Friedhof Pankow III

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Feierhalle des landeseigenen Friedhofs Pankow III

1903 erwarb die Gemeinde Pankow die „Schönhauser Fichten“ als forstfiskalisches Gelände. Schützenhaus und ein parkartiger Wald in der Schönholzer Heide bestanden zu diesem Zeitpunkt bereits. Der erste Gemeindefriedhof Pankow und die Fläche an der Gaillardstraße (zweiter Gemeindefriedhof) genügten der wachsenden Gemeinde Pankow nicht mehr als Bestattungsflächen.

1905 wurde von der forstfiskalischen Fläche ein Teil westlich der Panke als Begräbnisfläche gewidmet und in geometrischem Muster mit Lindenalleen und Doppelwegen angelegt. Die ersten Beerdigungen fanden 1905 statt, damals waren ausschließlich Erdbestattungen zugelassen. In den Jahren des Ersten Weltkrieges und den Nachkriegsjahren bis 1925 unterblieb eine weitere Gestaltung, die gegenüberliegende Schönholzer Heide erhielt ab 1925 ihre Gestaltung nach Plänen von Alexander Weiss. 1935 wurde das Urnenfeld mit Mauer und Treppen eingerichtet, das heute noch erhalten ist und über den nahen Nebeneingang von der Hermann-Hesse-Straße erreicht wird. 1960 wurde der östliche Teil des Friedhofs in einer unregelmäßigen Anlage mit Laub- und Nadelbäumen neu gestaltet.

1905 entstand nahe dem Haupteingang die neugotische Friedhofskapelle mit roten Klinkern nach einem Entwurf von Carl Lubig. Dem kreuzförmigen Grundriss ist die offene Vorhalle mit einem Pultdach angeschlossen. Im Inneren steigt die fünfseitig geschlossene Apsis zu einem Spitztonnengewölbe mit Stichkappen. Außen ist die Klinkerfassade mit Putzflächen untergliedert und die Knickbogenfenster unterstützen den gotischen Eindruck. Diese Fensterform wurde beim Verwaltergebäude in Backstein aufgenommen. Der rechteckige Klinkerbau mit Walmdach und abgesetztem Treppenhaus ist mit Kopfbändern in Zick-Zack-Linie verziert. 1925 folgte dann die Wartehalle für Trauergäste, die in der Bauform an Lubigs Entwurf angepasst ist. Diese drei Gebäude stehen als Baudenkmal unter Denkmalsschutz.

Noch 1943 besaß der „3. Städtische Friedhof“ in Pankow nur etwa die Hälfte der heutigen Fläche und erstreckte sich entlang der Bahnhofstraße (jetzt Am Bürgerpark) an der Bezirksgrenze zu Reinickendorf.

1943/1944 erfolgte die Erweiterung zur heutigen Größe. Die steigende Zahl an zivilen Bombenopfern, an gefallenen Luftwaffenhelfern und Soldaten aus den Bucher Lazaretten und Krankenhäusern erforderte die Schaffung zusätzlicher Begräbnisflächen. Dabei wurde der gegenüber gelegene Lunapark und ein großer Bereich des Parkes in der Schönholzer Heide auch als pietätsbefangene Fläche umgewidmet und als 6. Städtischer Friedhof Pankow eingerichtet. Der Friedhof Schönholz wurde etwas erweitert und als 5. Friedhof (später Friedhof Pankow V) dem Komplex angeschlossen. So entstand eine für Bestattungen freigegebene Gesamtfläche von nahezu 300.000 m² entlang der heutigen Hermann-Hesse-Straße.

Als der notwendige Flächenbedarf nach dem Kriegsende und dem kalten Nachkriegswinter 1945/1946 zurückging, wurde der Volkspark Schönholzer Heide wieder teilweise (1946) und im Jahre 1981 nach der Schließung von Pankow VI für die Nutzung als Park zurückgegeben. Zuletzt hatte der Friedhof VI noch eine Fläche von 38 ha. Bis 2006 bestanden noch Grabstellen; für die zehnjährige Nachruhezeit der bestattungsrelevanten Flächen ist dieser Parkteil noch eingezäunt und nicht öffentlich zugänglich. Nach Ablauf der pietätbefangenen Nutzung der Flächen kann die Umwidmumg zur Parkfläche endgültig erfolgen. Im Flächennutzungsplan 2004 ist der Friedhof VI noch als Friedhofsfläche, mit Absicht auf Parkfläche verzeichnet.

Der Friedhof III liegt entlang der Grenze zum Bezirk Reinickendorf. Alle Pankower Friedhöfe gehörten zu Ost-Berlin und der Bezirk Reinickendorf als Teil des französischen Sektors gehörte zu West-Berlin. 1961 wurde ein 50 Meter breiter Streifen Friedhofsfläche in die Zone der Berliner Mauer einbezogen. Entlang der Bahnhofstraße (heute Am Bürgerpark) begrenzte vormals eine repräsentative Einfriedung entlang der Bahnhofstraße (heute Am Bürgerpark), auch der Eingang war im Stile der heute noch erhaltenen Gebäude attraktiv ausgelegt.

Beim Mauerbau mit Vorzaun und Sandstreifen, samt Beleuchtung wurde diese Mauer entfernt. Die Liegezeit für Erdstellen betrug 25 Jahre, für Urnenstellen 20 Jahre, so waren aktive Grabstellen mit Nachbeisetzungsrecht in den Bereich der Postenzone gelangt. Grenznahe Grabstätten wurden auch als Ausgangspunkt für Fluchttunnel genutzt. Zur Mitte der 1960er wurden die Grabstätten aus dem Randbereich ins Innere der Anlage verlegt. Auch sollten Stellen den Angehörigen wieder zugänglich sein. Selbstverständlich war der heutige Hauptzugang zu dieser Zeit geschlossen. Durch die Lage des Friedhofes war er in der Zeit der Mauer mehrfach Ausgangspunkt für Versuche den Ostteil zu verlassen. Seither verläuft die aktive Bestattungsfläche entlang des jetzigen Weges. 1990 wurde nach Abriss der Grenzbefestigungen wieder Friedhofsgelände eingerichtet. Die Rasenfläche mit der Baumreihe japanischer Kirschen beidseits des Zaunes markiert das vormalige Grenzgelände. Vor dem Zaun nicht pietätsbefangen, die vormalige Bestattungsfläche liegt innerhalb des Zaunes. Die in die Grenzanlagen einbezogene Bestattungsflächen sind mit der Grenzziehung entwidmet.

Der landeseigene Friedhof Pankow III ist Ersatzfläche für die geschlossenen Friedhöfe Pankow I, Pankow II und Pankow V. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs der Bedarf an notwendiger Bestattungsfläche durch die zunehmende Bevölkerungszahl. Die Gemeinden Pankow und Niederschönhausen bekamen Zuwachs durch die Nähe der preußischen Hauptstadt und nach der Reichsgründung durch die neue Rolle Berlins.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts kehrt sich der Bedarf an Begräbnisflächen um. Die geänderten Gewohnheiten für Bestattungen bedingen kleinere Grabstätten. Eine Feuerbestattung bedarf nur eines Viertels der Fläche einer Erdbestattung, durch die wachsende Anzahl an anonymen Bestattungen und durch eine höhere Lebenserwartung geht der Flächenbedarf für Friedhöfe in Berlin und ebenfalls im Bezirk Pankow zurück. Für Pankow folgten nach dem nachkriegsbedingten Schließen von Friedhof VI und der mauerbedingten Schließung von Friedhof VIII auch Friedhof I (1974), Friedhof II (2004) und Friedhof V (2007). Durch Lage und Größe ist Friedhof III als Bestattungsfläche für Umsetzungen und als Nachfolgefläche vorgesehen.

Andererseits werden pietätsunbefangene Flächen vor dem Zaun, die vormals zum Grenzstreifen gehörten, als Friedhofsfläche geschlossen. Im Mai 2008 sind entlang der Leonhard-Frank-Straße pietätsbefangene Flächen in der Größe als Friedhofsfläche für Neubeisetzungen geschlossen worden. Hierfür gilt dann die Ruhefrist bis zum Ruheende aller Grabstellen und nachfolgend eine Sperrzeit von 10 Jahren. Insgesamt sind so seit Mai 2008 2,68 ha als aktive Friedhofsfläche geschlossen worden, Status der weiteren Nutzung ist Grasfläche.

Bemerkenswert sind die Grabanlagen für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft des Zweiten Weltkrieges, die sich im nördlichen Teil des Friedhofes befinden.


Grabstätten bekannter Persönlichkeiten

Auf dem Friedhof Pankow III gibt es gegenwärtig sechs Ehrengräber des Landes Berlin. Der Schauspieler Ernst Busch, der von 1966 bis zu seinem Tod in der Leonhard-Frank-Straße 11 nur wenige Meter vom Friedhofseingang sein Haus hatte, sei besonders angemerkt. Das Grab von Hans Fallada wurde nach Carwitz umgebettet.

Anzumerken ist eine schlichte Grabanlage für die verstorbenen Brüder des Franziskaner-Klosters. Dieses befindet sich an der Wollankstraße. Diese gepflegte Gemeinschaftsanlage liegt in der Abteilung 8, unweit der Feierhalle. Die kulturhistorischen Grabstätten des Vorsitzenden der Deutschen Gartenbaugesellschaft Paul Braun (1865-1923), von Pastor Friedrich Zillessen, Gründer des Verlages Zillessen Berlin (1832-1915), die Juhl'sche Erbbegräbnisstätte von Paul Juhl (1848-1919) oder Grabstätte des Königlichen Musikdirektors Erst Zander (1873-1939) existieren heute nicht mehr. Die älteste noch erhaltene Grabstätte ist das Familienwahlgrab Holtkötter an der Hauptallee[ Holtkötters Mutter fand im Mai 1906 auf dem neuen Friedhof eine Doppel-Grabstätte für 787,50 Mark, der Stein nennt die „liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter“. Der Sattlermeister und Gemeindevertreter Richard Holtkötter (1855-1916) und sein Sohn Bruno Holtkötter (1882-1915) fanden ebenfalls hier ihre Grabstätte. Die Hauptallee kommt von der Bushaltestelle Hermann-Hesse-Straße und verläuft im alten Friedhofsteil zur Feierhalle.

Die Grabstätten von Max Butting, Hans Litten, Paul Nipkow, Reinhold Burger, sowie Max Lingner und Anton Saefkow wurden 2000 als Baudenkmal in die Denkmalliste von Pankow eingetragen, nachdem sie bereits seit 1978 laut Pankower Ratsbeschluss einen Denkmalsstatus hatten.


In der folgenden Liste sind die Grablage und der Senatsbeschluss zu Ehrengräbern in Klammern aufgeführt:


Theo Balden (1904–1995), Bildhauer (Abteilung 36-7)

Adolf Behrend (1869-1946), neben Rastelli der größte Jongleur seiner Zeit, Flugpionier

Reiner Bredemeyer (1929–1995), Komponist (Abteilung 36-20)

Max Buldermann (1868–1930), Vorsitzender der Artistenloge (Abteilung 23I R2-25, Ehrengrab 4538/94)

Reinhold Burger (1866–1954), Erfinder der Thermosflasche (Abteilung 19-40)

Ernst Busch (1900–1980), Sänger und Schauspieler (Abteilung 36-48, Ehrengrab 2376/99)

Max Butting (1888–1976), Komponist (Abteilung UWG)

Fritz Cremer (1906–1993), Bildhauer (Abteilung 36-3, Ehrengrab 5908/95)

Friedrich Dähn (1908–1980), Maler (Abteilung 36-27)

Günther Deicke (1922–2006), Lyriker und Publizist (Abteilung 36-28)

Rudolf Dörrier (1899–2002), Bibliothekar und Chronist (Abteilung 36U-330)

Heinrich Drake (1903–1994), Bildhauer (Abteilung 36-4)

Hans Fallada (1893–1947), Schriftsteller (1981 nach Feldberg umgebettet)

Willi Felix (1892–1962), Chirurg

Otto Hartmut Fuchs (1919–1987), Präsidiumsvorsitzender (Abteilung UI-21)

Walter Gorrish (Kaiser) (1909–1981), Schriftsteller (Abteilung 27II-Teil8-17)

Heinz Graffunder (1926–1994), Architekt (Abteilung 1-39)

Ruthild Hahne (1910-2001), Bildhauerin (Abteilung 36U-379)

Oskar Hauser (1920-2005), Prorektor Humboldt-Universität (Abteilung 36U-142)

Heinrich Heinz Höhne (1892-1968), Komponist und Apotheker (Abteilung 14b1-R7-11)

Reinhard Höhne (1913–1967), Schriftsteller (Abteilung UI-56)

Henryk Keisch (1913–1986), Schriftsteller (Abteilung 1-56)

Willy Kölling (Collins-Malmström[21]) (1873-1954), Artist (Abteilung 23I-R2-67)

Erhard Krack (1931–2000), DDR-Politiker (Abteilung 33U-354)

Paul Kuhfuß (1883-1960), Kunstmaler (Abteilung 27FR-R2-21)

Will Lammert (1892–1957), Bildhauer (Abteilung 36-6)

Alfred Lemmnitz (1905–1994), DDR-Politiker (Abteilung 36U-386)

Max Lingner (1888–1959), Maler (Abteilung UWG-30, Ehrengrab 1031/97)

Hans Litten (1903–1938), Jurist und Widerstandskämpfer (Abteilung UWB/349) - Antrag auf Ehrengrab

Carl Lubig (1851–1924), Baumeister (Abteilung VIII/I-19)

Willy Manns (1947-2007), Online-Chronist (Abteilung 33U/*)

Inge Müller (1925–1966), Schriftstellerin (Abteilung 36-9)

Oskar Nerlinger (1893–1969), Maler und Grafiker (Abteilung 14A R21-16)

Paul Nipkow (1860–1940), Erfinder (Abteilung 11U-31)

Astrid Pilzecker (1915-1977), Sängerin

Hans Pitra (1915–1977), Intendant des Metropol-Theaters (Abteilung 34U-8)

Ferdinand Quelle (1876-1963), Gymnasiallehrer und Erfinder (Abteilung 31-123)

Samuel Mitja Rapoport (1912–2004), Biochemiker (Abteilung 36U-406)

Paul Rosié (1910–1984), Grafiker (Abteilung Hauptallee-11)

Anton Saefkow (1903–1944), Widerstandskämpfer (Abteilung UWB-328, Ehrengrab 2376/99)

Paul Schultz-Liebisch (1906-1996), Maler und Grafiker (Abteilung 30 153)

Johannes Stroux (1886–1954), Philologe (Abteilung 39I R6-14, Ehrengrab 4538/94)

Axel Triebel (1899–1976), Schauspieler (Abteilung Hauptallee-109)

Rudolf Ulrich (1922–1997), Schauspieler (Abteilung 1-263)

Paul Wandel (1905–1995), DDR-Politiker (Abteilung 36U-389)

Klaus Wittkugel (1910–1985), Gebrauchsgraphiker (Abteilung 36U-222)

Hanna Wolf (1908–1999), DDR-Politikerin (Abteilung 36U-392)

Marianne Wünscher (Pietsch) (1930–1990), Schauspielerin (Abteilung 39-35)

Ernst Zander (1873-1939), Kgl. Musikdirektor



Text: Wikipedia

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