Genthin

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Genthin ist eine Einheitsgemeinde und Kleinstadt im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Genthin.

Henkel

Sonstige

Geschichte

Mittelalter

Im Jahr 1144 wurde erstmals eine Burg urkundlich erwähnt. Von dieser Burg aus verwaltete die Adelsfamilie von Plotho das umliegende Gebiet. 1171 wurde Genthin erstmals urkundlich genannt, war aber in der Folge ein unbedeutender Ort, denn erst für 1459 lässt sich eine Nennung als Oppidum (stadtartige Siedlung) nachweisen.

Neuzeit

Das Marktrecht erlangte die Stadt im Jahr 1539. Die Stadt erhob an ihren vier Toren, dem Mühlen-, Parchen-, Berg- und Brandenburger Tor einen Zoll. Nachdem der Administrator des Erzbistums Magdeburg, August von Sachsen-Weißenfels 1680 gestorben war, trat eine Bestimmung des Westfälischen Friedens von 1648 ein und das Gebiet fiel an den Kurfürsten von Brandenburg. Damit gehörte die Stadt zum Herzogtum Magdeburg und lag im damaligen Jerichower Kreis.

In den Jahren 1682 und 1683 wütete eine Pestepidemie in der Stadt, bei der 147 Einwohner starben, 1704 zerstörte ein Feuer große Teile Genthins. Von 1707 bis 1722 wurde die dreischiffige, barocke Pfarrkirche nach Entwürfen des Magdeburgers Georg Preußer gebaut, 1720 öffnete das Postamt mit der Inbetriebnahme der Postverbindung Magdeburg–Genthin. 1727 wurde Genthin mit dem Einzug einer Kompanie der Gelben Reiter unter dem Kommando des Rittmeisters von Schmeling Garnisonsstadt.

In den Jahren von 1743 bis 1745 wurde der Plauer Kanal gebaut. Dieser war der erste Teil des heutigen Elbe-Havel-Kanals und verband zunächst die untere Havel bei Plaue über eine Strecke von 15 km mit der Stremme und der Ihle. Beide Flussläufe wurden zusätzlich für die Schifffahrt ausgebaut. Dieses Bauvorhaben brachte für die Stadt einen Entwicklungsschub. Der Kanal verkürzte den Weg von Berlin nach Magdeburg um 150 Kilometer. Zusätzlich zum Bau des Kanals wurden weitere umfangreiche Arbeiten zur Erschließung durchgeführt, wodurch eine Besiedlung des Umfeldes der Stadt vorgenommen werden konnte. Es entstand ein sieben Kilometer langer Kanal, auf dem Torf aus den Torfstichen Genthins zum Plauer Kanal gebracht werden konnte. Dieser Kanal geriet später in Vergessenheit. Reste davon kann man heute im Mühlgraben erkennen.

1808 wurde in Altenplathow eine Zichorienfabrik errichtet.

Bis 1808 unterstand Genthin dem königlichen Amt Altenplathow. Erst nach Reformen in Preußen wurde Genthin als Stadt eigenständig und wählte 1809 erstmals einen Stadtrat. 1816 wurde Genthin Verwaltungssitz des Landkreises Jerichow II. 1853 erschien erstmals das „Genthiner Wochenblatt“. Im Jahr 1888 wurde die Gemeinde Berg-Genthin eingemeindet.

Industrialisierung

Das Zeitalter der Industrialisierung setzte in Genthin mit der Gründung einer Fabrik zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte durch den Magdeburger Kaufmann Pieschel ein. Dieser baute seine Fabrik 1808 auf einem Gelände in Altenplathow und ließ einen 14 Hektar großen Gutspark nach Anregungen von Peter Joseph Lenné anlegen. Er wurde durch König Friedrich Wilhelm III. für seine Verdienste später in den Adelsstand erhoben. Die Infrastruktur wurde durch die Anlage von Verkehrswegen den wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst. Es entstanden Chausseen und Landstraßen. 1837–1846 wurde die Eisenbahnstrecke Berlin – Potsdam – Magdeburg gebaut, die später bis Hannover verlängert wurde. 1898 erfolgte die Gründung der Kleinbahn AG. Es entstanden zahlreiche Industriebetriebe, wie Ziegeleien, holzverarbeitende Fabriken und Werften,[5] die Schiffbau oder Schiffsreparaturen betrieben. Großbetriebe waren die 1902 in Betrieb genommene Zuckerraffinerie und das Waschmittelwerk des Henkel-Konzerns, das auf Initiative des ehemaligen Bürgermeisters Struss von 1921 bis 1923 gebaut wurde.

Mit der Industrialisierung kamen auch wieder Katholiken nach Genthin, für sie wurde 1902 eine katholische Kirche geweiht. Im Jahr 1923 wurde Altenplathow eingemeindet, 1928 wurde Hagen ein Vorort von Genthin. 1935 wurde der 48 m hohe Wasserturm in Betrieb genommen.

Zweiter Weltkrieg

Am 22. Dezember 1939 kam es im Bereich des Bahnhofs zum Eisenbahnunfall von Genthin, dem bis heute schwersten Eisenbahnunglück in Deutschland. Dabei starben 278 Menschen, 453 weitere wurden verletzt.

1943 wurde in Genthin ein KZ-Außenlager des KZ Ravensbrück errichtet. Dessen weibliche Häftlinge sowie Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter (insgesamt 1.000) wurden zur Arbeit in der Munitionsfabrik Silva-Metallwerke GmbH eingesetzt und mussten Flak-Munition herstellen. 68 Frauen, die gegen ihre miserablen Arbeitsbedingungen revoltiert haben sollen, wurden von der SS erschossen. Weitere 1.000 nach Deutschland Verschleppte einschließlich zahlreicher polnischer Kinder mussten in einer Zweigstelle der Henkel-Werke unter besonders gesundheitsschädigenden Bedingungen schuften. Im April 1945 wurde im Wald von Genthin auch ein SS-Arbeits- und Erziehungslager errichtet. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 kam es in der Umgebung der Stadt zu vereinzelten Kampfhandlungen. Die Elbe war dabei das Ziel der deutschen, von Berlin kommenden Armee. Durch das Queren des Flusses wollte man die Gefangennahme durch die US-Armee erreichen.

Nach dem Krieg wuchs die Einwohnerzahl der Stadt durch den Zuzug vieler Vertriebener.

Nach 1945

Von 1950 bis 1994 war Genthin Sitz des Landkreises bzw. Kreises Genthin als Nachfolger des 1816 gebildeten Landkreises Jerichow II. Der Kreis wurde Bestandteil des Landkreises Jerichower Land, der Kreissitz ging an die Stadt Burg.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.