Idstein

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Idstein ist eine Stadt im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Idstein.

Geschichte

Von der frühen Besiedlung des Idsteiner Landes zeugen sowohl die Ringwallanlage Nack wie auch der Burgstall der Burg Holdersberg. Beide Anlagen werden durch Experten auf das Frühmittelalter datiert.

Idstein selbst wurde bekanntermaßen im Jahr 1102 erstmals urkundlich als „Etichenstein“ erwähnt und erhielt im Jahr 1287 von Rudolf von Habsburg die Stadtrechte. Neben dem Hexenturm im Bereich der alten Nassauer Burg besitzt die Stadt einen mittelalterlichen Stadtkern mit vielen Fachwerkbauten. Das älteste erhaltene Wohnhaus stammt von 1410.

Von der urkundlichen Ersterwähnung bis zum Jahr 1721 war Idstein mit Unterbrechungen Residenz der Grafen von Nassau-Idstein und anderer nassauischer Linien. Der Besitz der Nassauer wurde mehrfach unter den Erben aufgeteilt und nach dem Aussterben einzelner Linien wieder zusammengeführt; so gab es von 1480 bis 1509 eine ältere Linie Nassau-Idstein, später wieder mit Nassau-Wiesbaden und Nassau-Weilburg zusammengeführt, und von 1629 bis 1721 eine jüngere Linie Nassau-Idstein.

Im 17. Jahrhundert war Idstein Schauplatz von Hexenprozessen unter dem protestantischen Grafen Johannes von Nassau und Idstein (1603–1677). Zu den 39 Getöteten gehörten die Sonnenberger Pfarrersfrau Elisabeth Hoffmann und Cäcilie Zeitlose Wicht, Frau des Pfarrers Johannes Wicht aus Heftrich.[6] Die Opfer der Hexenverfolgungen in Idstein wurden erst 2014 durch das Stadtparlament einstimmig moralisch-sozialethisch rehabilitiert.[7]

Im Jahr 1721 fiel Idstein an Nassau-Ottweiler, 1728 an Nassau-Usingen. Es verlor so seinen Status als Residenzstadt, wurde aber Sitz des nassauischen Archivs und eines Oberamts (siehe Amt Idstein).

Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Residenzschloss wird von der Pestalozzischule als Schulgebäude genutzt, ergänzt durch zwei Neubauten unterhalb des Schlosses. Innenstadt von Idstein 1960

Ab Herbst 1806 war die Stadt Idstein Teil des Herzogtums Nassau, das 1866 von Preußen annektiert wurde. Vom Ende des 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Idstein Standort einer bedeutenden Lederindustrie. Während des Zweiten Weltkriegs waren in den Lederfabriken viele Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. 1959 wurde die dominierende Fabrik inmitten der Innenstadt aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. 1956 hatte ein verheerendes Hochwasser die Fabrik überschwemmt. Das Gelände direkt am Rand der Altstadt blieb lange unbebaut und wurde bis in die 1980er Jahre als Parkplatz genutzt. Heute stehen dort neue Geschäfts- und Apartmenthäuser um den Löherplatz, der zugleich die Funktion eines Marktplatzes übernommen hat. Im Ortsteil Ehrenbach ist eine Lederfabrik übrig geblieben. Im 19. Jahrhundert wurden in Idstein beim Spritzenfabrikant E. Roth Feuerspritzen hergestellt, welche insbesondere im nassauischen Gebiet eingesetzt wurden.[8]

Die Heilerziehungsanstalt Kalmenhof in Idstein war in das nationalsozialistische „Euthanasie“-Programm einbezogen: Bei der Aktion T4 diente der Kalmenhof als Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar. Nach dem Ende der Vergasungen in Hadamar aufgrund öffentlicher Proteste vor allem aus den Kirchen wurde am Kalmenhof im Zuge der Aktion Brandt selbst gemordet; die Patienten wurden hier durch unter anderem Medikamentenvergiftungen getötet. Die genauen Opferzahlen sind bis heute unbekannt, Schätzungen belaufen sich auf etwa 1000 Tote. Maßgebliche Verantwortung hatte hier die Ärztin Mathilde Muthig (auch als Mathilde Weber bekannt).

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in Idstein verwüstet. Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933–1945) verzeichnet namentlich 20 jüdische Einwohner Idsteins, die deportiert und größtenteils ermordet wurden.[9] Am 14. November 2014 wurden die ersten sieben Stolpersteine zu ihrer Erinnerung in Idstein verlegt.

Auch aus den 1950er und 1960er Jahren sind mittlerweile Berichte über Misshandlungen von schutzbefohlenen Jugendlichen am Kalmenhof bekannt geworden.[10][11]


Text: Wikipedia

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