entschlossen sich die Großeltern von Willm Rolf Meyer nach Papenburg überzusiedeln. Der Großvater war ein evangelischer Schiffszimmermann mit dem Namen Heinrich Jansen. Als sich die Familie jedoch beim Pfarrer, welcher das Einwohnerregister führte, als neue Bürger anmelden wollte, meinte jener, dass er schon genug Jansens in der Gemeinde habe. Er bestimmte, dass die Familie jetzt Meyer heißt und katholisch ist. So begann die Geschichte der Familie Meyer in Papenburg.


Zur Zeit des Werftgründers

Die Meyer Werft wurde 1795 von Willm Rolf Meyer gegründet. Um selbstständig zu werden, erwarb er am 7. Januar 1795 eine Immobilie, die sogenannte „Turmwerft“, die westlich des Hauptkanals lag, für damals geschätzte 815 holländische Gulden. Doch die dafür benötigten finanziellen Mittel fehlten im zuvor, er musste seinen Vater um eine Anleihe bitten. Darauf, am 28.1.1795 unterschrieb er den Kaufvertrag für das Grundstück. Willm Rolf Meyer sollte 200 Gulden des Kaufbetrages am 4. März des Jahres bezahlen, den Rest des Kaufbetrages sollte er 1795 auf St. Michael bezahlen oder durch monatliche Zahlungen mit 4 % verzinsen und halbjährliche Zahlungen den Kaufbetrag leisten. Zudem sollte er wie jeder Papenburger jährlich Zahlungen leisten, die aus zwölf holländischen Stübern an Werftheuern, einem halben Tag Arbeit oder sechs holländischen Stübern, zweieinhalb holländische Stübern, Zahlungen an den Pastor und Küster von elfeinhalb holländischen Stübern, Last durch einen papenburger Viertelplatz bestanden. Willm Rolf Meyer zahlte die 200 Gulden und begann mit der Einrichtung einer Schiffszimmerei auf dem erworbenen Gelände. Im Oktober 1795 war eine Zinszahlung fällig, die Willm Rolf Meyer nicht tragen konnte.Durch sein Verhandlungsgeschick gelang es ihm, Aufschub zu erhalten und erreichte die Rückzahlung der ersten geleisteten Rate.Er erhielt seine 200 Gulden zurück, sollte nun die Kaufsumme verzinsen und in jährlichen Raten abtragen. In den folgenden Jahren war Willm Rolf Meyer stets fähig die anfallenden Zahlungen zu leisten. 1803 hatte Meyer die Kaufsumme vollständig abgetragen. Zwei Jahre nach dem Schließen des Kaufvertrages erweiterte Willm Rolf Meyer sein Werftgrundstück, indem er das Grundstück gegenüber der Werft von dem Reichsfreiherr von Landsberg-Velen erwarb,mit dem Grund,das die Turmwerft nicht genug Platz biete um ein anständiges Wohnhaus zu bauen. 1997 baute er schließlich ein Wohnhaus für sich,das zwei Generationen von den Werftinhabern , der Familie Meyer, bewohnt wurde. Willm R. Meyer verlagerte den Schiffsbau vom ursprünglichen Grundstück der Turmwerft auf das neu erworbene Grundstück gegenüber. 1798 lieh er sich von Jan Dykmann 300 Gulden, da er in Geldnot geraten war.Als Absicherung überließ er seinem Gläubiger sein Haus und sein Besitz. Sein Vater unterstützte ihn immer und war auch bei der Leihe des Geldes als Bürge präsent. Über die ersten Schiffe der Meyer Werft ist nicht viel bekannt,man weiß nur das Willm Rolf Meyer 1804 zum ersten mal in der Liste der papenburger Schiffergilde, als Buchhalter zweier Schiffe auf.Ein Jahr darauf war er bereits Buchalter von fünf Schiffen.Nachdem seine erste Ehe,durch den Tod seiner Frau, beendet war,heiratete Willm Rolf Meyer ein zweites Mal.Er nahm sich Maria Schwarte zur Frau, die eine wichtige Rolle im Betrieb einnahm.Sie war für die Buchhaltung u. ä. zuständig und soll auch Kapitäne zur Werft gelockt haben.Dazu sorgte sie sparsam und umsichtig für das finanzielle Wachstum der Werft.Verschiedene Faktoren, wie die seegängigen Schiffe oder die erfahrenen Kapitäne, wuchs die Flotte der Werft von 1771 bis 1784 auf 49 Schiffe an, 1803 waren es 90 Schiffe,auf denen 500 bis 600 Matrosen arbeiteten, sorgten dafür, dass die Werft aufblühte.Durch den vorherrschenden Krieg zwischen England und Frankreich, suchten immer mehr Seefahrer Schutz in der Papenburger Schiffsgilde, die neutrale Pässe baten, die Schutz vor den Flotten der Kriegsstaaten gewährten.Doch die Engländer durchschauten die Seefahrer: Kaperten und hielten Schiffe mit der Papenburger Flagge fest.Somit wurde das papenburger Schiffsgeschäft geschädigt und in seiner Entwicklung gelähmt.Die Papenburger verloren ihr Flagge, Schiffsgilden lösten sich auf, so kam der Handel an der Nord- und Ostsee zum Erliegen.Somit wuchs der Schmuggel in dieser Region und die Handelshäuser machten Gewinn.Die anhaltende Kontinentalsperre war Grund dafür, dass 1824 nur noch drei von den zuvor 19,die 1797 gezählt wurden, in Papenburg arbeiteten.Eine davon: Die Meyer Werft. 1835 zog sich Willm Rolf Meyer aus der Betriebsführung der Meyer Werft zurück.


Nutzung und weitere Geschichte nach dem Tod des Werftgründers

Nach dem Tod des Werftgründers im Jahr 1841 wurde die Werft von seiner Frau Maria und seinem ältesten Sohn Franz Wilhelm Meyer weiter geführt. Nachdem auch sie verstorben war entschloss sich ihr jüngerer Sohn Heinrich Wilhelm Meyer eine eigene Werft zu gründen. Heinrich Wilhelm Meyer bekam einen Bauplatz in der Werft seines Bruders, sodass er sein Unternehmen gründen konnte. Durch die enge Zusammenarbeit der beiden Brüder und durch die Hochblüte des Schiffsbaus in der Mitte des 19. Jahrhunderts prägte eine sehr erfolgreiche Zeit in der Geschichte des Unternehmens. Doch kurz darauf kam der rasche Niedergang des Unternehmens. Durch den Absturz aus der Überproduktionsphase zerfielen die Preise und es kam zur Umsatzschrumpfung, was die Konkurrenzfähigkeit der in Handarbeit produzierenden Unternehmen stark verminderte. Weiterhin war die Papenburger Schleuse ein Hindernis für das Unternehmen. Die Schleuse war so klein, dass große Schiffe sie nicht durchqueren konnten und die Stadt Papenburg konnte die Kosten für eine neue Schleuse nicht übernehmen. Nach längerer Zeit bekam man dann von dem blinden König Georg dem V., der über den Kleinstaat Hannover herrschte, zu dem Papenburg gehörte, einen Zuschuss für den Umbau der Schleuse. Doch als das Problem beseitigt worden war kam das nächste, denn im Jahr 1856 sollte eine neue Eisenbahnbrücke über den Sielkanal eröffnet werden, was wieder die Bauprogramme der Werft einengte. Ein weiterer Grund für den Niedergang war die technische Entwicklung in der Schifffahrt. In den führenden Schiffsbaunationen, wie Amerika oder England, setzte man schon auf Dampfmaschinen und Seglern mit eisernem Rumpf. Diese Entwicklung war ein vernichtender Schlag gegen den traditionellen Holzschiffbau und so musste das Unternehmen um ihre Existenz kämpfen. Mit flachen Segelschiffen konnte man zwar im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts noch Gewinne erzielen, aber der Niedergang der Holzschiffe und damit auch des Unternehmens war nicht mehr zu verhindern. Nachdem Franz Wilhelm Meyer 1876 starb und sein ältester Sohn, der sein Erbe bekam, im folgenden Jahr ebenfalls verstarb, schloss die meyersche Holzschiffwerft ihre Tore. Doch auf der anderen Seite des Kanals, wo einst Willm Rolf Meyer mit dem Schiffsbau begann, stand nun die Schiffswerft und Maschinenfabrik von Joseph Lambert Meyer, dem zweit ältesten Sohn von Franz Wilhelm Meyer. Joseph Lambert Meyer gründete das Unternehmen am 1. April 1872 zusammen mit dem Darmstädter industriellen Barth, um mehr Kapital zu haben. Die Firma, die als offene Handelsgesellschaft geführt wurde, trug den Namen „Barth und Meyer“ und war eine Eisenschiffswerft, Eisengießerei und Maschinenfabrik. Joseph Lambert Meyer entschloss sich mit Barth zusammen ein eigenes Unternehmen zu gründen, nachdem er seine Ausbildung in Amerika absolviert hatte, wo er auf Werften in Boston, Baltimore und New York war. Nach seiner Ausbildung ging er zur Stettiner Vulcan Werft und war dort maßgeblich am Auftrag des preußischen Panzerschiffs beteiligt. Dort kam er auch zu der Erkenntnis, dass die Zukunft im Eisenschiffbau liegt. Das Unternehmen brauchte ein hohes Startkapital, weil der Übergang zum Eisenschiffbau mit dem Wechsel vom manuellen Handbetrieb zum maschinellen Fabrikbetrieb verbunden war. Das Unternehmen wuchs mit der Zeit und die Werft wurde immer wieder weiter ausgebaut, bis zur Wirtschaftskrise im Jahr 1873. Das Unternehmen selber war von der Wirtschaftskrise nicht so stark betroffen, aber der Darmstädter Industrielle Barth geriet mit seinem Darmstädter Betrieb in Absatzschwierigkeiten und somit entschloss er sich, sein Kapital aus der gemeinsamen Werft zu ziehen. In dieser Zeit wurde Joseph Lambert Meyer von seiner Mutter so stark finanziell unterstützt, dass er das Unternehmen weiterführen konnte. Die Werft wurde seitdem unter dem Namen Joseph Lambert Meyer weitergeführt. In den folgenden Jahren erholte sich der Markt wieder und begünstigte den Aufstieg der Werft. Die umgebaute Schleuse und die Eisenbahnbrücke über den Sielkanal schränkten den Bau breiter Schiffe ein. Deshalb spezialisierte sich die Werft zunächst auf den Bau von Kleinschiffen, wie zum Beispiel Lotsenboote und kleiner Passagierdampfer.

Das Forum alte Werft wurde von Willm Rolf Meyer erbaut, die sich von mehreren Werften aus Papenburg als einzige durchsetzte und bis heute besteht. Willm Rolf Meyer setze den Grundstein, auf den seine Söhne aufbauten. Joseph Lambert Meyer gründete einen neuen Betrieb und mit seinen Ideen führte er den Betrieb zu großem Erfolg.Sein Unternehmen besteht bis heute noch und hat mittlerweile eine bedeutende Rolle im globalen Schiffbau eingenommen.Die alten Räumlichkeiten finden heute weiterhin Verwendung als Theater oder Hotel und sind ein Wahrzeichen der Stadt Papenburg.


Quellen

Buch: Die Meyer Werft Papenburg Buch: Firmengeschichte der Meyer Werft