Glatz

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Kłodzko (deutsch Glatz; schlesisch Glootz; tschechisch: Kladsko) ist die Hauptstadt des Powiat Kłodzki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie hat 26.845 Einwohner (Stand: 30. Juni 2019) und war die historische Hauptstadt der Grafschaft Glatz.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Glatz.

Geschichte

Die Geschichte der Stadt Glatz und ihrer politischen und kirchlichen Zugehörigkeit ist eng verbunden mit der Geschichte der Grafschaft Glatz.

Ersterwähnung und Mittelalter

Der böhmische Chronist Cosmas von Prag erwähnte die Siedlung erstmals im Jahre 981 als castellum Kladsko. Auf dem für Verteidigungszwecke gut geeigneten felsigen Hügel am linken Neißeufer ließ der Böhmenfürst Slavnik, Vater des Heiligen Adalbert, eine gegen Polen gerichtete hölzerne Burg errichten. Diese Burg und der dazugehörige tschechische Marktflecken Kladsko wurden im Streit zwischen Böhmen und Polen mehrmals belagert und zerstört. Nachdem Glatz 1114 kurzfristig an Polen geriet, ließ Soběslav von Böhmen 1129 die Burg noch stärker befestigen, um die wichtige Straße Prag–Nachod–Glatz–Breslau zu sichern. Der 1137 abgeschlossene Pfingstfrieden von Glatz beendete die Streitigkeiten und festigte die Zugehörigkeit zu Böhmen. Erster bekannter Burggraf von Glatz war 1169 Hroznata, dem 1175 Ryvín/Rivinus und 1177 der Witigone Witiko von Prčice folgten.

Im 12./13. Jahrhundert entwickelte sich das von Tschechen bewohnte Glatz durch deutsche Siedler, die u. a. vom böhmischen König Ottokar II. Přemysl ins Land gerufen worden waren, zum Mittelpunkt des aufstrebenden Glatzer Landes. Unterhalb des Burgbergs entstand eine ummauerte Ortschaft, die bereits 1114 als urbs (Stadt) bezeichnet wurde. Urkundlich belegt sind das Hospital der Johanniter für 1183, die Johanniterkommende um 1243, die nordwestlich der Burg gelegene Wenzelskirche für 1184 und die Marienkapelle auf dem Schlossberg für 1194. Die deutsche Namensform Glatz ist erstmals für das Jahr 1223 nachgewiesen. Im Jahr 1275 erhielt Glatz den Status einer Stadt nach Magdeburger Recht. 1334 erwarb die Stadt die städtische Vogtei und damit eine eigene Gerichtsbarkeit.

Ab dem 14. Jahrhundert war die Handwerkerschaft im Rat der Stadt vertreten. Von Bedeutung waren um diese Zeit die Tuchmacherei, die Leinweberei, verschiedene weitere Handwerke, die Bierproduktion und der Handel. Die herausragende Stellung der Stadt zeigte sich darin, dass ihr bis ins 15. Jahrhundert alle anderen Städte des Glatzer Landes hinsichtlich der Abgaben und Dienstleistungen unterstellt waren.

In den Hussitenkriegen konnte sich Glatz verteidigen und blieb von Zerstörungen weitgehend verschont. Nachdem 1454 der böhmische König Georg von Podiebrad das Glatzer Land erworben und es 1459 zur Grafschaft erhoben hatte, wurde Glatz Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft. Sein Sohn, Herzog Heinrich der Ältere von Münsterberg, erster regierender Graf von Glatz, verlegte seinen Wohnsitz in die Stadt Glatz und baute die Burg zu einem Schloss um. Bis ins 16. Jahrhundert existierte in Glatz eine tschechische Minderheit.

Zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert

Während der Reformation war Glatz ein Zentrum der Lehre Schwenckfelds und anderer Sekten. Im 16. Jahrhundert hob der böhmische König Ferdinand I. den Rechtszug nach Magdeburg auf und machte Prag zum Oberhof für die Glatzer Städte.

Nachdem der Rat der Stadt Glatz die Wahl des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz anerkannt und auch nach der Schlacht am Weißen Berge zu ihm gehalten hatte, besetzten kaiserliche Truppen die Stadt 1622. Sie führten Strafmaßnahmen gegen die Anführer der Schlacht durch und entzogen weiteren Personen ihre Privilegien. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden 930 der damals 1300 Gebäude zerstört. Zu den Verwüstungen kam 1635 eine Pestepidemie, der 4000 Einwohner zum Opfer fielen, so dass die Stadt weitgehend entvölkert war. Auch 1680 wütete wieder die Pest, die 1500 Tote zur Folge hatte.

Während der Schlesischen Kriege wurde Glatz mehrmals belagert und erobert. Am 8. Januar 1741 griffen die Preußen unter Oberst Camas die Stadt an, sie wurden jedoch abgewehrt. Am 9. Januar 1742 gelang den Preußen die Einnahme der Stadt, am 26. April d. J. auch die Einnahme der Festung. Der österreichische Gegenangriff erfolgte im Dezember 1744 unter General Georg Olivier von Wallis; im Januar 1745 mussten die Österreicher Glatz wieder aufgeben. Am 26. Juli 1760 eroberte Gideon Ernst von Laudon nach nur achttägiger Belagerung Glatz sowie die Festung zurück. Nach dem Hubertusburger Frieden 1763 fiel Glatz endgültig an Preußen.[4] Von den Kriegszerstörungen erholte sich die Stadt – trotz der wirtschaftlichen Maßnahmen Friedrichs des Großen – nur langsam, war jedoch Ende des 18. Jahrhunderts ein wichtiges Handwerks- und Handelszentrum.

In den Napoleonischen Kriegen während des Schlesischen Feldzuges konnte Glatz durch Friedrich Wilhelm von Götzen d. J. verteidigt werden und blieb unbesetzt.

19. Jahrhundert bis in die 2010er Jahre

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl durch neu erschlossene Baugebiete deutlich an. Gleichzeitig verlor die Festung Glatz ihre militärische Bedeutung und diente als Gefängnis für politische Gefangene. Glatz blieb jedoch Garnisonsstadt. Die Verkehrserschließung durch die Eisenbahn (1874 nach Breslau, 1875 nach Mittelwalde, 1880 nach Waldenburg, 1890 nach Rückers, 1897 Seitenberg, 1902 nach Bad Reinerz und 1905 nach Bad Kudowa) hatte einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge. Um 1900 hatte Glatz zwei katholische Kirchen, eine evangelische Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium mit Konvikt, eine Reihe unterschiedlicher Fabrikationsbetriebe und war Sitz eines Landgerichts.[5]

Im Jahr 1945 gehörte Glatz zum Landkreis Glatz im Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Schlesien.

Am letzten Tag des Zweiten Weltkriegs, dem 8. Mai 1945, besetzte die Rote Armee Glatz und unterstellte es im Juni 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Die Stadt wurde in Kłodzko umbenannt und erlebte in der Folgezeit durch die Vertreibung der Deutschen und die Besiedlung mit Polen einen Bevölkerungsaustausch. Wie schon nach dem Ersten Weltkrieg scheiterte die Tschechoslowakei mit dem Vorhaben, sich das Glatzer Land einzuverleiben.

Zwischen 1946 und 1989 war die Stadt unter der kommunistischen Stadtverwaltung ein Teil der Volksrepublik Polen, die 1989 in die Republik Polen überging. Durch Umstrukturierung der Woiwodschaften gehörte Glatz von 1946 bis 1975 zur damaligen Woiwodschaft Breslau, von 1975 bis 1998 zur Woiwodschaft Waldenburg und seitdem zur Woiwodschaft Niederschlesien.

In diesen Jahren entwickelte sich vor allem die Industrie der Stadt. Die Bevölkerungszahlen stiegen bis zur Jahrtausendwende nahezu kontinuierlich.

Oft von Hochwassern heimgesucht, verwüstete im Sommer 1997 ein Jahrhunderthochwasser die Stadt: Binnen weniger Stunden stieg die Glatzer Neiße auf einen Pegel von 8,71 m und überflutete einen großen Teil der Stadt. Mittels Finanzhilfen der Europäischen Union nach dem EU-Beitritt Polens 2004 und durch Staatsmittel konnten große Teile der Altstadt aufwendig saniert werden.[6] Wirtschaftliche Schwerpunkte zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind Handel, Metallindustrie und der Dienstleistungssektor.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.