Goslar

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Goslar ist eine große selbständige Stadt in Niedersachsen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Goslar.

Greif Werke


Sonstige

Geschichte

Anfänge

Seit der Römerzeit war der Harz ein bedeutendes Erzabbau-Gebiet. Daher entstanden hier Siedlungen, in denen das Erz zu Metallen verarbeitet und veredelt wurde. Archäologische Funde aus England belegen, dass viele angelsächsische Grabbeigaben wie ein in London gefundenes Schwert aus Metall des Harzer Erzes gefertigt wurden. Die frühesten Nachweise für den Abbau und die Verhüttung von Rammelsberger Erz konnten dank der archäologischen Ausgrabungen am Herrensitz Düna auf das 3. Jahrhundert n. Chr. datiert werden.[3]

Wahrscheinlich aus mehreren, in dem ursprünglich mit dem Flurnamen „Goslar“ bezeichneten Auetal des Harzflüsschens „Gose“ am Nordrand des Harzes gelegenen Siedlungen entstanden, tritt der Ort ab dem 10. Jahrhundert langsam ins Licht der Schriftquellen. Um das Jahr 1000 wird der Flurname als Ortsname übernommen. Die erste urkundliche Erwähnung ist erst für Otto II. für das Jahr 979 belegt. 934 allerdings wurde wohl bereits eine königliche Burg auf dem Georgenberg errichtet, wobei sowohl die Schriftquelle strittig ist als auch die Lokalisierung der Burg an dieser Stelle; archäologisch-/baugeschichtliche Befunde dazu werden derzeit kontrovers diskutiert. Die Montanarbeiter siedelten im Bergdorf um die Kirche St. Johannis. Die aus Goslarer Silber geprägten Otto-Adelheid-Pfennige bilden den Nachweis für eine sich verbessernde Technologie im Bergbau. Ab dem Ende des 10. Jahrhunderts wird in Goslar neben der Kupfergewinnung auch Silber aus dem Erz ausgeschieden. Das früh einsetzende und technologisch immer anspruchsvollere Hüttenwesen benötigte Fachkräfte. Vermutlich sind solche Fachleute, die von den einheimischen Sachsen als „Franken“ bezeichnet wurden, nach Goslar gekommen und haben sich am dann so benannten „Frankenberg“ angesiedelt.

Goslarer Kaiserzeit

1009 begann mit der ersten Reichssynode unter Heinrich II. die für Goslar wichtige Periode als eine zentrale Pfalz des Heiligen Römischen Reiches. Die Pfalz lag wahrscheinlich noch auf dem Georgenberg. Heinrich II. hielt 1015, 1017 und 1019 weitere Hoftage und Synoden in Goslar ab, insgesamt ist der Aufenthalt Heinrichs II. in Goslar sieben Mal nachgewiesen. Die Pfalz Goslar verdrängte nach und nach die Pfalz Werla, die von den landfremden Kaisern wegen der Bedeutung für den sächsischen Adel aufgegeben wurde. Unter den Saliern fand die Entwicklung Goslars zu einem der Zentren des Reiches ihren Höhepunkt.

Schon bei seinem Königsumritt 1024 soll Konrad II. in Goslar das Weihnachtsfest gefeiert und 1025 an der heutigen Stelle den Grundstein zur Kaiserpfalz gelegt haben. Konrad bestätigt auch die Rechte der Goslarer Fernhandelskaufleute. Insgesamt sind von Konrad sechs Aufenthalte in Goslar belegt.

Unter Heinrich III. entwickelte sich seine Lieblingspfalz in Goslar zum Zentrum des Reiches: In 17 Regierungsjahren wurden in Goslar 18 oft mehrmonatige Hoftage abgehalten. 1042 empfing Heinrich III. Peter von Ungarn und eine Gesandtschaft Jaroslavs von Kiew. In den folgenden Jahren setzte er von Goslar aus viele Bischöfe und Herzöge ein. Königin Agnes stiftete 1045 das Petersstift. 1051 wurde die Stiftskirche St. Simon und St. Judas durch Erzbischof Hermann von Köln geweiht, die sich dann zu einer wichtigen Ausbildungsstätte des Reichsepiskopats entwickelte. Zeitgleich wurde die Pfalz um den repräsentativen Saalbau der Aula Regis erweitert. Am 11. November 1050 wurde in Goslar Heinrich IV. geboren. Im September 1056 besuchte Papst Viktor II. Heinrich III. in Goslar und weihte die Stiftskirche erneut. Dieses Treffen manifestierte ein letztes Mal die Einheit zwischen Kaiser und Papst im Sinne der civitas dei. Nach seinem Tod, wenige Wochen später, wurde das Herz Heinrichs III. in der Goslarer Stiftskirche St. Simon und St. Judas beigesetzt.

Unter Heinrich IV. blieb Goslars Bedeutung für die Salier ungebrochen. Insgesamt 30 Aufenthalte des Kaisers sind nachgewiesen. 1063 kam es in der Stiftskirche St. Simon und St. Judas zu einem Rangstreit zwischen Abt Wideradus von Fulda und Bischof Hezilo von Hildesheim, der unter den Augen des hilflosen Heinrich IV. mit einem Blutbad in der Kirche endete („Blutpfingsten“). Heinrich IV. setzte für Goslar den ersten Reichsvogt als seinen Vertreter in der Verwaltung des Königsgutes ein. Als die Reichspolitik des Königs und seine langen, für das Land recht kostspieligen Aufenthalte in Goslar den sächsischen Adel gegen ihn aufbrachten, eskalierte die Lage auf der Fürstenversammlung in Goslar 1073 zum Aufstand der Sachsen. Goslar hielt sich in den folgenden Wirren an die Gegenpartei. So fand 1077 unter dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden ein Fürstentag in Goslar statt. 1081 wurde Hermann von Salm in Goslar zum (Gegen-)König gesalbt. 1105 berief Heinrich V. einen Landtag gegen seinen Vater nach Goslar.

Im 12. Jahrhundert hatte die Stadt etwa das Ausmaß der heutigen Altstadt erreicht und bildete mit dem Kirchenkreuz aus sieben Kirchen, der Stadtbefestigung und dem Ensemble aus Stiftskirche und Pfalz eine Residenzstadt, die von den Chronisten als das „Nordische Rom“ tituliert wurde. 1075 wurde Goslar zum ersten Mal als civitas (Stadt) bezeichnet.

Heinrich V. hielt in Goslar bei zehn Aufenthalten sechs Reichstage ab. Auch unter Lothar III. von Süpplingenburg, Konrad III. und besonders unter Friedrich I. blieb Goslar eine bevorzugte Pfalz. 1136 vernichtete ein Brand ein Drittel der Stadt. Um 1150 wurde der Raths-Tiefsten-Stollen zur Entwässerung des Rammelsbergwerkes fertiggestellt.

1152 belehnte Friedrich I. Heinrich den Löwen mit der Goslarer Reichsvogtei. 1158 schenkte der Kaiser den Goslarer Bürgern den „Kaiserforst“. 1167 wurde Goslar von Heinrich dem Löwen erfolglos belagert. 1173 lehnte Friedrich I. in Goslar die von Heinrich dem Löwen geforderte Belehnung mit der Stadt als Gegenleistung für Gefolgschaft im Italienfeldzug ab. Goslar und der Rammelsberg blieben weiterhin Spielball im Konflikt der Vettern bis zur Ächtung des Löwen. Im folgenden Krieg wurde Goslar 1180 aus der Belagerung durch Heinrich den Löwen vom Kaiser entsetzt. Der Löwe ließ die Hütten und Gruben zerstören, weswegen der Bergbau bis 1209 ruhen musste.

Mit Heinrich VI. nahm die Bedeutung Goslars als Pfalz ab. König Otto IV. belagerte 1198/99 Goslar, musste sich aber vor Philipp von Schwaben zurückziehen. 1206 wurde Goslar (angeblich durch Verrat der Domina des Klosters Neuwerk) von Gunzelin von Wolfenbüttel, einem Gefolgsmann Ottos IV., erstürmt und geplündert.

Unter der Regierung Friedrichs II. fand der letzte Reichstag in Goslar statt, auf dem ein Ausgleich zwischen Staufern und Welfen gefunden wurde. Mit den Besuchen von Wilhelm von Holland in den Jahren 1252 und 1253 endete Goslars Zeit als Königspfalz.

Spätes Mittelalter

Mit dem Rückzug der Kaiser aus dem nördlichen Reichsteil begann der Aufschwung zur städtischen Unabhängigkeit. Nach Gewährung der Goslarer Stadtrechte, die aus den Rechten für die Fernhandelskaufleute von 1025 hervorgingen, bemühte sich der 1219 erstmals erwähnte Rat um stete Anerkennung der Rechte und Ausweitung der städtischen Befugnisse. Die Kaufleute, die mit dem Ministerialadel den Rat stellten, wurden zunehmend selbstbewusster. Im Fokus der Bemühungen stand der Erwerb der Berg- und Vogteirechte.

Seit 1235 geriet aufgrund fehlender Entwässerungstechnik der Bergbau am Rammelsberg in eine Krise, die zu reinem Nachleseabbau führte. Der Kupferhandel blieb zwar aufrechterhalten, die Erträge jedoch nahmen ab. Diese Schwäche des Bergbaus nutzte die Worthgilde zum Ausbau ihrer politischen Macht innerhalb des Rates.

Ab 1267 bis 1566 gehörte Goslar dem Städte- und Kaufmannsbund der Hanse an. Spätestens aus dieser Zeit stammt auch die Alte Harzstraße. Goslar nutzte die Hanse allerdings mehr als politisches Instrument, um sich gegenüber seinen Nachbarn zu behaupten, als dafür, aus dem Fernhandel Profite zu ziehen. Besonders die Wahrung der inneren Ordnung und Ratsverfassung war Anliegen der Goslarer Hansepolitik. Als sich Goslar nicht mehr in ausreichendem Maße geschützt sah, zog es sich zugunsten regionaler Bündnisse zurück. Wichtig war für Goslar vor allem der Kupfer- und Silberhandel, seit dem 13. Jahrhundert aber auch der Bierexport. Ab 1323 ist zudem der Schieferabbau und ab 1468 die Vitriolherstellung urkundlich belegt. Besonders der Handel mit Städten der Region, Sachsens, Thüringens und mit Köln war wichtig, weswegen der hansische Handel für Goslar nie die höchste Priorität besaß.

Reichsstadt

1290 gelang es dem Rat, die wichtigsten Vogteirechte übertragen zu bekommen. Goslar war nun eine freie Reichsstadt. Rat und Gilden einigten sich zudem in einem Vergleich auf eine Zusammensetzung des Rates aus Kaufmanns-, Münzer-, Krämer-, Bäcker-, Schuhmacher- und Knochenhauergilde. Zudem wurden die Montanen (Bergleute) und Silvanen (Waldarbeiter) und mit ihnen das Bergdorf an die Stadt gebunden. Institutionen wie die Sechsmannen der Silvanen und Montanen gingen allmählich im Rat auf. Größere Verfassungskämpfe gab es erst wieder 1460, da die kleinen Gilden und Gemeinen auch an der politischen Macht partizipiert werden wollten. Im Mühlen- und Hallenstreit 1290 bis 1293 konnte sich der Rat gegenüber den Stiften und Klöstern durchsetzen und die kirchlichen Einflüsse in der Stadt zurückdrängen.

Mit der Verleihung des Heerschildrechts 1340 durch Ludwig IV. wurden die Rechte Goslars um das passive Lehensrecht erweitert. 1348 und 1413 wurden die letzten Vogteireichte an die Stadt verliehen. Ab 1366 war der Vogt nur noch städtischer Beamter. Um 1340 wurde das Goslarer Stadtrecht in fünf Büchern kodifiziert. Das Goslarer Recht strahlte weiter über die Stadtgrenzen hinaus und wurde von anderen Städten angenommen. In Rechtszweifeln wurde Goslar zu einem angesehenen Schöffenstuhl.

Pestepidemien wüteten 1348, 1376 und 1377. Judenpogrome oder andere Ausschreitungen blieben jedoch aus.

Die 1235 auf die Braunschweiger Welfen übergegangene und 1296 an die Ritter von der Gowische verpfändete Berggerichtsbarkeit und der Bergzehnt wurden von den Sechsmannen 1356 übernommen und gingen von diesen auf den Rat über. 1359 entstand das Goslarer Bergrecht. Infolge dieser Entwicklung bemühte sich der Rat ab 1360 um eine Lösung der Entwässerungsfrage, um den inzwischen fast ganz zum Erliegen gekommenen Bergbau zu reaktivieren. 1407, 1418 und 1432 versuchte der Rat im Verbund mit auswärtigen Investoren und verschiedenen Bergmeistern das Sümpfen der Gruben. Claus von Gotha gelang 1453 bis 1456 ein Teilerfolg mit der Heinzenkunst. Bis 1471 erholte sich der Bergbau so weit, dass der Rat neue Abgaben für die Gewerke einführte und schließlich alle Anteile der Eigner kaufte. Ab 1478 wurde zudem durch das neue Seigerverfahren die Verhüttung der Metalle erleichtert. Versuche der Braunschweiger Herzöge, das Pfand für den Rammelsberg wieder einzulösen, konnte die Stadt 1477 und 1484 verhindern. Goslar erlebte durch die Einnahmen aus Bergwerk und Hütten einen großen Aufschwung. Bis 1511 gelang es dem Rat, alleiniger Besitzer aller Gruben am Rammelsberg zu werden.

Im 14. Jahrhundert war Goslar eine der ganz wenigen Städte, die durch ein Holzröhrensystem alle Hausgrundstücke mit einem Wasserleitungsanschluss versehen konnte, so dass die Küchen über fließendes Wasser verfügen konnten und es nicht in einem Brunnen holen mussten.[4]

In der Folge des um sich greifenden Raubritter- und Fehdewesens im 15. Jahrhundert baute Goslar seine Befestigungen bis 1519 aus und beteiligte sich an verschiedenen Bündnissen oder griff selbst zu den Waffen. Als verbissener Gegner erwies sich auf der Harzburg 1411/12, in Wiedelah und Lutter 1427 und in einer Adelsfehde 1472 die Familie von Schwichelt. Ebenso gingen von den Braunschweiger Herzögen immer neue Gefahren aus. Goslar beteiligte sich an Schutzbünden und der Hilfe für durch innere Unruhen oder Räuber bedrängte Städte. Als besonders bedeutsam erwies sich der Sächsische Städtebund. Ferner versuchte die Stadt, durch Schutzverträge benachbarte Fürsten in die Pflicht zu nehmen.

Um das Jahr 1520 war Goslar eine aufstrebende Stadt, die es verstand, ihr Gebiet und ihre Rechte zu erweitern. Aus Berg-, Hütten- und Forsteinkünften entstand ein Wohlstand, der sich auch in einer regen Bautätigkeit im Stadtzentrum widerspiegelte. Die Reformation und der Konflikt mit Herzog Heinrich d. J.

Durch den wieder florierenden Bergbau aufmerksam geworden und durch die Gewinne aus der Hildesheimer Stiftsfehde dazu in der Lage, zahlte Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel 1527 die Pfandsumme für Berggericht und Bergzehnt (24.663 Gulden[5]) zurück und nahm den Rammelsberg und einen Großteil der Forsten, die er bereits zuvor ausgelöst hatte, wieder für Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz. Aus dem Widerstand gegen das Vorgehen des Herzogs ging ein bis 1552 fortlaufender Kleinkrieg zwischen Goslar und dem Welfen hervor. Die Stadt legte gegen den Herzog Klage beim Reichskammergericht ein, der 1528 auch weitestgehend stattgegeben wurde.

Als Heinrich d. J. mit einem Heer vor die Stadt zog, kam es 1527 zu Ausschreitungen gegen herzogliche Bedienstete und zur Zerstörung der vor den Mauern gelegenen Klöster St. Georg, St. Peter und Zum Heiligen Grabe sowie der Kirche St. Johannes im Bergdorf (Goslarer Unruhen 1527). Das wegen dieser Zerstörung von Heinrich d. J. angestrengte Verfahren wegen Landfriedensbruchs führte endlich 1540/1541 zur Verhängung der Reichsacht gegen Goslar.

Nachdem 1526 auch unter dem Eindruck der äußeren Bedrohung nach erbittertem Widerstand von der kaisertreuen Ratsfraktion die Reformation eingeführt wurde, berief der Rat 1528 Nikolaus von Amsdorf nach Goslar und richtete unter dessen Leitung eine städtische Lateinschule ein. 1531 verfasste Amsdorf die erste Kirchenordnung.

Der Konflikt mit dem Herzog spitzte sich weiter zu, indem der Herzog Weisungen und Vermittlungsversuche von Kaiser und Reich ignorierte und Gewalt gegen die Goslarer Bürger einsetzte. Durch seine Mittelsmänner führte er Fehden und Blockaden gegen die Stadt und ließ Goslarer Reichstagsdelegierte wie 1530 Dr. von Dellingshausen überfallen und verschleppen.

Goslar sah sich durch den Kaiser nicht mehr ausreichend geschützt und trat daher 1536 dem Schmalkaldischen Bund bei, was Goslar in der Folge eine kurze Verschnaufpause einbrachte. Als Herzog Heinrich d. J. 1540 mit der Durchführung der Reichsacht betraut auch nach der Aufhebung derselben gegen Goslar vorging, intervenierte der Schmalkaldische Bund und besetzte das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Führer des Schmalkaldischen Bundes propagierten mit ihren in Goslar geprägten Schmalkaldischen Bundestalern den Sieg des Bundes über den Herzog von Braunschweig. Mit dem Sieg Kaiser Karls V. bei Mühlberg 1547 entfiel dieser Schutz allerdings, sodass Heinrich d. J. wieder die Repressalien gegen Goslar aufnehmen und 1552 mit 600 Reitern, 1700 Landsknechten sowie 500 Schanzgräbern die Stadt belagern konnte. Nach den ersten Schüssen kam es zu Verhandlungen, an deren Ende der Riechenberger Vertrag mit dem Verzicht der Stadt auf Bergzehnt, -gericht, Vorkaufsrecht und weite Teile der Forsten stand.[6]

Vom Riechenberger Vertrag bis zum Ende der Reichsunmittelbarkeit

Als Folge des Riechenberger Vertrages gestalteten Herzog Heinrich d. J. und ab 1568 sein Sohn Herzog Julius mit Oberverwalter Christoph Sander das Unterharzer Berg- und Hüttenwesen unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten um. Die Stadt Goslar wurde in diesem Prozess nach und nach als Gewerke aus dem Berg- und Hüttenwesen verdrängt. Durch Beerbung des Raths-Tiefsten-Stollens durch den Tiefen-Julius-Fortunatus-Stollen und den Ankauf oder die Verlegung der Hütten durch den Herzog bis 1575 verlor die Stadt weitere Einkunftsquellen. Die Vitriolsiedung blieb für den Rat ein einträgliches Geschäft, bis auch diese 1556 durch den Herzog eingeschränkt wurde. Das Goslarer Bier entwickelte sich zu einem weiteren wichtigen Wirtschaftsstandbein. Versuche der Braunschweiger Herzöge, Goslar in ihr Territorium einzugliedern, also aus der seit 1552 anhaltenden Schutzherrschaft in eine direkte Herrschaft umzuformen, wurden von den Goslarern 1582, 1605/06 und 1614/15 entschieden zurückgewiesen. Der Rat der Stadt unterzeichnete 1580 die lutherische Konkordienformel von 1577.[7]

Zwischen 1530, als der erste überlieferte Hexenprozess gegen Venne Richerdes stattfand, und 1657 fielen etwa 28 Menschen der Hexenverfolgung zum Opfer.[8]

1600–1647 war Magister Johannes Nendorf Rektor der Ratsschule; er sorgte dafür, dass außer den Bürgersöhnen auch regionale Adelssöhne, aber auch Schweden und Livländer die Schule besuchten.[9]

Während des Dreißigjährigen Krieges versuchte Goslar zunächst Neutralität zu wahren, tendierte aber eher zur kaiserlichen Partei. Am 4. Februar 1622 kam es im Zusammenhang mit der Teuerung der „Kipper-Wipperzeit“ zu einem Aufstand unter Führung der Leineweber gegen das Stadtregiment, der zwar im letzten Moment noch geschlichtet werden konnte, aber dennoch zu Übergriffen gegen die Münzer und die Juden führte; der Münzmeister Hans Laffers wurde 1625 schließlich entlassen. Die Versuche Christians d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel, sich der Stadt in der Nacht zum 5. März und zum 15. März 1626 zu bemächtigen, wurden abgewehrt.[10] Stattdessen unterhielten der Rat und besonders der Bürgermeister Henning Cramer von Clausbruch Kontakte mit Graf Tilly, Albrecht von Wallenstein und dem Hof in Wien, um einerseits die Stadt vor Schaden zu bewahren und andererseits eine Revision des Vertrags von Riechenberg zu erreichen.[11] Im Rahmen des Restitutionsediktes 1629 wurden die Klöster den katholischen Orden zurückgegeben und Domstift und Kaiserhaus 1630 an die Jesuiten überschrieben, die dort mit dem Aufbau eines Kollegs begannen. Mit dem Vormarsch Gustav II. Adolfs wurde Goslar 1632–1635 von schwedischen Truppen besetzt. In den Verhandlungen zwischen Kaiser Ferdinand III. und Herzog August von Braunschweig, die im Goslarer Akkord vom 16. Januar 1642 endeten, wurde Goslars Kaisertreue nicht belohnt; der Rammelsberg blieb bei den Welfen.

1655 wurde eine neue Kanzleiordnung erlassen, die die Zahl der Prozesse und deren Dauer minimieren sollte. Schwelende Konflikte der nicht am Rat beteiligten Bürger gegen das Stadtregiment führten ab 1666 zu Verfassungskämpfen um Ratsbeteiligung, die mit einem Vergleich des Vermittlers Theobald Freiherr von Kurzrock beigelegt werden sollten. Der Vergleich brachte trotz der Einrichtung des Gemeine-Rates aber nicht den erhofften Ausgleich.[12] Goslar um 1730

An den Kriegen des 18. Jahrhunderts war Goslar nur durch Steuern und Truppeneinquartierungen beteiligt. Zerstörungen durch Soldaten oder Krieg blieben aus. Versuche der Braunschweiger Herzöge, sich der Stadt jenseits des Erbschutzvertrages zu bemächtigen, wurden zurückgewiesen.

Siege der kaiserlichen Partei und Inthronisierung der jeweiligen Kaiser wurden in Goslar mit Prunk gefeiert. Die Huldigung gegenüber Joseph I. 1705 wurde von Graf Schwarzburg in Goslar entgegengenommen und führte durch die Feierlichkeiten zur vorübergehenden Zahlungsunfähigkeit der Stadt.

1728 und 1780 kam es zu großen Stadtbränden. Der Brand 1728 zerstörte die Stephanipfarrei mitsamt der Kirche, die durch Spenden bis 1734 im Barockstil wiedererbaut werden konnte. In der Nacht vom 22. auf den 23. März 1780 verwüstete ein Feuer den Marktbezirk bis zum Schuhhof und zerstörte dabei über 400 Häuser.[13]

Unter dem Syndikus Jakob Gottlieb Sieber geriet Goslar ab 1762 noch mehr als vorher in Verschuldung und Misswirtschaft. Goethe charakterisierte die Stadt nach einem Besuch 1777 als „eine Reichsstadt, die in und mit ihren Privilegien vermodert.“[14]

Gegen diese Entwicklung wandte sich ab 1773 Johann Georg Siemens mit einem strengen Reformkurs. Durch Aufhebung und Verpachtung der Befestigungen, Sparkurs, Lastenumverteilung und eine Verwaltungsreformen verbesserte er insbesondere in den 1790er Jahren die finanzielle Lage der Stadt.

1802 wurde Goslar von Preußen als Entschädigung für verlorene linksrheinische Gebiete übernommen und 1803 verlor die Stadt im Reichsdeputationshauptschluss offiziell die Reichsunmittelbarkeit.

Provinzstadt – Kurort – „Pensionopolis“

Von dem preußischen Rat Christian von Dohm wurden die Siemens’schen Reformen weiter vorangetrieben und ergänzt.

Nach der preußischen Niederlage im Krieg von 1806/07 fiel Goslar an das Königreich Westphalen, bis es 1813 von Preußen wieder in Besitz genommen wurde. Während des Wiener Kongresses war Goslar Spielball zwischen Hannover und Preußen, ging aber nach einigem Wechselspiel an das Königreich Hannover über. Goslar war zu dieser Zeit eine verarmte Provinzstadt mit einer kleinen Jägergarnison.

1819 wurde der Dom auf Abbruch verkauft und 1820–1822 bis auf die Vorhalle abgetragen. Heinrich Heine, der voller Erwartungen Goslar im Rahmen seiner Harzreise 1824 besuchte, schrieb darüber enttäuscht: „Wir leben in einer bedeutungsschweren Zeit: Tausendjährige Dome werden abgebrochen und Kaiserstühle in Rumpelkammern geworfen.“ Auch sonst bekam Goslar von Heine viel ironische Bissigkeit und Schärfe zu spüren: „Ich fand ein Nest mit meistens schmalen, labyrinthischen Straßen, […] und ein Pflaster, so holprig wie Berliner Hexameter. […] Das Rathaus zu Goslar ist eine weißangestrichene Wachtstube.“[15]

Einen Aufschwung erhielt die Stadt erst durch den Schuhmacher Friedrich Lampe, der in Goslar ab 1842 ein bekanntes Kräuter-Heilbad einrichtete. Zu seinen Kurgästen zählte u. a. die hannoversche Königsfamilie. Jährlich besuchten bis zu Lampes Tod am 1. April 1866 rund 4000 Heilbedürftige das Bad.

Nach dem Krieg von 1866 wieder preußisch, wurde Goslar ein beliebter Alterswohnsitz für pensionierte Städter. Berliner, Hannoveraner und Braunschweiger ließen sich besonders im Boom der Gründerzeit Villen an Steinberg und Georgenberg bauen.

Es wurde Garnisonsstadt des neugegründeten Hannoverschen Jäger-Bataillons Nr. 10. Der von den Hohenzollern geförderte Historismus bewirkte, dass die Kaiserpfalz ab 1868 restauriert und mit den Wandbildern von Hermann Wislicenus zu einem Nationaldenkmal ausgebaut wurde. Der Erste Weltkrieg und die nachfolgenden Wirren ließen diese Entwicklung erlahmen.

Goslar sollte zu Gunsten von Hildesheim seinen Status als Garnison verlieren. Hildesheims Verhalten während des Kapp-Putsches gab jedoch den Ausschlag dafür, dass Goslar auch weiterhin Garnisonsstadt blieb.

Weimarer Republik und Drittes Reich

Obgleich die 1000-Jahr-Feier 1922 noch als großes Volksfest begangen wurde, zeigten sich schon in Paralleldeutungen des Riechenberger und Versailler Vertrages Vorboten des Kommenden. Dass die konservativen Kräfte in gewissen Teilen der Bevölkerung stärker waren als der Wille zum demokratischen System, bewies auch der Goslarer Schulfall von 1929 mit der Ablehnung von schwarz-rot-goldenen Siegeszeichen eines Schulsportwettkampfes.

Bald nach Hitlers Machtübernahme wurde die Stadt Goslar zu einem Vorzeigeort für die nationalsozialistische Propaganda. Walther Darré fasste den Beschluss, Goslar 1934 zum Sitz des Reichsnährstandes und 1936 zur „Reichsbauernstadt“ zu erheben. Die Entwicklung zum Ort des Reichsbauernstandes erschöpfte sich darin, für die Reichsbauerntage die im Heinrich-Kult aufgehende Kulisse zu bilden; daneben wurde die Region zunehmend industrialisiert und der Bergbau unter anderem durch das Rammelsbergprojekt mit neuer Technik vorangetrieben.

1941 wurde Goslar von Preußen in das Land Braunschweig umgegliedert.[16]

Des Weiteren war die Stadt in der Zeit des Nationalsozialismus Sitz rüstungsrelevanter Betriebe und Einrichtungen. Größte Arbeitgeber waren die Chemische Fabrik Gebr. Borchers AG/H.C. Starck, die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke GmbH und der Fliegerhorst Goslar. Insgesamt arbeiteten während des Zweiten Weltkrieges etwa 5000 Menschen aus dem europäischen Ausland, zumeist Zwangsarbeiter, in der Stadt und ihrer Umgebung; 61 Betriebe bedienten sich in diesem Zeitraum ihrer Arbeitskraft.

Nordwestlich des Fliegerhorstes befand sich von 1940 bis 1942 ein Außenlager des KZ Buchenwald (Lager-Nummer 255), in dem bis zu 140 Häftlinge untergebracht waren, die u. a. zu Arbeiten auf dem benachbarten Fliegerhorst herangezogen wurden.[17] Wenige hundert Meter nördlich davon existierte zwischen 1939 und 1945 das SS-Barackenlager Hahndorf, in dem kurz vor Kriegsende ein Außenlager des KZ Neuengamme untergebracht war.

Mit der Aufarbeitung dieses Kapitels beschäftigt sich der Verein Spurensuche Harzregion e. V. Das Schicksal der verfolgten und deportierten Goslarer Juden in der Zeit des Nationalsozialismus wurde auch in einer Publikation von Hans Donald Cramer aufgearbeitet.[18]

Den Zweiten Weltkrieg überstand Goslar ohne größere Zerstörungen. Kurz vor der Einnahme der Stadt durch US-Einheiten im April 1945 ließ die Stadtverwaltung in den Hauptzugangsstraßen Rote-Kreuz-Fahnen und Schilder mit der Aufschrift „Lazarettstadt“ anbringen.[19] Am 10. April 1945[20] rückte das 329. Regiment der 9. US-Armee auf die Stadt zu. Die US-Einheiten, die aus der Stadt vom Nordberg und vom Steinberg beschossen wurden, begannen mit dem Einmarsch in die Außenbezirke. Zwei Abgesandte des Rathauses nahmen sodann Kontakt mit einigen amerikanischen Offizieren auf. Die US-Amerikaner verlangten die Einstellung der deutschen Kampfhandlungen und das Heraushängen von weißen Fahnen. Nach telefonischem Kontakt mit dem Oberbürgermeister Goslars, begann die Fernsprechzentrale des Rathauses damit, Bürger telefonisch aufzufordern, eine weiße Fahne aus den Fenstern herauszuhängen.[19] Die US-Einheiten konnten in Folge kampflos[21] in die Innenstadt einrücken. Die Vertreter der Stadt vollzogen noch am Nachmittag mit US-amerikanischen Offizieren im Rathaus die Übergabe Goslars. Andernorts in Deutschland wurde der Krieg noch bis Anfang Mai fortgesetzt. Er endete letztlich am 8. Mai mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht.[19]

Nach 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Goslar zur Britischen Besatzungszone. Die britische Militärverwaltung richtete zur Unterbringung sogenannter Displaced Persons (DP) ein DP-Lager ein, das von dem Team 2913 der UNRRA betreut wurde.

Die zahlreichen Flüchtlinge machten eine Erweiterung der Stadt nötig. Ihre Grenzlage zur Sowjetischen Besatzungszone hin hemmte das Gewerbe, bescherte andererseits der Stadt jedoch die Zonenrandförderung und Garnisonen des Bundesgrenzschutzes und der Bundeswehr.

Vom 20. bis 22. Oktober 1950 fand in Goslar der erste Bundesparteitag der CDU statt. Unter dem Motto „Einigkeit und Recht und Freiheit“ wurde dort die CDU Deutschlands gegründet; Konrad Adenauer wurde am 21. Oktober mit 302 von 335 Stimmen zum Parteivorsitzenden gewählt. Goslar hatte sich als Tagungsort gegen Berlin, Frankfurt und Heidelberg durchgesetzt.[22]

Bemerkenswert war 1953 die hohe Anteilnahme der Stadt Goslar an der Trauerfeier des ehemaligen NS-Reichsbauernführers Walther Darré auf dem Friedhof Hildesheimer Straße am 9. September 1953: Neben ehemaligen NS-Größen wie Hartwig von Rheden nahmen mehrere hundert Goslarer Bürger, aber auch ihr Oberbürgermeister Alexander Grundner-Culemann mit Oberstadtdirektor Helmut Schneider an der Beerdigung teil. Die Stadt übernahm sogar die Begräbniskosten.[23]

In den 1960er und 1970er Jahren kamen die ersten südeuropäischen Gastarbeiter nach Goslar. Sie arbeiteten vor allem bei den Herrenbekleidungswerken Odermark[24] und den 'Unterharzer Berg- und Hüttenwerken', später Preussag AG Metall.

1972 verlor Goslar durch die Eingliederung in den Landkreis Goslar seinen Status als kreisfreie Stadt. Mit der Grenzöffnung 1989 und der Wiedervereinigung 1990 rückte Goslar wieder mehr in die Mitte Deutschlands.

Das Erzbergwerk im Rammelsberg (635 m ü. NN) wurde 1988 stillgelegt. Dank der Bestrebungen einzelner Bürger und der Denkmalschutzbehörden ist es gelungen, das Bergwerk nahezu originalgetreu zu erhalten und zu einem Museum auszubauen. Der seinerzeit zuständige Bezirkskonservator Reinhard Roseneck arbeitete darüber hinaus einen Antrag aus, das Erzbergwerk Rammelsberg zusammen mit der Altstadt von Goslar als Weltkulturerbe anzuerkennen; dieser wurde dann 1992 vom Welterbekomitee akzeptiert. 2010 wurde das Weltkulturerbe um die verschiedenen Anlagen des Oberharzer Wasserregals erweitert.

Mitte der 1990er Jahre schlossen die beiden Kasernen des Bundesgrenzschutzes. Auch die französische Kaserne wurde aufgegeben.

Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den Titel „Ort der Vielfalt“.

2010 wurde auch die Bundeswehrkaserne geschlossen. Am 17. Juni 2010 wurde in der ehemaligen Rammelsberg-Kaserne das 'Energie-Forschungszentrum Niedersachsen am Energie-Campus Goslar' eröffnet.[25]

Im Juli 2017 erlebte Goslar das stärkste Hochwasser seit Jahrzehnten. Laut Oberbürgermeister Oliver Junk habe die Stadt „eine solch dramatische Hochwasserlage … seit 70, 80 Jahren nicht erlebt“.[26]


Text: Wikipedia

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