Haus am Werderschen Markt

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Haus am Werderschen Markt

Das Haus am Werderschen Markt ist ein Gebäude im Berliner Ortsteil Mitte, das 1934–1940 als Erweiterungsbau der Reichsbank errichtet und seither als Regierungsgebäude genutzt wurde. Während seiner langen Nutzungsgeschichte beherbergte es unter anderem Räume der Reichsbank, das Zentralkomitee der SED und seit 1999 – ergänzt durch den 1997–1999 errichteten Neubau – das Auswärtige Amt.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zur Reichsbank.

Siegelmarken

Reklamemarken

Allgemeines

Das Haus am Werderschen Markt wurde 1934–1940 als Erweiterungsbau der damals auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Reichsbank errichtet und war mit dieser durch einen Übergang über die Straße im ersten Geschoss verbunden. Es ist – gemessen am umbauten Raum – mit 550.000 m³ nach dem ehemaligen Flughafen Tempelhof das zweitgrößte Gebäude Berlins. Es liegt westlich der Spree auf dem Friedrichswerder, einem der ältesten Stadtteile Alt-Berlins; dieser Teil der Stadt beherbergt seit der Zeit Friedrich Wilhelms I. verschiedene Staats- und Regierungsinstitutionen.

Der namensgebende Werdersche Markt (Markt auf dem Werder) ist in seiner ursprünglichen Form nicht mehr erhalten. In unmittelbarer Nähe zum Gebäude befindet sich die Friedrichswerdersche Kirche.


Geschichte

Bereits 1913 hatte die Reichsbankdirektion unter Rudolf E. A. Havenstein mit dem Erwerb verschiedener Grundstücke auf dem Friedrichswerder zwecks der Errichtung eines Erweitungsbaus begonnen, während allerdings mit der Planung besagten Erweitungsbaus erst 1932 begonnen wurde.

Im gleichen Jahr (1913) erstellte Reichsbankbaudirektor Heinrich Wolff mehrere Pläne für den Erweiterungsbau der Reichsbank. In Anbetracht der Wichtigkeit des bevorstehenden Bauvorhabens beschloss die Reichsbankdirektion im Jahr 1933, einen geladenen Wettbewerb auszuschreiben. Unter den Teilnehmern waren namhafte Architekten aus ganz Deutschland, sowohl Vertreter der Moderne wie Walter Gropius, Otto Haesler, Mies van der Rohe, und Hans Poelzig als auch Konservative wie German Bestelmeyer, Wilhelm Kreis und Heinrich Tessenow sowie NSDAP-Aktivisten wie Kurt Frick und Pinno & Grund. Adolf Hitler entschied persönlich, dass die Pläne Wolffs ausgeführt werden sollten.

1934 erfolgte in einer feierlichen Grundsteinlegung durch Hitler mit 6000 Gästen, darunter unter anderem die NS-Politiker Joseph Goebbels, Hermann Göring und Wilhelm Frick. Nach sechs Jahren Bauzeit wurde der Bau 1940 fertiggestellt und somit der Reichsbank unter Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht übergeben, der als Hauptaufgabe der Reichsbank in erster Linie die Finanzierung des Zweiten Weltkriegs verstand.

Das zum Jahreswechsel 1939/1940 fertiggestellte Gebäude enthielt im Erdgeschoss drei Kassenhallen, in den Obergeschossen die Büros und Verwaltungsräume und in den drei Tiefgeschossen sollten Tresor- und Sicherheitstrakte zur Verfügung stehen. Die Büros des Vorstandes verblieben im bisherigen Reichsbankgebäude auf der anderen Seite der Kurstraße; es war vorgesehen, dass sie später in einen weiteren Neubau, den sogenannten Nordblock, der allerdings nie gebaut wurde, umziehen sollten.


Vom Stadtkontor zum Haus der Parlamentarier (1945–1990)

Obwohl durch Kriegsschäden stark in Mitleidenschaft gezogen, blieben dank der robusten Bauweise des Gebäudes große Teile der Gebäudestruktur weitestgehend erhalten, sodass bereits kurz nach dem Krieg das Berliner Stadtkontor – eine von den Alliierten eingerichtete Dienststelle, die Bankfunktionen übernahm – Räume im ehemaligen Erweiterungsbau der Reichsbank beziehen konnte. 1949 musste dieser aber die Räume verlassen, da an seiner Stelle das Finanzministerium der DDR einen Großteil des Gebäudes bezog.


Zentralkomitee der SED und Haus der Parlamentarier (1959–1990)

Im Jahr 1959 zog das Zentralkomitee (ZK) der SED ein und begann mit großen Umbaumaßnahmen. So wurden beispielsweise die ehemaligen Kassenräume aus Reichsbank-Zeiten, die bisher noch erhalten geblieben waren, zu Fest- und Kongresssälen umgebaut. In den Obergeschossen zogen die Arbeitsräume der Mitarbeiter des ZK ein und im Zentrum der Fensterfront wurde das Arbeitszimmer des Generalsekretärs eingerichtet.

Aufgrund der herausgehobenen Machtstellung des Zentralkomitees beherbergte das Haus am Werderschen Markt zwischen 1959 und 1990 nicht nur das ZK, sondern bildete auch das politische Machtzentrum der DDR.

Nachdem es 1989 in der DDR zu erheblichen Bürgerprotesten gekommen war und somit die politische Wende eingeleitet wurde, wurde erstmals eine freie Volkskammer gewählt. Das Haus am Werderschen Markt beherbergte während der Tagungszeit die Arbeitsräume der Volkskammerabgeordneten, weshalb es offiziell in Haus der Parlamentarier umbenannt wurde.

Im Großen Sitzungssaal des Hauses der Parlamentarier wurde 1990 der Einigungsvertrag angenommen, der die Wiedervereinigung Deutschlands formal besiegelte.


Auswärtiges Amt (seit 1999)

Seit 1999 bildet das Haus am Werderschen Markt zusammen mit dem Neubau des Ministeriums (errichtet 1997–1999), die über einen Hof verbunden sind, den Hauptsitz des Auswärtigen Amtes.

Im zweiten Geschoss des Hauses am Werderschen Markt befindet sich nun das Ministerbüro. In den Tiefetagen sind die Räume des Politischen Archivs des Ministeriums untergebracht. Generalplaner für die Umbauarbeiten war Hans Kollhoff. Ziel des Umbaus war es, einerseits die Geschichte nicht zu übertünchen und Elemente aus der Vergangenheit des Baus sichtbar zu lassen, andererseits aber auch neue Akzente zu setzen. Dies geschah unter anderem durch großflächige Arbeiten des Künstlers Gerhard Merz.



Text: Wikipedia

Unteres Bild: Wikipedia/Bettenburg

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