Gernrode

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Stadt Gernrode ist ein Ortsteil von Quedlinburg im nordöstlichen Rand des Harzes im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Gernrode.

Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft

Sonstige

Geschichte

Im Schatten der Stiftskirche bis zur Reformation

Im Jahr 959 gründete Markgraf Gero in seiner Burg Geronisroth ein Damenstift und setzte seine Schwiegertochter Hathui als Äbtissin ein. Die Stiftung wurde am 17. Juli 961 von König Otto I. bestätigt.[6]

Seine Nachfolger erteilten dem Kapitel in Urkunden die Freiheit, eine Äbtissin zu wählen und einen Schutzvogt nach dem Bedürfnis des Stifts anzunehmen. Gernrode lag im Sprengel des Bistums Halberstadt, unterstand aber unmittelbar dem Papst und dem Kaiser. Das Stift entwickelte sich zu einem wichtigen ottonischen und salischen Zentrum und war den Reichsabteien gleichgestellt. Kaiser Heinrich V. weilte zu Besuch in Gernrode und Kaiser Friedrich Barbarossa hielt 1188 hier einen Hoftag ab.[7]

In der Bestätigungsurkunde von 961 wird erstmals ein Ort Rode erwähnt, der sich neben dem Stift und der Burg Geronisroth befand. Der Ort Geronrod ist nach der Endung -rode als Rodungsdorf entstanden. Seit 1700 hat sich als Name der Stadt Gernrode durchgesetzt. Die Äbtissinnen hatten die Hoheit über das Dorf Gernrode. Der Äbtissin stand bei der Erfüllung ihrer Aufgaben ein Schutzvogt zur Seite; dieser hatte die Abtei vor Angriffen zu schützen und übte die weltliche Gerichtsbarkeit über das Stift und die hohe Gerichtsbarkeit über den Ort Gernrode aus. Im Jahre 1149 wurde Albrecht der Bär aus dem Hause der Askanier der Schutzvogt des Stiftes. Von da ab bis zum Ende der Abtei 1616 stellten die Askanier meistens den Schutzvogt der Abtei.

Stadtgründung der Renaissance

1533 wurde in Gernrode das erste Schulgebäude auf Geheiß der Äbtissin Anna von Plauen erbaut und aus Mitteln der Abtei unterhalten. Die Idee einer Schulgründung geht auf ihre 1532 verstorbene Vorgängerin Elisabeth von Weida zurück. Eine Schrift Luthers von 1524 hatte sie offenbar bewogen, den Bau einer Schule zu veranlassen, denn Luther verlangte, dass für das gemeine Volk Schulen zu errichten seien. Anna von Plauen und ihre Nachfolgerin Anna von Kitlitz führten die Schulpolitik fort und unterhielten Beziehungen zur Universität Wittenberg. An der Schule wurden Kinder unabhängig vom Stand ihrer Familie gleichermaßen unterrichtet. Es wird davon ausgegangen, dass es die wahrscheinlich älteste protestantische Elementarschule in Deutschland war. Noch bis 1847 fand in den Schulräumen Unterricht statt.

Die Äbtissin Anna von Plauen verlieh dem Ort 1539 das Recht, ein Siegel und ein Wappen zu führen. Eine ausdrückliche Verleihung des Stadtrechtes hingegen scheint nie erfolgt zu sein. Zumeist wird jedoch dieses Jahr als Termin der Stadtgründung angesehen. So gratulierte der anhaltische Städtelandtag, in dem Gernrode Sitz und Stimme hatte, 1939 zum 400. Jahrestag der Verleihung des Stadtrechtes.

Aufgrund seiner geringen Bedeutung blieb Gernrode immer Marktflecken, der Ort bzw. der Markt waren nicht ummauert. Noch im 17. und 18. Jahrhundert wird Gernrode in Urkunden als Flecken und ganz selten als Stadt bezeichnet.

Bei der 1603 erfolgten Teilung Anhalts in vier Fürstentümer wurden das Stift und die Stadt den Senioratsgütern zugewiesen. Die Verwaltung und Regierung des ehemaligen reichsunmittelbaren Stiftes lag nun in den Händen des jeweiligen Seniors der anhaltischen Fürsten. Die Rechtsnachfolge wurde 1728 durch Kaiser Karl VI. endgültig dem anhaltischen Fürstenhaus übertragen. Im Jahr 1802 erfolgte durch Franz II. die letztmalige Belehnung.[8]

Unter den Anhaltinern vom 17. bis 19. Jahrhundert

Als 1669 die Senioratsgüter aufgeteilt wurden, fiel der nördliche Teil des ehemaligen Stiftsgebietes mit Großalsleben und Alikendorf an Anhalt-Dessau. Die am Harz gelegenen Gebiete erhielt Anhalt-Bernburg. Die Stadt Gernrode kam an eine Nebenlinie der Anhalt-Bernburger zu Anhalt-Harzgerode. Ab 1709 gehörte die Stadt Gernrode zum Fürstentum Anhalt-Bernburg.

1806 wurde das Fürstentum Anhalt-Bernburg zum Herzogtum erhoben. Nach dem Erlöschen des Herzogtums kam es im Jahr 1863 zusammen mit dem Herzogtum Anhalt-Dessau zum Herzogtum Anhalt mit der Landeshauptstadt Dessau. Das Fürstentum Anhalt-Bernburg gliederte sich im 18. Jahrhundert in zwei Hauptgebiete – das Land Bernburg sowie das Gebiet im Vorharz. Das anhaltische Gebiet im Vorharz bestand aus den fünf Justizämtern Ballenstedt, Gernrode, Güntersberge, Harzgerode, Hoym. Das Amt Gernrode grenzte dabei im Norden und Westen an Preußen, Sitz des Amtes Gernrode war um 1739 der Fürstliche Amtshof. Das Gebäude befand sich westlich der Stiftskirche, vermutlich handelte es sich um den ehemaligen Äbtissinnen-Palas. Im frühen 18. Jahrhundert wurden Gebiete im südlichen Teil des ehemaligen Stiftsbezirkes für gelegentliche Aufenthalte der Anhalter Fürsten benutzt, sie waren wahrscheinlich von der baulichen Ausstattung her für eine Hofhaltung geeignet. Daher wurde dieser Teil von der Bevölkerung bald „das Schloss“ genannt. Die noch an der erhaltenen Stiftsmauer befindliche Schlossallee erinnert daran. Ab 1721 wurde die Gemahlin des Fürsten Karl Friedrich, Wilhelmine Charlotte Reichsgräfin von Ballenstedt, die bürgerlicher Abstammung war, zusammen mit ihren Söhnen nach Gernrode verbannt. Die beiden Söhne trugen die Namen Friedrich und Carl Leopold. Friedrich starb 1758 in Gernrode, sein Bruder wurde General in Hessen-Kassel. Er starb dort 1769. Die Mutter der beiden war 1740 in Gernrode gestorben.

Der Stiftsbezirk wurde 1832 in eine Domäne umgewandelt, die Nutzung als landwirtschaftlicher Betrieb zog fast die Zerstörung der Stiftskirche und des Stiftsbezirkes nach sich. Die Domäne wurde 1858 zurückgekauft, ab dem Jahr 1859 wurde mit der Restaurierung der Kirche durch Ferdinand von Quast begonnen.

Von Bedeutung für die Stadt Gernrode war Fürst Victor Friedrich von Anhalt-Bernburg. Er regierte von 1721 bis 1765 als ein absolutistischer Herrscher. Er ließ sich in der Stadt ein Denkmal erbauen, als er 1754 auf dem Stubenberg anstelle einer Rasenbank ein Gästehaus errichten ließ. Später wurde dieses Gästehaus umgebaut und erweitert und als Hotel genutzt. Johann Wolfgang von Goethe weilte hier 1805 auf seiner vierten Harzreise. Der Fürst errichtete auch die Jagdhäuser „Sternhaus“ und „Viktorshöhe“.

Erholungsort im 19. Jahrhundert

Um 1700 herum lebten in der Stadt etwa 1000 Einwohner. Mit dem beginnenden 19. Jahrhundert begann der Ort zu einem Erholungsort zu werden. Zu dieser Zeit besuchte Goethe und andere bekannte Personen wie Heinrich von Kleist und Wilhelm von Kügelgen Gernrode, besonders das Hotel auf dem Stubenberg.

Durch den Fremdenverkehr entwickelte sich Gernrode zu einer modernen Kleinstadt, denn für die Urlauber musste die Infrastruktur auf Grund der steigenden Ansprüche verbessert werden. Daneben wurde mit dem Bau von Villen und Fabriken begonnen. Den Gästen standen zur damaligen Zeit drei Badeanstalten zur Verfügung, der Osterteich, das Schraderbad und das nach dem Wünschelrutengänger Otto Edler von Graeve benannte Ottobad. Die Verkehrsanbindung wurde in dieser Zeit verbessert, so wurde 1885 die Eisenbahnstrecke Quedlinburg – Aschersleben und im Jahr 1887 die Selketalbahn durch die damalige Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet.[8]

Zwischenkriegszeit

Die Nachkriegsjahre ab 1918 brachten auch für Gernrode schwere Zeiten, Hunger und Entbehrung mit sich. Der Inflation zu Beginn der Weimarer Republik in Gernrode wie auch andernorts wurde durch die Ausgabe von Gutscheinen Herr zu werden versucht. Blick vom Stubenberghaus auf Gernrode, 1940

In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 unterstand das Land Anhalt zusammen mit dem Land Braunschweig einem Reichsstatthalter mit besonderen Befugnissen. Das Land Anhalt bildete in dieser Zeit zusammen mit Teilen der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen den Gau Magdeburg-Anhalt. Während dieser Zeit gab es in Gernrode eine Schule des Bundes Deutscher Mädel (BDM) in einer Villa aus der Gründerzeit.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 178 Frauen und Männer verschiedener Nationalität, überwiegend Polen, in rüstungswichtigen Firmen Zwangsarbeit verrichten. So verlagerten die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke ihre Konstruktionsabteilung mit etwa 80 Mitarbeitern von Dessau in das bei Gernrode gelegene ehemalige Pensionat „Haus Hagental“. Der Krieg brachte für Gernrode schwere Einbrüche in der Entwicklung, es waren zahlreiche Gefallene, Verwundete und Verletzte zu beklagen. Am Ende des Krieges gab es einen beträchtlichen Zustrom an Flüchtlingen und Übersiedlern – die Einwohnerzahl überstieg in dieser Zeit die Zahl von 6000. Alle freien Betten der Stadt wurden zur Unterbringung genutzt.

Am 19. April 1945 wurde Gernrode kampflos von US-amerikanischen Truppen besetzt, diese machten den Stubenberg zu ihrem Hauptquartier. Sie setzten am 1. Mai 1945 Dietrich Wilde[9] aus Suderode als neuen Bürgermeister ein. Gemäß der in der Moskauer Deklaration getroffenen Einigung über die Aufteilung Deutschlands rückten nach Abzug der amerikanischen Besatzung am 30. Juni 1945 sowjetische Truppen ein.

FDGB-Urlaubsort und Industrieansiedlungen in der DDR

Nach der Gründung der DDR 1949 wurde 1952 eine Verwaltungsreform durchgeführt. Die Hauptteile des 1947 gegründeten Landes Sachsen-Anhalt wurden auf die zwei Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt. Die Stadt Gernrode kam zusammen mit dem Landkreis Quedlinburg zum Bezirk Halle.

In Gernrode wurde mit dem Aufbau des FDGB-Feriendienstes begonnen, was zu rasch steigenden Übernachtungszahlen, aufgrund der eingeschränkten Reisemöglichkeit in der DDR, führte. Das Hotel Stubenberg wurde 1948 eines der ersten FDGB-Ferienheime. Im Jahr 1952 begann der Bau des Ferienheimes „Fritz Heckert“, des ersten neu gebauten Ferienheims der Gewerkschaft. Daneben gab es noch das Ferienheim „Freundschaft“, ein ehemaliges Töchterheim, das nach einem Großbrand im Jahr 2012 abgerissen werden musste.

1961 wurde in Gernrode die 1000-Jahr-Feier festlich begangen und 1989 die Verleihung des Stadtrechtes vor 450 Jahren gefeiert.

Obwohl der Tourismus dominierte, siedelten sich Industriebetriebe an. So wurde 1960 der VEB Harzer Uhren gegründet, der aus einer enteigneten privaten Uhrmacherfirma hervorging. Der Betrieb begann 1969 mit der Produktion von Kuckucksuhren. Daneben gab es in Gernrode Betriebe zur Produktion von Polstermöbeln sowie zur Herstellung von Getränken und Spirituosen. In der Landwirtschaft wurden die Flächen der Bauern zu einer LPG (Zwangskollektivierung) zusammengefasst, die das ganze Spektrum vom Obstanbau über Viehzucht bis zum Ackerbau abdeckte. In Gernrode hatte es vor dem Krieg schon eine Baumschule Teickner gegeben. Diese wurde 1972 zusammen mit einer Baumschule in Blankenburg zum VEG Saatzucht, Baumschulen und Landschaftsgestaltung Gernrode zusammengeschlossen.

Im wiedervereinigten Deutschland

Die Umwälzungen beim Niedergang der DDR im Herbst 1989 und die neuen Reisemöglichkeiten brachten das Ende des Feriendienstes der Gewerkschaften und der Ferienheime der meisten Betriebe und die Zahl der Urlauber ging deutlich zurück. Die ehemaligen Ferienheime wurden bis auf den „Stubenberg“ geschlossen. Nur einige der in Gernrode angesiedelten Betriebe überstanden die friedliche Revolution, allerdings nur stark verkleinert. Mit dem Wegbleiben der Urlauber und der Schließung der Betriebe kam es zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit. Trotz etlicher Nutzungskonzepte für die ehemaligen Ferienheime stehen diese bisher leer, wie die Heime „Fritz-Heckert“ und „Freundschaft“. Sie sind stark verfallen und müssen wahrscheinlich abgerissen werden. Der Stubenberg konnte 1992 an einen privaten Investor verkauft werden und wurde als Hotel wiedereröffnet.

Die Stadt war seit dem 1. Januar 1994 Teil und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Gernrode/Harz. Zu ihr gehörten neben der Stadt Gernrode die Gemeinden Rieder und Bad Suderode.

Der zu DDR-Zeiten verliehene Titel Klimatischer Luftkurort wurde nach 1990 nicht mehr bestätigt.

Zahlreiche Sanierungen der alten Bausubstanz konnten nach Überwindung der DDR-Mangelwirtschaft erfolgreich durchgeführt werden. Die Arbeitslosigkeit hat sich im Zeitraum 2009–2019 deutlich reduziert und der Tourismus verzeichnet zunehmende Übernachtungszahlen.

Seit dem 4. März 2006 besteht wieder eine Schienenverbindung nach Quedlinburg, nachdem auf der Strecke Frose–Quedlinburg durch einen Stellwerksbrand in Ballenstedt der Personenschienenverkehr am 31. Januar 2004 eingestellt worden war. Die schmalspurige Selketalbahn wurde verlängert und am 26. Juni 2006 anlässlich des Harzfestes in Gernrode der Betrieb aufgenommen.

Mit der am 1. Juli 2007 in Sachsen-Anhalt in Kraft getretenen neuen Kreisgebietsstruktur gehört Gernrode zum neuen Landkreis Harz. Infolgedessen wurde mit der Gemeindegebietsreform begonnen, größere Verwaltungseinheiten herzustellen. Die Stadt Gernrode wurde per Gesetz[10] zum 1. Januar 2011 in die Stadt Quedlinburg zwangseingemeindet und verlor dadurch ihre politische Selbstständigkeit.[11] Sie gehörte bis zu ihrer Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Gernrode/Harz an, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt hatte und ebenfalls am 1. Januar 2011 aufhörte zu existieren. Eine Klage gegen die Zwangseingemeindung erfolgte und wurde am 19. Februar 2013 wegen eines Formfehlers im Anhörungsverfahren positiv beschieden, somit die Eingemeindung rückgängig gemacht und Gernrode, Bad Suderode und Rieder konnten ihre Selbständigkeit zunächst zurückgewinnen.[12] Rieder wurde jedoch am 1. Dezember 2013 auf freiwilliger Basis nach Ballenstedt eingemeindet,[13] Gernrode und Bad Suderode per Gesetz zum 1. Januar 2014 erneut nach Quedlinburg.[14] Mit Beschluss des Stadtrates Quedlinburg und der Genehmigung des Landkreises Harz vom 21. Oktober 2014 darf Gernrode sich wie vor der Eingemeindung wieder „Stadt“ nennen, bleibt dabei jedoch rechtlich weiter eine Ortschaft der Stadt Quedlinburg.[15]

Am 1. Juli 2014 ist das neue Kommunalverfassungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt in Kraft getreten. In dessen § 14 (2) wird den Gemeinden die Möglichkeit gegeben, den Ortsteilen, die vor der Eingemeindung Städte waren, diese Bezeichnung zuzuerkennen.[16] Die Stadt Quedlinburg hat von dieser Regelung Gebrauch gemacht. Ihre geänderte Hauptsatzung stammt vom 12. März 2015. Im § 1 (3) werden die Ortsteile und Ortschaften mit ihren amtlichen Namen aufgeführt.[17]


Text: Wikipedia

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