Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“

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Die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNMl „3WK“) ist die älteste Freimaurer-Großloge in Deutschland. Sie wurde am 13. September 1740 in Berlin gegründet.[1] Sie ist eine der acht regulären Freimaurer-Großlogen, die bis 1935 im Deutschen Reich existierten. Sie unterbrach 1935 zwangsweise ihre Arbeit und wurde 1946 reaktiviert. Ihre größte Verbreitung hatte sie 1933 mit 22.700 Mitgliedern in 177 Logen. Seit 1970 ist sie Mitglied der Vereinigte Großlogen von Deutschland – Bruderschaft der Freimaurer .

Reklamemarken

Geschichte

Friedrich der Große wurde noch als Kronprinz und ohne Wissen seines Vaters in der Nacht vom 14. auf den 15. August 1738 durch Hamburger Freimaurer in Braunschweig in den Bund der Freimaurer aufgenommen. Er lud Baron von Oberg und den Schriftsteller Freiherr von Bielfeld, die maßgeblich an seiner Aufnahme beteiligt waren, nach Schloss Rheinsberg ein, um dort unter dem Vorsitz von von Oberg die Loge La loge première/La loge du Roi notre grand maître (deutsch: Die erste Loge / Die Loge des Königs unseres großen Lehrers) einrichten zu können. Nach seiner Thronbesteigung führte er selbst die Loge weiter und hielt am 20. Juni 1740 in seinen Privaträumen im Schloss Charlottenburg die erste Arbeit ab.

Gründung

Da die Loge La Première den Mitgliedern des preußischen Königshofs und dem Adel vorbehalten war,[2] bestand das Bedürfnis nach der Errichtung einer „bürgerlichen“ Loge. So erteilte Friedrich II seinem Sekretär, dem Geheimen Rat Charles-Etienne Jordan (1700–1745) die Genehmigung zur Gründung einer Loge.[3] Jordan hatte in Genf Theologie studiert und war einer der engsten Berater Friedrich II.[4] Als Gründungsdatum der Großloge gilt der 13. September 1740. An diesem Tag bildeten ihre in Berlin lebenden Mitglieder unter Federführung des Geheimen Rats Charles-Etienne Jordan mit Genehmigung des Königs in einem in der Brüderstraße 39 befindlichen Gasthof die Freimaurer-Loge Aux trois Globes (deutsch: Zu den drei Weltkugeln) nach dem Vorbild der Großloge von England. Als Friedrich II im selben Jahr zum ersten schlesischen Krieg abreiste, wurde die Loge La loge première aufgelöst und ihre Mitglieder traten zur neuen Loge über.

Name und Wappen

Das Wappen der Loge zeigt drei gleiche Globen oder Erdkugeln, jede ist von einem schräg laufenden Ring umgeben und liegt in einem Gestell, das auf drei Füßen steht. Sie stellen einen Himmelsglobus, einen Erdglobus und eine Armillarsphäre dar. Die drei Erdkugeln stehen auf einem musivischen Pflaster in einem Dreieck, dessen Spitze nach oben gerichtet ist. Friedrich der Große nahm vermutlich Bezug auf das Fürstenwappen der Medici. Es ist ein Hinweis auf die unter ihrem Protektorat entstandenen gelehrten Gesellschaften sowie auf Platons Erklärung der Welt als eine einzige im Raum schwebende Kugel.[5][6] Über 850 Symbole der Loge sind am Alten Rathaus in Bielefeld verbaut worden.[7]

Anerkennung durch die englische Großloge

Eine Konstitutionspatent (Stiftungsurkunde) von der englischen Großloge erhielt die Loge nicht.[Anm. 1] Jedoch entsprachen die Logenvorschriften im Wesentlichen denen der Großen Loge von Hamburg und damit dem englischen Vorbild. Ferner bestand zwischen der englischen Großloge und der GNMl „3WK“ freimaurischer Verkehr, was einer Anerkennung durch die englische Gr0ßloge gleichkommt. Am 24. Februar 1741 wurde Friedrich Sebastian Wunibald Truchsess zu Waldburg in Begleitung von Jakob Friedrich von Bielfeld anlässlich einer diplomatischen Reise nach London in die englische Großloge eingeführt. Am 19. März 1741 nahmen beide an einem großen Maurerfest teil. Nach seiner Rückkehr überbrachte von Bielfeld die Grüsse der englischen Brüder die erklärt hätten, durch Einladung dieser Brüder „(…) den königlichen Bruder von Preußen (gemeint war Friedrich II) und seine Logen ehren zu wollen, ihn, der als natürlicher Großmeister in seinen Staaten, selbst Logen zu konstituieren berechtig sei.“[8][9]

Gründung von Tochterlogen

Die Loge stiftete nach der Sitte ihrer Zeit in den kommenden Jahren selbst Logen. So in Meiningen („Zu den drei Kompassen“), Frankfurt an der Oder („Zum aufrichtigen Herzen“), Breslau („Zu den drei Gerippen“), Dresden („Zu den drei Schwänen“) und sogar in dem damals unter preußischer Herrschaft stehenden Neuchâtel in der Schweiz („Zu den drei Adlern“).[10] Am 24. Juni 1744 nahm sie daher den Namen Große Königliche Mutterloge zu den drei Weltkugeln an und änderte diesen schließlich am 5. Juli 1772 in Große National-Mutterloge der Preußischen Staaten. Am 9. Dezember 1754 gründete sie die Loge La petite loge de la Concorde (deutsch: Kleine Loge Zur Eintracht), die bis heute unter dem Namen „Zur Eintracht“ arbeitet.[11]

Gründung einer Schottenloge

Am 30. November 1742, dem Andreastag, gründeten Freimaurer der Loge mit ihrer Genehmigung „(…) für das Emporstreben der jüngeren Brüder zur höheren oder sogenannten schottischen Maurerei (…)“ die Schottenloge[Anm. 2] L´Union.[12] Zum Meister vom Stuhl (Maître de la Loge) wurde Jacobo Fabris gewählt.[13][14]

Strikte Observanz

Am 5. März 1767 trat die (Schotten-) Tochterloge L’Union der Strikten Observanz bei, einem stark auf Elementen des Templerordens und einer klerikalen Ordnung beruhenden Lehrsystem. Die GNML („3WK“) schloss sich dem an. Der Anschluss stieß teilweise auf Widerstand der anderen Tochterlogen. So arbeiteten lediglich zehn der 31 Mitglieder der Tochterloge Zur Eintracht in den Hochgraden. 21 Mitglieder ließen sich nicht rektifizieren.[15] Bereits 1778 begann die GNML „3WK“ sich inoffiziell von der Strikten Observanz zurückzuziehen. Am 5. Juli 1779 fasste sie den förmlichen Beschluss, dass sie und die ihr angeschlossenen Logen nicht mehr die Hochgrade der Strikten Observanz bearbeiten werden. Eine förmliche Trennung von der Strikte Obzervanz erfolgte aus Rücksicht auf Herzog Ferdinand von Braunschweig, dem „Magnus superior ordinis per Germaniam inferiorem“ (Großmeister aller schottischen Logen) und Schwager Friedrich II noch nicht.[16] Nach dem Wilhelmsbader Kongress von 1782, der das Ende der Strikten Observanz einläutete, trat sie am 10. November 1783 offiziell von der Strikten Observanz zurück und erklärte sich für unabhängig. Sie nahm ein so bezeichnetes „rektifiziertes System“[Anm. 3] an. Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Nach dem Ersten Weltkrieg stand die Freimaurerei in Deutschland im Spannungsfeld zwischen der freimaurerfeindlichen Propaganda der Nationalsozialisten, welche auf ein Verbot der Freimaurerei hinwirkte und ihrem eigenen staatstragenden Charakter. Begünstigt wurde die Haltung der GNML (3WK) durch eine zunehmende national-konservative, teilweise gar völkischen Gesinnung innerhalb ihrer Tochterlogen. Ein Sammelbecken dieser völkischen Bestrebungen waren der „Wetzlarer Ring“ und der „Bielefelder Ring“ , beide 1925 von Tochterlogen der GNML (3WK) gegründet.[17]

Das Verhältnis gegenüber dem Staat wird in der Freimaurerei durch die Alten Pflichten als staatstragend geregelt.

„II. Von der obersten und den nachgeordneten staatlichen Behörden

Der Maurer ist ein friedliebender Bürger des Staates, wo er auch wohne oder arbeite. Er darf sich nie in einen Aufstand oder eine Verschwörung gegen den Frieden oder das Wohl seiner Nation verwickeln lassen und sich auch nicht pflichtwidrig gegenüber nachgeordneten Behörden verhalten. (…) Sollte nun ein Bruder zum Rebellen gegen die Staatsgewalt werden, so darf man ihn in seiner aufrührerischen Haltung nicht bestärken, (…). Obwohl die Bruderschaft in Treue zum Gesetz seine Empörung ablehnen soll und muß und der bestehenden Regierung keinen Anlaß und Grund zu politischer Verdächtigung geben darf, kann sie ihn, wenn er keines anderen Verbrechens überführt ist, nicht aus der Loge ausschließen; seine Bindung an sie bleibt unauflöslich.“

– Alte Pflichten[18]

Eine offene Opposition war daher von den Freimaurerverbänden nicht zu erwarten. Soweit es sie dennoch gab, beruht dies auf dem Engagement Einzelner. Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten zogen sich andere freimaurerische Verbände aus dem Deutschen Reich zurück. Die Allgemeine Freimaurerliga und die Symbolische Großloge von Deutschland stellten ihre Arbeit ein. Der Schottische Ritus suspendierten seine Arbeit im Deutschen Reich.

Die GNML „3WK“ versuchte, wie auch die beiden anderen altpreußischen Großlogen, die nationalsozialistischen Machthabern von ihrer Staatstreue zu überzeugen, um auf diese Weise einem Verbot zu entgehen. Sie entfernte sich dabei zunehmend von ihren freimaurerischen Grundlagen. Sie trat zusammen mit den beiden anderen altpreußischen Großlogen 1922 aus dem Deutschen Großlogenbund aus, weil sie „(…) mit der pazifistischen, auf Versöhnung und internationale Kooperation ausgelegte Haltung des Deutschen Großlogenbundes nicht übereinstimmte“.[19] Am 16. Februar 1924 wurde die gemeinsame Erklärung der drei altpreußischen Großlogen veröffentlicht. Darin wurde festgestellt, dass nur Christen in einer Freimaurerloge aufgenommen werden können und die Logen keine Beziehungen zu Logen der Siegermächte des Ersten Weltkrieges unterhalten wurden. Eine Streichung des Wortes Freimaurer aus dem Namen der Großloge lehnte zumindest für die GNML „3WK“ ihr Nationalgroßmeisters Karl Habicht noch ab.[20] Jedoch überwogen die nationalen Mitglieder und Karl Habicht musste als Nationalgroßmeister zurücktreten, weil er „nicht mehr das Vertrauen der Mehrheit der Tochterlogen“ hatte. Sein Nachfolger Otto Bordes änderte den Namen der GNML („3WK“) in Nationaler christlicher Orden Friedrich der Große.[21] Innerlich wurden alle typisch freimaurerischen Elemente verändert oder gestrichen. Die Schurze wurden abgeschafft, der Tempel Salomos in den „Deutschen Dom“ oder das Straßburger Münster umgestaltet, die Hiramslegende durch die Baldersage ersetzt. Jedoch konnten alle diese Maßnahmen ein Verbot der Freimaurerei nicht verhindern. Das Reichsministerium des Innern wies die Großlogen an, bis spätestens 21. Juli 1935 für sich und ihre Tochterlogen die Liquidationsverfahren einzuleiten. 1934 wurde das Logenhaus in der Splittgerbergasse durchsucht und Otto Bordes wurde von der Gestapo verhaftet und einige Monate lang im KZ Columbiahaus festgehalten.

Wiederaufnahme der Arbeit nach 1945


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Große National-Mutterloge bereits 1946 reaktiviert. Am 18. Mai 1946 hat die amerikanische Besatzungsbehörde in ihrem Sektor den Freimaurern die Aufnahme ihrer Arbeit genehmigt. Ihr Wirkungsgebiet beschränkte sich zunächst auf den Amerikanischen Sektor in Berlin. Dabei ging ihr ein erheblicher Teil ihrer Tochterlogen verloren. Insgesamt 42 Logen der GNML „3WK“, insbesondere diese außerhalb Westberlins schlossen sich der 1949 gegründeten Vereinigten Großloge an, nur fünf Logen in der Bundesrepublik blieben ihrer Großloge treu und warteten auf deren dortige Zulassung.

Als nationale Vertretung gegenüber ausländischen Großlogen wurde 1958 die Vereinigten Großlogen von Deutschland – Bruderschaft der Freimaurer gegründet. Die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ trat erst 1970 der Vereinigung bei.[22]


Text: Wikipedia

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