Gartenstadt Plaue

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Gartenstadt 2020
Gartenstadt 2020
Ansichtskarte der Gartenstadt Plaue (1925)

Im Auftrag des Reichsamtes des Innern wurde zwischen 1915 und 1918 die Gartenstadt in Plaue errichtet. Dies war eine Werkssiedlung im Norden des Plauer Stadtzentrums für die Facharbeiter der Königlichen Pulverfabrik (im benachbarten Örtchen Kirchmöser), die in landschaftlich reizvoller Lage auf freiem Feld entstehen sollte.

Da das Bauvorhaben für den damaligen Krieg wichtig war, erfuhr es besondere finanzielle Unterstützung. Die gerade gegründete Baugenossenschaft Gartenstadt Plaue eGmbH, deren Zweck die Erbauung von Häusern zum Vermieten war, bekam daraufhin beträchtliche Subventionen.

Die ursprüngliche Idee einer Gartenstadt stammt von dem Engländer Ebenezer Howard, der im späten 19. Jahrhundert Gartenstädte als Lösung der durch zunehmende Industrialisierung hervor gerufenen Wohnprobleme sah. Er wollte sich abkehren von den übervölkerten Mietwohnvierteln am Rande der bestehenden Industriestädte und stattdessen in sich autarke Gemeinwesen gründen, in denen man Arbeiten und Leben in idealer Weise verbinden konnte.

Die Vorstellungen von Howard konnten zwar in ihrer Komplexität zum Großteil nicht umgesetzt werden und gewannen zudem auch nicht den von ihm erhofften Einfluss auf die Neuordnung vieler Großstädte. Dennoch entwickelte sich ein neuer Typ „grüner" Vorstadtsiedlungen, den der damals noch am Beginn seiner Karriere als Architekt stehende Paul Schmitthenner in seiner Planung der Gartenstadt Plaue umsetzen wollte: Stadt, Siedlung und Mensch sollten wieder in Einklang mit der Natur gebracht werden.

Entstanden ist eine geschlossen wirkende Anlage mit dörflicher Wohnidylle. Die Siedlung ist gekennzeichnet durch überwiegend eingeschossige Reihenhäuser mit Stallanbauten und dazu gehörigen Nutzgärten.

Verschiedene Grundrisstypen machten es möglich, unterschiedliche Wohnungsgrößen in einer Häuserzeile zu vereinen. Zur Abwechslung der 212 entstandenen Gebäude trugen ebenfalls 15 leicht variierende Haustürformen, 6 unterschiedliche sprossengeteilte Fenstertypen sowie Giebelelemente, Fledermausgauben, Dachhechte und Klappläden bei.

Die Architektursprache und die Fassadengliederung sind dem Heimatstil verpflichtet und auch der Siedlungsgrundriss orientierte sich an den natürlichen Geländeerhebungen und der vorhandenen Wegeführung. Damit gilt das bedeutende Frühwerk von Paul Schmitthenner (* 1884, Lauterburg/ Elsaß; † 1972, München) als das Hauptbeispiel der Gartenstadtbewegung im Land Brandenburg.

Die Siedlung entspricht in besonderer Weise dem zeitgenössischen städtebaulichen Ideal und wurde am 13. Dezember 1992 unter Denkmalschutz gestellt.

Quelle